Der Sommernachtsmörder. Marianne Berglund

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Der Sommernachtsmörder - Marianne Berglund

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was hast du denn nun gesehen?« Plötzlich sah der Mann ein wenig interessiert aus.

      »Ein Auto.«

      »Hier?«

      Andrea nickte. »Ich stand oben auf der Brücke, und da habe ich es gesehen. Es fuhr weg von hier, wo wir jetzt stehen, und es schien es ziemlich eilig zu haben.«

      »Ach.« Sander kratzte sich am Kinn. »Weißt du, um welche Zeit das war?«

      »Drei Uhr. Das weiß ich, weil gerade die Kirchturmuhr geschlagen hat.«

      »Weißt du, wie das Auto ausgesehen hat?«

      »Das Autokennzeichen habe ich nicht gesehen.«

      »Aber du kannst vielleicht sagen, welche Farbe es hatte. Und ob es groß oder klein war.«

      Andrea dachte nach. Sie kam sich blöd vor. »Es war hell. Und ich glaube, es war ziemlich klein.«

      »Hast du gesehen, wo es hingefahren ist?«

      »Es ist in die Kaptensgata abgebogen.«

      »Und sonst?«

      »Sonst?«

      »Ja, hast du noch mehr gesehen? Einen Menschen oder so?«

      Sie schüttelte den Kopf. »Nein.« Sie glaubte zwar, einen Menschen gesehen zu haben, war sich aber nicht so sicher. »Nein, nur das mit dem Auto.«

      Der Polizist richtete sich auf, als habe er sich bücken müssen, um mit ihnen sprechen zu können. »›Nur‹ ist wirklich übertrieben. Danke, dass du gekommen bist. Solche kleinen Einzelheiten können sehr wichtig sein.«

      Die leichte Andeutung eines Lächelns auf den bleichen Lippen. Sie konnte nicht entscheiden, ob es ironisch sein sollte oder nicht.

      »Wie heißt du übrigens?«

      »Andrea Nilsson.«

      Er erkundigte sich nach ihrer Adresse und Telefonnummer und bat sie dann, sich bei der Polizei zu melden, falls ihr noch mehr einfiel.

      Andrea nickte. Aber sie hatte nicht vor, das zu tun. Es war jetzt schon viel zu peinlich. Dieser Polizist hielt sie einwandfrei für eine Rotzgöre, die so spät nichts auf der Straße zu suchen hatte, und bestimmt glaubte er auch, sie habe sich die Sache mit dem Auto aus den Fingern gesaugt, um mit gutem Grund herkommen und sich den Gaffern anschließen zu können.

      Sie packte Rebecka am Arm. »Komm, wir hauen ab.«

      »Saugut, dass du das gesagt hast«, sagte Rebecka, als sie sich dem Teil der Straße näherten, der nicht von schnüffelnden Idioten versperrt war. »Das hilft ihnen bestimmt ein ganzes Stück weiter.«

      »Hmm«, murmelte Andrea geistesabwesend. Etwas störte sie plötzlich, aber sie wusste nicht, was es war, vielleicht machte die Gegend sie einfach nervös, der Brandgeruch und das viele Verkohlte, Schwarze.

      »Ist da wirklich jemand umgekommen?«, fragte sie.

      Rebecka zuckte mit den Schultern und bohrte ihre frierenden Hände in die winzigen Jackentaschen. »Keine Ahnung. Mehr haben sie im Radio nicht gesagt.«

      8

      Die braune Farbe lief zähflüssig die Holztür hinunter. Wenn sie den Pinsel richtig tief in den Farbtopf tunkte, dann flossen fette Tropfen aus den nassen Borsten. Das war sicher nicht die perfekte Methode, aber am Ende würde sie ja alles glatt streichen, damit die Farbschicht gerade dick genug wurde.

      Mit dem Farbtopf in der einen und dem Pinsel in der anderen Hand stand sie auf der Veranda. Nichts war so schön wie das hier; nach getaner Tat kletterte sie immer hinunter ins Gras und hatte das Gefühl, etwas geleistet zu haben. Angenehm müde, nachdem sie stundenlang mit dem Pinsel in der Hand dagestanden hatte.

      Sie hatte sich die Nägel mit der Nagelschere gereinigt, um den ärgsten Dreck zu entfernen. Ihre Kleider hatte sie einfach weggeworfen. In einer Plastiktüte, die sie im Hafen in einen der Container gestopft hatte. Das war sicherer so. Sie wollte alles auf Distanz halten.

      Sie kniff die Augen zusammen und ließ die Sonne auf ihr Gesicht brennen, so, wie sie sonst auf ihren Rücken brannte, wenn sie auf der Leiter stand und anstrich. Wie immer fühlte sie sich jetzt ruhig, das Kratzen des Pinsels über das Holz schob alles beiseite. Die Gedanken, die ihr morgens kamen, beim Aufwachen. Sie hätte beim Erwachen jedesmal kotzen mögen. Wenn sie an den Tag dachte, der jetzt vor ihr lag. Weiß und blank wie ein See mit totem Boden. Sie würde malen. Auf und ab mit dem vor dicker Farbe tropfenden Pinsel. Malen, übermalen. Er saß darin fest, Flecken von ihm saßen dort, und bei jedem Strich, den sie tat, verschwand er ein wenig tiefer. Am Ende war nichts mehr zu sehen.

      Dann drückte sie den Deckel auf den Farbtopf. Die Stunden waren verflossen wie Wasser, oder wie die Farbe des Pinsels, den sie über dem alten Ausguss ausspülte. Die Farbe lief dünn und braun in das rostige Loch. Sie streifte ihre Kleider ab, faltete sie zusammen und wandte sich ihrem Werk zu. Was schlecht gemalt ist oder gar keine Farbe abbekommen hat, wird noch einmal mit dem Pinsel überstrichen, wenn nötig, auch ein zweites Mal. Der Gedanke, dass es so war, und dass sie entschied, wann alles fertig war, beruhigte sie.

      9

      Sie versammelten sich im Besprechungszimmer, wo Eva-Britt Bixe mit gezücktem Stift vor der neuen Tafel stand. Sie fuhr sich mit der Hand über die Stirn, die sich heiß anfühlte, die Kopfschmerzen waren wieder stärker geworden. Vergeblich hatte sie in ihrer Tasche nach Schmerztabletten gesucht, auch wenn die so viel Wirkung hatten wie ein Mückenstich bei einem Elefanten.

      Der Schmerz hatte in dem Augenblick wieder eingesetzt, als Nils Fridén hereingekommen war und an ihrem Schreibtisch Platz genommen hatte. Sie war gerade unterwegs gewesen, um sich vom Automaten auf dem Flur einen Kaffee zu holen. Auch die Automaten waren neu im Haus, und anders als die alten, bei denen auch mal Kakao in den Becher laufen konnte, wenn man auf Kaffee gedrückt hatte, funktionierten die neuen zuverlässig. Es gab viele Knöpfe und ebenso viele Kaffeesorten, mehr als in einem Haus wie diesem nötig gewesen wären, wo die meisten schwarz ohne Zucker und Milch nahmen. Außerdem trank man ja dieses Gebräu nicht, weil es gut schmeckte, sondern um sich wach zu halten.

      Kaum war Fridén also hereingekommen, mit seinem schrägen Lächeln und einem zufriedenen Funkeln in den Augen, da hatte sie begriffen, dass es wohl kaum ein Tag von der ruhigeren Sorte werden würde. Im Gesicht des Technikers las sie Arbeit, massenweise Arbeit. Und das bis in die frühen Morgenstunden, wenn das Schicksal ihr wirklich übel wollte.

      »Es war ein Mensch im Laden«, sagte Nils Fridén und leckte sich kurz die Lippen. »Nicht so arg verbrannt, dass er nicht mehr zu identifizieren gewesen wäre. Der Leichnam ist jetzt in Lund bei der Gerichtsmedizin. Wir haben gesagt, dass es eilt, aber einige Tage wird es wohl doch dauern. Wenn wir ganz viel Glück haben, dann hören wir schon morgen früh etwas.«

      »Und wenn wir Pech haben?«

      Fridén ließ sich im Stuhl zurücksinken und verschränkte die Hände vor seinem Bauch. »Irgendwann nächste Woche. Es war Glück, dass das Feuer so früh entdeckt worden ist, sonst hätte es schwierig werden können, Informationen über den Verbrannten zu erhalten. Ansonsten ist jetzt ganz klar, dass es sich um Brandstiftung handelt. Es waren Spuren von Plastikfolie vorhanden, in der nach

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