Der gestohlene Mord. Arno Alexander

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Der gestohlene Mord - Arno Alexander

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Wo sind sie?“

      „In deiner Brieftasche sind sie im Laufe der Zeit verschwunden. Meine Sammlung deiner Quittungen geht jetzt über sechs Millionen. Die Hälfte von den zwölf, die Monsieur Sourette abhanden gekommen sind. Brüderlich geteilt.“

      „Wozu von Verflossenem reden?“ sagte er unbehaglich.

      „Für dich verflossen — für mich die Zukunft. Denn siehe da, Maitre Sourette wurde durch einen plötzlichen Todesfall dahingerafft —“

      „Hä hä hä —“

      „Ja — und jetzt werde ich Geld brauchen.“

      Sie hatte sich ihm gegenüber auf ein altertümliches Taburett gesetzt und neigte sich plötzlich auf ihn zu. Er sah einen Augenblick in ihre ockerfarbenen Augen, die streng auf ihn gerichtet waren, dann irrte sein unsteter Blick ab und klammerte sich an der Wand fest.

      „Es wird die höchste Zeit, daß du reich wirst, Eric!“ Er dachte an seinen Vater, und im gleichen Augenblick fiel ihm die Urkunde ein, nach der Philippe gefragt hatte. Sein eben noch bekümmertes Gesicht wurde hübsch durch ein kleines, triumphierendes Lächeln. Er war beinahe zehn Jahre jünger als sie, in diesem Augenblick sah man es deutlich.

      „Wie ich höre, brauchst du Geld“, sagte er. „Warum nicht? Hast du vielleicht im Geldschrank von Maitre Sourette ein gewisses Papier gefunden?“

      „Was für ein Papier?“

      „Ein Protokoll, oder was weiß ich — unterschrieben unter anderem von einem Monsieur Ponti —“

      „Doktor Ponti.“

      „Ah — du kennst ihn?“

      „Selbstverständlich. Und was ist mit dem Papier?“

      „Mein Vater möchte es kaufen.“

      Sie stand auf und ging in ruhigen Schritten zur Musiktruhe hinüber. Ein Tango in seinem Rhythmus beherrschter Leidenschaft klang auf. Eric bewunderte ihren bewußten, bis in jede Faser kontrollierten Gang. Aber es ärgerte ihn, daß sie keine Spur von Überraschung zeigte.

      Sie kreuzte die Arme auf der Brust und blieb am Musikschrank stehen, sie wippte auf den Zehen kaum merkbar im Takt des Tanzes.

      „Fünfhunderttausend kostet es.“

      „Mon Dieu! Aber laß den Alten doch zahlen, zwanzig Prozent für mich?“

      „Kannst du eigentlich noch tanzen?“

      Er wurde rot und federte hoch, auf sie zu.

      „Pfui! Du weißt doch, daß ich im vorigen Jahr im Turnier ...“

      „Aber dir bekommt das Geld nicht. Seither bist du faul geworden.“

      „Ja, du hast mich verwöhnt.“

      „Ja, ich habe dich verwöhnt.“

      Sie tanzten, aneinandergepreßt wie zusammengeschmolzen. Sie hatte ihn auf einem Tanzturnier kennengelernt. Er dachte, daß er durch seine Tanzkünste ihre Aufmerksamkeit gewonnen hatte. Er wußte nicht, wie lange Bless sondiert, geforscht und überlegt hatte, bis sie das richtige Opfer gefunden hatte — einen jungen Mann mit schwachem Herzen und reichem Vater, mit einem herzkranken Vater aus der oberen Pariser Geschäftswelt. Es gab nur wenig Söhne, wie Bless sie brauchte.

      „Wie war der Alte heute?“

      „Ah — er hat mich behandelt wie ...“

      „... wie du es verdienst.“

      „Bless! Du darfst mich aufziehen, aber du darfst mich nicht verletzen.“

      Sie löste sich im Tanz ein wenig von ihm. Sie berührte ihn nur mit den Händen und mit der Brust. Das war schlimmer als das Aneinandergedrängtsein. Er spürte das Kribbeln, als sei seinem Blut in den Adern plötzlich Kohlensäure zugesetzt.

      Sie sagte ironisch: „Er wird dir zum vierzigsten Geburtstag ein Schaukelpferd schenken.“

      „Aber Bless! Was kann ich denn tun?“

      „Nichts. So wie du bist, kannst du gar nichts tun. Ich fürchte, ich werde für dich etwas tun müssen.“

      Er sah sie für eine Sekunde aus ängstlichen rehbraunen Augen an. „Meinst du denn, daß du etwas tun kannst?“

      „Warum nicht?“

      „Du würdest dich beeilen müssen. Er sagte heute, daß man dabei ist, ihn als Präsidenten abzuschießen, und ...“

      „Ich weiß.“

      „Du — natürlich! Du weißt alles.“

      „Wenn man ihn aus dieser Stellung verdrängt“, meinte sie, „wird es auch mit eurer Firma bergab gehen. Das wolltest du doch sagen?“

      „Ja — ich verstehe zwar nicht viel davon, aber ...“

      Sie ließ ihn stehen, ging an den Musikschrank und hob die Nadel von der Platte. Die plötzliche Stille wirkte wie ein Schock, und Eric wie ein Fisch, den man auf den Sand geworfen hat. Mit der Musik war die laue, tragende Stimmung mit einem Schlag verschwunden.

      „Setz dich!“ sagte sie und füllte die Gläser. „Man muß darüber reden.“

      Er ging zögernd zu seinem Sessel zurück.

      „Wenn du etwas tun könntest; aber ich bitte dich, nur kein Krach! Dadurch wird alles noch viel schlimmer!“

      „Man muß es so machen, daß er keine Wahl hat. Man muß ihn vor vollendete Tatsachen stellen. Er muß von zwölf Uhr bis Mittag in die Lage geraten, daß er gar keinen Krach mehr machen kann.“

      „Genial gesagt. Aber wie um alles in der Welt willst du das anstellen?“

      „Ich werde nachdenken. Zunächst ist es nötig, daß ich in eurer Firma angestellt werde.“

      Er hatte sein Glas schon erhoben, jetzt vergaß er zu trinken.

      „Du willst — das wäre fabelhaft! Das heißt —“ Er wiegte den Kopf hin und her. „Wenn ich denke — eine Frau wie du in diesem Rattennest von unansehnlichen Tanten, die mein Vater sich aussucht —“

      „Diese Mädchen interessieren mich nicht.“

      „Ich weiß nur nicht, wie ich das machen soll. Wenn ich meinem Vater eine Sekretärin empfehle, ist das für ihn der beste Grund, sie zur Hölle zu schicken.“

      „Schwachkopf. Ich denke, er will das Papier aus Sourettes Geldschrank kaufen?“

      „Ja — und?“

      „Es kostet fünfhunderttausend Francs. Die Verbindung dahin kann dir ein Mädchen schaffen, das dafür eine Anstellung in der Firma deines Vaters verlangt. Nun?“

      „Manchmal habe ich Angst vor dir, Bless.“

      „Manchmal?

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