Tarzan – Band 4 – Tarzans Sohn. Edgar Rice Burroughs
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Читать онлайн книгу Tarzan – Band 4 – Tarzans Sohn - Edgar Rice Burroughs страница 16
Nur wenn sie für sich allein gelassen wurde, war sie glücklich. Sie spielte dann mit Geeka, schmückte ihr Haar mit Blumen der Wildnis oder flocht sich aus Gras Bänder und Schnüre. O, sie war immer lebhaft und aufgeweckt und trällerte ein Liedchen vor sich hin – so oft man sie nur mal in Ruhe ließ; denn mochte man noch so grausam und lieblos mit ihr umgehen: in ihrem kleinen Herzen blieb im Grunde die ganze große Fülle von Anmut und Heiterkeit, die sie mit auf die Welt gebracht; und die konnte man nicht ersticken! –
War der Scheich in der Nähe, so schwieg Meriem sofort und spielte lieber nicht weiter; denn sie hatte vor diesem Manne immer Angst, manchmal sogar so, dass man hätte annehmen können, sie sei dem Wahnsinn nahe. Und dann fürchtete sie sich auch vor dem dunklen, unheimlichen Dschungel, diesem grausamen Dschungel, der überall bis zum Dorfe ihre Arme ausstreckte, am Tage vor den Affen, die dort schnatterten, und den kreischenden Vögeln, und dann erst in der Nacht, wenn das Brüllen und Knurren und Stöhnen der Urwaldbestien herüberhallte. Ja, ihr bangte wohl vor dem Dschungel, aber noch viel, viel mehr vor diesem Scheich, und nicht bloß einmal war sie – das kleine ahnungslose Geschöpf, das doch die Folgenschwere seiner kindlichen Entschlüsse gar nicht ermessen konnte – nahe daran gewesen, einfach für immer in den schrecklichen Dschungel davonzulaufen, statt länger bei diesem ewig drohenden und bösen Gespenst von einem Vater leben zu müssen. –
Wie sie jetzt vor dem Lederzelt des Scheichs saß und der Geeka ein Grashemd flocht, merkte sie mit einem Male, dass der Scheich sich näherte, und sofort war das sonnige Lachen, das um ihren Kindermund gespielt, dahin. Sie sprang zur Seite, wohl in der Hoffnung, dass sie vielleicht doch noch unbemerkt dem alten Araber mit seinem lederfarbigen Gesicht entwischen könne. Allein das Kind war nicht schnell genug. Mit einem harten Fußtritt stieß er die Kleine nieder, dass sie der Länge nach aufs Gesicht fiel. Still und ohne Tränen zu vergießen blieb sie liegen; ein leises Zittern rann durch ihren Körper. Ein Fluch, eine grässliche Verwünschung – und der Mann trat in das Zelt. Die alte schwarze Hexe schüttelte sich vor Lachen und gab dabei wohl ihren einzigen Zahn zum Besten, der wahrscheinlich selber nicht wusste, wie er zu der Ehre kam, noch zu existieren.
Als das kleine Mädchen sicher war, dass der Scheich sich ins Zelt verfügt hatte, kroch es hinter das Zelt in den Schatten und blieb dort mäuschenstill liegen. Sie drückte Geeka fest an ihr Herz und meinte es gut mit der lieben kleinen Puppe, doch ab und zu war es, als wollte der ganze Jammer von Neuem über sie hereinbrechen: Sie reckte und streckte dann ihren kleinen gequälten Körper, nur um das Schluchzen zu unterdrücken. Laut weinen – nein, das durfte sie nicht wagen, denn dann würde der Scheich von Neuem seine Wut an ihr ausgelassen haben. Was ihr kleines Herz so bekümmerte, war überdies nicht etwa nur der Nachhall jener neuen Misshandlung. Unendlich tiefere innere Nöte bedrängten sie: Man versagte ihr hier jegliche Liebe, und jedes Kinderherz lechzt doch geradezu nach allem, was Liebe atmet!
Die kleine Meriem konnte es sich kaum mehr anders denken, als dass sie immer nur unter der strengen, grausamen Hand des Scheichs und Mabunus gelebt hatte. Ganz dunkel schwebte freilich beinahe wie ein Traum in den Tiefen ihrer kindlichen Seele ein Bild undeutlich und verschwommen. Dann war es ihr, als habe sie einmal eine gute sanfte, freundliche Mutter gehabt. Aber Meriem meinte, dies sei wohl mehr ein frommer Wunsch, vielleicht auch bloß der Ausdruck ihrer großen Sehnsucht nach den Liebkosungen, die sie nie selber gekostet, aber dafür der herzigen Geeka-Puppe in Hülle und Fülle schenkte. Kein Kind wurde so verwöhnt, wie Geeka, deren kleine Mutter – ganz im Gegensatz dazu wie sie von ihren eigenen »Eltern« behandelt wurde – die Nachsicht und Milde selber war. Geeka bekam tausend Küsse an einem Tag, und selbst wenn sie beim Spiel oder sonst recht unartig gewesen, gab es statt der verdienten Strafe immer neue Liebkosungen. Alles, was die kleine Meriem ihrem Puppenkinde an Zärtlichkeiten angedeihen ließ, war eben nur ein deutlicher Beweis dafür, wie sehr sie selbst nach einem wahrhaft liebenden, hegenden Mutterherzen verlangte.
Und als sie jetzt Geeka fest an sich drückte, fühlte sie, dass das Schluchzen und Zittern langsam nachließ. Nicht lange mehr und sie hatte auch ihre Stimme wieder in der Gewalt und konnte nun wenigstens der einzigen Vertrauten ihr Herz ausschütten.
Geeka liebt Meriem, flüsterte sie der Puppe in ihr Elfenbeinohr. Warum liebt mich mein Vater, der Scheich, nicht auch? Bin ich denn so ungezogen? Ich versuche ja immer, brav zu sein; doch ich weiß gar nicht, warum er mich so schlägt, und da kann ich auch nicht sagen, was ich getan haben soll oder was ihm nicht gefällt. Gerade vorhin gab er mir einen Fußtritt. O, das hat mir sehr, sehr wehgetan! Und ich saß doch bloß vor dem Zelt und flocht ein Hemdchen für dich! Das muss etwas Böses sein, denn sonst hätte er mir doch nicht dafür einen Fußtritt gegeben. Aber warum ist das etwas Böses, Geeka? Liebe Geeka, ich weiß es nicht, weiß es nicht …
Geeka schien gerade etwas einwenden zu wollen, doch sie wurde sofort unterbrochen, denn draußen vor den Toren des Dorfes hatte sich ein heftiger Streit erhoben. Man hörte lautes Stimmengewirr. Meriem spitzte die Ohren, und – neugierig wie Kinder nun einmal sind – wäre sie zu gern hingerannt und hätte sich selbst davon überzeugt, warum man sich so entsetzlich anschrie. Die anderen Dorfbewohner waren schon größtenteils auf den Beinen und stürzten in der Richtung davon, aus der der Lärm kam, aber Meriem getraute sich doch nicht mit. Der Scheich würde sicher auch dort sein und, wenn er sie sah, nur wieder die Gelegenheit benutzen, sie von Neuem zu schlagen oder zu stoßen. Meriem blieb also still liegen und horchte.
Sie hörte bald, dass die Menge sich die Dorfstraße herauf dem Zelt des Scheichs näherte, und so konnte sie der Versuchung nicht widerstehen und guckte ganz vorsichtig um die Zeltecke. Zwei Fremde sah sie mitkommen. Es waren Weiße und sie waren allein. Aber als man weiter herankam, entnahm sie aus den Gesprächen der Eingeborenen, die sich um die Fremdlinge herumdrängten, dass das stattliche Gefolge der beiden sich außerhalb des Dorfes gelagert hatte und dort das Ergebnis der Verhandlungen mit dem Scheich abwartete.
Der