Der Sommernachtsmörder. Marianne Berglund

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Der Sommernachtsmörder - Marianne Berglund

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stand sie vor der Hamngata 32 und fror. Was war das für ein Sommer? Es war zwar erst halb neun, aber dass sie mitten im Sommer frieren musste!

      Vor ihr wehten die blauweißgestreiften Plastikbänder leicht im Wind; aus einer zerbrochenen Dachrinne ein Stück weiter tropfte das Regenwasser, das Einzige, was an diesem Samstagmorgen in der Straße passierte, wo bisher nur wenige Menschen aufgewacht waren. Die wenigen, die es bereits in die Stadt geschafft hatten, hatten sich jedoch hier versammelt. Es half wenig, dass die Polizei sie zum Weitergehen aufforderte, stur stand die kleine Gruppe von Neugierigen weiterhin da und betrachtete abwechselnd das schwarze, ausgebrannte Ladenlokal und die beiden Feuerwehrwagen, die mit ihrem blinkenden Blaulicht die Straße versperrten.

      Eva-Britt Bixe hob das Plastikband und ging zu einem der jungen Polizisten, der vor einem Teppich aus funkelnden Glasscherben stand. Er nickte zur Begrüßung.

      »Weißt du, was hier passiert ist?«, fragte Bixe.

      Der junge Mann schüttelte den Kopf und zeigte auf den Laden.

      »Fridén ist drinnen.«

      Eine schwarze Silhouette in grober Arbeitskluft lief hinter den zerbrochenen Fenstern hin und her. Nils Fridén war der fähigste Techniker, den sie hatten, sorgfältig und systematisch.

      »Ach, ist er schon lange hier? Ich habe gehört, hier sei jemand verbrannt.«

      »Ich weiß keine Einzelheiten.«

      Bixe schaute zum Laden hinüber. Dort war alles schwarz und verrußt. Die Überreste zweier Friseurstühle waren in Form von spitzen Metallteilen mitten im Raum zu erkennen. Ein Waschbecken stand etwas weiter hinten auf einem schwarzen Sockel. Ansonsten sah sie vor allem verkohlte Rußflocken. Offenbar hatte das Feuer heftig gewütet. Vor dem Lokal standen zwei Wagen. Die Nummernschilder waren wie Papier zusammengeschnurrt und die Scheinwerfer geschmolzen wie Zucker in einer heißen Bratpfanne.

      Ein plötzlicher Windstoß veranlasste sie, den Mantelkragen hochzuschlagen. Der Wind durchdrang alles. Sie wandte sich wieder dem jungen Polizisten zu.

      »Ich gehe zur Wache«, sagte sie. »Oder kann mich jemand fahren?«

      »Frag Ring. Der war eben noch hier.«

      »Und wo ist er jetzt?«

      Der Mann zuckte mit den Schultern. Bixe spürte einen stechenden Schmerz, als sie sich umschaute. Wollte der denn gar nicht nachlassen? Naja, noch ein Grund mehr, zur Wache zu fahren. Wobei die Kälte und ihre blödsinnige Kleidung auch schon reichten.

      »Da sitzt er, im Auto«, sagte die Polizist und nickte zu einem Streifenwagen hinüber.

      »Hab ich’s doch geahnt«, murmelte Bixe ärgerlich, zog den Mantel fester um sich zusammen und ging auf den Wagen zu – warum sie sich ärgerte, wusste sie gar nicht genau, vielleicht darüber, dass Ring einfach lässig in einem Auto saß und sich die Verwüstung anschaute, als sei das hier ein Urlaubsvergnügen.

      »Hier ruhst du dich also aus«, sagte sie.

      Ring schaute überrascht zu ihr hoch.

      »Mir war so verdammt kalt«, entschuldigte er sich und schüttelte sich fröstelnd.

      »Hast du inzwischen mehr erfahren?«, fragte Bixe.

      »Wir müssen abwarten, was Fridén sagt.«

      »Dann zurück zur Wache«, sagte Bixe. »Hier können wir nicht viel ausrichten. Fährst du?«

      »Ich? Nein ...«

      »Wie bist du denn hergekommen?«

      Ring wohnte fünf Kilometer außerhalb der Stadt, und seine Kleidung ließ annehmen, dass er nicht mit dem Rad gefahren war.

      »Also ... ich fahr nicht den hier.« Er klopfte neben sich auf den Sitz. »Mein Wagen steht da hinten.« Er zeigte auf einen blauen Golf.

      »Na dann. Worauf warten wir noch?«

      »Wolltest du nicht zu Fuß gehen?«, fragte Ring mit aasigem Lächeln im Mundwinkel.

      »Ich hab’s mir anders überlegt«, sagte Bixe. »Außerdem hab ich eine höllische Migräne. Also sei lieber vorsichtig mit mir.«

      »Noch vorsichtiger als sonst, versprochen. Aber nicht deinetwegen, sondern aus purem Egoismus.«

      Der Morgen hatte zwar nicht gerade strahlend begonnen, aber er hätte doch ein wenig ruhiger weitergehen können, fand Eva-Britt Bixe, als sie ihr Zimmer im vierten Stock der Wache betreten hatte und keuchend in ihren Sessel gesunken war. Es war einwandfrei nicht ihr Tag. Die Kopfschmerzen waren inzwischen zwar fast verschwunden, aber jetzt konnte sie ihre Brille nicht finden. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, wo sie die hingelegt haben könnte. Seit die Schnur, an der sie sie trug, abgerissen war, fand sie ihre Brille an den seltsamsten Orten. Einmal war ihr Kollege Erik Sander mit einem überaus zufriedenen Lächeln auf den Lippen ins Zimmer gekommen.

      »Das ist ja wohl deine?«, hatte er gesagt und die Brille vor sie hingehalten.

      Bixe hatte überrascht von dem Text aufgeschaut, den sie gerade zu entziffern versucht hatte.

      »Sicher, Erik, danke. Ich hab ja schon so gesucht. Wo hast du sie gefunden?«

      Sie hatte sein Lächeln gesehen, ein strahlendes Lächeln, das sich über seinem sonst so bleichen Gesicht ausbreitete, und sich doch gefragt, was so komisch sein mochte.

      »Das willst du gar nicht wissen«, sagte er mit einem Grinsen.

      Sogar die normalerweise ziemlich gelassene Bixe war verunsichert gewesen.

      »Im Kühlschrank«, hatte ihr Kollege dann gesagt. »Auf einem Butterbrotpaket.«

      Sanders Lachen war im ganzen Haus zu hören gewesen, und am nächsten Tag hatte die Truppe eine neue Redensart entwickelt, die seither immer angewandt wurde, wenn sie im Laufe der Ermittlungen Probleme hatten: »Ganz kalt bleiben und im Kühlschrank nachschauen.« Damit hatte sie es sogar in das hauseigene Käseblatt gebracht.

      An diesem Morgen aber lag die Brille weder im Kühlschrank noch im Bücherregel. Bixe machte sich ans Suchen, das war sie schließlich gewohnt. Auch ihr Schlüsselbund verschwand ab und zu. Beide Gegenstände schienen ihre eigenen Füße zu besitzen, mit denen sie sich jederzeit von ihr entfernen konnten. Deshalb zog sie jetzt gewohnheitsmäßig Schubladen auf und hob Papierstapel hoch. Als sie die Brille auch auf der Fensterbank und in ihrer Tasche nicht fand, ging sie zur Personaltoilette. Dort lag sie, auf dem Waschbecken. Bixe atmete erleichtert auf. Diesmal blieb ihr immerhin die Demütigung erspart, andere um Hilfe bitten zu müssen. Fragen wie »habt ihr meine Brille gesehen?« oder »weiß irgendwer, wo mein Schlüsselbund liegt?« wurden immer mit lautem Lachen quittiert.

      Auf dem Rückweg zu ihrem Zimmer klopfte sie bei Janne Ring. Von drinnen war ein Grunzen zu hören, gefolgt von einem unhöflichen »Komm rein!«

      Ein Ring mit müden, schmalen Augen saß zurückgelehnt in seinem Schreibtischstuhl. Vor ihm auf dem Tisch lag ein Papierstapel, in der Hand hielt er einen Kugelschreiber.

      »Du siehst heute ganz schön fertig aus«, sagte Bixe, in dem Versuch, die Stimmung zu heben.

      Aber

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