Der Sommernachtsmörder. Marianne Berglund

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Sommernachtsmörder - Marianne Berglund страница 3

Автор:
Серия:
Издательство:
Der Sommernachtsmörder - Marianne Berglund

Скачать книгу

jedoch in der Ferne.

      Erst, als sie endlich zu Hause war und unter die Decke kroch, hörte der Regen auf. Endlich, dachte sie. Sie schaltete die Nachttischlampe aus, und das Zimmer wurde von der Straßenlaterne draußen beleuchtet. Die Stille nach dem Regen war angenehm.

      Es war schon lange nach Mitternacht. Die Frau und der Mann saßen im Garten hinter dem Haus. Auf dem Tisch stand eine brennende Kerze. Die Mittsommernacht war in den Mittsommertag übergegangen, und die Wolken am Himmel lockerten sich langsam auf.

      »Du bist lange weggeblieben«, sagte die Frau.

      Der Mann sah sie an, sie konnte seinen Blick nur ahnen. Glaubte zu sehen, wie er auswich. Aber sicher war sie sich nicht.

      »Ich war hier«, sagte er. »Unten im Schuppen.«

      »Da war kein Licht«, sagte sie. »Hast du im Dunkeln gesessen? Was hast du gemacht?« Sie sah seine Hände an. »Hast du gemalt?«

      »Gemalt?«, fragte er überrascht.

      »Ja. Hast du?«

      »Nein, heute Abend nicht. Wieso fragst du?«

      »Nur so. Hat mich eben interessiert.«

      Sie ließ sich in den Holzstuhl zurücksinken.

      »Das hier ist der längste Tag im Jahr«, sagte sie. »Oder die kürzeste Nacht.«

      »Nicht ganz«, sagte er.

      »Wie meinst du das?«

      »Der längste Tag im Jahr ist schon drei Tage her.«

      »Seltsam«, murmelte sie.

      Wieder glitt ihr Blick zu seinen Händen.

      »Was denn?«

      »Ich dachte ... ich meine, ich bin einfach nicht auf die Idee gekommen, dass du dort unten sitzen könntest.«

      »Ich aber«, sagte er.

      Sie schaute zum Himmel hoch.

      »Das Gewitter ist jetzt vorbei, du kannst ganz beruhigt sein, das Unwetter hat sich verzogen.«

      Erst nach vier Tagen beschloss Evelina Palm, in Erfahrung zu bringen, was eigentlich passiert war. Wohin der Typ verschwunden war. Erst am Dienstagmorgen also schluckte sie ihren Stolz hinunter und schaute auf dem Weg zur Arbeit an seinem Frisiersalon vorbei. Sie hielt die Hände wie Scheuklappen an ihre Schläfen und schaute durch das Fenster. Drinnen war alles leer. Kein Mensch zu sehen, Stühle und Spiegel im Dunkeln. An der Tür hing ein weißer Zettel mit der Aufschrift »Geschlossen«, er hing an zwei dünnen weißen Fäden.

      Evelina Palm wollte an diesem Morgen nicht zu spät in den Laden kommen, in dem sie für einen ihrer Ansicht nach erbärmlichen Lohn arbeitete. Gelinde gesagt. Die Gewerkschaft hätte getobt, aber Evelina Palm war nun einmal kein Mitglied irgendeiner Gewerkschaft, weil sie fand, es gebe wichtigere Dinge im Leben. Außerdem war gerade das eine Voraussetzung dafür gewesen, dass sie diesen Job bekommen hatte. Mieses Gehalt für einen miesen Job. Aber sie biss die Zähne zusammen, Arbeitsstellen wuchsen zur Zeit ja nicht auf den Bäumen.

      Jetzt hatte sie lange genug wie eine Idiotin vor dem Laden gestanden und die silbernen Mobiles angestarrt, die an ihren Plastikfäden still hinter dem Fenster des Frisiersalons hingen. Sie hatte überhaupt nicht damit gerechnet, dass hier geschlossen sein würde, als sie diesen Umweg geplant hatte. Sie hatte zur Tür hineinschauen und hallo sagen wollen. Einfach so. Und Jonas hätte sich dann eilig und überrascht umgedreht, mit einer Erklärung auf der Zunge, die er nicht laut aussprechen konnte, weil Kundschaft in dem Stuhl saß, hinter dem er mit Schere, Kamm und Haarspray in der Hand gerade stand. Evelina hatte nur hallo sagen wollen, hier bist du also, wir haben uns ja doch gefragt, was aus dir geworden ist, und dann wäre sie gegangen, mit einem munteren Lächeln vorbei an seinem Fenster mit den silbernen Scheren, und hätte ihn mit offenem Mund dort stehen lassen. Das wäre ihm recht geschehen. Er konnte ruhig ein schlechtes Gewissen haben, nachdem er das Fest verlassen hatte, ohne ihr auch nur ein Wort zu sagen.

      Aber es war anders gekommen.

      Evelina Palm überkam das unangenehme Gefühl, dass hier etwas nicht stimmte. Konnte ihm etwas passiert sein? Es war doch seltsam, dass er sich so gar nicht bei ihr gemeldet hatte. Und dass er nun auch nicht im Laden war. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass er etwas über einen Urlaub gesagt hätte. Einige Minuten lang trat sie vor seiner Tür von einem Fuß auf den anderen, aber das führte nur dazu, dass sie noch viel später in den verdammten Laden kommen würde, wo alles viel zu schweineteuer war, um irgendwelche Kundschaft anzulocken.

      Sollte sie etwas unternehmen? Die Polizei anrufen? Sie setzte sich in Bewegung und ihre Absätze klapperten über den Asphalt. Allerdings kannte sie ihn eigentlich nicht sonderlich gut, und sie hatte keine Ahnung von seinem sonstigen Bekanntenkreis. Und deshalb, beschloss sie und hob den Kopf, als sie in einem Schaufenster ihr Spiegelbild entdeckte, deshalb wäre es doch idiotisch, ihn als vermisst zu melden. Die Sache an die große Glocke zu hängen. Wo er doch vermutlich einfach nur verreist war. Ja, sie hatte sich einfach in ihm getäuscht, das stand jetzt fest.

      Aber dennoch.

      Etwas machte Evelina Palm zu schaffen, und sie begriff nicht, warum. Auch später an diesem Tag, als sie in dem rot tapezierten Laden hinter dem Tresen stand, ohne auch nur ein einziges Kleidungsstück verkauft zu haben, obwohl es schon nach drei war, als sie also dort stand und ihre frisch gefeilten Nägel betrachtete, hier einen Rest wegblies und dort ein wenig überflüssigen Nagellack wegkratzte, war dieses Gefühl des Unbehagens nicht verschwunden. Sondern eher noch gewachsen. Es war leichter gesagt als getan, einen kühlen Kopf zu behalten, wenn man acht Stunden lang nichts anderes zu tun hatte, als Kleiderbügel zu sortieren, Leuten am Telefon klarzumachen, dass sie die falsche Nummer erwischt hatten, und sich unter dem Neonlicht über dem Tresen die Nägel zu feilen und zu lackieren.

      Um fünf Uhr fühlte Evelina Palm sich so wenig wohl in ihrer Haut, dass sie beschloss, den Laden dichtzumachen und nach Hause zu gehen. Wenn wider Erwarten die Besitzerin vorbeischaute, konnte sie ja immer noch Kopfschmerzen vorschützen. Sie strich ihren kurzen Rock glatt, zupfte ein Haar weg und beschloss, auf demselben Weg nach Hause zu gehen, auf dem sie hergekommen war, vorbei an Jonas’ Frisiersalon.

      Als sie zum zweiten Mal an diesem Tag am Salon Klipp-it vorbeikam, konnte sie nur feststellen, dass sich seit dem Morgen anscheinend nichts geändert hatte. Sie wollte schon weitergehen, als ihr doch etwas auffiel. Nur eine Kleinigkeit, aber seltsam war es eben doch. Der handgeschriebene Zettel hing nicht mehr an der Tür. Als sie durch das Fenster schaute, sah sie ihn auf dem Boden liegen.

      Hier stimmt etwas nicht, dachte sie. Eigentlich hatte sie mittlerweile beschlossen, den Typen als Trottel abzuhaken und auf ihn zu pfeifen. Aber die Sache ging ihr nicht aus dem Kopf, saß wie ein unangenehmes Kitzeln in ihrem Rücken – das Gefühl, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zuging.

      2

      Es war noch deutlich vor sechs am Freitag, dem 29. Juni, als Kriminalinspektor Erik Sander seine Jacke von der Stuhllehne nahm, um nach Hause zu gehen. Er freute sich, weil er so früh fertig war, dass er sich auf dem Heimweg nicht beeilen musste. Dieses eine Mal, dachte er, und schob die Arme in die Jacke.

      Dann hörte er ein leises Klopfen an der Tür.

      Mit der Aktentasche schon in

Скачать книгу