Der Sommernachtsmörder. Marianne Berglund

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Der Sommernachtsmörder - Marianne Berglund

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saßen schweigend und mit geraden Rücken nebeneinander. Sie sah seinen Mund an, der passte nicht so richtig in sein Zimmer, in ein typisches Scheißjungenzimmer, mit einem Computer auf dem Tisch vor dem Fenster und einer E-Gitarre auf dem Boden und einer schmutzigen Unterhose unter dem Bett, das hatte sie schon gesehen.

      Plötzlich drehte er sich zu ihr um, legte ihr die Hände auf die Schultern, presste seinen Mund auf ihren und dann war seine Zunge in ihrem Mund, drückte ihre Lippen auseinander, während er ein leises Keuchen ausstieß. Seine schweren und ein wenig trägen Hände waren auf ihre Brust hinuntergeglitten, hatten schon ihren Pullover hochgeschoben und wollten weiter. Er hatte den BH aufgehakt, ohne dass sie es auch nur gemerkt hatte, und jetzt spürte sie, wie der BH sich öffnete und wie seine Finger da waren und in ihre Brustwarzen kniffen. Au, hätte sie gern gesagt, aber das kam ihr jetzt fehl am Platz vor, es hätte einfach nicht gepasst. Er drückte sie aufs Bett, ließ sich neben sie gleiten, lag dann halb auf ihr, sie spürte etwas Hartes an ihren schwarzen Jeans und plötzlich fürchtete sie sich ein wenig, obwohl es auch zwischen ihren eigenen Beinen pochte, wusste nicht so ganz, ob sie das wirklich wollte. Er hatte ihr den Pullover über den Kopf gestreift, ihre langen Haare knisterten elektrisch, und jetzt würde wohl auch noch ihre Wimperntusche verschmiert werden.

      Sie wandte sich von seinem Mund ab, der schrecklich weich war, hatte das Gefühl, als sei ihr ganzes Gesicht mit Spucke beschmiert. Sie kicherte, begriff selbst nicht, woher dieses Kichern kam.

      »Du«, sagte sie.

      »Ja«, sagte er ein wenig atemlos und mit dem plötzlich so großen Mund ganz dicht an ihrem. Ehe sie noch mehr sagen konnte, hatte er seine Lippen wieder auf ihre gepresst und sie spürte, wie seine eine Hand sich unter ihren Hosenbund schob. Es wäre besser gewesen, zuerst die Knöpfe zu öffnen, aber das sagte sie nicht.

      Es war eng in ihrer Jeans und seine Hand wühlte sich mühsam vor. Sein Mund stand immer noch offen, als habe er plötzlich vergessen, dass er sie gerade küsste, sein Atem stank nach Bier. Ein Finger hatte sich zwischen ihre Beine geschoben, hatte dort aber kaum Platz.

      Dann fing der Finger an zu drücken und zu bohren. Sie schaute zur Decke hoch, und die Kanten der Tapeten waren grün. Sie war schweißnass. Himmel, er machte immer noch weiter, wollte er denn nie mehr aufhören. Auf der Fensterbank stand eine Grünpflanze, bestimmt hatte seine Mutter sie dort hingestellt.

      »Wie ... wie ist das?«, fragte er leise an ihrem Ohr und holte tief Luft.

      »Was denn?«, fragte sie und ließ ihren Blick von der Topfblume zu seinem Gesicht wandern. Dann starrte sie seinen Unterarm an, der auf merkwürdige Weise in ihrer Hose verschwand. Verdammt, da hatte sie einen Fleck, sicher Senf. Blöd, dass sie vom Kiosk keine Serviette mitgenommen hatte.

      »Wieso was denn? Ist das schön, will ich wissen!«

      Sie zögerte, sah wieder den Fleck an.

      »Sicher«, sagte sie dann. »Aber du, ich hab einen Fleck auf der Hose.«

      »Was?«

      »Einen Fleck. Vom Senf.«

      »Vom Senf?«

      »Ja, mir ist ein ganzer Liter Senf auf die Wurst gefallen und ...«

      »Denkst du jetzt etwa ans Fressen?«, fragte er und setzte sich auf.

      Ihm sträubten sich die Haare, standen nach allen Seiten ab. Sie konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, obwohl sie wusste, dass das nicht der richtige Zeitpunkt war. Er sah sie verwirrt an, sah aus, als wäre er eben aufgewacht, seine Augen waren zu Spalten zusammengekniffen.

      »Was ist denn bloß so komisch?«

      »Ach, nichts.« Sie streckte die Hand nach dem Pullover aus, der am Fußende lag. »Du, habt ihr irgendwas zu Essen im Haus?«

      »Zu Essen? Jetzt?«

      »Ja.«

      Er erhob sich, fuhr sich langsam mit der Hand über die Haare, mehrmals, wie um das Elend zu glätten.

      »Die Küche ist unten. Nimm dir, was du willst. Im Kühlschrank müsste was sein.«

      Sie zog eine Bürste aus ihrer Tasche und fuhr sich damit einige Male durch ihre Haare. Die knisterten und klebten an ihrer Wange.

      »Willst du nichts?«

      Er ließ sich aufs Bett fallen. Seine gefalteten Hände hingen schlaff zwischen seinen Oberschenkeln. Auch sein Kopf hing nach unten, während er sie wütend anstarrte. Stiernacken.

      »Nö.«

      In der Tür blieb sie stehen. Kaute auf der Innenseite ihrer Wange herum.

      »Ach, du, ich glaube, ich gehe lieber gleich.«

      »Willst du denn nichts mehr essen?«

      »Nein, ich gehe.«

      »Mach, was du willst. Du findest doch wohl selbst raus?«

      Scheißtyp.

      »Was bildest du dir denn ein? Meinst du, man braucht Karte und Kompass, um hier rauszukommen ...«

      Wieder blieb sie stehen, streckte den Kopf nochmal ins Zimmer.

      »Sehen wir uns morgen?«

      »Morgen spiele ich, und am Sonntag ist Training und ...«

      Sie knallte die Tür zu, war ihr doch egal, ob seine Scheißmutter aufwachte und Himmel und Erde in Bewegung setzte ... aber vielleicht war die ja gar nicht so. Ihre eigene Mutter saß wohl in der Küche und rauchte eine nach der anderen, hatte sicher inzwischen alle Nachbarn und Andreas ganzen Freundeskreis durchgeklingelt. Verdammt, wie peinlich. Eine Mutter, die herumtelefonierte und nach ihr fragte wie nach einem Scheißbaby, das nicht auf sich selbst aufpassen konnte. Bestimmt glotzte sie aus dem Fenster, mit ihren rot unterlaufenen Augen, und wenn Andrea dann nach Hause käme, würde sie behaupten, sich Sorgen gemacht zu haben. Und dann würden ihre Hände theatralisch zittern und sie würde sich die Haare zurückstreichen und den Morgenmantel fest um sich zusammenziehen und Andrea bebend anglotzen, mit diesem Tränenblick, bei dem man immer den Boden anstarren und begreifen musste, dass man sie verletzt hatte.

      Auf der Straße wehte ein angenehmer Wind. Schwarz war es außerdem, schwarz und leer. Alle Leute in diesem Stadtteil schliefen wohl hinter ihren hübschen Rollos. Verdammt, hier wohnen zu müssen! Tobias’ Mutter war sicher so eine Keifzange mit schmalen Lippen und Rouge auf den Wangen. Wenn man hier wohnte, war man eben so. Bürosklavinnen, so nannte ihre eigene Mutter solche Leute. Latschen sich die Sohlen auf weißem Linoleum ab. Warum Büroböden immer weiß sein mussten, hatte Andrea nie begriffen. Der Boden, auf dem ihre eigene Mutter arbeitete, war grün, und da nutzte man sich Knie und Schultern ab. Alte Leute hochzuheben sei keine Arbeit für Schwächlinge, das sagte ihre Mutter immer.

      Rasch und lässig ging Andrea weiter, die Tüte über ihre Schultern geworfen. Die Uhr war vorausgeeilt und zeigte jetzt schon zwei. Glücklicherweise brauchte Andrea am nächsten Morgen nicht früh aufzustehen, schließlich war Samstag. Und samstags hatte sie frei von dem vier Wochen dauernden Sommerjob auf dem Friedhof, den sie sich gesucht hatte. Dort goss sie Blumen und harkte den Kies. Es gab wirklich lustigere Dinge, die man um sieben Uhr morgens tun konnte, aber so war es nun eben, auch sie musste ihr Scherflein beitragen, wie ihre Mutter

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