Vorträge über das Johannes-Evangelium, Band 1. Augustinus von Hippo

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Vorträge über das Johannes-Evangelium, Band 1 - Augustinus von Hippo Die Schriften der Kirchenväter

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aber bekannte, da er gefragt wurde, er sei ebenso wenig Elias, wie er auch nicht Christus sei. Und gewiß, wie er in Wahrheit bekannte, er sei nicht Christus, so bekannte er in Wahrheit, er sei nicht Elias. Wie nun werden wir die Worte des Herolds ins richtige Verhältnis setzen zu den Worten des Richters? Es sei ferne, daß der Herold lüge; denn er verkündet das, was er vom Richter hört. Warum also sagt er: „Ich bin nicht Elias“, und der Herr: „Er ist Elias“? Weil in ihm der Herr Jesus Christus seine zukünftige Ankunft zum voraus darstellen und dies zum Ausdruck bringen wollte, daß Johannes im Geiste des Elias war. Und was Johannes bei der ersten Ankunft war, das wird Elias bei der zweiten Ankunft sein. Wie eine doppelte Ankunft des Richters, so zwei Herolde. Der Richter gewiß ist* er*, der Herolde aber sind es zwei, nicht zwei Richter. Denn der Richter mußte zuerst kommen, um gerichtet zu werden. Er sandte vor sich her den ersten Herold, er nannte ihn Elias, weil bei der zweiten Ankunft Elias dies sein wird, was bei der ersten Johannes war.

       6.

      Denn fürwahr, eure Liebe beachte, wie wahr ich rede. Als Johannes empfangen wurde oder vielmehr als er geboren wurde, da sagte der Heilige Geist von diesem Menschen dies als etwas voraus, das sich an ihm erfüllen sollte: „Er wird“, sagt er, „der Vorläufer des Allerhöchsten sein, im Geiste und in der Kraft des Elias“104. Also nicht Elias, sondern „im Geiste und in der Kraft des Elias“. Was heißt das: „im Geiste und in der Kraft des Elias?“ In demselben Heiligen Geiste nach der Art des Elias. Warum nach Art des Elias? Weil, was Elias bei der zweiten Ankunft sein wird, dies Johannes bei der ersten war. Richtig also antwortete jetzt Johannes im eigentlichen Sinne. Denn der Herr sagte figürlich: „Elias ist Johannes“; jener aber, wie bemerkt, im eigentlichen Sinne: „Ich bin nicht Elias“. Wenn du auf die typische Bedeutung der Vorläuferschaft achtest, so ist Johannes selbst Elias; denn was jener bei der ersten Ankunft war, das wird dieser bei der zweiten sein. Wenn du nach der Eigentümlichkeit der Person fragst, so ist Johannes Johannes, Elias Elias. Der Herr also sagt mit Recht in bezug auf die Vorbildlichkeit: „Er ist Elias“; Johannes aber sagt mit Recht im eigentlichen Sinne: „Ich bin nicht Elias“. Weder Johannes sagt etwas Falsches noch Christus, weder der Herold sagt etwas Falsches noch der Richter, aber nur, wenn du es recht verstehst. Wer aber wird es verstehen? Wer die Demut des Herolds nachahmt und die Erhabenheit des Richters erkennt. Denn nichts ist demütiger als dieser Herold. Meine Brüder, kein größeres Verdienst hatte Johannes als jenes wegen seiner Demut, weil er, obwohl er die Menschen täuschen und für Christus angesehen und für Christus gehalten werden konnte (von so großer Gnade nämlich und von so großer Würde war er), dennoch offen bekannte und sagte: „Ich bin nicht Christus“. „Bist du etwa Elias?“ Würde er nun sagen: Ich bin Elias, so würde ja Christus als bereits in der zweiten Ankunft ankommend richten, nicht vorerst in der ersten Ankunft gerichtet werden. Gleichsam als wollte er sagen: Auch Elias wird kommen, spricht er: „Ich [aber] bin nicht Elias“. Übrigens habet acht auf den Niedrigen, vor welchem Johannes kommt, damit ihr nicht zu fühlen bekommt den Erhabenen, vor welchem Elias kommen wird. Denn auch der Herr hat es so zusammengefaßt: Johannes der Täufer ist’s, der da kommen wird105. Im vorbildlichen Sinne kam dieser, im eigentlichen Sinne wird Elias selbst kommen. Dann wird Elias im eigentlichen Sinne Elias sein, jetzt war er der Ähnlichkeit nach Johannes; jetzt ist Johannes im eigentlichen Sinne Johannes, der Ähnlichkeit nach Elias. Beide Herolde liehen sich ihre Ähnlichkeit und behielten ihre Eigentümlichkeit bei; der eine Herr aber ist der Richter, mag ihm dieser oder jener Herold vorangehen.

       7.

      „Und sie fragten ihn: Was denn? Bist du Elias? Und er sprach: Nein. Und sie sagten zu ihm: Bist du ein Prophet? Und er antwortete: Nein. Sie sprachen also zu ihm: Wer bist du? Damit wir Antwort geben denen, die uns geschickt haben. Was sagst du von dir selbst? Er sprach: Ich bin die Stimme des Rufenden in der Wüste“106. Dies hat Isaias gesagt107. In Johannes ist jene Weissagung in Erfüllung gegangen: „Ich bin die Stimme des Rufenden in der Wüste“. Was ruft er? „Bereitet den Weg des Herrn; machet zurecht die Pfade unseres Gottes.“ Haltet ihr nicht dafür, es sei Sache eines Herolds zu sagen: Gehet weg, machet Platz! Nur daß der Herold sagt: Gehet weg, während Johannes sagt: Kommet. Der Herold drängt vom Richter die Leute weg, Johannes ruft sie zum Richter. Oder vielmehr Johannes ruft zu dem Niedrigen, damit der Richter nicht als der Erhabene gefühlt werden muß. „Ich bin die Stimme des Rufenden in der Wüste, bereitet den Weg des Herrn, wie Isaias der Prophet gesagt hat.“ Er sprach nicht: Ich bin Johannes, ich bin Elias, ich bin ein Prophet. Sondern was sagte er? So heiße ich: „Ich bin die Stimme des Rufenden in der Wüste, bereitet dem Herrn den Weg“; ich bin die Weissagung selbst.

       8.

      „Die Abgesandten aber waren Pharisäer“ d. h. Führer der Juden. „Und sie fragten und sprachen zu ihm: Was taufest du also, wenn du nicht Christus bist noch Elias noch ein Prophet?“ Gleichsam eine Verwegenheit erschien es zu taufen; gleichsam fragen wollten sie: In welcher Person (butorität) taufst du? Wir fragen doch, ob du Christus bist; du sagst, du seiest es nicht; wir fragen, ob du vielleicht der Vorläufer desselben bist, da wir wissen, daß vor der Ankunft Christi Elias erscheinen wird; du bestreitest es zu sein; wir fragen, ob du nicht vielleicht ein lange vorher erschienener Herold bist, d. h. ein Prophet und somit diese Gewalt bekommen hast, und du erklärst kein Prophet zu sein. In der Tat, Johannes war kein Prophet, er war mehr als ein Prophet. Der Herr gab ihm das Zeugnis: „Was seid ihr hinausgegangen in die Wüste zu sehen? Ein Rohr, das vom Winde hin- und hergetrieben wird?“ Gewiß, er ist kein Rohr, das vom Winde hin- und hergetrieben wird ― so mußt du in Gedanken ergänzen ―, weil Johannes nicht von der Art war, daß er vom Winde bewegt wurde; denn wer vom Winde bewegt wird, wird von jedem Geiste der Verführung umweht. „Aber was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Einen Menschen in weichlichen Kleidern?“ Denn Johannes trug rauhe Kleider, nämlich ein Gewand aus Kamelhaaren. „Siehe, die weichlich gekleidet sind, sind in den Häusern der Könige.“ Ihr seid also nicht hinausgegangen, einen Menschen in weichlichen Kleidern zu sehen. „Aber was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Einen Propheten? Ja ich sage euch, dieser ist mehr als ein Prophet“108, weil die Propheten lange vorher ihre Weissagungen gemacht haben, Johannes aber auf den Gegenwärtigen hinzeigte.

       9.

      „Was taufst du also, wenn du nicht Christus bist noch Elias noch ein Prophet? Johannes antwortete ihnen und sagte: Ich taufe im Wasser, mitten unter euch aber steht derjenige, den ihr nicht kennt.“ Denn niedrig wie er war, wurde er nicht gesehen, und deshalb wurde eine Leuchte angezündet. Sehet, wie er Platz macht, er, der für etwas anderes gehalten werden könnte. „Er, der nach mir kommt, ist mir vorausgegangen“, d. h., wie wir schon erklärten109, er ist mir vorgesetzt worden. „Dessen Schuhriemen aufzulösen ich nicht würdig bin.“ Wie hat er sich erniedrigt! Und deshalb ist er erhöht worden; denn wer sich erniedrigt, wird erhöht werden110. Daraus soll eure Heiligkeit ersehen: Wenn Johannes sich so sehr erniedrigt hat, daß er sagte: „Ich bin nicht würdig, den Riemen aufzulösen“, wie sollten sich dann jene erniedrigen, die sagen111: Wir taufen; was wir geben ist unser, und was unser ist, ist heilig. Jener sagt: Nicht ich, sondern er; diese sagen: Wir. Johannes ist nicht würdig, den Schuhriemen aufzulösen. Wenn er sich dessen für würdig erklären würde, wie demütig wäre er schon deshalb? Und wenn er sich für würdig halten und so sagen würde: Jener kommt nach mir, der mir vorangegangen ist, dem ich nur die Schuhriemen aufzulösen würdig bin, so hätte er sich sehr verdemütigt. Da er sich aber nicht einmal dazu für würdig erklärt, so war er gewiß voll des Heiligen Geistes, indem er so als Diener den Herrn anerkannte und aus einem Diener ein Freund zu werden verdiente.

       10.

      „Dies geschah zu Bethania, jenseits des Jordan, wo Johannes taufte. Des andern Tags sah Johannes Jesus zu sich kommen und sprach: Siehe das Lamm Gottes, siehe, das da hinwegnimmt die Sünden der Welt.“ Niemand maße sich an und sage, daß* er* die Sünde

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