Tarzan – Band 4 – Tarzans Sohn. Edgar Rice Burroughs
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Tarzan – Band 4 – Tarzans Sohn - Edgar Rice Burroughs страница 17
Plötzlich bemerkte sie, wie der eine gerade zu ihr herüberblickte. Sie wollte sich noch zurückbeugen, denn sie fürchtete alle Männer; doch er hatte sie sicher schon gesehen, das ließ sich daran erkennen, wie sich mit einem Male Staunen und Überraschung in seinen Zügen spiegelten. Dem Scheich war diese Veränderung seines Gegenüber ebensowenig entgangen, ja er ahnte sogleich den Anlass.
Ich habe kein Elfenbein, sagte er nochmals. Ich will außerdem nichts von Geschäften wissen. Gehen Sie nur, aber gleich! Er trat ein paar Schritte vorwärts und stieß die Fremden halb und halb vor sich her. Sie sollten nur machen, dass sie wieder zum Tor hinauskämen! Als sie noch allerlei Einwände vorbrachten, verlegte sich der Scheich aufs Drohen. Wenn sie nun nicht pariert hätten, wäre das einfach Selbstmord gewesen und so machten die beiden kehrt und begaben sich unmittelbar in ihr eigenes Lager zurück.
Der Scheich trat wieder in sein Zelt zurück, doch bei Leibe nicht, um nun die Hände in den Schoß zu legen. Die kleine Meriem lag schon ganz verängstigt dicht an die Lederwand geschmiegt, als der Alte sich um die Ecke herumschlich. Er bückte sich, packte die Kleine am Arm, schleuderte sie roh zu Boden, zerrte sie vor den Zelteingang und stieß sie hinein. Und damit nicht genug: Er packte sie von Neuem und bleute sie unbarmherzig durch.
Bleib’ mir ja hier! brüllte er sie an. Dass du dich nicht unterstehst, den Fremden noch einmal unter die Augen zu kommen. Passiert es doch, dass du die Fremden dein Gesicht sehen lässt, mache ich dich tot!
Er gab ihr zur Bekräftigung seiner Drohung noch einen gehörigen Puff in die Seite und stieß sie in die äußerste Ecke des Zeltes, wo sie mit halbunterdrücktem Schluchzen und Stöhnen liegen blieb, während der Scheich auf und ab ging und dabei etwas Unverständliches vor sich hinmurmelte. Mabunu saß kichernd am Eingang.
*
Die beiden Fremdlinge waren inzwischen wieder in ihrem Lager angelangt und hatten sich sofort in eine eifrige Debatte gestürzt.
Malbihn, es ist gar kein Zweifel, die Sache stimmt ganz gewiss so. Das einzige, was mir noch Kopfzerbrechen macht: Warum hat sich der alte Schurke nicht schon lange die unerhörte Belohnung gesichert?
Ja, es gibt eben doch Dinge, an denen einem Araber mehr liegt als an Geld, Jenssen! warf der andere ein. Die Rache zum Beispiel!
Mag sein. Aber das sagt doch schließlich noch lange nicht, dass man’s nicht mal auf eine kleine Probe mit Gold ankommen lassen könnte, erwiderte Jenssen. Malbihn zuckte die Achseln. Mit dem Scheich ist nichts anzufangen. Wir versuchen es schließlich mal mit einem seiner Leute; aber er selber? Dem kannst du noch so viel Gold hinwerfen, der lässt nicht von seiner Rache. Und wenn wir zu ihm vor sein Zelt kämen und ihm auch nur mit ein paar Worten etwas von Gold und Ähnlichem sprechen, würde er sicher nur noch mehr Verdacht schöpfen … Und – das sage ich dir – wir müssten verdammt auf der Hut sein. Könnten wahrscheinlich von Glück reden, wenn wir mit dem Leben davonkämen.
Gut also. Versuchen wir es mit Bestechung! pflichtete Jenssen bei. – Aber auch dieser Versuch schlug fehl. Es wurde eine ganz schreckliche Geschichte daraus. Man hatte ein paar Tage im Lager außerhalb des Dorfes verstreichen lassen und glaubte schließlich in einem großen, kräftigen Mann, der schon lange in der Kriegerschar des Scheichs die Rolle eines Unterführers spielte, das geeignete Werkzeug für die Verwirklichung des kühnen Wagnisses gefunden zu haben. Der Mann war natürlich dem verlockenden Funkeln der angebotenen Geldbelohnung erlegen, zumal er früher an der Küste gelebt hatte und die Macht, die im Golde liegt, nur zu genau kannte. Und so versprach er den beiden, ihnen spät in der Nacht das Gewünschte zu bringen.
Unmittelbar nach Eintritt der Dunkelheit trafen die beiden Weißen ihre Anordnungen; es galt, das Lager abzubrechen, um auf alles gerüstet zu sein. Um Mitternacht war man bereit. Die Träger lagen neben ihrem Gepäck. Ein Wink, und der Rückzug konnte beginnen. Die bewaffneten Askaris hatten sich in dem Gelände zwischen dem Lagerplatz der Safari und dem Araberdorf eingenistet und sollten als Nachhut den Abmarsch decken, der in dem Augenblick zu beginnen hatte, in dem der gedungene Eingeborene mit der von den Weißen erwarteten Beute zu ihnen gestoßen war.
Bald hörte man auch Schritte auf dem Weg vom Dorfe her. Die Askaris und die Weißen waren sofort scharf auf ihrem Posten. Doch das klang ja, als käme nicht nur einer allein? Jenssen schlich den Ankömmlingen entgegen und rief sie mit gedämpfter Stimme an.
Wer ist das hier? forschte er. Mbeeda, kam die Antwort.
Mbeeda hieß der Verräter, den die Weißen bestochen, und so gab sich Jenssen zunächst zufrieden, wenn er sich auch darüber verwunderte, dass der Mann noch andere Leute mitbrachte. Dann aber begriff er mit einem Male: Man schleppte sicher das, nach dem sie so sehnlich begehrten, auf einer Tragbahre heran … Jenssen unterdrückte einen Fluch. Sollte dieser Narr ihnen etwa eine Leiche bringen? Dafür hatten sie natürlich nicht diese Belohnung ausgeworfen …
Die Träger blieben vor dem Weißen stehen. Das habt ihr mit eurem Gold erkauft, sagte der eine der beiden Träger. Sie setzten die Bahre auf die Erde, wandten sich und verschwanden in Richtung nach dem Dorfe im Dunkel der Dschungelnacht.
Malbihn blickte mit einem sauersüßen Lächeln auf Jenssen. Die Bahre war mit einem Gewand verhüllt. Nun? fragte Jenssen. Nimm das da weg und sieh, was du gekauft hast? Wir werden schrecklich viel Geld zu sehen bekommen, nicht wahr? Für eine Leiche …! Und vor allem nach den sechs Monaten unter der glühenden Wüstensonne! Denn so lange brauchen wir ja sicher, ehe wir sie ans Ziel gebracht haben.
Der Narr hätte wissen können, dass wir sie nur lebend haben wollen, polterte Malbihn unwillig heraus. Er fasste das Gewand, das über die Bahre gebreitet war, an einem Ende und zog es beiseite.
Beide traten entsetzt einen Schritt zurück …, denn das hatten sie nicht erwartet: Vor ihnen lag tot Mbeeda, der Verräter seines Herrn. Unwillkürlich stießen sie ein paar kräftige Verwünschungen hervor – und schon fünf Minuten später bahnten sich die Safari Jenssens und Malbihns rasch den Weg nach Westen, während die sehnigen Askaris, jeden Augenblick eines Angriffs gewärtig, den Rückzug deckten.