Vorträge über das Johannes-Evangelium, Band 1. Augustinus von Hippo

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Vorträge über das Johannes-Evangelium, Band 1 - Augustinus von Hippo Die Schriften der Kirchenväter

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       2.

      Hat Johannes dies gehört, damit er den erkenne, den er nicht kannte, oder damit er den vollständiger erkenne, den er bereits kannte? Denn hätte er ihn gar nicht gekannt, so würde er nicht zu ihm, als er an den Fluß kam, um sich taufen zu lassen, gesagt haben: „Ich muß von Dir getauft werden, und Du kommst zu mir?“124 Er kannte ihn also. Wann aber ist die Taube herabgestiegen? Erst als der Herr getauft war und aus dem Wasser stieg. Aber wenn der, welcher ihn gesandt hat, sprach: „Über welchen du den Geist herabsteigen siehst, wie eine Taube, und auf ihm ruhen, der ist es, welcher tauft im Heiligen Geiste“, und er ihn noch nicht kannte, sondern ihn erst beim Herabkommen der Taube erkannte, die Taube aber dann herabkam, als der Herr aus dem Wasser stieg, Johannes aber schon damals den Herrn erkannt hatte, als der Herr zu ihm an das Wasser kam, so erhellt daraus für uns, daß Johannes den Herrn in einer Beziehung kannte, in anderer noch nicht kannte. Wenn wir es aber nicht so verstehen, war er ein Lügner. Wie war er wahrhaft, da er, ihn erkennend, sagt: „Du kommst zu mir, um Dich taufen zu lassen, und ich muß (doch) von Dir getauft werden“? Ist er wahrhaft, da er dies sagt? Und wie hinwieder ist er wahrhaft, da er sagt: „Ich kannte ihn nicht, aber der mich gesandt hat, im Wasser zu taufen, der sprach zu mir: Über welchen du den Geist herabsteigen siehst, wie eine Taube und auf ihm bleiben, der ist es, welcher tauft im Heiligen Geiste“? Erkannt wurde der Herr durch die Taube, aber nicht von dem, der ihn überhaupt nicht kannte, sondern von dem, der an ihm etwas erkannte, etwas aber nicht. Es ist also unsere Sache, zu untersuchen, was Johannes an ihm noch nicht kannte und durch die Taube erst kennen lernte.

       3.

      Warum ist Johannes zu taufen gesandt worden? Dies habe ich, wie ich mich erinnere, so gut ich konnte, eurer Liebe bereits gesagt. Wenn nämlich die Taufe des Johannes zu unserem Heile notwendig war, dann müßte sie auch jetzt noch in Übung sein. Denn nicht werden jetzt die Menschen nicht selig oder jetzt nicht mehrere selig, noch auch war damals das Heil ein anderes als jetzt. Wenn Christus sich geändert hat, dann hat sich auch das Heil geändert; wenn aber das Heil in Christus ist, und Christus derselbe ist, ist auch das Heil für uns dasselbe. Aber warum wurde Johannes zu taufen gesandt? Weil Christus getauft werden mußte. Warum mußte Christus getauft werden? Nun, warum mußte Christus geboren werden? Warum mußte Christus gekreuzigt werden125? Wenn er nämlich gekommen war, den Weg der Demut zu zeigen und sich selbst zum Weg der Demut zu machen, so mußte er in allem verdemütigt werden. Auf diese Weise würdigte er sich,* seiner* Taufe Ansehen zu verschaffen, damit die Diener erkennen möchten, mit welcher Freudigkeit sie zur Taufe des Herrn eilen sollten, da er selbst sich nicht weigerte, die Taufe des Dieners zu empfangen. Denn Johannes erhielt die Vergünstigung, daß sie seine Taufe genannt wurde.

       4.

      Dies beachte und unterscheide und wisse eure Liebe. Die Taufe, welche Johannes empfing, ist die Johannes-Taufe genannt worden; er allein empfing einen solchen Vorzug; keiner der Gerechten vor ihm, keiner nach ihm empfing eine Taufe, welche die seinige hieße. Freilich hat er sie* empfangen*, denn aus sich könnte er nichts; denn wenn jemand aus sich redet, redet er Lüge von dem Seinigen126. Und woher empfing er sie, wenn nicht vom Herrn Jesus Christus? Von dem empfing er die Gewalt zu taufen, den er nachher taufte. Wundert euch nicht; denn so hat Christus dies an Johannes getan, wie er ein gewisses Etwas an seiner Mutter getan hat. Von Christus nämlich heißt es: „Alles ist durch ihn geworden“127; wenn alles durch ihn geworden ist, dann ist auch Maria durch ihn geworden, von welcher nachher Christus geboren wurde. Eure Liebe gebe acht: Wie er Maria schuf und durch Maria geschaffen wurde, so gab er dem Johannes die Taufe und wurde von Johannes getauft.

       5.

      Deshalb also empfing er die Taufe von Johannes, um durch Annahme des Niedrigeren von dem Niedrigeren zum Höheren die Niedrigeren aufzufordern. Aber warum ist nicht er allein von Johannes getauft worden, wenn Johannes deshalb gesandt wurde, daß durch ihn Christus getauft würde, damit er dem Herrn d. i. Christus den Weg bereite? Auch das haben wir bereits gesagt, allein wir wollen es nochmals erwähnen, weil es für die gegenwärtige Frage notwendig ist. Wenn nur unser Herr Jesus Christus mit der Taufe des Johannes getauft worden wäre ― behaltet, was wir sagen; nicht so viel soll die Welt vermögen, daß sie aus euren Herzen tilge, was dort der Geist Gottes geschrieben hat; nicht so viel sollen die Dornen der Sorgen vermögen, daß sie den Samen ersticken, der in euch ausgesät wird; denn warum sind wir gezwungen, dasselbe zu wiederholen, als weil wir bezüglich eures Gedächtnisses nicht sicher sind? ― wenn also einzig der Herr mit der Taufe des Johannes getauft worden wäre, so würde es nicht an solchen mangeln, welche dadurch zu der Meinung kämen, die Taufe des Johannes sei vorzüglicher als die Taufe Christi. Denn sie würden sagen: So sehr ist jene Taufe vorzüglicher, daß einzig Christus mit ihr getauft zu werden verdiente. Damit uns also vom Herrn ein Beispiel der Demut gegeben würde zur Annahme des Heiles, das aus der Taufe kommt, hat Christus empfangen, was für ihn nicht notwendig war, was aber für uns notwendig war. Und wieder, damit nicht eben das, was Christus von Johannes empfing, der Taufe Christi vorgezogen würde, durften auch andere von Johannes getauft werden. Aber die von Johannes getauft wurden, für diese war das nicht hinreichend; denn sie wurden auch mit der Taufe Christi getauft, weil die Taufe des Johannes nicht die Taufe Christi war. Jene, welche die Taufe Christi empfangen, begehren nicht die Taufe des Johannes; jene aber, welche die Taufe des Johannes empfingen, begehrten die Taufe Christi. Also für Christus genügte die Taufe des Johannes. Wie sollte sie nicht genügen, da nicht einmal sie notwendig war? Denn er bedurfte keiner Taufe, sondern um uns zum Empfang einer Taufe zu ermuntern, empfing er die Taufe des Dieners. Und damit nicht die Taufe des Dieners der Taufe des Herrn vorgezogen würde, wurden auch andere mit der Taufe des Mitknechtes getauft. Allein die getauft wurden mit der Taufe des Mitknechtes, mußten noch mit der Taufe des Herrn getauft werden; die aber getauft werden mit der Taufe des Herrn, haben die Taufe des Mitknechtes nicht nötig.

       6.

      Weil also Johannes die Taufe empfangen hatte, welche insbesondere die Taufe des Johannes heißen sollte, der Herr Jesus Christus aber seine Taufe niemand geben wollte, nicht damit niemand mit der Taufe des Herrn getauft würde, sondern damit immer der Herr selbst taufe, so ist dies bezweckt worden, daß der Herr auch durch die Diener taufe, d. h. daß diejenigen, welche durch die Diener des Herrn getauft werden sollten, der Herr taufe, nicht jene. Denn etwas anderes ist es, im Auftrage zu taufen, etwas anderes, aus eigener Machtvollkommenheit zu taufen. Denn die Taufe ist so beschaffen, wie der ist, in dessen Macht sie erteilt wird, nicht so, wie der ist, durch dessen Dienste sie gespendet wird. Die Taufe des Johannes war so, wie Johannes: eine gerechte Taufe, als die eines Gerechten, jedoch eines Menschen, der aber vom Herrn diese Gnade empfangen hatte, und zwar eine solche Gnade, daß er würdig war, vor dem Richter herzugehen und auf ihn mit dem Finger hinzuweisen und das Wort jener Weissagung zu erfüllen: „Stimme des Rufenden in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg“128. Die Taufe des Herrn aber ist so, wie der Herr; also ist die Taufe des Herrn göttlich, weil der Herr Gott ist.

       7.

      Es konnte aber der Herr Jesus Christus, wenn er gewollt hätte, irgend einem seiner Diener die Macht verleihen, seine Taufe gleichsam an seiner Statt zu spenden, indem er die Gewalt zu taufen von sich weggab und irgend einem Diener übertrug und der auf den Diener übertragenen Taufe dieselbe Kraft gab, welche die vom Herrn gespendete Taufe hätte. Das wollte er deshalb nicht, damit die Hoffnung der Getauften auf dem ruhte, von dem sie wußten, daß er sie getauft. Er wollte also nicht, daß der Diener seine Hoffnung auf den Diener setze. Und darum riet der Apostel, als er Menschen sah, die ihre Hoffnung auf ihn setzen wollten: „Ist etwa Paulus für euch gekreuzigt worden? Oder seid ihr im Namen des Paulus getauft worden?“129. Es taufte also Paulus als Diener, nicht als Machthaber; es taufte aber der Herr als Machthaber. Merket auf. Es konnte der Herr diese Macht den Dienern geben, aber er wollte

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