Tarzan – Band 4 – Tarzans Sohn. Edgar Rice Burroughs
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Tarzan – Band 4 – Tarzans Sohn - Edgar Rice Burroughs страница 13
Er war der völligen Verzweiflung nahe. Was sollten sie denn nun tun? Am Morgen würde man sie aufgreifen und einfach töten. Gewiss, er war ein kluger und stämmiger Bursche, dem viele beneidenswerte Eigenschaften von seinen Eltern her gleichsam im Blute lagen: Doch jetzt, nach alledem, war er schließlich nicht viel mehr wie ein kleiner Junge, ein kleiner Junge, den Furcht und Heimweh gepackt haben, und der alles vom Standpunkt seiner spärlichen Jugenderfahrung aus beurteilt.
Er sah alles nur von der einen offenkundigen Tatsache aus an, dass sie einen Menschen getötet hatten. Außerdem waren sie mitten unter halbwilden fremden Leuten, denen nicht viel Verständnis für seine besondere Lage zuzutrauen war. Das und Ähnliches mehr hatte er sich aus allerlei Schauerromanen zusammengelesen, das waren seine »Erfahrungen«. –
Geld brauchten sie beide, sie mussten das Geld wiederhaben!
Er beugte sich wieder über den Toten. Diesmal wollte er aber rücksichtslos und entschlossen vorgehen! Der Affe hockte in einer Zimmerecke und folgte jeder Bewegung des Jungen, der dem Amerikaner ein Kleidungsstück nach dem anderen auszog und Stück für Stück minutenlang visitierte. Sogar die Schuhe durchsuchte er mit peinlicher Sorgfalt und, als er dem Toten auch das Letzte vom Leibe gezogen hatte, warf er sich aufs Bett. Er schien fast den Verstand zu verlieren, seine Augen starrten weitgeöffnet ins Leere … und doch auch wieder nicht. Ein grässliches Bild stand vor seinem Innern, das war das, was kommen musste.
Wie lange er so dagesessen hatte, wusste er nicht, als ihn schließlich ein Geräusch im ersten Stock unten aufscheuchte. Er sprang rasch auf seine Beine, blies die Lampe aus, eilte zur Tür und schloss sie von innen. Dann wandte er sich zu dem Affen; er war inzwischen zu einem anderen Entschluss gekommen.
Gestern Abend war er noch der Ansicht gewesen, dass es das beste sei, bei nächster Gelegenheit nach der Heimat zurückzureisen und seine Eltern um Verzeihung dieses tollen Abenteuers zu bitten. Jetzt hatte er das Gefühl, dass er nie wieder nach Hause kommen würde. Das Blut eines Mitmenschen klebte an seinen Händen, ja an seinen Händen, wie er sich nun schon fest eingeredet hatte. Die geradezu krankhaften Vorstellungen, die in den letzten Stunden sein Hirn durchwühlt, hatten ihre Arbeit getan. Er war jetzt soweit: Nicht der Affe hatte Condon umgebracht. Nein, in seinen Schreckensnöten und in seiner Verwirrung legte er die ganze Schuld sich allein zur Last. Hätte er sein Geld noch, würde er sich vielleicht den Freispruch erkaufen können. Aber so, nicht einen Penny in der Tasche? Was sollten Fremde hier ohne Geld in dieser Lage noch zu erhoffen haben?
Wo das Geld nur war? Er suchte sich in die Erinnerung zurückzurufen, wann er das Bündel Banknoten zum letzten Mal gesehen. Doch er konnte sich an nichts entsinnen, und selbst wenn er es gekonnt hätte, würde er sich unmöglich über das Verschwinden des Päckchens klar geworden sein; denn er hatte eben keine Ahnung davon, dass es ihm aus der Tasche gerutscht und ins Meer gefallen war, als er sich über die Reling des Dampfers schwang und in das bereitstehende Boot kletterte.
Komm! wandte er sich an Akut in der Sprache der Menschenaffen. Er dachte gar nicht mehr daran, dass er nur einen leichten Schlafanzug trug, als er zum offenen Fenster ging, seinen Kopf hinaussteckte und gespannt in die Nacht hinaushorchte. Nicht weit vom Fenster entfernt streckte ein einzelstehender Baum seine Äste nach oben. Behänd sprang der Junge hinüber, klammerte sich einen Augenblick katzenartig dicht am Stamme fest, wie wenn er erst sehen müsste, ob irgendwie Gefahr drohe, und kletterte dann ruhig abwärts. Dicht nach ihm kam der große Affe. In etwa zweihundert Meter Entfernung berührte ein schmaler Ausläufer des Dschungels die Siedlung mit ihren verstreut liegenden Häusern, und dorthin lenkte der junge Engländer seine Schritte. Niemand mochte die beiden sehen, wie sie hinüberschlichen; im nächsten Augenblick schon tauchten sie im Dschungel unter:
Der kleine Jack, der künftige Lord Greystoke, war dem Gesichtskreis der zivilisierten Welt entrückt.
Es war schon spät am anderen Morgen, als der Hausdiener, ein Eingeborener, an die Tür des Zimmers klopfte, das man Mr. Billings und dessen Großmutter zugewiesen hatte. Da er keine Antwort erhielt, wollte er mit dem Hauptschlüssel öffnen; doch stellte es sich sofort heraus, dass bereits ein anderer Schlüssel, und zwar von innen her, im Schloss steckte. Er berichtete dies dem Besitzer des Hotels, einem gewissen Herrn Skopf, der sogleich mit nach dem zweiten Stock hinaufging und kräftig an der Zimmertür trommelte. Auch diesmal kam keine Antwort. Er bückte sich und versuchte, ob er irgendetwas durch das Schlüsselloch erkennen könne. Dabei verlor er das Gleichgewicht, was bei seiner starken Figur nicht zu verwundern war, doch konnte er sich wenigstens gerade noch mit einer Hand auf den Boden stützen. Er fühlte an seinen Fingern etwas Weiches, so wie wenn ihnen mit einem Male eine dicke Flüssigkeit anhaftete, hob die Hand dicht vor die Augen und suchte, so gut es im Halbdunkel des Korridors möglich war, das neue Rätsel zu lösen. Ein Schauder durchlief ihn, als er tiefdunkles Blut an seiner Hand gewahrte. Er sprang auf und stemmte sich mit seinem Oberkörper gegen die Tür. Herr Skopf ist ein starker, stattlicher Mann – oder er war es damals wenigstens, denn ich habe ihn ein paar Jahre nicht wiedergesehen. Die schwache Tür gab jedenfalls unter der Wucht dieses Druckes nach, und Herr Skopf stürzte kopfüber nach innen.
Vor ihm lag das größte Geheimnis seines Lebens: Da war die Leiche eines ihm völlig unbekannten Mannes. Das Genick war gebrochen, die Schlagader durchgebissen, wie wenn sich die reißenden Zähne eines wilden Tieres hineingegraben hätten. Der Körper war splitternackt, die Kleider lagen ringsherum auf dem Boden verstreut. Die alte Dame und deren Enkel waren verschwunden, das Fenster weit geöffnet. Sie mussten also durch das Fenster entkommen sein, denn die Tür war ja von innen verschlossen gewesen.
Aber wie sollte der Junge seine alte kranke Großmutter so aus dem zweiten Stock hinuntergebracht haben? Nein, das war doch zu albern, so etwas überhaupt anzunehmen. Herr Skopf durchsuchte das kleine Zimmer, er bemerkte, dass das Bett von der Wand abgerückt war. Und warum? Zum dritten oder vierten Male blickte er nun unter das Bett … Es blieb dabei: Die beiden hatten sich aus dem Staube gemacht, und doch sagte ihm sein gesunder Menschenverstand, dass die alte Dame unmöglich ohne Träger hinuntergekommen