Vorträge über das Johannes-Evangelium, Band 1. Augustinus von Hippo
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20.
Denn was jene Olivenfrucht war, wirst du bei näherer Untersuchung finden. Die Olivenfrucht bedeutet die Liebe. Wie beweisen wir das? Wie nämlich das Öl durch keine Flüssigkeit hinabgedrückt wird, sondern alles durchbrechend emporsteigt und obenauf bleibt, so läßt sich auch die Liebe nicht abwärts drücken, sie muß nach oben streben. Deshalb sagt der Apostel von ihr: „Einen noch höheren Weg zeige ich euch“197. Weil wir vom Öle gesagt haben, daß es in die Höhe kommt, so wollen wir, damit nicht etwa der Apostel nicht von der Liebe gesagt habe: „Einen höheren Weg zeige ich euch“, hören, was folgt: „Wenn ich die Sprachen der Menschen und der Engel redete, die Liebe aber nicht hätte, dann bin ich wie ein tönendes Erzgeschirr und eine klingende Schelle“198. Geh nun, Donatus, und schreie: Ich bin beredt. Geh nun und schreie: Ich bin gelehrt. Wie beredt? Wie gelehrt? Hast du vielleicht mit Engelzungen gesprochen? Und dennoch, wenn du auch mit Engelzungen reden würdest, ohne die Liebe zu haben, so würde ich tönendes Erz und klingende Schellen hören. Ich suche aber etwas Gediegenes, ich möchte eine Frucht an den Blättern finden; es sollen nicht bloß Worte sein, sie sollen eine Ölbeere haben, sie sollen zur Arche zurückkehren.
21.
Aber, wirst du sagen, ich habe das Sakrament. Du sagst die Wahrheit, das Sakrament ist göttlich; du hast die Taufe, auch ich bekenne es. Aber was sagt derselbe Apostel? „Wenn ich alle Geheimnisse wüßte und die Prophetie und allen Glauben hätte, so daß ich Berge versetzte“; ― damit du nicht etwa auch dies sagtest: Ich habe den Glauben, das genügt mir. Aber was sagt Jakobus? „Auch die Teufel glauben und zittern“199. Der Glaube ist etwas Großes, aber er nützt nichts, wenn er nicht die Liebe hat. Auch die Dämonen bekannten Christus. Also zwar glaubend, aber nicht liebend sagten sie: „Was hast du mit uns zu tun?“200. Sie hatten den Glauben, die Liebe hatten sie nicht; darum waren sie Dämonen. Rühme dich nicht des Glaubens, noch bist du mit den Dämonen zu vergleichen. Sage nicht zu Christus: „Was hast du mit mir?“ Denn die Einheit Christi201 spricht zu dir: Komm, erkenne den Frieden, kehre zurück zur Seele der Taube. Du bist draußen getauft; habe Frucht und du kommst wieder zur Arche.
22.
Du sagst wohl: Was sucht ihr uns, wenn wir böse sind? Damit ihr gut seiet. Deshalb suchen wir euch, weil ihr böse seid; denn wäret ihr nicht böse, so hätten wir euch schon gefunden und würden euch nicht erst suchen. Wer gut ist, ist bereits gefunden; wer böse ist, wird noch gesucht. Darum suchen wir euch; kehret zur Arche zurück. Aber ich habe bereits die Taufe. „Wenn ich alle Geheimnisse wüßte und die Prophetie und allen Glauben hätte, so daß ich Berge versetzte, hätte aber die Liebe nicht, so bin ich nichts“. Eine Frucht möchte ich dort sehen, eine Ölbeere möchte ich dort sehen, und du wirst zur Arche zurückgerufen.
23.
Doch was sagst du? Siehe, wir erdulden viel Böses. Ja, wenn ihr das für Christus dulden würdet, nicht für eure Ehre. Höret, was folgt. Sie brüsten sich nämlich manchmal, daß sie viel Almosen spenden, den Armen geben, daß sie Ungemach erdulden, aber für Donatus, nicht für Christus. Siehe zu,* wie* du duldest; denn wenn du für Donatus duldest, duldest du für einen Stolzen; du bist nicht in der Taube, wenn du für Donatus duldest. Dieser war kein Freund des Bräutigams; denn wäre er ein Freund des Bräutigams gewesen, so würde er die Ehre des Bräutigams, nicht die eigene gesucht haben202. Siehe der Freund des Bräutigams sagt: „Dieser ist es, welcher tauft“. Der war kein Freund des Bräutigams, für den du duldest. Du hast kein hochzeitliches Kleid, und wenn du zum Gastmahl kommst, so hast du zu gewärtigen, daß du hinausgeworfen wirst203, oder vielmehr weil du bereits hinausgeworfen bist, deshalb bist du bejammernswert; kehre doch einmal zurück und rühme dich nicht. Höre, was der Apostel sagt: „Wenn ich all das Meinige den Armen schenke und meinen Leib zum Verbrennen dahingebe, die Liebe aber nicht habe“. Siehe, was du nicht hast. „Wenn ich meinen Leib“, sagt er, „zum Verbrennen dahingebe“, natürlich für den Namen Christi; allein weil es viele gibt, die aus Ruhmsucht das tun, nicht in Liebe, darum: „Wenn ich meinen Leib zum Verbrennen dahingebe, die Liebe aber nicht habe, so nützt es mir nichts“204. Aus Liebe haben dies die Märtyrer getan, welche in der Zeit der Verfolgung litten, aus Liebe haben sie es getan; diese aber tun es aus Aufgeblasenheit und Stolz; denn da es an einem Verfolger fehlt, stürzen sie sich selbst in den Abgrund. Komm also, damit du die Liebe habest. Aber wir haben doch Märtyrer! Welche Märtyrer? Es sind keine Tauben, darum suchten sie zu fliegen und stürzten vom Felsen herab205.
24.
Alles also, meine Brüder, ihr seht es, spricht gegen sie, alle Seiten der Schrift, alle Prophetie, das ganze Evangelium, alle apostolischen Briefe, alles Seufzen der Taube; und sie wachen noch nicht auf, die erheben sich noch nicht vom Schlafe. Aber wenn wir die Taube sind, dann wollen wir seufzen, geduldig sein, hoffen; die Barmherzigkeit Gottes wird helfen, daß das Feuer des Heiligen Geistes erglühe in eurer Einfalt, und sie werden kommen. Man darf nicht verzweifeln; betet, redet laut, liebet; fürwahr der Herr ist mächtig. Schon haben sie angefangen, ihre Stirne zu erkennen, viele sind zur Einsicht gekommen, viele haben sich geschämt; Christus wird beistehen, damit auch die übrigen zur Einsicht gelangen. Und gewiß, meine Brüder, nur die Spreu soll dort bleiben, alle Körner sollen gesammelt werden, was immer dort Frucht getragen hat, kehre durch die Taube zur Arche zurück.
25.
Da sie nun von allen Seiten in die Enge getrieben werden, was halten sie uns entgegen, weil sie nichts zu erwidern wissen?206 Unsere Landhäuser hat man genommen, unsere Grundstücke hat man genommen. Sie bringen Testamente von Menschen hervor. Siehe, wo Gajus Sejus der Kirche, welcher Faustinus vorstand, ein Grundstück geschenkt hat. Von welcher Kirche war Faustinus Bischof? Was ist die Kirche? Der Kirche, sagt er, welcher Faustinus vorstand. Aber nicht der Kirche stand Faustinus vor, sondern einer Sekte stand er vor. Die Taube aber ist die Kirche. Was schreist du? Wir haben keine Landhäuser verschlungen, die Taube soll sie haben; man forsche nach, welches die Taube sei, und* sie* soll sie haben. Denn ihr wißt, meine Brüder, daß jene Landhäuser nicht dem Augustinus gehören, und wenn ihr es nicht wißt und glaubt, der Besitz von Landhäusern mache