Vorträge über das Johannes-Evangelium, Band 1. Augustinus von Hippo

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Vorträge über das Johannes-Evangelium, Band 1 - Augustinus von Hippo Die Schriften der Kirchenväter

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Vortrag.

       Einleitung.

      Dritter Vortrag.

      Von da an, wo es heißt: „Johannes gibt Zeugnis von ihm“ usw. bis dahin: „Der eingeborene Sohn, der im Schoße des Vaters ist, der hat (ihn) verkündigt“. Joh. 1, 15―18.

       1.

      Die Gnade und Wahrheit, mit welcher erfüllt der eingeborene Sohn, unser Herr und Heiland Jesus Christus, den Heiligen erschien, von jener des Alten Testamentes zu unterscheiden, weil sie eine Sache des Neuen Testamentes ist, haben wir im Namen des Herrn unternommen und eurer Liebe versprochen. Seid also aufmerksam zugegen, damit, so viel ich fassen kann, Gott gebe, und ihr, so viel ihr zu fassen vermöget, höret. Es wird dann nur noch übrig sein, daß, wenn den in eure Herzen ausgestreuten Samen die Vögel nicht wegnehmen, noch die Dornen ersticken, noch die Hitze verbrennt, indem der Regen der täglichen Ermahnungen hinzukommt sowie eure guten Gedanken, wodurch das im Herzen geschieht, was auf dem Acker durch den Karst geschieht, daß nämlich die Erdscholle gebrochen und der Same zugedeckt wird und sprossen kann, ― (übrig wird sein), daß ihr Frucht bringet, an der der Ackersmann Freude und Vergnügen hat. Wenn wir aber trotz des guten Samens und des guten Regens keine Frucht, sondern Dornen hervorbringen, so wird man weder den Samen anklagen noch dem Regen eine Schuld beimessen können, sondern den Dornen wird das gebührende Feuer bereitet.

       2.

      Wir sind Menschen, und zwar Christen. Das glaube ich eurer Liebe nicht erst lange nachweisen zu müssen, und wenn wir Christen sind, dann gehören wir schon durch den Namen zu Christus. Sein Zeichen tragen wir an der Stirne, und wir werden uns dessen nicht schämen, wenn wir es auch im Herzen tragen. Sein Zeichen ist seine Erniedrigung. Durch einen Stern haben ihn die Weisen erkannt57, und es war dieses vom Herrn gegebene Zeichen himmlisch und glänzend; er wollte nicht, daß ein Stern auf der Stirne der Gläubigen sein Zeichen sei, sondern sein Kreuz (sollte es sein). Wo seine Erniedrigung hervortrat, da nahm seine Verherrlichung ihren Anfang; dort richtete er die Niedrigen empor, wohin er erniedrigt selbst hinabstieg. Wir gehören also zum Evangelium, wir gehören zum Neuen Bunde. „Das Gesetz ist uns durch Moses gegeben worden, Gnade und Wahrheit aber ist uns durch Christus geworden.“ Fragen wir den Apostel, und er sagt uns, daß wir nicht unter dem Gesetze sind, sondern unter der Gnade58. „Er sandte also seinen Sohn, geboren von einem Weibe, untergeben dem Gesetze, um die, welche unter dem Gesetze waren, zu erlösen, damit wir an Kindes Statt angenommen würden“59. Sehet also, dazu kam Christus, um die, welche unter dem Gesetze waren, zu erlösen, damit wir nicht mehr unter dem Gesetze wären, sondern unter der Gnade. Wer also hat das Gesetz gegeben? Jener hat das Gesetz gegeben, der auch die Gnade gegeben hat; aber das Gesetz sandte er durch einen Diener, mit der Gnade stieg er selbst hernieder. Und wie sind die Menschen unter das Gesetz gekommen? Dadurch, daß sie das Gesetz nicht erfüllten. Denn wer das Gesetz erfüllt, ist nicht unter dem Gesetze, sondern mit dem Gesetze; wer aber unter dem Gesetze ist, wird durch das Gesetzt nicht aufgerichtet, sondern gedrückt. Alle unter dem Gesetze stehenden Menschen also macht das Gesetz zu Schuldigen, und dazu ist es über ihrem Haupte, um die Sünden zu offenbaren, nicht sie hinwegzunehmen. Das Gesetz also befiehlt, der Geber des Gesetzes erbarmt sich in dem, was das Gesetz befiehlt. Indem die Menschen versuchten mit eigenen Kräften das zu erfüllen, was vom Gesetze vorgeschrieben ist, sind sie gerade durch ihr verwegenes und voreiliges Selbstvertrauen zu Fall gekommen und waren so nicht mit dem Gesetze, sondern sind unter das Gesetz geraten als Schuldige. Und weil sie mit eigenen Kräften das Gesetz nicht erfüllen konnten, haben sie, als Schuldige unter dem Gesetze stehend, die Hilfe des Befreiers angerufen; und die Anklage des Gesetzes bewirkte bei den Stolzen das Gefühl der Krankheit. Das Gefühl der Krankheit bei den Stolzen wurde zum Bekenntnis für die Demütigen. Schon bekennen die Kranken, daß sie krank sind; es möchte der Arzt kommen und die Kranken heilen.

       3.

      Wer ist der Arzt? Unser Herr Jesus Christus. Wer ist unser Herr Jesus Christus? Der, welcher auch von denen gesehen wurde, von welchen er gekreuzigt wurde; der, welcher ergriffen, mit Backenstreichen mißhandelt, gegeißelt, angespieen, mit Dornen gekrönt, ans Kreuz gehängt wurde, starb, mit einer Lanze verwundet, vom Kreuze abgenommen, ins Grab gelegt wurde. Eben der ist unser Herr Jesus Christus; eben der ist es, fürwahr, und er ist ganz der Arzt unserer Wunden, er, der Gekreuzigte, der verhöhnt wurde, bei dessen Kreuzigung die Verfolger das Haupt schüttelten und sagten: „Wenn er der Sohn Gottes ist, so steige er herab vom Kreuze“60; er ist ganz unser Arzt, er in der Tat. Warum hat er also den Spöttern nicht gezeigt, daß er der Sohn Gottes sei, um, wenn er sich auch am Kreuze erhöhen ließ, wenigstens bei den Worten: „Wenn er der Sohn Gottes ist, steige er herab vom Kreuze“, jetzt herabzusteigen und ihnen zu zeigen, daß er der wahre Sohn Gottes sei, den sie zu verhöhnen gewagt hatten? Er wollte nicht. Warum wollte er nicht? Etwa weil er nicht konnte? Er konnte sicher. Denn was ist mehr, vom Kreuze herabzusteigen oder vom Grabe auferstehen? Doch er hat die Spötter geduldet, denn er hat das Kreuz nicht zum Erweise der Macht, sondern zur Probe der Geduld auf sich genommen. Dort hat er deine Wunden geheilt, wo er die seinigen so lange ertrug; dort hat er dich vom ewigen Tode gerettet, wo er zeitlich61 zu sterben sich würdigte. Er starb, oder ist in ihm der Tod gestorben? Was ist das für ein Tod, der den Tod besiegte?

       4.

      Indes ist das unser* ganzer* Herr Jesus Christus, der gesehen, festgenommen und gekreuzigt wurde? Ist er ganz nur dies? Er ist es zwar, aber der Ganze ist nicht das, was die Juden sahen; dies ist nicht der ganze Christus. Und was ist er? „Im Anfang war das Wort“. In welchem Anfang? „Und das Wort war bei Gott“. Und wie beschaffen ist das Wort? „Und Gott war das Wort“. Ist etwa dieses Wort von Gott gemacht? Nein. Denn „dieses war im Anfang bei Gott“. Wie nun? Ist das andere, was Gott gemacht hat, nicht ähnlich dem Worte? Nein; denn „alles ist durch dasselbe geworden, und ohne dasselbe ist nichts geworden“. Wie ist durch dasselbe alles geworden? Weil „was geworden ist, in ihm Leben war“, und bevor es wurde, war es Leben. Was geworden ist, ist nicht Leben; allein in der Idee d. h. in der Weisheit Gottes war es, noch ehe es wurde, Leben. Was geworden ist, ist vergangen; was in der Weisheit Gottes ist, kann nicht vergehen. Leben also war in ihm, was geworden ist. Und was für ein Leben? Denn auch die Seele ist das Leben des Körpers; unser Leib hat sein Leben, und wenn er es verliert, ist dies der Tod des Leibes. War also jenes Leben so beschaffen? Nein; sondern „das Leben war das Licht der Menschen“. Etwa das Licht der Tiere? Denn dieses (gewöhnliche) Licht ist für Menschen und Tiere. Es gibt aber ein (besonderes) Licht der Menschen. Sehen wir zu, wie die Menschen von den Tieren sich unterscheiden, und dann werden wir einsehen, was das Licht der Menschen sei. Du unterscheidest dich vom Tiere nur durch den Verstand. Rühme dich in nichts anderem. Tust du dir etwas zugute auf deine Stärke? Du wirst von den Tieren übertroffen. Tust du dir etwas zugute auf Schnelligkeit? Du wirst von den Fliegen übertroffen. Tust du dir etwas zugute auf Schönheit? Wie schön sind die Pfauenfedern? Wodurch bist du also edler? Durch das Ebenbild Gottes. Wo ist das Ebenbild Gottes? Im Geiste, im Verstande. Wenn du also deshalb edler bist als das Tier, weil du einen Verstand hast, womit du erkennst, was das Tier nicht erkennen kann, dadurch aber Mensch, daß du edler bist als der Tier, so ist das Licht der Menschen das Licht der Geister. Das Licht der Geister ist über den Geistern und übertrifft alle Geister. Das war jenes Leben, durch welches alles geworden ist.

       5.

      Wo war es? Hier war es. War es etwa beim Vater und hier nicht? Oder, was der Wahrheit näher kommt, war es beim Vater und zugleich hier? Wenn es also hier war, warum wurde es nicht gesehen? Weil „das Licht in der Finsternis leuchtet, und die Finsternis hat es nicht begriffen“. O Menschen, seid doch nicht Finsternis, seid nicht ungläubig, ungerecht, frevelhaft, raubgierig, geizig, Liebhaber der Welt: denn* das* ist die Finsternis.

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