Vorträge über das Johannes-Evangelium, Band 1. Augustinus von Hippo

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Vorträge über das Johannes-Evangelium, Band 1 - Augustinus von Hippo Die Schriften der Kirchenväter

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größer erscheinen als die Taufe des Herrn. Es sind aber auch andere mit der Taufe des Johannes getauft worden, damit nicht die Taufe des Johannes besser erschiene als die Taufe Christi; getauft wurde aber auch der Herr, damit, da der Herr die Taufe des Dieners empfängt, andere Diener sich nicht weigern sollten, die Taufe des Herrn zu empfangen. Dazu also war Johannes gesandt.

       15.

      Aber kannte er Christus, oder kannte er ihn nicht? Wenn er ihn nicht kannte, warum sprach er, als Christus zum Flusse kam: „Ich muß von dir getauft werden“? d. h., ich weiß, wer du bist. Wenn er ihn also schon kannte, dann lernte er ihn gewiß damals kennen, als er die Taube herabsteigen sah. Es ist zweifellos, daß die Taube auf den Herrn nicht eher herabstieg, als er aus dem Taufwasser emporstieg. Der Herr stieg, nachdem er getauft war, aus dem Wasser, die Himmel taten sich auf, und er sah über ihm die Taube. Wenn also die Taube nach der Taufe herabstieg, und Johannes, noch bevor der Herr getauft wurde, zu diesem sagte: „Du kommst zu mir? Ich muß von dir getauft werden“, so kannte er schon vorher den, zu dem er sagte: „Du kommst zu mir? Ich muß von dir getauft werden“. Wie also konnte er sagen: „Und ich kannte ihn nicht; aber der mich sandte, im Wasser zu taufen, der sprach zu mir: Auf welchen du den Geist herabkommen siehst wie eine Taube und auf ihm bleiben, der ist es, welcher tauft im Heiligen Geiste“? Es ist dies keine kleine Frage, meine Brüder. Wenn ihr die Frage erkannt habt, habt ihr nicht wenig erkannt; es bleibt nur übrig, daß der Herr ihre Lösung gebe. Doch dies sage ich, wenn ihr die Frage erkannt habt, so ist es nicht wenig. Siehe, Johannes der Täufer, am Flusse weilend, steht vor euren Augen; siehe, da kommt der Herr, um getauft zu werden, da er noch nicht getauft ist. Hier die Stimme des Johannes: „Du kommst zu mir. Ich muß von dir getauft werden“. Siehe, er erkennt bereits den Herrn, von dem er getauft werden will. Getauft steigt der Herr aus dem Wasser, die Himmel öffnen sich, der Geist steigt herab, jetzt erkennt ihn Johannes. Wenn er ihn jetzt erkennt, wie konnte er dann vorher sagen: „Ich muß von dir getauft werden“. Wenn er ihn aber nicht (erst) jetzt erkennt, weil er ihn schon kannte, was ist es dann, daß er sagte: „Ich kannte ihn nicht; aber der mich sandte, im Wasser zu taufen, der sprach zu mir: Über welchen du den Geist herabsteigen siehst und auf ihm bleiben wie eine Taube, der ist es, welcher tauft im Heiligen Geiste“.

       16.

      Brüder, wenn diese Frage heute noch gelöst werden soll, so wird es euch ohne Zweifel beschweren, weil schon viel gesagt wurde. Ihr möget aber wissen: diese Frage ist von der Art, daß sie allein schon der Partei des Donatus den Todesstoß gibt. Ich sage dies deshalb eurer Liebe, um euch gespannt zu machen, wie ich es zu tun pflege; zugleich auch, damit ihr für uns und für euch betet, auf daß sowohl uns der Herr verleihe, Würdiges zu reden, als auch ihr Würdiges zu fassen verdienet. Indessen lasset mich heute die Sache verschieben; aber dies will ich vorerst kurz bemerken, bis die Lösung selbst erfolgt: Fraget friedlich, ohne Streit, ohne Hader, ohne Zänkereien, ohne Feindschaft; forschet bei euch selbst und fraget andere, saget: Diese Frage hat uns heute unser Bischof vorgelegt, um sie ein anderes Mal mit der Gnade Gottes zu lösen. Doch mag sie gelöst werden oder nicht, glaubet nur, daß ich etwas vorgelegt habe, was mich bewegt; denn ich bin wirklich sehr bewegt. Johannes sagt: „Ich muß von dir getauft werden“, gleich als kenne er Christus bereits. Denn wenn er den nicht kannte, von dem er getauft werden wollte, dann sagte er ohne Grund : „Ich muß von dir getauft werden“. Er kannte ihn also. Wenn er ihn kannte, was ist es dann, daß er sagt: „Ich kannte ihn nicht; aber der mich sandte, im Wasser zu taufen, der sprach zu mir: Über welchen du den Geist herabsteigen siehst und auf ihm bleiben wie eine Taube, der ist es, welcher tauft im Heiligen Geiste“. Was sollen wir sagen? Daß wir nicht wissen, wann die Taube gekommen sei? Damit sie sich nicht dahinter verstecken118, sind die anderen Evangelisten zu lesen, die das deutlicher dargelegt haben; und wir finden ganz klar, daß die Taube erst dann herabstieg, als der Herr aus dem Wasser emporstieg. Denn über dem Getauften öffneten sich die Himmel und über dem Getauften sah er den Geist herabsteigen119. Wenn er ihn erst nach der Taufe erkannt hat, wie kann er dann zu ihm, als er zur Taufe kam, sagen: „Ich muß von dir getauft werden“? Diese Frage überdenkt indes bei euch, diese erwäget bei euch, diese untersuchet bei euch. Gebe der Herr unser Gott, daß er sie, bevor ihr die Lösung von mir vernehmet, einem von euch vorher offenbare. Doch, Brüder, das sollt ihr wissen, daß bei der Lösung dieser Frage der Partei des Donatus betreffs der Taufgnade, wo sie den Unerfahrenen Nebel vormachen und den fliegenden Vögeln Netze spannen, wenn sie noch ein Schamgefühl haben, das Reden vergehen wird; der Mund soll ihnen ganz verstopft werden.

      5. Vortrag.

       Einleitung.

      Fünfter Vortrag.

      Nochmals über die Stelle: „Und ich erkannte ihn nicht“ usw. Joh. 1, 33.

      Was Johannes Neues erfahren habe durch die Taube.

       1.

      Nach dem Willen des Herrn sind wir zu dem Tage unseres Versprechens gelangt; er wird auch dies verleihen, daß wir zur Einlösung eben dieses Versprechens gelangen. Dann nämlich ist das, was wir sagen, sowohl uns wie euch nützlich, wenn es von ihm ist; was aber vom Menschen ist, ist Lüge, wie unser Herr Jesus Christus selbst gesagt hat: „Wer Lüge redet, redet von dem Seinigen“120. Niemand hat von dem Seinigen etwas, außer Lüge und Sünde. Wenn aber der Mensch etwas von Wahrheit und Gerechtigkeit hat, dann ist es von jener Quelle, nach der wir in dieser Wüste seufzen müssen, damit wir, daraus gleichsam durch einige Tropfen benetzt und auf dieser Pilgerschaft inzwischen getröstet, um nicht auf dem Wege zu erliegen121, zu seiner Ruhe und Sättigung kommen können. Wenn also „wer Lüge redet, von dem Seinigen redet“, so redet, wer Wahrheit redet, aus Gott. Wahrhaft ist Johannes, die Wahrheit ist Christus; wahrhaft ist Johannes, aber jeder Wahrhafte ist durch die Wahrheit wahrhaft; wenn also Johannes wahrhaft ist und der Mensch nur durch die Wahrheit wahrhaft sein kann, durch wen war er dann wahrhaft, wenn nicht durch denjenigen, der gesagt hat: „Ich bin die Wahrheit“122? Es könnte also weder die Wahrheit gegen den Wahrhaften noch der Wahrhafte gegen die Wahrheit aussagen. Den Wahrhaften hat die Wahrheit gesandt, und deshalb war er wahrhaft, weil er von der Wahrheit gesandt war. Wenn die Wahrheit den Johannes gesandt hatte, dann hatte ihn Christus gesandt. Aber was Christus zugleich mit dem Vater tut, das tut der Vater, und was der Vater zugleich mit Christus tut, das tut Christus. Weder tut der Vater etwas getrennt vom Sohne, noch tut der Sohn etwas getrennt vom Vater: unzertrennlich ist die Liebe, unzertrennlich die Einheit, unzertrennlich die Majestät, unzertrennlich die Macht, gemäß den Worten, die er selbst sprach: „Ich und der Vater sind eins“123. Wer also sandte den Johannes? Wenn wir sagen, der Vater, reden wir die Wahrheit; wenn wir sagen, der Sohn, reden wir die Wahrheit; deutlicher aber drücken wir es aus, wenn wir sagen: der Vater und der Sohn. Den aber der Vater und der Sohn sandte, hat der eine Gott gesandt, da der Sohn gesagt hat: „Ich und der Vater sind eins“. Wie also kannte er den nicht, von dem er gesandt wurde? Er sagte ja: „Ich kannte ihn nicht, aber der mich gesandt hat, im Wasser zu taufen, der sprach zu mir“. Ich frage den Johannes: Der dich gesandt hat, im Wasser zu taufen, was sprach er zu dir? „Über welchen du den Geist herabsteigen siehst, wie eine Taube, und auf ihm bleiben, der ist es, welcher tauft im Heiligen Geiste.“ Das, o Johannes, sprach zu dir der, welcher dich gesandt hat? Ohne Zweifel dies. Wer also hat dich gesandt? Vielleicht der Vater. Wahrhaft ist Gott der Vater, und die Wahrheit ist Gott der Sohn; wenn der Vater ohne den Sohn dich gesandt hat, dann hat dich Gott ohne die Wahrheit gesandt; wenn du aber deshalb wahrhaft bist, weil du die Wahrheit redest und aus der Wahrheit redest, dann hat dich der Vater nicht ohne den Sohn gesandt, sondern der Vater und der Sohn haben dich zugleich gesandt. Wenn also auch der Sohn dich gesandt hat zugleich mit dem Vater, wie kanntest du den nicht, von dem du gesandt wurdest? Den du in der Wahrheit gesehen hattest, der hat dich gesandt, damit er im Fleische anerkannt würde, und gesprochen: „Über welchen du den Geist herabsteigen

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