Vorträge über das Johannes-Evangelium, Band 1. Augustinus von Hippo
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8.
Dies aber kannte Johannes an dem Herrn nicht. Daß er der Herr war, wußte er; daß er von ihm getauft werden mußte, wußte er; und er bekannte, daß jener die Wahrheit war und er als wahrhaft von der Wahrheit gesandt war; das wußte er. Aber was kannte er an ihm nicht? Daß er die Macht der Taufe für sich behalten und sie nicht weggegeben und auf irgend einen Diener übertragen werde, sondern daß, ob nun ein guter oder ein schlechter Knecht im Dienste taufte, der Getaufte wissen sollte, er sei von keinem anderen getauft als von dem, der die Macht zu taufen für sich behielt. Und damit ihr wisset, Brüder, daß dies Johannes an ihm nicht kannte und dies erst durch die Taube kennen lernte ― denn den Herrn kannte er, aber daß er die Macht zu taufen für sich behalten und sie keinem Diener geben werde, wußte er noch nicht; demgemäß sagte er: „Und ich kannte ihn nicht“ ― damit ihr ersehet, daß er dies dort kennen gelernt hat, so beachtet das Folgende: „Aber der mich gesandt hat, im Wasser zu taufen, sprach zu mir: Über welchen du den Geist herabsteigen siehst, wie eine Taube, und auf ihm bleiben, der ist es“. Was ist der? Der Herr. Aber den Herrn kannte er bereits. Denket euch also, bis hierher habe Johannes gesprochen: „Ich kannte ihn nicht; aber der mich gesandt hat, im Wasser zu taufen, der sprach zu mir“. Wir fragen, was er gesagt hat. Es folgt: „Über welchen du den Geist herabsteigen siehst, wie eine Taube, und auf ihm bleiben“. Ich führe das Folgende nicht an; indes gebet acht: „Über welchen du den Geist herabsteigen siehst, wie eine Taube, und auf ihm bleiben, der ist es“. Aber was ist er? Was wollte der durch die Taube mich lehren, der mich gesandt hat? Daß er der Herr war? Ich kannte den bereits, von dem ich gesandt war; ich kannte den bereits, zu dem ich sprach: „Du kommst zu mir, um getauft zu werden? Ich muß von dir getauft werden“. Soweit also erkannte ich den Herrn, daß ich von ihm getauft werden wollte, nicht daß er von mir getauft werden sollte; und dann sprach er zu mir: „Laß es nur; es soll alle Gerechtigkeit erfüllt werden“132; ich kam zu leiden; soll ich nicht auch kommen, um getauft zu werden? „Es soll alle Gerechtigkeit erfüllt werden“, sprach mein Gott zu mir; es soll alle Gerechtigkeit erfüllt werden, ich möchte in vollem Maß Demut üben; Ich kenne Übermütige in meinem künftigen Volke, ich kenne gewisse Menschen, die irgendwie höher stehen werden in der Gnade, so daß sie beim Anblick der Unwissenden, die getauft werden, weil sie selbst sich für besser halten, sei es wegen Enthaltsamkeit oder Freigebigkeit oder Wissen, vielleicht sich weigern, das zu empfangen, was jene Niedrigen empfangen haben; ich muß sie heilen, damit sie es nicht verschmähen zur Taufe des Herrn zu kommen, da doch ich zur Taufe des Dieners kam.
9.
Bereits also kannte Johannes das und kannte den Herrn. Was also lehrte die Taube? Was wollte durch die Taube d. i.durch den in dieser Weise kommenden Heiligen Geist derjenige lehren, der den gesandt hatte, zu dem er sprach: „Über welchen du den Geist herabsteigen siehst, wie eine Taube, und auf ihm bleiben, der ist es“? Wer ist er? Der Herr. Ich weiß es. Aber hast du etwa das schon gewußt, daß jener Herr, der die Macht zu taufen hat, diese Macht keinem Diener geben, sondern sie für sich behalten werde, damit jeder, der durch den Dienst des Dieners getauft wird, die Taufe nicht dem Diener, sondern dem Herrn zuschreibe? Hast du dies etwa schon gewußt? Das wußte ich nicht, bis er zu mir sagte: „Auf welchen du den Geist herabsteigen siehst, wie eine Taube, und auf ihm bleiben, der ist es, welcher tauft im Heiligen Geiste“. Er sagt nicht: der ist der Herr; er sagt nicht: der ist Gott; er sagt nicht: der ist Jesus; er sagt nicht: der ist der aus der Jungfrau Maria Geborene, der nach dir kommt, aber vor dir war; dies sagt er nicht; denn das wußte Johannes bereits. Aber was wußte er nicht? Daß der Herr selbst die so große Macht der Taufe haben und für sich behalten werde, mag er auf Erden gegenwärtig sein oder dem Leibe nach im Himmel abwesend und der Majestät nach (buf Erden) gegenwärtig; daß er die Macht der Taufe für sich behalten werde, damit nicht Paulus sage: Meine Taufe, noch Petrus sage: Meine Taufe. Darum sehet zu, gebet acht auf das, was die Apostel sagen. Keiner der Apostel hat gesagt: Meine Taufe. Obwohl alle das eine Evangelium hatten, so findest du doch, daß einer sagte: Mein Evangelium, du findest aber nicht, daß einer gesagt hätte: Meine Taufe.
10.
Das also lernte Johannes kennen, meine Brüder. Was Johannes durch die Taube kennen lernte, das wollen auch wir kennen lernen. Denn nicht hat die Taube den Johannes gelehrt, die Kirche aber nicht gelehrt, zu welcher gesagt wurde: „Eine ist meine Taube“133. Die Taube lehre die Taube134; es erkenne die Taube, was Johannes durch die Taube kennen gelernt hat. Der Heilige Geist stieg in Gestalt einer Taube herab. Warum hat aber Johannes, was er durch die Taube kennen lernte, gerade durch die Taube kennen gelernt? Er mußte nämlich lernen, und vielleicht mußte er das eben nur durch die Taube lernen. Was soll ich von der Taube sagen, meine Brüder? Oder wann steht mit die Fähigkeit des Herzens oder der Zunge zu Gebote, so zu reden, wie ich möchte? Und vielleicht fehlt es mir am guten Willen zu reden, wie zu reden wäre, und ich kann auch nicht so reden, wie ich will135, um wieviel weniger, wie ich soll. Ich möchte dies von einem Fähigeren hören, nicht euch sagen.
11.
Es lernt Johannes den kennen, den er schon kannte; aber er lernt ihn darin kennen, worin er ihn nicht kannte. Und was kannte er? Den Herrn. Was kannte er nicht? Daß die Macht über die Taufe des Herrn auf keinen Menschen vom Herrn übergehen werde, wohl aber der Dienst; daß die Macht vom Herrn auf niemand, der Dienst auf Gute und Böse übergehen werde. Es schaudere die Taube nicht zurück vor dem Dienste der Bösen, sie schaue hin auf die Macht des Herrn. Was kann dir der böse Diener tun, wo der Herr gut ist? Was für Hindernisse kann dir ein boshafter Herold in den Weg legen, wenn der Richter wohlwollend ist? Johannes lernte dies durch die Taube kennen. Was ist das, was er kennen lernte? Er selbst wiederhole es: „Er sprach zu mir: Über welchen du den Geist herabsteigen siehst, wie eine Taube, und auf ihm bleiben, der ist es, welcher tauft im Heiligen Geiste“. Es mögen dich also, o Taube, nicht täuschen die Verführer, welche sagen: Wir taufen136. Taube, erkenne, was die Taube gelehrt hat. „Der ist es, welcher tauft im Heiligen Geiste.“ Durch die Taube werden wir belehrt, daß es dieser ist, und du meinst, daß du durch die Macht desjenigen getauft wirst, durch dessen Dienst du getauft wirst? Wenn du das meinst, bist du nicht im Leibe der Taube137, und wenn du nicht im Leibe der Taube bist, so ist es kein Wunder, daß du die Einfalt nicht hast. Denn die Einfalt wird besonders durch die Taube dargestellt.
12.
Warum erfuhr Johannes durch die Einfalt der Taube, daß „dieser es ist, welcher tauft im Heiligen Geiste“, meine Brüder, wenn nicht eben jene keine Tauben waren, welche die Kirche verunreinigten? Habichte waren sie, Geier waren sie. Die Taube zerfleischt nicht. Du siehst, wie jene uns anfeinden, gleich als ob es sich um Verfolgungen handelte, die sie erlitten haben. In körperlicher Beziehung haben sie zwar gewissermaßen Verfolgungen erlitten, obwohl es Geißeln des Herrn waren, der sie offenbar auf eine Zeitlang züchtigte, um sie nicht ewig verdammen zu müssen, falls sie die Züchtigung nicht erkennen und sich nicht bessern. Jene verfolgen die Kirche in Wahrheit, die sie mit Arglist verfolgen; jene