Der Sommernachtsmörder. Marianne Berglund

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Der Sommernachtsmörder - Marianne Berglund

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Rebeckas Augen wurden noch runder. »Ich kenne einen, der bei der Polizei ist. Ich geh da oft zum Babysitten hin. Wir wohnen im selben Haus. Ich hätte gestern auf die Kinder aufpassen sollen, aber dann kam irgendwas dazwischen, und bezahlt haben sie mich trotzdem. Die sind wirklich total nett. Dem solltest du das vielleicht sagen.«

      »Äh, nein ...« Andrea schaute auf die Tischplatte. Das war doch lächerlich. Sie hatte auf dem Nachhauseweg ein Auto gesehen, aber es war ja wohl noch erlaubt, mit dem Auto unterwegs zu sein, sogar mitten in der Nacht. Sicher wäre es außer ihr niemandem seltsam vorgekommen, denn seltsame Dinge, Dinge, die sonst nur in Filmen passierten, erlebte man doch niemals selbst. Nein, sie hatte sicher übertrieben reagiert, weil es in der Nacht so dunkel und so still in der Stadt gewesen war, und sie war allein gewesen. Sie hatte vielleicht gar nichts gesehen, sondern bildete sich das jetzt nur ein, wo Rebecka über diesen Brand geredet hatte. Sie hatte schließlich doch trotz allem allerlei getrunken und war wirklich müde gewesen.

      »Ach, das war sicher weiter nichts«, sagte sie.

      Aber als sie dann Rebeckas wachen, lebhaften Blick sah, fügte sie hinzu: »Jedenfalls nichts, worüber ich hier vor aller Ohren reden sollte.«

      Sie warf einen viel sagenden Blick zum Nebentisch, wo eine Clique von jungen Männern in Lederjacken saßen, ihre Helme lagen zwischen den leeren Verpackungen ihrer Hamburger.

      »Ich weiß, was wir machen«, sagte Rebecka mit einem unfreiwillig komischen, plötzlich todernsten Gesichtsausdruck.

      Andrea hätte fast losgeprustet.

      »Wir sehen uns die Sache mal an«, fügte Rebecka hinzu. Sie war schon aufgestanden und strich sich zum hundertsten Mal an diesem Tag die Haare zurück. Dann nahm sie eine Zigarette aus der kleinen Handtasche mit der Goldschnalle, die an ihrem Handgelenk baumelte, und schob sie zwischen ihre Lippen.

      Auch Andrea stand auf, warf einen Blick in ihren Pappbecher und überlegte, ob sie die restliche Plörre noch trinken sollte, entschied sich aber dagegen. Zusammen mit Rebecka steuerte sie möglichst lässig den Ausgang an.

      Erik Sander erwachte grunzend, reckte sich und berührte mit dem Arm etwas Weiches. Er öffnete die Augen und sah Fabian neben sich liegen, über einem großen nassen Flecken im Laken, unterhalb der Schlafanzugjacke.

      Er atmete langsam aus, erleichtert, als ihm einfiel, dass Samstag war. Der Junge neben ihm schlief tief und ganz und gar ahnungslos über den Pisseflecken. Erik warf einen Blick zu Henrietta hinüber. Die schlief auf der Seite, mit halboffenem Mund. Er stand auf und zog vorsichtig das Laken ab, holte für den Kleinen einen neuen Schlafanzug, steckte den alten in die Waschmaschine und machte es sich dann mit dem schlafenden Kind in dessen Bett im Kinderzimmer gemütlich. So gut das eben ging. Pu der Bär saß auf der Fensterbank, unter der Decke schwebte ein Mobile. Eine gelbe Lampe an der Wand, gleich neben der Tür, warf einen gerade ausreichend hellen Schimmer auf den Boden, um Gespenster, Diebe und andere vor- und unvorstellbare Unholde am Übertreten der Türschwelle zu hindern. Es half wenig, dass Papa bei der Polizei war, diese Knirpse glaubten nicht, dass er die Bösewichter abschrecken konnte, die ihre Sparschweine ausrauben wollten. Da war die Lampe doch ein um einiges besserer Schutz.

      Er hatte etwas geträumt, wusste aber nicht mehr, was. Doch das Gefühl des Traums steckte ihm noch in den Knochen, und als er die Augen zusammenkniff, schienen die Bilder wieder Kontur anzunehmen. Ein alter Schrank auf dem Dachboden seiner Kindheit. Seine Mutter mit kurzen Schritten und blaugeblümter Kittelschürze aus Nylon. Ihre düstere Miene, als sie ihn ansah.

      »Zur Polizei gehen, wozu denn das? Begreifst du nicht, dass ich mir jeden Tag Sorgen machen müsste? So etwas kann ein Sohn seiner Mutter nicht antun.«

      Was war Traum und was war Wirklichkeit? Bilder und Worte gingen ineinander über.

      Fabians dünne Beine pressten sich an ihn. Der süß duftende Kopf ruhte auf Sanders Arm. Durch die leicht geöffneten Lippen kamen ruhige Atemzüge. Sander schlief auf einem Bettzeug ein, das Bilder von Baumeister Bob verzierten, Bagger und Zementmischmaschinen und alle möglichen anderen Geräte. Es war halb fünf, normalerweise würde in zwei Stunden der Wecker klingeln.

      Aber an diesem Morgen schlief er wieder ein, so tief sogar, dass er zwei Stunden später das Telefon nicht hörte. Erst um neun wurde er davon geweckt, dass die beiden Jungen ins Zimmer gestürzt kamen und zu ihm ins Bett sprangen.

      »Warum schläfst du hier, Papa?«, fragte Fabian.

      »Seid ihr schon wach«, murmelte Erik Sander mit schlaftrunkener Stimme. In der auch ein wenig Enttäuschung lag. Er hätte nichts dagegen gehabt, noch ein wenig schlafen zu dürfen.

      »Wir haben Bolibompa gesehen, aber jetzt kommt was anderes im Fernsehen.«

      »Wo ist Mama?«, fragte Sander.

      »Die schläft«, sagte Anton und ließ sich dann wie ein Affe auf den Boden fallen. »Heute gab’s Tarzan«, brüllte er dann.

      Nein, dachte Sander. Nicht Tarzan. Wenn es im Fernsehen Tarzan gegeben hatte, dann wollten die Jungen immer rumtoben, hüpfen und klettern.

      »Und dann hat es andauernd geklingelt«, sagte der Junge jetzt.

      »Wieso denn geklingelt?«, fragte Erik, der glaubte, es gehe immer noch um Tarzan.

      »Das Telefon«, erklärte Fabian geduldig. »Warum bist du nicht rangegangen, Papa? Und warum schläfst du in meinem Bett?«

      Ja, gute Frage, dachte Sander und stand auf. Er fuhr sich mehrere Male mit der flachen Hand über den Kopf.

      »Es hat geklingelt?«, fragte er.

      Er verspürte eine leise grummelnde Unruhe. Schließlich hatte er an diesem Wochenende Bereitschaftsdienst. Aber mein Gott, er hatte einfach nur geschlafen. Dann verdrängte er diese Überlegungen. Sie wollten an diesem Tag für die Kinder einen Schreibtisch kaufen. Und eigentlich war es ja auch egal, wer vielleicht angerufen hatte.

      Er gähnte und ging in die Küche. Henrietta saß am Küchentisch, mit Zeitung und Kaffee.

      »Guten Morgen«, sagte er. »Die Kinder haben behauptet, du schläfst.«

      Sie drehte sich um, die Haare waren ungekämmt, ihr Gesicht bleich, als habe sie schlecht geschlafen.

      »Ich war seit sieben Uhr wach«, sagte sie. »Ich bin vom Telefon geweckt worden.«

      »Wer war es denn?« Sander nahm sich eine saubere Tasse aus dem Regal über dem Spülbecken.

      »Ich hab’s nicht rechtzeitig geschafft«, murmelte Henrietta und schaute wieder in ihre Zeitung.

      »Du hast es nicht rechtzeitig geschafft? Aber es hätte doch ...«

      »Du weißt, was wir heute vorhaben«, sagte sie. »Die Jungen wären schrecklich enttäuscht, wenn wir nicht fahren könnten.«

      »Ich weiß, ich weiß. Und wir werden ja auch fahren.«

      »Aber es hat jemand angerufen.«

      »Ich habe gesagt, dass wir fahren werden.«

      Aus irgendeinem Grund ärgerte er sich jetzt.

      »Ich habe vorhin die Nachrichten gehört«, sagte Henrietta.

      Er

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