Vorträge über das Johannes-Evangelium, Band 1. Augustinus von Hippo
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11.
Vielleicht werden sie sagen: Weil es also eine Taube ist und zwar* eine* Taube, so kann es außer der* einen* Taube keine Taufe geben. Wenn also bei dir die Taube ist oder du die Taube bist, so gib du mir, wenn ich zu dir komme, das, was ich nicht habe179. Ihr wißt, das ist ihre Rede; jetzt wird euch klar sein, so rede nicht die Taube, sondern krächze der Rabe. Denn eure Liebe gebe ein wenig acht, und fürchtet Trug, oder vielmehr hütet euch und nehmt die Worte der Widersprechenden auf, um sie auszuspeien, nicht um sie zu verschlucken und dem Innern einzuverleiben. Tuet daher, was der Herr tat, als man ihm den bitteren Trank reichte; er kostete und spie ihn aus180; so auch ihr, hört es und weiset es ab. Denn was sagen sie? Wir wollen sehen. Siehe, sagt einer, du bist die Taube, o katholische Kirche, zu dir ist gesagt: „Eine ist meine Taube, die einzige ihrer Mutter“; dies ist sicherlich zu dir gesagt. Warte, frage mich nicht; wenn es zu mir gesagt ist, so beweise es zuerst; wenn es zu mir gesagt ist, so will ich schnell hören. Zu dir ist es gesagt, bemerkt er. Ich antworte mit dem Munde der katholischen Kirche: Zu mir. Das aber, Brüder, was aus meinem Munde erklang, erklang, wie ich glaube, auch aus eurem Herzen, und wir alle haben in gleicher Weise gesagt: Zur katholischen Kirche ist gesagt: „Eine ist meine Taube, die einzige ihrer Mutter“. Außerhalb der Taube, sagt er, ist keine Taufe; ich bin außerhalb der Taube getauft, also habe ich die Taufe nicht; wenn ich die Taufe nicht habe, warum gibst du sie mir nicht, wenn ich zu dir komme?
12.
Auch ich frage. Inzwischen wollen wir davon absehen, zu wem gesagt sei: „Eine ist meine Taube, die einzige ihrer Mutter“. Wir fragen noch: entweder ist es zu mir gesagt oder zu dir; wir wollen davon absehen, zu wem es gesagt sei. Dies also frage ich: Wenn die Taube einfältig ist, unschuldig, ohne Galle, friedlich in Küssen, nicht grimmig mit Krallen ―, ich frage, ob zu den Gliedern dieser Taube die Geizigen, die Räuber, die Ränkeschmiede, die Trunkenbolde, die Lasterhaften gehören; sind sie Glieder dieser Taube? Das sei ferne, sagt er. Und in der Tat, Brüder, wer möchte das behaupten. Um sonst nichts zu sagen; wenn ich nur die Räuber nenne, Glieder des Habichts können sie sein, Glieder der Taube nicht. Die Geier rauben, die Habichte rauben, die Raben rauben; die Tauben rauben nicht, zerfleischen nicht; also sind die Räuber nicht Glieder der Taube. Gab es bei euch181 auch nicht einen einzigen Räuber? Warum bleibt die Taufe, welche ein Habicht, nicht die Taube gab? Warum tauft ihr bei euch selbst nicht nach den Räubern, Ehebrechern, Trunkenbolden und Geizigen? Oder sind diese alle Glieder der Taube? So entehret ihr eure Taube, daß ihr derselben Geierglieder gebet. Wie also, Brüder, was sagen wir? In der katholischen Kirche sind Schlechte und Gute, dort aber sind nur Schlechte. Aber vielleicht sage ich das aus feindseliger Gesinnung, und das soll hernach untersucht werden. Gewiß sind auch dort, sagen sie, Gute und Schlechte; denn wenn sie sagen, sie hätten nur Gute, so mögen ihnen das die Ihrigen glauben, und ich unterschreibe es. Bei uns, mögen sie sagen, sind nur Heilige, Gerechte, Keusche, Nüchterne, keine Ehebrecher, keine Wucherer, keine Betrüger, keine Meineidigen, keine Trunksüchtigen; sie mögen das sagen, denn ich achte nicht auf ihre Zungen, sondern berühre ihre Herzen. Da sie aber uns und euch und den Ihrigen bekannt sind, wie auch ihr sowohl euch in der katholischen Kirche wie auch jenen bekannt seid, so wollen weder wir sie tadeln, noch sollen sie sich selbst schmeicheln. Wir unsererseits geben zu, daß in der Kirche Gute und Schlechte sind, aber als Körner und Spreu. Manchmal ist, wer von einem Korn getauft wird, Spreu, und wer von der Spreu getauft wird, Korn. Sonst wäre es, wenn die vom Korn erteilte Taufe gültig und die von der Spreu erteilte Taufe ungültig ist, falsch, daß „dieser es ist, welcher tauft“. Wenn es aber wahr ist, daß „dieser es ist, welcher tauft“, dann ist sowohl das, was von jenem gegeben wird182, gültig, als auch tauft er wie die Taube. Denn jener Schlechte ist keine Taube, noch auch gehört er zu den Gliedern der Taube, und er kann weder hier183 zur katholischen Kirche gezählt werden noch bei jenen, wenn sie behaupten, ihre Kirche sei die Taube. Was also, Brüder, wollen wir damit sagen? Es ist offenbar und allen bekannt, und wider Willen werden sie überführt, daß sowohl dort, wenn Schlechte die Taufe spenden, nach ihnen nicht wieder getauft wird, als auch hier, wenn Schlechte die Taufe spenden, nach ihnen nicht wieder getauft wird. Die Taube tauft nicht nach dem Raben, warum will der Rabe nach der Taube taufen?
13.
Eure Liebe gebe acht: Warum wurde durch die Taube ein gewisses Etwas angedeutet, so daß nach der Taufe des Herrn die Taube, d. h. der Heilige Geist in Taubengestalt, kam und über ihm blieb, indes Johannes bei der Ankunft der Taube im Herrn eine gewisse ihm eigene Macht zu taufen erkannte? Weil, wie schon gesagt, durch diese eigene Macht der Friede der Kirche befestigt wurde. Es ist möglich, daß einer außerhalb der Taube die Taufe hat; daß ihm die Taufe außerhalb der Taube nütze, ist nicht möglich. Eure Liebe gebe acht und verstehe, was ich sage. Denn auch durch diesen Trugschluß verführen sie oft unsere Brüder, die träge und kalt sind. Seien wir einfältiger und glühender. Siehe, sagen sie, habe ich sie empfangen oder habe ich sie nicht empfangen? Ich antworte: Du hast sie empfangen. Wenn ich sie also empfangen habe, so hast du mir nichts mehr zu geben; ich bin sicher, auch nach deinem Zeugnis; denn sowohl ich sage, daß ich sie empfangen habe, als auch du bekennst, daß ich sie empfangen habe; die Aussage beider macht mich sicher; was kannst du mir also versprechen? Warum willst du mich katholisch machen, wenn du mir nichts weiter geben willst und bekennst, ich hätte bereits empfangen, was du zu besitzen behauptest? Wenn aber ich184 sage: Komm zu mir, so sage ich so, weil du sie nicht hast; du, der du bekennst, daß ich sie habe, warum sagst du: Komm zu mir185?
14.
Es belehrt uns die Taube. Sie antwortet nämlich vom Haupte des Herrn her und sagt: Die Taufe hast du, die Liebe aber, in der ich seufze, hast du nicht.