Vorträge über das Johannes-Evangelium, Band 1. Augustinus von Hippo

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Vorträge über das Johannes-Evangelium, Band 1 - Augustinus von Hippo Die Schriften der Kirchenväter

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fortgesetzte fromme Bemühung und gute Gebete euch auch das noch klar werden, warum Johannes das, was er am Herrn kennen lernte, daß nämlich „er es ist, welcher tauft im Heiligen Geiste“ und daß er keinem seiner Diener die Macht zu taufen überließ, nur durch die Taube kennen lernen sollte.

      6. Vortrag.

       Einleitung.

      Sechster Vortrag.

      Über dieselbe Stelle des Evangeliums. Warum Gott den Heiligen Geist in Gestalt einer Taube habe zeigen wollen. Joh. 1, 32―33.

       1.

      ] Ich gestehe eurer Heiligkeit, ich habe gefürchtet, diese Kälte möchte euch kaltsinnig machen, so daß ihr nicht hierher kämet; allein weil ihr durch diesen starken und zahlreichen Besuch bewiesen habt, daß ihr im Geiste warm seid, so zweifle ich nicht, daß ihr auch für mich gebetet habt, damit ich tue, was ich schuldig bin. Denn ich hatte versprochen, im Namen Christi heute darzulegen ― da der Mangel an Zeit kürzlich eine eingehendere Erklärung verhinderte ―, warum Gott den Heiligen Geist in Gestalt einer Taube zeigen wollte. Damit dies erklärt werde, ist der heutige Tag für uns angebrochen, und ich sehe, daß ihr euch in Hörbegierde und andächtiger Gesinnung zahlreicher eingefunden habt. Eure Erwartung erfülle Gott durch unsern Mund. Denn aus Liebe seid ihr gekommen, aber was habt ihr geliebt? Wenn uns, auch das ist gut; denn wir wollen von euch geliebt werden, aber wir wollen es nicht in uns. Weil wir euch also in Christus lieben, so liebet auch ihr uns in Christus, und unsere Liebe seufze füreinander zu Gott, denn das ist das Seufzen der Taube.

       2.

      Wenn es also das Seufzen der Taube ist, das wir alle kennen, die Tauben aber in Liebe seufzen, so höret, was der Apostel sagt, und wundert euch nicht, daß der Heilige Geist in Gestalt einer Taube gezeigt werden wollte; „denn um was wir bitten sollen“, sagt er, „wissen wir nicht, der Heilige Geist selbst aber ist Fürsprecher für uns mit unaussprechlichen Seufzern“160. Wie nun, Brüder, werden wir sagen, daß der Geist seufzt dort, wo er vollkommen und ewig selig ist mit dem Vater und dem Sohne? Denn der Heilige Geist ist Gott wie der Sohn Gottes Gott und der Vater Gott ist. Dreimal habe ich gesagt: Gott, aber ich habe nicht gesagt: drei Götter; denn eher noch dreimal Gott als drei Götter, weil der Vater und der Sohn und der Heilige Geist ein Gott ist; das wißt ihr ganz gut. Der Heilige Geist seufzt also nicht in sich selbst bei sich in jener Trinität, in jener Seligkeit, in jener Ewigkeit seines Wesens, sondern in uns seufzt er, weil er unser Seufzen bewirkt. Und es ist nichts Geringes, daß uns der Heilige Geist seufzen lehrt, denn er erinnert uns daran, daß wir Pilger sind, und lehrt uns nach dem Vaterland verlangen, und eben dieses Verlangen ist es, in dem wir seufzen. Wem es wohl ist in dieser Welt oder vielmehr wer glaubt, es sei ihm wohl, wer aus Lust an fleischlichen Dingen, im Übermaß zeitlicher Güter und eitler Glückseligkeit aufjauchzt, hat die Stimme eines Raben; denn die Stimme des Raben ist krächzend, nicht seufzend. Wer aber weiß, daß er in der Bedrängnis dieses sterblichen Lebens sich befindet und fern vom Herrn pilgert161, noch nicht die uns verheißene ewige Seligkeit besitzt, sondern erst in Hoffnung darauf lebt, um sie in Wirklichkeit zu erhalten, wenn der Herr in sichtbarem Glanze kommen wird, nachdem er zuerst verborgen in Niedrigkeit gekommen war: wer das weiß, seufzt. Und solange er deswegen seufzt, seufzt er gut; der Geist hat ihn seufzen gelehrt, von der Taube hat er seufzen gelernt. Denn viele seufzen in irdischer Unglückseligkeit; entweder durch Verluste entmutigt, oder mit Krankheit beladen, oder in Gefängnissen eingeschlossen, oder in Ketten gebunden, oder von den Meereswogen hin- und hergeworfen, oder von Nachstellungen der Feinde umringt seufzen sie, aber sie seufzen nicht mit dem Seufzen der Taube, sie seufzen nicht aus Liebe zu Gott, sie seufzen nicht im Geiste. Wenn darum solche von ihren Bedrängnissen befreit sind, jubeln sie mit lauter Stimme, und es zeigt sich dann, daß sie Raben sind, nicht Tauben. Mit Recht wurde aus der Arche ein Rabe entlassen, und er kehrte nicht zurück; es wurde eine Taube entlassen, und sie kehrte zurück; diese beiden Vögel sandte Noe aus162. Er hatte dort einen Raben, er hatte dort auch eine Taube; diese beiden Gattungen enthielt die Arche; und wenn die Arche die Kirche vorbildete, so seht ihr eben, daß die Kirche in der Sintflut dieser Welt beide Gattungen enthalten muß, den Raben und die Taube. Welche sind die Raben? Die das Ihrige suchen. Welche die Tauben? Die das suchen, was Christi ist163.

       3.

      Darum also hat er, als er den Heiligen Geist sandte, ihn auf zweierlei Weise sichtbar gezeigt, durch die Taube und durch das Feuer: durch die Taube über dem Herrn bei der Taufe, durch das Feuer über den versammelten Jüngern. Denn als der Herr nach der Auferstehung nach vierzigtägigem Verkehr mit seinen Jüngern in den Himmel aufgestiegen war, sandte er ihnen am Pfingstfeste den Heiligen Geist, wie er versprochen hatte. Der Geist also kam damals und erfüllte jenen Ort, und nachdem zuerst ein Brausen vom Himmel her entstanden war, als ob ein gewaltiger Wind wehte, wie in der Apostelgeschichte zu lesen ist, da „erschienen ihnen zerteilte Zungen wie Feuer, das sich auf jeden von ihnen niederließ, und sie fingen an, in Sprachen zu reden, wie der Heilige Geist es ihnen auszusprechen verlieh“164. Dort sahen wir eine Taube über dem Herrn, hier zerteilte Zungen über den versammelten Jüngern; dort wird Einfalt, hier Liebesglut versinnbildet. Denn es gibt solche, die zwar einfältig heißen, aber träge sind; sie werden einfältig genannt, sind aber saumselig. Kein solcher war Stephanus, des Heiligen Geistes voll; er war einfältig, weil er niemand etwas Böses tat; er war liebeglühend, weil er die Gottlosen rügte. Denn der schwieg nicht vor den Juden, von dem die flammenden Worte stammen: „Ihr Hartnäckigen und Unbeschnittenen an Herz und Ohren, ihr widerstehet allezeit dem Heiligen Geiste“. Eine scharfe Sprache, allein die Taube wird scharf ohne Galle. Denn damit ihr wisset, daß sie ohne Galle scharf wurde: beim Hören dieser Worte liefen die Raben sofort zu den Steinen wider die Taube und fingen an Stephanus zu steinigen, und der kurz vorher heftig und glühend im Geiste wie auf Feinde einen Angriff gemacht hatte und wie ein Stürmender auf sie losgegangen war mit jenen feurigen und flammenden Worten, wie ihr gehört: „Ihr Hartnäckigen und Unbeschnittenen an Herz und Ohren“, so daß, wer diese Worte hört, meinen könnte, Stephanus wolle, wenn es ihm möglich wäre, daß sie auf der Stelle aufgezehrt werden sollten, der sprach, als die Steine aus ihren Händen auf ihn flogen, mit gebeugtem Knie: „Herr, rechne es ihnen nicht zur Sünde an“165. Er gehörte zur Einheit der Taube. Denn vorher hatte dies der Meister getan, auf welchen die Taube herabstieg und der am Kreuz hängend sprach: „Vater, verzeihe ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“166. Also daß die durch den Geist Geheiligten keine Arglist haben sollten, wurde in der Taube gezeigt; daß es bei keiner frostigen Einfalt bleiben sollte, wurde im Feuer gezeigt. Es soll auch nicht befremden, daß die Zungen zerteilt wurden. Denn die Zungen (Sprachen) sind verschieden, darum erschien er in zerteilten Zungen. „Zerteilte Zungen“, heißt es, „wie Feuer, das sich auf jeden von ihnen niederließ.“ Die Zungen unterscheiden sich voneinander, aber die Verschiedenheit der Zungen sind keine Spaltungen. In den zerteilten Zungen fürchte keine Zersplitterung, die Einheit erkenne in der Taube.

       4.

      So also mußte der Heilige Geist bei seiner Herabkunft auf den Herrn gezeigt werden, damit jeder erkenne, er müsse, wenn er den Heiligen Geist hat, einfältig sein wie die Taube, mit den Brüdern wahren Frieden haben, den die Küsse der Tauben andeuten. Denn Küsse haben auch die Raben; aber bei den Raben ist falscher Friede, bei der Taube wahrer Friede. Nicht jeder also, welcher sagt: Friede sei mit euch, ist als eine Taube anzuhören. Wie nun unterscheiden sich die Küsse der Raben von den Küssen der Tauben? Es küssen die Raben, aber sie zerfleischen; von Zerfleischung weiß die Natur der Tauben nichts; wo also Zerfleischung, da ist kein wahrer Friede in den Küssen; jene haben den wahren Frieden, welche die Kirche nicht zerfleischten. Die Raben nähren sich nämlich vom Tode; das ist der Taube fremd, sie lebt von den Früchten der Erde, ihre Nahrung ist unschuldig,

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