Tarzan – Band 4 – Tarzans Sohn. Edgar Rice Burroughs

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Tarzan – Band 4 – Tarzans Sohn - Edgar Rice Burroughs Tarzan bei Null Papier

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Pal­me aus­ge­brei­tet hat­te. Mit sei­nen brei­ten Schul­tern und dem fast glat­tra­sier­ten Kop­fe hat­te er sich be­quem an den Stamm der Pal­me ge­lehnt, sei­ne lan­gen Bei­ne über die viel zu kur­ze De­cke hin­aus weit von sich ge­streckt, die Spo­ren im Sand­bo­den der klei­nen weltent­le­ge­nen Oase halb ver­gra­ben. Kein Wun­der, dass er es sich jetzt so ge­müt­lich wie mög­lich mach­te, denn er hat­te einen lan­gen an­stren­gen­den Ritt durch die Sand­wo­gen der Wüs­te hin­ter sich.

      Be­däch­tig und mit sicht­li­chem Be­ha­gen rauch­te er sei­ne Zi­ga­ret­te; er er­war­te­te je­den Au­gen­blick sei­ne Or­don­nanz, die ihm jetzt die Abend­mahl­zeit fer­tig mach­te. Haupt­mann Ar­mand Ja­cot war heu­te mit sich selbst und der Welt sehr zu­frie­den. Ein we­nig rechts von ihm herrsch­te re­ges Le­ben und Trei­ben. Sei­ne Leu­te, lau­ter son­nen­ver­brann­te kamp­fer­prob­te Sol­da­ten, fühl­ten sich ein­mal frei von den oft drücken­den Fes­seln der stren­gen Dis­zi­plin, ihre mü­den Mus­keln ent­spann­ten sich, man lach­te, scherz­te und rauch­te, wäh­rend man sich nach zwölf­stün­di­gem Fas­ten auch end­lich wie­der ein­mal et­was für den hung­ri­gen Ma­gen zu­be­rei­ten konn­te. Dort hock­ten au­ßer­dem völ­lig schweig­sam und in sich ver­sun­ken fünf Ara­ber in wei­ßen Ge­wän­dern. Sie wa­ren stark ge­fes­selt und stän­dig un­ter schar­fer Be­wa­chung.

      So oft Haupt­mann Ar­mand Ja­cot zu die­sen sei­nen Ge­fan­ge­nen hin­über­blick­te, über­kam ihn vor al­lem das woh­li­ge Ge­fühl voll er­füll­ter Pf­licht. Ei­nen gan­zen lan­gen Mo­nat hat­te er mit sei­nem klei­nen Trupp in furcht­ba­rer Glut und un­ter großen Ent­beh­run­gen die wei­ten öden Wüs­ten­flä­chen durch­streift, und end­lich war ih­nen nun die Räu­ber- und Mör­der­ban­de ins Garn ge­gan­gen. Un­zäh­li­ge Ka­me­le, Pfer­de und Zie­gen hat­te die Mar­o­deu­re auf dem Ge­wis­sen und oben­drein schänd­li­che Mord­ta­ten, die al­lein schon ge­nügt hät­ten, um über die gan­ze un­an­ge­neh­me Ge­sell­schaft den Stab zu bre­chen.

      Vor ei­ner Wo­che war man ih­nen auf die Spur ge­kom­men. Wohl hat­te er im Kampf mit den Ban­di­ten zwei sei­ner Leu­te ver­lo­ren, aber die Stra­fe hat­te nicht lan­ge auf sich war­ten las­sen und die gan­ze Ge­sell­schaft na­he­zu auf­ge­rie­ben. Nur ein hal­b­es Dut­zend moch­te sei­nem rä­chen­den Arm ent­ron­nen sein, die an­de­ren – mit Aus­nah­me der fünf Ge­fan­ge­nen – hat­ten ihre Ta­ten mit dem Tode bü­ßen müs­sen. Da­für hat­ten die Le­gio­näre mit den klei­nen Stahl­ge­schos­sen im Ni­ckel­man­tel schon ge­sorgt. Und das Al­ler­bes­te: Der Rä­dels­füh­rer Achmet ben Hau­din war ge­fan­gen.

      Von den Ge­fan­ge­nen schweif­ten die Ge­dan­ken des Haupt­manns Ja­cot in die Fer­ne. Er über­leg­te, über wie vie­le Mei­len der Ritt durch den Wüs­ten­sand noch ge­hen muss­te, bis er wie­der in dem klei­nen vor­ge­scho­be­nen Stand­ort an­lang­te. Mor­gen wür­de es so­weit sein, mor­gen wür­den ihm sei­ne Frau und das klei­ne Töch­ter­chen freu­de­strah­lend aus dem Hau­se ent­ge­gen­kom­men und ihn will­kom­men hei­ßen. In sei­ne Au­gen trat ein feuch­ter Schim­mer wie stets, wenn er an die Sei­nen dach­te; und er sah es jetzt so­gar schon ganz deut­lich, wie sich das schö­ne Ant­litz der Mut­ter in den noch kind­li­chen Zü­gen der klei­nen Jean­ne wi­der­spie­gel­te, und wie bei­de ihm strah­lend zu­lä­cheln wür­den, wenn er sich mor­gen spät am Nach­mit­tag von sei­nem mü­den Reit­pferd her­ab­schwän­ge. Er fühl­te schon die wei­chen zar­ten Wan­gen, die sich an die sei­nen schmie­gen wür­den, hier die Gat­tin und da die klei­ne Jean­ne – – wie Sam­met auf Le­der.

      Plötz­lich wur­de er aus sei­nen Träu­men auf­ge­scheucht. Ein Pos­ten hat­te dem Un­ter­of­fi­zier et­was laut zu­ge­ru­fen. Haupt­mann Ja­cot blick­te hin­über. Die Son­ne war noch nicht un­ter­ge­gan­gen, aber die Schat­ten der paar Bäu­me dräng­ten sich gleich­sam schon in den Was­ser­tüm­pel der Oase hin­ein, wäh­rend die sei­ner Leu­te samt de­nen der Op­fer sich weit hin­aus über die jetzt gold­über­glänz­te Sand­flä­che dehn­ten. Der Pos­ten deu­te­te nach die­ser Rich­tung. Haupt­mann Ja­cot stand auf. Er war nicht der Mann da­nach, dass es ihm ge­nügt hät­te, mit den Au­gen an­de­rer zu se­hen. Er muss­te al­les sel­ber ge­se­hen ha­ben, ja für ge­wöhn­lich ent­deck­te er al­les, lan­ge be­vor die an­de­ren über­haupt merk­ten, dass et­was zu se­hen war. Die­se au­ßer­or­dent­li­che Fä­hig­keit hat­te ihm üb­ri­gens den Spitz­na­men der »Fal­ke« ein­ge­tra­gen. Jetzt sah er – weit, weit hin­aus über die lan­gen Schat­ten – etwa ein Dut­zend Pünkt­chen, die sich über den Sand­flä­chen ho­ben und senk­ten. Sie ver­schwan­den und tauch­ten wie­der auf, wur­den aber im­mer grö­ßer. Ja­cot er­fass­te so­fort, um was es sich da han­del­te: Rei­ter wa­ren das, rich­ti­ge Wüs­ten­rei­ter.

      Schon kam ein Ser­geant zu Ja­cot her­bei­ge­eilt. Die Leu­te blick­ten alle an­ge­strengt nach dem fer­nen Ho­ri­zont. Ja­cot gab ein paar knap­pe Be­feh­le, der Ser­geant grüß­te, mach­te kehrt und ging rasch zu den Leu­ten zu­rück. So­gleich sat­tel­ten die zwölf Mann, die er be­stimmt hat­te, ihre Pfer­de, schwan­gen sich hin­auf und rit­ten den na­hen­den Fremd­lin­gen ent­ge­gen. Der Rest des Trupps mach­te sich fer­tig, um ge­ge­be­nen­falls so­fort in den Kampf ein­grei­fen zu kön­nen. Denn es war ja kei­nes­wegs aus­ge­schlos­sen, dass die Rei­ter, die in ra­sen­dem Tem­po auf das La­ger zu­hiel­ten, Freun­de der Ge­fan­ge­nen wa­ren und die ihre Bluts­ver­wand­ten durch einen plötz­li­chen An­griff be­frei­en woll­ten. Ja­cot be­zwei­fel­te dies in­des­sen, da die Fremd­lin­ge of­fen­bar gar nicht erst den Ver­such mach­ten, un­be­merkt her­an­zu­kom­men. Im Ge­gen­teil, sie rit­ten in vol­lem Ga­lopp und so, dass sie von je­dem deut­lich ge­se­hen wer­den konn­ten, un­mit­tel­bar auf das La­ger zu. Moch­te sein, dass trotz­dem oder ge­ra­de des­halb Ver­rat und Tücke hin­ter die­sem Her­an­na­hen in an­schei­nend freund­li­cher Ab­sicht lau­er­ten. Wer in­des­sen den »Fal­ken« rich­tig kann­te, wür­de sich nie der et­was fa­ta­len Hoff­nung hin­ge­ge­ben ha­ben, dass Ja­cot sich je in solch eine Fal­le lo­cken las­sen könn­te.

      Der Ser­geant war mit sei­nen Rei­tern etwa zwei­hun­dert Me­ter vom La­ger ent­fernt, als er auf die Ara­ber stieß. Ja­cot konn­te deut­lich ver­fol­gen, wie er mit ei­nem großen Mann in weißem Ge­wan­de, of­fen­bar dem Füh­rer der Schar, ver­han­del­te. Bei­de rit­ten schließ­lich Sei­te an Sei­te auf den La­ger­platz zu, wo Ja­cot sie er­war­te­te. Sie zo­gen die Zü­gel straff und stie­gen vom Pfer­de.

      Scheich Amor ben Kha­tur, mel­de­te der Ser­geant kurz und trat ab.

      Haupt­mann Ja­cot blick­te dem An­kömm­ling scharf in die Au­gen. Ihm war so ziem­lich je­der ei­ni­ger­ma­ßen ein­fluss­rei­che Ara­ber im Um­kreis von ein paar hun­dert Mei­len be­kannt, doch den da hat­te er noch nie ge­se­hen. Es war ein statt­li­cher, wet­ter­ge­bräun­ter Mann mit fins­ter-mür­ri­schem Blick; er moch­te sech­zig Jah­re oder äl­ter sein. Sei­ne zu­sam­men­ge­knif­fe­nen Au­gen schie­nen nichts Gu­tes zu ver­hei­ßen; Haupt­mann Ja­cot hat­te we­nigs­tens so­fort die­sen Ein­druck.

      Nun? frag­te er. Was ist los?

      Der Ara­ber mach­te kei­ne lan­gen Um­schwei­fe. Achmet ben Hau­din ist der Sohn mei­ner Schwes­ter, be­gann er. Wenn Sie ihn mir her­aus­ge­ben, will ich ihn un­ter mei­ne Ob­hut neh­men

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