Der Sommernachtsmörder. Marianne Berglund

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Der Sommernachtsmörder - Marianne Berglund

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sein einer Mundwinkel ein ganz klein wenig. Und das sollte nun ein Lächeln sein, dachte Bixe.

      »Gestern ist es ein bisschen spät geworden«, gestand er. »Aber ich konnte doch nicht ahnen, dass ich heute arbeiten muss.«

      »Die Verbrecher nehmen eben keine Rücksicht auf uns Kripoleute«, seufzte Brixe und ließ sich vor seinem Schreibtisch im Besucherstuhl nieder. »Hast du übrigens Erik erreicht?«

      Ring schüttelte den Kopf.

      »Ich hab mehrmals angerufen, aber er meldet sich einfach nicht.«

      »Seltsam.«

      Bixe blickte auf ihre Finger, spielte an der Nagelhaut herum. Ihre Nägel kamen ihr fremd vor, wenn sie nicht lackiert waren. Gelblich irgendwie. Früher hatte sie gedacht, das komme vom Rauchen. Sie hatte viel geraucht, vor allem in hektischen Arbeitsphasen. Obwohl sie mehr als ein halbes Jahr zuvor aufgehört hatte, war immer noch ein gelber Schimmer zu sehen. Also musste es wohl mit dem Alter zu tun haben. Sechsundfünfzig, eine schreckliche Zahl. Als sie jung gewesen war, hatte sie es kaum für möglich gehalten, dass jemand so alt sein könnte, und wer es doch wäre, müsse grauhaarig und altersschwach sein. Grauhaarig war sie nun auch und bisweilen todmüde, aber nicht alt und schwach. Eher kam sie sich mit den Jahren jünger vor. Seltsamerweise. Wahrscheinlich auch, weil sie nicht mehr rauchte, und deshalb war sie recht zufrieden mit sich selbst.

      »Ja, das ist seltsam«, unterbrach Ring ihre Gedanken. »Er ist doch sonst sehr zuverlässig.«

      Bixe nickte und runzelte nachdenklich die Stirn. Ihre Denkfurche, so nannten das die Kollegen. Mit den Jahren war die Furche immer tiefer geworden. Aber auch das lag vielleicht eher am Alter als am vielen Denken.

      »Erik ist das Pflichtbewusstsein in Person«, sagte sie. »Sein Telefon wird doch nicht defekt sein, oder was meinst du?«

      »Ich habe es auch auf seinem Mobiltelefon versucht.«

      Ring legte den Kugelschreiber auf den Tisch und beugte sich vor.

      »Glaubst du, wir sollten bei ihm vorbeifahren?«

      Bixe musterte wieder ihre Nägel. Papierkram, dachte sie. Blätter umdrehen, im Computer suchen. Denken. Die Denkfurche hervorholen.

      »Wir warten. Und hören uns an, was Fridén im Friseursalon gefunden hat. Vielleicht ist es ja nicht so wichtig.«

      »Ist es doch«, sagte Ring.

      »Woher weißt du das?«

      Erst jetzt lächelte Ring, ein schwaches, bleiches Lächeln, das sein adrett glatt rasiertes Gesicht kaum zu erhellen vermochte.

      »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Ich spüre es.«

      »Seit wann arbeitet die Polizei nach Gefühl und nicht nach Vernunft?«, fragte Bixe.

      »Samstagmorgen. Freies Wochenende. Regenwetter. Da kann doch nur eine nervige Ermittlung auf uns warten. Ich meine, wenn schon, denn schon, oder wie siehst du das?«

      »Tja. Wenn ich an meine Kopfschmerzen denke, dann hast du vielleicht Recht.«

      »Ein Unglück kommt selten allein.«

      »Und außerdem können wir Erik nicht erreichen. Nein, das verheißt nichts Gutes. Überhaupt nichts Gutes.«

      7

      »Hast du von dem Brand gehört?«

      Rebecka schien guter Stimmung zu sein. Sie behauptete immer, sich Pillen besorgen zu können, die so reinhauten, dass man mindestens drei Nächte keinen Schlaf bräuchte, und Andrea dachte, so eine habe sie jetzt vielleicht eingeworfen.

      »Was?«, fragte Andrea, die ihr gegenüber im McDonalds saß und mit einem kleinen Holzlöffel in einem Pappbecher voll scheußlichem Kaffee rührte.

      Es war erst halb zehn, aber sie war schon auf, auch wenn sie nicht gerade toll in Form war. Die Ereignisse der vergangenen Nacht hatten sie zuerst nicht einschlafen lassen, und als sie gegen acht mit hämmernden Kopfschmerzen aufgewacht war, hatte sie beschlossen, lieber gleich aufzustehen.

      »Was?«, fragte sie noch einmal, gleichgültig, weil sie sich nicht vorstellen konnte, Rebecka könne wirklich interessante Neuigkeiten für sie haben.

      »Heute Nacht soll es in einem Friseursalon gebrannt haben, mitten in der Stadt.« Mit einer lässigen Geste strich Rebecka sich die Haare aus dem Gesicht. »Weißt du denn gar nichts? Hört ihr bei euch zu Hause kein Lokalradio?«

      »Lokalradio?« Andrea schnaubte, trank einen Schluck Kaffee und zog eine Grimasse.

      »Angeblich war es Brandstiftung.«

      Himmel, was Rebecka alles wusste, aber vielleicht kam das von ihrer Mutter.

      »In der Hamngata, mitten in der Stadt. Alles ist ausgebrannt.«

      Hamngata. Andrea lief es plötzlich kalt den Rücken hinunter, es war ein unbehagliches Kitzeln, das sich dann im Nacken festsetzte. Eine Erinnerung, ein Bild. Was sie vor sich sah, machte ihr das Sprechen schwer.

      »Da?«, murmelte sie. »Ich hab da heute Nacht etwas Seltsames gesehen.«

      »Wirklich? Und was hast du da gemacht, mitten in der Nacht?« Rebeckas Mund öffnete sich, und blieb dann offen, so weit offen, dass das eben erst hineingestopfte Eis gut zu sehen war.

      »Das war, als ich heute Nacht von Tobbe nach Hause gegangen bin, und ...«

      »Was? Aber der wohnt doch in ... oder meinst du etwa den Tobbe?« Rebeckas Kinn klappte hinunter und ihr offener Mund sah noch viel blödsinniger aus.

      »Aber ich bin abgehauen, es hat’s irgendwie nicht gebracht.«

      »Spinnst du? Wieso denn nicht?«

      Andrea zuckte mit den Schultern und schaute zum Fenster hinüber. »Weiß nicht.«

      »Aber das ist doch eine ziemliche Strecke. Wohnt er nicht draußen in ...«

      »Im Stenhuggeriviertel, ja. Da hat seine Mutter eine Riesenbude. Und als ich also nach Hause ging, bin ich hier vorbeigekommen, und dann war ich hinten bei der Brücke und glaubte, etwas zu hören. Also blieb ich stehen. Und dann hab ich jemanden gesehen. Das war genau da, in der Hamngata.«

      »Was?«, fragte Rebecka und stopfte sich noch einen Löffel Eis in den Mund.

      »Irgendein Auto, das wegfuhr«, sagte Andrea. »Total schnell. Absoluter Raketenstart. Und das war in der Hamngata, da bin ich mir sicher. Und da hat es also gebrannt? Weißt du das genau?«

      »Klar weiß ich das genau.« Rebecka legte die Hand auf Andreas Arm. »Aber verdammt, Andrea, hast du das wirklich gesehen?«

      Sie rückten dichter aneinander heran, wie um das kleine Geheimnis zu bewahren, das sie an diesem am Boden festgeschraubten Tisch zwischen sich gesponnen hatten, einem Tisch, auf dem frühere Gäste einige verschmierte Salatblätter hinterlassen hatten. Andrea konnte gerade noch vermeiden, dass ihr Ellbogen in der Salatsoße landete, als sie sich vorbeugte.

      »Aber

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