Tarzan – Band 4 – Tarzans Sohn. Edgar Rice Burroughs

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Tarzan – Band 4 – Tarzans Sohn - Edgar Rice Burroughs Tarzan bei Null Papier

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bis oben­an ge­füll­ten Geld­beu­tel aus Zie­gen­le­der her­vor, den er ohne Ver­zug öff­ne­te. Klin­gend roll­te eine Hand­voll Mün­zen in sei­ne Rech­te: Es wa­ren lau­ter gute Gold­stücke. Haupt­mann Ja­cot schloss aus dem im­mer noch pral­len statt­li­chen Beu­tel, dass er ein ganz hüb­sches klei­nes Ver­mö­gen ent­hal­ten moch­te. Scheich Amor ben Kha­tur ließ ein Gold­stück nach dem an­de­ren lang­sam wie­der in den Beu­tel zu­rück­fal­len und zog die Sch­lin­ge oben wie­der zu. Die gan­ze Zeit über hat­te er ge­schwie­gen, wäh­rend Ja­cot jede sei­ner Be­we­gun­gen auf­merk­sam ver­folg­te.

      Die bei­den wa­ren jetzt al­lein. Der Ser­geant, der den Fremd­ling be­glei­tet hat­te, stand ein we­nig ab­seits und dreh­te ih­nen ge­ra­de den Rücken zu. Der Scheich hat­te eben wie­der alle Gold­stücke in sei­nen di­cken Beu­tel zu­rück­glei­ten las­sen, stell­te ihn auf die ge­öff­ne­te Hand und wand­te sich mit un­miss­ver­ständ­li­cher Ge­bär­de jetzt an den Haupt­mann Ja­cot.

      Achmet ben Hau­din, der Sohn mei­ner Schwes­ter, wird die­se Nacht auf un­er­klär­li­che Wei­se ent­flie­hen …? Nicht wahr? flüs­ter­te er.

      Haupt­mann Ar­mand Ja­cot schoss das Blut in den Kopf, dass er bis un­ter die Haar­wur­zeln er­rö­te­te. Dann wur­de er lei­chen­blass. Sei­ne Fäus­te ball­ten sich, und er rück­te einen hal­b­en Schritt an den Ara­ber her­an. Doch plötz­lich kam ihm ein an­de­rer Ge­dan­ke, und der war ent­schie­den bes­ser.

      Ser­geant! rief er mit lau­ter Stim­me. Der Un­ter­of­fi­zier stürz­te so­fort her­zu. Er schlug die Ha­cken zu­sam­men und stand grü­ßend vor sei­nem Vor­ge­setz­ten.

      Brin­gen Sie die­sen brau­nen Hund wie­der zu sei­ner Ban­de zu­rück! be­fahl er. Und se­hen Sie zu, dass die Ge­sell­schaft auf der Stel­le ver­schwin­det. Auf je­den – ganz gleich wer – der sich bei Nacht in der Nähe des La­gers her­um­treibt, wird ein­fach ge­schos­sen.

      Scheich Amor ben Kha­tur rich­te­te sich zu sei­ner gan­zen Grö­ße auf, sei­ne glü­hen­den Au­gen knif­fen sich zu­sam­men, und er folg­te mit dem ver­lo­cken­den Geld­beu­tel den Au­gen des Of­fi­ziers, der ihn von oben bis un­ten maß.

      Mehr als dies da wer­den Sie für das Le­ben Achmet ben Haud­ins, der mei­ner Schwes­ter Sohn ist, zah­len müs­sen! Und, fuhr er fort, noch ein­mal so viel für den net­ten Na­men, den Sie mir eben zu­leg­ten, und das Hun­dert­fa­che an Sor­gen und Qua­len oben­drein!

      Sche­ren Sie sich fort, ehe ich Sie mit ei­nem Fuß­tritt hin­aus­be­för­de­re! stieß Haupt­mann Ar­mand Ja­cot her­vor …

      *

      All dies ge­sch­ah etwa drei Jah­re vor der Zeit, in der un­se­re Er­zäh­lung be­ginnt. Die ge­richt­li­che Un­ter­su­chung in Sa­chen Achmet ben Haud­ins und sei­ner Spieß­ge­sel­len brach­te Un­er­hör­tes an den Tag. Wen es in­ter­es­siert, der mag die of­fi­zi­el­len Be­rich­te nach­le­sen. Achmet er­hielt die ver­dien­te Stra­fe und ging mit der gan­zen stoi­schen Ruhe ei­nes Ara­bers in den Tod. Ei­nen Mo­nat spä­ter war die klei­ne Jean­ne Ja­cot, das sie­ben­jäh­ri­ge Töch­ter­chen des Haupt­manns Ar­mand Ja­cot, mit ei­nem Male auf rät­sel­haf­te Wei­se ver­schwun­den. We­der das Ver­mö­gen von Va­ter und Mut­ter, noch die un­er­schöpf­li­chen Hilfs­quel­len und Maß­nah­men der Re­gie­rung schie­nen aus­zu­rei­chen, um ir­gend­wie Licht in das Dun­kel zu brin­gen. Das Rät­sel war und blieb un­er­gründ­lich, kein Mensch konn­te ir­gen­det­was über das Wo und Wo­hin des Mäd­chens und sei­nes Räu­bers er­fah­ren oder ent­de­cken. Es war gleich­sam, als habe die Wüs­te sie ver­schlun­gen.

      Un­er­hör­te Be­loh­nun­gen hat­te man aus­ge­setzt, und vie­le aben­teu­er­lus­ti­ge Män­ner wa­ren der Lo­ckung die­ser Jagd nach dem Glück ge­folgt.

      Zwei Schwe­den, ein ge­wis­ser Carl Jens­sen und Sven Mal­bihn, wa­ren drei vol­le Jah­re im­mer auf der falschen Spur ge­we­sen. Sie be­fan­den sich schließ­lich weit un­ten im Sü­den der Sa­ha­ra und ka­men zu dem Ent­schluss, die Nach­for­schun­gen auf­zu­ge­ben und sich da­für ganz der be­deu­tend ein­träg­li­che­ren Jagd auf El­fen­bein zu­zu­wen­den. Man kann­te die bei­den üb­ri­gens schon zur Ge­nü­ge im wei­ten Um­kreis als rück­sichts­lo­se und schier un­er­sätt­li­che Aus­beu­ter der »El­fen­bein­quel­len«. Die Ein­ge­bo­re­nen hass­ten und fürch­te­ten die­se Sor­te von Fremd­lin­gen, nach de­nen auch die Re­gie­run­gen der be­trof­fe­nen eu­ro­päi­schen Ko­lo­ni­en un­abläs­sig fahn­de­ten. Sie hat­ten je­doch wäh­rend ih­rer an­fäng­li­chen Streif­zü­ge durch Nor­d­afri­ka im »Nie­mands­land« süd­lich der Sa­ha­ra man­cher­lei ge­lernt, was ih­nen spä­ter­hin zu­nut­ze kam; denn sie kann­ten nur zu ge­nau die vie­len Sch­li­che und Pfa­de, auf de­nen sie sich der Ge­fan­gen­nah­me und ih­ren ge­schick­ten Ver­fol­gern je­der­zeit leicht ent­zie­hen konn­ten. Plötz­lich und mit un­glaub­li­cher Schnel­lig­keit stürm­ten sie auf ihre Beu­te, hol­ten sich das El­fen­bein und ver­schwan­den eben­so rasch wie­der in dem un­weg­sa­men öden Nor­den, noch ehe die Po­li­zei der heim­ge­such­ten Ge­bie­te sie über­haupt zu Ge­sicht be­kom­men hat­te. Es gab kei­nen Par­don, sie schlach­te­ten rück­sichts­los ab, was ih­nen an Ele­fan­ten in den Weg lief, oder plün­der­ten auch wohl die El­fen­bein­vor­rä­te der Ein­ge­bo­re­nen. Hun­dert oder mehr ab­trün­ni­ge Ara­ber und Ne­ger­skla­ven schlimms­ter Sor­te wa­ren ihre Hand­lan­ger.

      Der Le­ser wol­le sich das, was eben von die­sen bei­den blond­bär­ti­gen schwe­di­schen Hü­nen­ge­stal­ten Karl Jens­sen und Sven Mal­bihn an­ge­deu­tet wur­de, gut mer­ken, denn wir wer­den ih­nen spä­ter wie­der be­geg­nen.

      *

      Im Her­zen des Dschun­gels und et­was ab­seits vom Ufer ei­nes klei­nen un­er­forsch­ten Flus­ses, des­sen Was­ser sich bald mit den Flu­ten ei­nes großen Stro­mes ver­ei­nen und sich mit ih­nen un­weit vom Äqua­tor in den At­lan­ti­schen Ozean er­gie­ßen, lag im Wald ver­steckt ein klei­nes, rings­um mit star­ken Pa­li­sa­den um­zäun­tes Dorf. Die zwan­zig Hüt­ten, die fast wie große Bie­nen­stö­cke aus­sa­hen, wa­ren mit Pal­men­blät­tern ge­deckt und bo­ten der schwar­zen Be­völ­ke­rung seit lan­gem Schutz und Ob­dach, wäh­rend in der Mit­te auf frei­em Dorf­plat­ze ein Trupp Ara­ber sei­ne Zel­te aus Zie­gen­le­der auf­ge­schla­gen hat­te, die ihm für die Dau­er der Streif­zü­ge als Stan­d­quar­tier dienten. Die Ara­ber gin­gen in die­sen Ge­bie­ten ih­ren mehr oder we­ni­ger re­el­len Han­dels­ge­lüs­ten nach, das heißt sie kauf­ten oder kauf­ten auch nicht, was sie dann zwei­mal im Jahr mit ih­ren »Wüs­ten­schif­fen« nord­wärts auf den Markt nach Tim­buk­tu ab­scho­ben. Vor ei­nem der Ara­ber­zel­te spiel­te ein klei­nes, etwa zehn­jäh­ri­ges Mäd­chen; wer das schö­ne schwar­ze Haar und die tief­schwar­zen Au­gen, die nuss­brau­ne Haut und die an­mu­tig-schmieg­sa­me Ge­stalt der Klei­nen be­trach­te­te, muss­te sie ohne wei­te­res für eine ech­te Toch­ter der Wüs­te mit den die­ser Ras­se ei­ge­nen Merk­ma­len hal­ten. Ihre klei­nen Fin­ger wa­ren ge­ra­de ge­schäf­tig da­bei, ein Gras­hemd für die schon arg mit­ge­nom­me­ne Pup­pe zu flech­ten, die ihr ein kin­der­lie­ber Skla­ve vor ein oder zwei Jah­ren in ei­ner freund­li­chen

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