Crazy Love. Eva Kah

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Crazy Love - Eva Kah страница 8

Автор:
Серия:
Издательство:
Crazy Love - Eva Kah Crazy Love

Скачать книгу

zielstrebig und ohne die geringsten Selbstzweifel pickt sie sich heraus, was sie brauchen könnte. Ob Männer oder T-Shirts: Sie findet immer etwas. Nicht unbedingt in der besten Qualität, aber für zwei, drei Mal reicht’s schon…

      Auch an diesem Mittag im größten Einkaufszentrum Münchens bestätigte sich ihre Schnäppchenmentalität wieder einmal. Während ich angesichts der drängelnden, laut herumtelefonierenden Menschenmassen um uns herum schon in der U-Bahn zu hyperventilieren begonnen hatte, fand Freddy gleich im ersten Laden ein Paar neuer Stiefeletten und ein atemberaubendes Partykleid. Beides war beschämend tief reduziert und passte ihr perfekt. An der Kasse nahm sie souverän auch die Telefonnummer des ganz ansehnlichen Verkäufers entgegen. Weil mein Gesicht immer noch länger wurde, sah Freddy ein, dass mir durch weitere Vorführungen ihres Schnäppchenglücks nicht geholfen wäre. Seufzend hakte sie mich unter und dirigierte mich durch die Menschenmenge in das nächste Eiscafé. Dort gab es eine weitere Telefonnummer vom süßen italienischen Kellner für sie und (nachdem der Laden zwar Wodka, aber keinen Pfirsich-Eistee führte) einen extragroßen Prosecco für mich. Zusätzlich zwängte mir Freddy drei Viertel ihres Baguettes mit Parmaschinken auf, das ihr angeblich zu viel wurde. In Wirklichkeit hörte sie mein übersäuertes Magenknurren nur deutlicher als ich. Manchmal war sie eben doch diplomatisch, aber nur ganz im Geheimen.

      Hinterher war mir etwas wohler. Die fünfzigtausend Teenager, die an diesem Montag ebenfalls das Einkaufszentrum heimsuchten, machten mich nicht mehr ganz so kirre. Und Freddy erklärte sich bereit, meine persönliche Shoppingberaterin zu spielen.

      Seltsamerweise wirkte ihr Schnäppchenglück auch bei mir. Innerhalb von weniger als einer Stunde hatte sie mich ebenfalls mit neuen Stiefeletten, einem Kleid und einer passenden Handtasche versorgt. Eigentlich trage ich so was gar nicht, aber in diesem Moment war mir das egal. Darin bin ich bestimmt nicht langweilig, schoss mir durch den Kopf, als ich mich in dem engen weinroten Jerseykleid im Spiegel der Umkleidekabine erblickte. Es war gerade lang genug, um nicht obszön auszusehen, und die Wickeloptik in der Taille ließ meine Birnenhüften vorteilhaft geschwungen wirken. Dazu die Stiefel und das albern kleine Lackhandtäschchen – ein perfektes Aufreißer-Outfit. Freddy war zufrieden.

      „Wenn du meinst, dass das irgendwie hilft“, protestierte ich.

      „Oh ja, tut es, dafür werde ich schon sorgen“, grinste Freddy und zog mich in den nächsten Laden. „Und was bei akuter Trenneritis auch hilft, ist neue Unterwäsche. So richtig wilde, teure Teile, dass es einem selber peinlich ist.“

      „Dass einem was peinlich ist – das Wilde oder das Teure?“, fragte ich, doch Freddy lachte nur und blieb vor einem Regal mit halterlosen Strümpfen stehen. Erschrocken stellte ich fest, dass wir uns in einem Sexshop befanden. Jedenfalls sah es für mich auf den ersten Blick so aus: nichts als Strapsgürtel, durchsichtige BHs, Stofffetzen mit roten Marabufedern und Höschen mit sehr zweifelhafter Textillage im Schritt. Wie ich nach ein paar Schocksekunden feststellte, handelte es sich natürlich um einen ganz normalen Wäscheladen. Nur dass ich mit solchen Läden ungefähr ebenso vertraut war wie mit „richtigen“ Sexshops. Meine BHs besaß ich alle schon seit der Schulzeit oder hatte sie als Fehlkäufe von meiner Schwester bekommen, und meine Unterhosen, die ich bis dahin immer im Kaufhaus erworben hatte, waren alle aus Baumwolle. Eine Unterhose hatte in meinen Augen vorrangig eine Pflicht zu erfüllen: den Popo verpacken und dabei möglichst wenig stören und kneifen.

      Das Sortiment dieses Ladens hier spielte in einer ganz anderen Liga. Hier gab es keine Unterhosen, hier gab es Dessous. Doch als sich das Blut aus meinem Kopf zurückgezogen hatte und die erstaunlich wenig modelähnliche Beraterin freundlich sich unser angenommen hatte, kam doch die lang verdrängte Glitzerbarbie in mir zum Vorschein. Das kleine Mädchen, das auch all das haben möchte, was die Mädchen mit den reicheren Eltern haben.

      Wir verließen das Dessousgeschäft mit einem Set aus schwarzer Spitze und nachtblauem Tüll. Dazu hatte mir Freddy ein Paar schlichter halterloser Strümpfe aufgeschwatzt, weil das den tollen Eindruck des Wäschesets nicht stören würde und es nach ihrer Erfahrung angeblich keinen Mann gab, der wirklich auf Strumpfhosen stand. Ich war stolz. Es war das erste Mal, dass ich überhaupt den passenden BH zum Slip besaß, und in diesem Slip war sogar mein Popo einigermaßen verpackt. Wenn er auch durchschimmerte.

      „Danke für die Schützenhilfe“, sagte ich feierlich zu Freddy. „Jetzt fühle ich mich dem zu erwartenden Ansturm der Männerwelt einigermaßen gewappnet. Stell dir vor, ich hätte das ganze neue Zeug schon an. Würdest du mir einen Drink ausgeben, wenn du ein Mann wärst?“

      Freddy sah mich belustigt an. „Mal sehen, mein Shopping-Meisterstück…“ Sie stellte sich vor mir auf und musterte mich gründlich von oben bis unten. „Du kennst deinen Marktwert gar nicht, stimmt’s?“

      „Marktwert! Ich will mich doch nicht an der Börse bewerben, ich will mir einen neuen Macker aufreißen!“ Das Glas Prosecco im Eiscafé hatte meinen Liebeskummer-Rausch wiederbelebt und meine Zunge gelockert.

      „Aber was anderes als eine Börse ist das Ding zwischen Männlein und Weiblein nicht. Damit man was kriegt, muss man auch was bieten können.“

      „Bei dir ist das ja auch einfach“, brummelte ich mit einem Seitenblick auf ihre Brüste.

      „Na komm, Süße. Jetzt mach mal halblang, du mit deiner Busenfixiertheit. Dafür kannst du alles tragen, ohne dir bloß wegen der Möpse alles zwei Nummern größer kaufen zu müssen. Was glaubst du, wie ich dich für deine Haare und dein Puppengesicht beneide? Du bist sportlich, hast kein Gramm Fett zu viel und übrigens auch tolle Beine, die du nie zeigst, weil du deinen Hintern in Miniröcken dick findest. Was er nicht ist. Nur rund und knackig! Was ich hier vor mir sehe, ist eine schlanke junge Dame, die Frisuren- und Make-Up-Model sein könnte und nach der sich neunzig Prozent der Männer die Finger lecken. Und die restlichen zehn Prozent können mich mal. Und dich erst recht!“

      So schöne Komplimente hatte ich zuletzt von einer gewissen Scheichmutter gehört. Ich hatte Tränen in den Augen vor Dankbarkeit. Wortlos nahm ich Freddy in den Arm und drückte sie.

      „Moment, Moment, eins fehlt noch!“, fiel Freddy ein. „Was hast du denn in deinem kleinen schwarzen Lackhandtäschchen alles drin, wenn du auf Aufreiß-Tour gehst?“

      „Vorausgesetzt, ich würde mich trauen, auf Aufreiß-Tour zu gehen.“

      „Ich zwinge dich einfach. Also, was ist in deiner Handtasche?“

      Ich zuckte die Schultern. „Schlüssel, Perso, bisschen Kohle, eine Packung Taschentücher.“

      „Reicht nicht.“

      „Lippenstift?“

      „Der zählt nicht.“

      „Ein Kondom?“

      „Lobenswerte Idee, reicht aber immer noch nicht.“

      „Zwei Kondome? Drei Kondome?“

      „Na, so einseitig interessiert bin ja noch nicht mal ich“, grinste sie. „Mir genügen immer zwei, die meisten Kerle haben ja auch welche. Nein, Spaß beiseite“ – mit einem schnellen Griff, der jedem Taschendieb Ehre gemacht hätte, langte sie in meine Jackentasche und zog mein Handy hervor – „Ich meine das hier.“ Anklagend hielt sie mir das verkratzte Stück entgegen und tippte vorwurfsvoll gegen das daumennagelgroße Display. „Das ist dein Problem.“

      „Wieso? Funktioniert einwandfrei. Gut, es ist nicht mehr das aktuellste…“

      Das war schmeichelhaft ausgedrückt. Ich besaß das Ding seit dem Abi. Der dunkelblaue

Скачать книгу