Crazy Love. Eva Kah

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Crazy Love - Eva Kah Crazy Love

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irgendwie Recht hatte mit seinen letzten Worten. War ich vielleicht tatsächlich eine Spaßbremse, eine pingelige, langweilige?

      Langweilig. Pah! Wer es langweilig findet, eine Vollzeit berufstätige Frau an seiner Seite zu haben und sich von ihr aushalten zu lassen, dem ist nicht mehr zu helfen. Klar, ich war zuletzt vor vielen Jahren mit ihm auf einem seiner Filmfestivals gewesen, und wann ich mit ihm auf einer Party durchgemacht hatte, verschwamm völlig im Nebel der Erinnerung. Ich hätte nicht einmal die Jahreszahl nennen können. Aber das lag einfach daran, dass Max’ Filmrollen so rar gesät waren. Und daran, dass ich in Schichten arbeite. Wer Sonntag um vier Uhr morgens auf der orthopädischen Station mit dem Bettenwechseln beginnt, der geht eben nicht Samstag um halb zwölf noch tanzen. Oder jedenfalls nicht oft.

      „Das ist nicht langweilig, das ist Schichtdienst!“, hatte ich Max noch nachgerufen. Aber er hörte es nicht mehr. Wollte es auch gar nicht hören. Wie so vieles in den letzten zehn Jahren.

      Oder bezog sich das „langweilig“ gar nicht auf die Art und Weise, wie ich meine Freizeit verbrachte, sondern etwa auf mein Äußeres? Wäre ja noch schlimmer. Klar, ich trage lieber Jeans mit Chucks als Ledermini mit Plateau-Sandaletten. Und figurmäßig bin ich eher der Birnen-Typ. Keine supersaftige Birne, aber eindeutig auch keine Gurke oder Rübe. Aber hey, ich tusche mir täglich die Wimpern, notfalls auch schon um drei Uhr morgens. Außerdem habe ich eine super Haut und „die Haare schön“. Letzteres höre ich jedenfalls häufig in der U-Bahn, sogar von jungen Mädchen. Die sich wahrscheinlich nur mit mir anlegen wollen. Aber egal, es stimmt ja, ich habe schönes Haar. Kastanienbraune, glänzende Wellen bis zum Po. Ich hatte also jeden Anlass, mich in meiner Haut ganz wohl zu fühlen.

      Bis Max ging.

      Dass er richtig echt gegangen war, also für immer, war mir in dem Moment noch nicht so richtig klar. Mit mir hatte noch nie zuvor jemand Schluss gemacht. Daher wusste ich überhaupt nicht, wie ich mit der Situation umgehen sollte. Ich hatte überhaupt keine Strategie. Vorausgesetzt, dass Max tatsächlich nicht in einer Stunde reumütig wieder aufkreuzen würde, was sollte ich tun?

      Wie man am besten mit Liebeskummer umgeht, musste ich jetzt im zarten Alter von siebenundzwanzig irgendwie selbst herausfinden. Laut Metal hören, drei Schachteln Zigaretten rauchen und zwei Wochen nichts essen wie die Mädchen damals in der Schule? Vierhundert SMS an den Typen schreiben und ihn und alle seine Facebook-Kumpels entfreunden?

      Vermutlich wäre ich nach einer halben Stunde Gedanken-Ordnen auf dem hässlichen Sofa trotzdem aufgestanden, um mir einen Drink zu machen und meine beste Freundin Freddy anzurufenjedoch kam mir das Klingeln des Paketboten zuvor. Mit einem kompakten, aber sehr schweren Karton schleppte er sich die Stufen zu unserer Wohnung im zweiten Stock hoch. Ich rätselte kurz, bis ich begriff, um was es sich handelte: zwölf Flaschen Prosecco. Nicht irgendeiner, sondern ein ziemlich teurer, direkt aus Italien importierter. Das, was die Filmkumpels von Max gerne tranken. Max hatte wie schon erwähnt Sonntag Geburtstag, und ich hatte ihn und seine Kumpels überraschen wollen. Daraus wurde jetzt wohl eher nichts.

      Keuchend setzte der Bote das Paket vor mir ab. Es klirrte ganz leise.

      „Grüß Gott“, sagte ich, weil er mit seinem Schnurrbart und dem viereckigen Gesicht sehr bayerisch aussah und ich nicht recht wusste, was man sonst zu einem Paketboten sagen soll. Glücklicherweise hatte ich richtig geraten.

      „Grüß Gott. San Sie de Frau Angélique Krüger?“

      Er hatte Schwierigkeiten, meinen Vornamen richtig auszusprechen. Auf Anhieb schafft das eigentlich niemand, es sei denn, er ist Franzose oder sehr gebildet. Der Paketbote schaffte es nicht so richtig. So wie er es mit seinem bayerischen Dialekt aussprach, klang es ein bisschen wie „Oarschleckn“, also Arschlecken. Toll. Ich bin gebürtige Bayerin. Bis heute weiß ich nicht, was sich meine Eltern dabei gedacht haben. „Wir fanden das eben schön und so ungewöhnlich!“, sagten sie immer nur. „Würdest du lieber Steffi heißen?“

      Meine Eltern. Ich liebe sie, aber sie haben mich vermutlich schon vor meiner Zeugung genervt. Es ist gut, dass sie immerhin eine Viertelstunde von München entfernt wohnen, meine Mutter nach ihrer Grauer-Star-Operation nicht mehr Auto fahren mag und mein Vater als ehemaliger Trucker aus Prinzip in keine S-Bahn steigt. Wer sein Kind Angélique nennt, obwohl er noch nicht einmal selbst Französisch spricht, muss das arme Ding, also mich, dann nicht auch noch jedes Wochenende quälen. Dass es in den Fünfzigern eine schlüpfrige Romanreihe namens „Angélique“ gegeben hatte, ist keine Entschuldigung. Die in den Sechzigern daraus entstandenen Softerotik-Filme, denen mein Papa wahrscheinlich seine sexuelle Erweckung verdankte (Igitt!), ebenfalls nicht.

      Ich konnte es ja nicht einmal selbst aussprechen. Scheinbar reagierte ich schon als Kleinkind mit ablehnender Komplettverweigerung. Deshalb auch die Abkürzung, unter der mich seither alle kennen: „Icki“, das war das Einzige, was eine nuschelnde deutsche Zweijährige aus dem großen Namen machen konnte. Oder wollte.

      „Das bin ich“, erwiderte ich dem Paketboten.

      „Sie miassadn mir trotzdem Eahnaran Ausweis zoang“, seufzte der Mann. „Des is leider so mit dem Alkohol.“

      Dann händigte er mir den Karton aus und ging wieder. Da stand ich nun mit zwölf Flaschen feinstem Prosecco für die Geburtstagssause des Mannes, der mich gerade verlassen hatte.

      Für ein paar Minuten war ich kurz davor, zu meiner Lieblingsparkbank im Ostpark zu flüchten. Ich hatte die Turnschuhe schon geschnürt, den Mantel übergeworfen und den Fahrradschlüssel und eine Flasche Erdbeerlimes in meine Handtasche gepackt. Nicht, dass ich ständig Erdbeerlimes tränke, ganz im Gegenteil. Das dickflüssige Teufelszeug war von meiner Geburtstagsparty übrig geblieben – manche meiner Kolleginnen bestehen darauf – und ich war in dem Moment noch zu stolz, um Max’ Prosecco anzutasten. Doch als ich nach der Wohnungstür griff, rutschte mir der Henkel meiner Handtasche von der Schulter. Die Tasche schlug gegen den Türrahmen. Es gab einen dumpf knackenden Aufprall, der mir verriet, dass ich soeben meine teuerste Handtasche mit 0,7 Liter Erdbeerlimes geflutet hatte.

      Grund genug, zuhause zu bleiben, beim Versuch des Taschenwaschens in der Badewanne doch noch einen Heulkrampf zu kriegen (Echtleder!) und hinterher mit einer Flasche Geburtstags-Prosecco im Wohnzimmer einzuschlafen während des Wartens auf eine SMS von Max.

      Ich träumte davon, wie anders die letzten zehn Jahre hätten verlaufen können, wenn Max und ich damals auf der Abifeier nicht zusammen gekommen wären.

      „Hey, du bist doch die Icki?“

      „Äh, ja?! Warum fragst du?“

      „Na ja, weil…“ – gezielt eingesetztes, unwiderstehliches Sonnyboylächeln – „ich gerne weiß, wie das Mädel heißt, das ich heute Abend mit nach Hause nehme.“

      In meinem Traum wurde ich nicht rot vor Glück. Ich grinste auch nicht debil und nickte eilfertig, um mich gegen die Litfaßsäule drücken und küssen zu lassen. Ich ging nicht sofort mit zu ihm nach Hause, trank nicht den ersten Prosecco meines Lebens mit ihm und machte kein Petting. Ich unterzog mich nicht der gründlichsten Haarentfernung, die je ein Teenager gemacht hatte, und ich schlief nicht eine Woche später im eleganten Designerbett seines Jugendzimmers zum ersten Mal mit ihm.

      In meinem Traum lächelte ich breit und zähnestarrend zurück, bevor ich weit ausholte und Max mit meiner kräftigen rechten Waschfrauenhand so richtig eine zementierte.

      2

      Ganz schön smart

      Max kam nicht zurück. Nicht am nächsten

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