Crazy Love. Eva Kah

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Crazy Love - Eva Kah Crazy Love

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die frische Mailuft herein zu lassen. Dann guckte sie auf die Uhr.

      „Icki, ist dir die Rebound-Phase ein Begriff?“

      „Nein! Und was auch immer das ist, es ist mir auch egal! Scheißegal sogar!“, schluchzte ich.

      „Ganz typisch, ganz, ganz typisch“, murmelte Freddy, setzte sich neben mich und streichelte mit etwas spitzen Fingern meinen Rücken. Ich verstand das mit den spitzen Fingern, weil ich immer noch dasselbe Schlaf-T-Shirt mit den Streublümchen trug, in das ich nach Schichtende am vergangenen Freitagnachmittag geschlüpft war. Vor vier Tagen. Ich verspürte das dringende Bedürfnis, in meinen Ärmel zu rotzen, unterließ es aber im letzten Moment, weil meine beste Freundin mich sowieso schon zu müffelig fand. War ich ja auch. Müffelig und betrunken.

      „Typisch Icki, oder?“, murmelte ich. „Die blöde Nuss lässt sich verlassen, und dann sitzt sie rum und besäuft sich. Tut mir leid, aber mir ist nichts Besseres eingefallen. Ist mein erster Liebeskummer.“

      „Nein, nicht typisch Icki. Die Icki, die ich kenne und schätze, hat immer gute Laune und einen schnoddrigen Spruch auf Lager. Oder eine abgefahrene Idee. Das, was ich hier vor mir sehe, ist ganz typisch Rebound-Phase.“

      „Na gut, du hast gewonnen. Was ist denn diese Phase? Und woher weißt du so was?“

      Freddy lächelte und reichte mir einen Superduper-Kaugummi, der so aussah, als wäre er in seiner Wirkung durchaus mit Rohrreiniger vergleichbar. Unter seiner steinharten, blassblauen Kruste mit den zahnreinigenden kleinen Kügelchen schmeckte er auch so. Ich kaute ein paar Mal darauf herum und fühlte mich gleich um ein Promill weniger betrunken.

      „Ich hab das letzte Woche im Kurs gelernt.“ Seit einiger Zeit belegte Freddy eine Art Abendschule für Psychologie und Pädagogik, um besseren Zugang zu schwierigen Patienten zu finden. „Es gibt verschiedene Phasen oder Strategien, um mit Einschnitten in seiner Biografie umzugehen. Und die Rebound-Phase ist das, was mit Leuten passiert, die zu lange mit dem falschen Typen rumgedödelt haben. So wie du.“

      „Na vielen Dank, du Arschgeige.“

      „Gerne. Na komm, du weißt, dass Max und ich nie besonders viel voneinander gehalten haben. Also, kurz zusammengefasst: Wenn der Partner weg ist, müsste man sein Leben eigentlich an die geänderten Umstände anpassen. Man müsste sich fragen, was man eigentlich will, und man müsste eigentlich auch überlegen, was man selbst falsch gemacht haben könnte, um es beim nächsten Mal besser zu machen. Tun aber die wenigsten. Stattdessen verfallen viele erst mal in so ein wildes Rumgebumse nach dem Motto: Jeder Dödel ist besser als gar kein Dödel, und viele Dödel sind noch besser, damit ich mich meinen eigenen Problemen nicht stellen muss. Man will möglichst viel Erfahrung sammeln. Hörner abstoßen. Bei dir längst überfällig, wenn du mich fragst.“

      „Ich hab’ aber nichts falsch gemacht!“, brummelte ich beleidigt.

      „Ganz typische Reaktion!“, lachte Freddy. „Aber ich geb’ dir Recht. In deinem Fall ist natürlich wirklich nur Max der Arsch. Wobei du dich mit ein paar Jahren Abstand vielleicht mal fragen solltest, wieso du es denn so lange mit dem Depp ausgehalten hast. Da gehören ja doch immer zwei dazu.“

      „Noch mal Danke. Und wenn ich aber gar nicht wild rumbumsen will?“

      „Du musst. Das ist heilsam. Wenn man das nicht tut, hat man einen an der Waffel und wird ein verkorkster alter Spinner mit komischen Hobbies.“

      „Pff! Sagst du!“

      Freddy hörte auf, meinen Rücken zu streicheln, stellte sich vor mich und ergriff meine Handgelenke, um mich in Richtung Badezimmer zu manövrieren.

      „Jawohl, und in meiner Funktion als deine beste Freundin sage ich dir direkt noch was. Es ist gleich Montagmittag und da draußen wartet eine Millionenstadt auf dich. Ich gebe dir fünf Minuten zum Duschen und zwei Minuten zum Anziehen. Ich mach’ dir in der Zwischenzeit einen achtfachen Espresso, wenn du mich an diese Höllenmaschine in deiner Küche ranlässt. Wir gehen jetzt einkaufen.“

      „Aber Max ist weg!“, jammerte ich. „Ich will nicht einkaufen, ich will meinen Max zurück!“

      Natürlich brach bei der Gelegenheit auch noch alles andere aus mir heraus – zehn Jahre Beziehung, Jubiläum, hübsche Haare, hässliches Sofa, pingelige Langweilerin, mit der das Leben und vor allem der Sex einfach keinen Spaß machen – aber Freddy fiel mir einfach ins Wort.

      „Ach, das weiß ich doch längst. Und ich bin froh, dass du ihn endlich los bist. Und dir werde ich schon auch noch beibringen, dich drüber zu freuen. Aber jetzt ist erst mal Ablenkung angesagt. Wenn du jemals einen neuen Typen abkriegen willst, dann brauchst du ein paar neue Klamotten, und zwar sofort!“

      „Was ist denn an meinen alten Sachen auszusetzen?“

      „Nichts, sie sind halt alt. Aber wenn du gerne aussiehst wie eine Religionslehrerin, ist das natürlich deine Sache.“

      „Eine Religionslehrerin?!“

      Freddy hörte auf, meinen Rücken zu streicheln, und zupfte nachdrücklich an meiner Bluse.

      „Genau, die Blümchenmuster und das ganze Gedöns. Schau mal, bei dieser Bluse haben sogar die Knöpfe Blumenform. Und sie sind rosa. Wie alt bist du denn, Icki, zwölf?“

      „Ich finde das halt mädchenhaft und romantisch!“

      „Du suchst aber keinen verwirrten Pädophilen, du bist eine Frau Ende Zwanzig und brauchst dringend einen Kerl. Aber aus dir machen wir schon noch was Flottes. In neuen Lebenssituationen braucht man einfach einen neuen Stil. Komm jetzt, du pingelige Kuh, oder bist du dafür auch zu langweilig?“

      Wenn irgendjemand auf der Welt die Diplomatie nicht mit dem Löffel gefressen hat, dann meine beste Freundin Freddy. Ich wundere mich immer wieder darüber, wie sie überhaupt als Physiotherapeutin arbeiten kann, ohne permanent Beleidigungsklagen an den Hals zu kriegen. Bei der Arbeit reißt sie sich zusammen. Bei mir nicht. Mir gegenüber ist sie direkt und unverblümt, da muss sie sich nicht verstellen. Echte Freunde sind ehrliche Freunde. Und genau für diese Ehrlichkeit liebe ich sie auch – denn ich selbst gehe immer viel zu weichherzig in die Welt hinein und bin dann ganz erstaunt, wenn ich eins auf die Nase kriege. Freddy würde das nie passieren, die rollt über alles hinweg wie ein fröhlicher Panzer. Irgendwann, hoffe ich, wird ihre Unverfrorenheit auch ein bisschen auf mich abfärben.

      Auch in Sachen Beziehungen zur Männerwelt besteht zwischen Freddy und mir ein Unterschied wie zwischen Tag und Nacht. Während ich noch nie einen anderen Typen als Max auch nur geküsst habe, herrscht rund um den Unterleib meiner besten Freundin so etwas wie Freibier-Stimmung. Jeder darf mal, jeder ist willkommen, aber niemand sollte allzu lange bleiben, damit er nicht irgendwann vom Wirt rausgeschmissen wird. Keiner ihrer „Freunde“ bleibt länger als zehn Wochen, doch der nächste steht immer schon in den Startlöchern. Manchmal hat sie sogar mehrere nebeneinander. Der Stau auf dem Mittleren Ring ist ein Dreck dagegen. Entschuldigung, dass ich das so ausdrücke, aber Freddy hat eine sehr lockere Einstellung und macht selbst Witze über ihr uferloses Sexualleben: „Wenn man Physiotherapeutin ist, muss man den ganzen Tag Leute zu Bewegung und Sport zwingen. Nach Feierabend will ich dann nicht auch noch selber Sport machen. Nach achtzehn Uhr kann ich kein Theraband, keine Gummibälle und keine Weichschaummatten mehr sehen. Aber irgendeinen Work-out brauch’ ich ja trotzdem, also habe ich eben Sex! Mein Schlafzimmer ist im Grunde nur ein getarntes Fitnessstudio. Wobei die Männer heutzutage ja nicht

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