Der Sommernachtsmörder. Marianne Berglund

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Der Sommernachtsmörder - Marianne Berglund

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alles begonnen hatte, und dass diese Stille die Ursache dafür gewesen sei, dass alles so wurde, wie es eben geworden war.

      3

      Auf dem Hof herrschte trübes Dämmerlicht, als Rebecka die Haustür hinter sich ins Schloss fallen ließ. Krach. Es war immer so laut. Was sollte sie jetzt tun? Sie spielte mit dem glatten Hunderter in ihrer Tasche herum. Leicht verdientes Geld, wirklich, auf diese Weise würde sie gern weiterhin bei Henrietta babysitten. Das war doch der pure Traumjob.

      Vielleicht sollte sie in die Stadt fahren und sich ein Eis oder einen Hamburger kaufen. Ihre Mutter musste an diesem Abend arbeiten, und dann war sie nie vor zehn zu Hause. Rebecka ging über den Bürgersteig. Überall Pfützen, die Laternen brannten schon, obwohl es doch mitten im Sommer war und der Himmel eigentlich hell sein müsste. Das Licht der Laternen spiegelte sich im Regenwasser wider, und der Asphalt sah schwärzer aus als sonst. Es gluckste unter ihren Schuhen.

      Plötzlich war sie da, die Katze. Ein mageres schwarzes Tier mit großen grünen Augen, die ebenso funkelten wie die Pfützen.

      Rebecka bückte sich.

      »Aber hallo, Miezekätzchen«, sagte sie. »Was machst du denn hier?«

      Die Katze rieb ihre Nase an Rebeckas Bein. Rebecka streichelte ihren Rücken und spürte durch das Fell die Rippen.

      Sie hob das Tier hoch. Leicht wie eine Tüte Zucker. Bereitwillig ließ die Katze sich in den Arm nehmen und fing an zu schnurren. Wie eine leise tickende Uhr, fand Rebecka.

      Als Rebecka die Katze dann auf den Boden setzte, um weiterzugehen, folgte das Tier ihr. Bis zur Bushaltestelle und dann wieder zurück. Denn nachdem sie eine Viertelstunde im Regen auf den Bus gewartet hatte, der sich offensichtlich verspätete, hatte sie keine Lust mehr, in die Stadt zu fahren. Schließlich war ihre Mutter nicht zu Hause, und das hieß, sie hatte die Wohnung für sich. Sie beschloss, in den Lebensmittelladen an der Ecke zu gehen und sich eine Tüte Chips zu kaufen.

      »Aber hier kannst du nicht mitkommen«, sagte Rebecka, als die Katze versuchte, ihr in den Laden zu folgen.

      Sie beeilte sich, nahm auch noch einen halben Liter Birnenlimonade mit, wo sie schon einmal da war. Geld hatte sie ja schließlich mehr als genug.

      Als sie aus dem Laden kam, war die Katze verschwunden. Rebecka lief über den Rasen. Summte vor sich hin. Spielte mit dem Gedanken, Anders anzurufen, konnte sich aber nicht dazu durchringen.

      Vor dem Haus spürte sie wieder diesen leichten Druck an ihrer Wade. Die Katze stand dort und starrte hilflos aus ihren funkelnden Augen zu ihr hoch. Ihre weiche Nase schnupperte vorsichtig an Rebeckas Jeans herum.

      Rebecka bückte sich und hob das Tier wieder hoch.

      »Du armes Vieh«, sagte sie. »Dann musst du eben mit reinkommen. Hast du vielleicht Hunger? Isst du gern Chips?«

      Unter dem feuchten schwarzen Fell vibrierte ein leises Schnurren, als sie die Katze die Treppen hochtrug.

      4

      Sie atmete auf. Ließ den Pinsel liegen. Er triefte vor Farbe. Ihr wurde schlecht.

      Mit dem aufgekrempelten Hemdsärmel wischte sie sich den Schweiß aus der Stirn und schaute über das Grundstück. Feucht und morastig war es dort, weich und sumpfig. Egal, wie lange die Sonne schien oder wie warm es war. Nie reichte die Wärme bis hierhin, es gab nur Nässe und noch mehr Nässe. Ihre Stiefel versanken bis zu den Knöcheln im Boden, es schwappte und saugte. Das Wasser gelangte überallhin und nahm die Toten mit sich.

      Sie hatte das getan, wozu sie gezwungen gewesen war. Aber danach hatte sie nicht schlafen können. Obwohl es nicht ihre Schuld war. Sie hatte ja geglaubt, nicht gewusst, aber war sich fast sicher gewesen. Jetzt wurde sie verfolgt von Träumen, die sie nicht loslassen wollten. Ab und zu legte sie den Kopf auf das gestreifte Kissen des Ausziehsofas, hatte aber Angst vor dem Einnicken. Solange sie wach war, hatte sie Kontrolle über das Unkontrollierbare, aber wenn sie einschlief, glitt ihr alles aus der Hand. Wie schon vorher, wie ein abrupt gekappter Faden. Nichts war noch so, wie es sein sollte, aber sie konnte nichts mehr daran ändern, und deshalb spielte es keine Rolle. Sie musste mit dem weitermachen, womit sie angefangen hatte.

      5

      »Nicht die Schuhe ausziehen.«

      »Wieso nicht?«

      »Es ist so verdammt kalt hier drinnen.«

      »Ha. Das glaubst du doch selbst nicht.«

      »Es ist auch staubig.«

      »Ist es überhaupt nicht. Hier gibt es nicht ein einziges Staubkorn. Warum kannst du nicht einfach zugeben, dass du die Schuhe schrecklich findest?«

      »Dann mach wenigstens nicht solchen Krach damit. Du weckst sonst das ganze Haus.«

      »Und wer ist das ganze Haus? Deine Mutter vielleicht?«

      Tobias gab keine Antwort, sondern sprang immer zwei Stufen auf einmal die Wendeltreppe hoch. Seine engen Jeans. An diesem Hintern gab es kein Gramm Fett, an seinem Bauch auch nicht. Er war einfach wunderbar schmal gebaut. Mit ein wenig Muskeln an den Oberarmen wäre er perfekt. Aber man konnte schließlich nicht alles haben. Andrea seufzte und stieg hinter ihm her die Treppe hoch.

      Seine Mutter schien zu schlafen, jedenfalls lag sie nicht oben auf der Lauer. So, wie Andreas Mutter das machte. Er schob die Tür zu einem Zimmer zu, bei dem es sich offenbar um das Schlafzimmer seiner Mutter handelte, und öffnete die Tür gegenüber.

      »Mein Zimmer«, sagte er, nahm sie am Arm und zog sie hinein. Dann schloss er auch diese Tür. So leise und vorsichtig er konnte, also mit einem leisen Knall. Tobias war niemand von der leisen Sorte.

      Er ließ sich auf das Bett sinken, auf dem eine beige Tagesdecke mit kleinen Karos lag. Sie setzte sich neben ihn, einen Meter von ihm entfernt, nicht zu nah.

      »Bestimmt hat deine Mutter das Bett gemacht.«

      »Nee, das war ich.«

      Tobias starrte mit leerem Blick die Wand an, wo ein Plakat hing, etwas Großes, Schwarzes, vielleicht ein Gesicht. Darunter war das Bild eines roten Motorrads befestigt. Er sprang wieder auf, lief zum CD-Player, drückte auf einige Knöpfe, und plötzlich dröhnte es aus den Lautsprechern.

      »Himmel, wird sie denn jetzt nicht wach?«

      »Ich hab doch die Tür zugemacht.«

      Er mimte einen Gitarristen und verdrehte die Augen zur Decke, schob die Hüfte vor und trat mit dem Absatz den Takt. Dann riss er plötzlich die Augen auf, als sei ihm etwas eingefallen, drehte die Musik ab, blieb stehen, starrte sie an.

      »Verdammt«, sagte er.

      »Was denn?«

      Er trat auf sie zu, streckte eine Hand aus, wie um ihre Schulter zu berühren. Ließ aber die Hand auf halber Strecke in der Luft hängen.

      »Du hast verdammt tolle Schuhe«, sagte er.

      »Ja«, sagte sie.

      »Scheiße, darin kann man sich

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