Vorträge über das Johannes-Evangelium, Band 1. Augustinus von Hippo

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Vorträge über das Johannes-Evangelium, Band 1 - Augustinus von Hippo Die Schriften der Kirchenväter

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nur dem Fleische nach in der Welt, aber mit dem Herzen wohnen sie im Himmel, wie der Apostel sagt: „Unser Wandel aber ist im Himmel“47. Also „die Welt ist durch ihn geworden, und die Welt hat ihn nicht erkannt“.

       12.

      „Er kam in sein Eigentum“: weil dies alles durch ihn geworden ist. „Und die Seinigen nahmen ihn nicht auf“. Wer sind die Seinigen? Die Menschen, die er gemacht hat. Die Juden, die er zuerst gemacht hat, damit sie über allen Völkern seien. Denn die anderen Völker beteten Götzenbilder an und dienten den Dämonen; jenes Volk aber war aus dem Samen Abrahams geboren; sie waren vorzugsweise die Seinigen, weil auch dem Fleische nach, das er anzunehmen sich würdigte, ihm verwandt. „Er kam in sein Eigentum und die Seinigen nahmen ihn nicht auf“. Nahmen sie ihn überhaupt nicht auf, nahm ihn keiner auf? Ist also keiner selig geworden? Denn niemand wird selig werden, außer wer Christus bei seiner Ankunft aufgenommen hat.

       13.

      Allein er fügte hinzu: „Alle aber, die ihn aufnahmen“. Was verlieh er ihnen? Großes Wohlwollen! Große Barmherzigkeit! Er ist als der einzige geboren, und wollte nicht einer bleiben. Viele Menschen nehmen, wenn sie keine Kinder haben, bei vorangeschrittenem Alter andere an Kindes Statt an und tun mit ihrem Willen, was sie vermöge ihrer Natur nicht vermochten: so machen es die Menschen. Wenn aber jemand einen einzigen Sohn hat, so hat er um so mehr Freude an ihm, weil er einmal alles allein besitzen wird und niemand hat, der mit ihm die Erbschaft teile, so daß er ärmer wird. Nicht so Gott: gerade diesen Einzigen, den er gezeugt und durch den er alles erschaffen hatte, sandte er in die Welt, damit er nicht allein wäre, sondern an Kindes Statt angenommene Brüder hätte. Denn wir sind nicht von Gott geboren wie jener Eingeborene, sondern durch seine Gnade an Kindes Statt angenommen worden. Jener Eingeborene kam nämlich, um die Sünden zu lösen, in die wir verstrickt waren, so daß er uns wegen dieses Hindernisses nicht als Kinder annehmen konnte; die er sich zu Brüdern machen wollte, löste er selbst und machte sie zu Miterben. Denn so spricht der Apostel: „Wenn aber Sohn, dann auch Erbe durch Gott“48, und wiederum: „Erben Gottes und Miterben Christi“49. Er trug kein Bedenken, Miterben zu haben, weil sein Erbe nicht klein wird, wenn es viele in Besitz genommen haben. Sie selbst ja werden, wenn er sie besitzt, sein Erbe, und er hinwieder wird ihr Erbe. Höre, wie sie sein Erbe werden: „Der Herr sprach zu mir: Mein Sohn bist du; ich habe dich heute gezeugt. Fordere von mir, und ich will dir die Völker zu deinem Erbe geben“50. Und wie wird er ihr Erbe? Er sagt im Psalme: „Der Herr ist der Anteil meines Erbes und meines Kelches“51. Wir sollen ihn besitzen, und er soll uns besitzen; er soll uns besitzen als Herr, wir sollen ihn besitzen als unser Heil, wir sollen ihn besitzen als unser Licht. Was also hat er denen gegeben, die ihn aufnahmen? „Er gab ihnen die Macht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben“, damit sie am Holze (des Kreuzes) sich festhalten und das Meer überschreiten.

       14.

      Und wie werden sie geboren? Geboren werden sie zweifellos, weil sie Kinder Gottes und Brüder Christi werden. Denn wenn sie nicht geboren werden, wie können sie Kinder sein? Aber die Menschenkinder werden aus Fleisch und Blut und aus dem Willen des Mannes und aus ehelicher Umarmung geboren. Wie aber werden jene ihm geboren? „Nicht aus dem Geblüte“ (ex sanguinibus) des Mannes und Weibes. Sanguina52 ist nicht lateinisch, allein weil im Griechischen der Plural steht, so wollte es der Übersetzer lieber so ausdrücken und gleichsam weniger lateinisch reden nach den Grammatikern, und doch den wahren Sachverhalt erklären nach dem Gehöre der Schwachen. Würde er nämlich „Blut“ in der Einzahl sagen, so würde er nicht erklären, was er wollte; denn die Menschen werden aus dem Geblüte (ex sanguinibus) des Mannes und Weibes geboren. So wollen wir also sagen: fürchten wir nicht die Rute der Grammatiker, wenn wir nur zur festen und sicheren Wahrheit gelangen. Der tadelt, der es versteht, undankbar dafür, daß er es verstanden hat53. „Nicht aus dem Geblüte, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes.“ Fleisch hat er für Weib gesetzt, weil es aus einer Rippe gemacht worden war; Adam sprach: „Das ist nun Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleische“54; und der Apostel sagt: „Wer sein Weib liebt, liebt sich selbst; denn niemand haßt ja sein Fleisch“55. Es steht also Fleisch für Gattin, wie manchmal auch Geist für Gatte. Warum? Weil dieser regiert, jene regiert wird, dieser herrschen, jene dienen soll. Denn wo das Fleisch herrscht und der Geist dient, ist das Haus verkehrt. Was ist schlechter als ein Haus, wo das Weib die Herrschaft über den Mann hat? Recht aber ist das Haus, wo der Mann befiehlt, das Weib gehorcht. Recht also ist der Mensch, wo der Geist herrscht, das Fleisch dient.

       15.

      Diese also „sind nicht aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren“. Damit aber die Menschen aus Gott geboren würden, ist zuerst Gott aus ihnen geboren, denn Christus ist Gott, und Christus ist aus den Menschen geboren. Er begehrte wenigstens eine Mutter auf Erden, weil er einen Vater bereits im Himmel hatte; geboren aus Gott ist der, durch den wir geschaffen werden sollten; geboren aus dem Weibe ist der, durch den wir neugeschaffen werden sollten. Wundere dich also nicht, o Mensch, daß du ein Kind (Gottes) wirst durch die Gnade, daß du aus Gott geboren wirst nach seinem Worte. Zuerst wollte das Wort selbst vom Menschen geboren werden, damit du sicher aus Gott geboren würdest und dir sagtest: Nicht ohne Grund wollte Gott vom Menschen geboren werden, und zwar aus keinem anderen als weil er mich einigermaßen für wert hielt, mich unsterblich zu machen und für mich sterblich geboren zu werden. Darum hat er, gleichsam damit wir uns nicht wunderten und entsetzten ob einer so großen Gnade, so daß es uns unglaublich erschiene, daß Menschen aus Gott geboren sind, den Worten: „sie sind aus Gott geboren“, gewissermaßen dich sicher machend, noch beigefügt: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“. Was wunderst du dich also, daß Menschen aus Gott geboren werden? Schau hin auf den von Menschen geborenen Gott: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“.

       16.

      Weil aber „das Wort Fleisch geworden ist und unter uns gewohnt hat“, hat er uns durch diese seine Geburt eine Salbe bereitet, damit die Augen unseres Herzens gereinigt würden und wir seine Hoheit sehen könnten durch seine Erniedrigung. Deshalb „ist das Wort Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“; es hat unsere Augen geheilt. Was folgt? „Und wir haben seine Herrlichkeit gesehen.“ Seine Herrlichkeit könnte niemand sehen, wenn er nicht durch die Niedrigkeit des Fleisches geheilt würde. Warum konnten wir sie nicht sehen? Eure Liebe merke also auf, habet acht auf das, was ich sage. Dem Menschen war gleichsam Staub ins Auge gefallen, es war Erde eingedrungen und hatte das Auge verwundet, er konnte das Licht nicht sehen; das kranke Auge wird mit Salbe bestrichen; durch Erde war es verwundet und Erde wird darangelegt, damit es heilt. Denn alle Salben und Arzneimittel sind nur von der Erde. Vom Staube bist du blind geworden, vom Staube wirst du geheilt; also Fleisch hatte dich blind gemacht, Fleisch heilt dich. Fleischlich war nämlich die Seele geworden, indem sie fleischlichen Begierden zustimmte; deshalb war das Auge des Herzens blind geworden. „Das Wort ist Fleisch geworden“; jener Arzt hat dir eine Salbe bereitet. Und weil das Wort so kam, daß es durch das Fleisch die Schäden des Fleisches tilgte und durch den Tod den Tod vernichtete, darum ist an dir geschehen, daß, weil „das Wort Fleisch geworden ist“, du sagen kannst: „Und wir haben seine Herrlichkeit gesehen“. Was für eine Herrlichkeit? Etwa wie er als Menschensohn geworden ist? Allein dies ist seine Erniedrigung, nicht seine Herrlichkeit. Vielmehr das, wohin das durch das Fleisch geheilte Auge des Menschen geführt wurde56. „Wir haben“, sagt er, „seine Herrlichkeit gesehen, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater, voll der Gnade und Wahrheit“. Von der Gnade und Wahrheit werden wir, wenn der Herr uns Gelegenheit zu geben uns würdigt, ausführlicher an einer anderen Stelle im Evangelium handeln. Dies möge für jetzt genügen; erbauet euch in Christus, erstarket im Glauben, seid wachsam in guten Werken und weichet nicht vom Holze (Kreuze), wodurch ihr das Meer überschreiten

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