Vorträge über das Johannes-Evangelium, Band 1. Augustinus von Hippo

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Vorträge über das Johannes-Evangelium, Band 1 - Augustinus von Hippo Die Schriften der Kirchenväter

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Paulus? „Ich habe gepflanzt, Apollo hat begossen, aber der Herr gab das Wachstum; weder der pflanzt ist etwas, noch wer begießt, sondern der das Wachstum gibt, Gott“148. Wer aber ein stolzer Diener ist, wird zum Teufel gerechnet; allein die Gabe Christi wird nicht befleckt, sie fließt durch ihn rein, geht durch ihn hindurch und kommt klar zum fruchtbaren Erdreich. Angenommen auch, daß er selbst steinern sei und aus dem Wasser keine Frucht hervorbringen könne, das Wasser geht auch durch einen steinernen Kanal, das Wasser gelangt zu den Beeten; im steinernen Kanal erzeugt es nichts, bringt aber doch den Gärten gar viele Frucht. Denn die geistige Kraft des Sakramentes ist wie ein Licht, sie wird von den zu Erleuchtenden rein aufgenommen und, wenn sie durch Unreine geht, nicht befleckt. Die Diener sollen freilich gerecht sein und nicht ihre Ehre suchen, sondern die Ehre desjenigen, dessen Diener sie sind; sie sollen nicht sagen: Meine Taufe ist es, weil sie nicht die ihrige ist. Sie sollen auf Johannes hinschauen. Siehe, Johannes war voll des Heiligen Geistes und hatte die Taufe vom Himmel, nicht von den Menschen, aber inwiefern hatte er sie? Er selbst hat gesagt: „Bereitet den Weg dem Herrn“149. Sobald aber der Herr erkannt war, ist dieser selbst der Weg geworden; es bedurfte nicht mehr der Taufe des Johannes, um durch sie den Weg zu bereiten.

       16.

      Doch was pflegen sie uns zu erwidern? Siehe,* nach* Johannes wurde getauft. Bevor nämlich diese Frage in der katholischen Kirche richtig behandelt wurde, haben viele darin geirrt, bedeutende und gute Männer150, allein weil sie zu den Gliedern der Taube gehörten, haben sie sich nicht getrennt und es erfüllte sich an ihnen, was der Apostel gesagt hat: „Wenn ihr anders urteilt, auch dies wird der Herr euch offenbaren“151. Darum sind die, welche sich trennten, ungelehrig geworden. Was also pflegen sie zu sagen? Siehe, nach Johannes wurde getauft; nach Häretikern soll nicht getauft werden? Denn einige, welche die Taufe des Johannes hatten, mußten sich auf Anordnung des Paulus nochmals taufen lassen152; sie hatten nämlich nicht die Taufe Christi. Was erhebst du also das Verdienst des Johannes und achtest gleichsam für nichts die unglückseligen Häretiker? ― Auch ich gebe dir zu, die Häretiker seien verbrecherisch, allein die Häretiker haben die Taufe Christi erteilt, die Johannes nicht erteilte.

       17.

      Ich komme auf Johannes zurück und sage: „Dieser ist es, welcher tauft“. So nämlich ist Johannes besser als ein Häretiker, wie Johannes besser ist als ein Trunkenbold, wie Johannes besser ist als ein Mörder. Wenn wir nach einem weniger Guten wieder taufen müssen, weil die Apostel nach einem Besseren tauften, dann sind alle wieder zu taufen, die bei ihnen153 getauft wurden von einem Trunksüchtigen, ich sage nicht von einem Mörder, ich sage nicht von dem Helfershelfer eines Frevlers154, ich sage nicht von einem Räuber fremden Gutes, ich sage nicht von einem Unterdrücker von Waisen, von einem Entzweier von Eheleuten, nichts von dem sage ich; was gewöhnlich ist, sage ich, was alltäglich ist, sage ich, wozu alle eingeladen werden, sage ich, auch in dieser Stadt, wenn zu ihnen gesagt wird: „Laßt uns unsinnig sein, tun wir uns ein Gutes an, und an einem solchen Januarsfesttage brauchst du nicht zu fasten“, solche leichte, tägliche Dinge meine ich; ― wenn von einem trunksüchtigen Menschen getauft wird, wer ist besser, Johannes oder der Trunksüchtige? Antworte, wenn du kannst, dein Trunksüchtiger sei besser als Johannes, du wirst dies niemals wagen. Also taufe du, weil du nüchtern bist, nach deinem Trunkenbold. Denn wenn nach Johannes die Apostel getauft haben, um wieviel mehr muß nach einem Trunkenbold ein Nüchterner taufen? Oder sagst du: Der Trunkenbold steht mit mir in Gemeinschaft155? Also war Johannes, der Freund des Bräutigams, nicht in Gemeinschaft mit dem Bräutigam?

       18.

      Aber dich selbst frage ich, wer immer du bist: Bist* du* besser oder Johannes? Du wirst dir nicht zu sagen getrauen: Ich bin besser als Johannes. Also sollen nach dir die Deinigen taufen, wenn sie besser sind als du. Denn wenn nach Johannes getauft wurde, so erröte, daß nach dir nicht getauft wird. Du wirst sagen: Aber ich habe und lehre die Taufe Christi. Erkenne also endlich einmal den Richter an und sei kein stolzer Herold. Die Taufe Christi spendest du, daher wird nach dir nicht getauft; nach Johannes wurde deshalb getauft, weil er nicht die Taufe Christi spendete, sondern die seinige, da er sie so empfangen hatte, daß sie die seinige war. Du bist also nicht besser als Johannes, aber die Taufe, welche durch dich gespendet wurde, ist besser als die des Johannes; denn jene ist die Taufe Christi, diese die Taufe des Johannes. Auch die von Paulus und die von Petrus gegeben wurde, ist die Taufe Christi, und wenn sie von Judas gegeben wurde, war sie die Taufe Christi. Es gab sie Judas, und es wurde nach Judas nicht getauft; es gab sie Johannes, und es wurde nach Johannes getauft; denn wenn sie von Judas gegeben wurde, war es die Taufe Christi, wurde sie aber von Johannes gegeben, so war es die Taufe des Johannes. Wir ziehen nicht den Johannes dem Judas, sondern die Taufe Christi, auch wenn sie durch die Hände des Judas gegeben wird, der Taufe des Johannes, auch wenn sie durch die Hände des Johannes gegeben wird, mit Recht vor. Heißt es ja vom Herrn, ehe er litt, daß er mehrere taufte als Johannes, worauf noch beigefügt wird: „Obwohl er nicht selbst taufte, sondern seine Jünger“156. Er und er nicht: er der Macht nach, jene durch den Dienst; die Beihilfe leisteten jene, die Macht zu taufen blieb bei Christus. Also tauften seine Jünger und damals war Judas noch unter seinen Jüngern; die nun aber Judas taufte, wurden nicht wiedergetauft, und die Johannes taufte, wurden wieder getauft? Allerdings wieder, aber nicht durch nochmalige Erteilung der Taufe. Denn die Johannes taufte, taufte Johannes, die aber Judas taufte, taufte Christus. So also, die ein Trunkenbold taufte, die ein Mörder taufte, die ein Ehebrecher taufte, taufte, wenn es die Taufe Christi war, Christus. Ich fürchte nicht den Ehebrecher, nicht den Trunkenbold, nicht den Mörder, weil ich auf die Taube schaue, durch die mir gesagt wird: „Dieser ist es, welcher tauft“.

       19.

      Übrigens, meine Brüder, ist es wahnwitzig zu sagen, es habe, ich will nicht sagen Judas, sondern ein beliebiger Mensch mehr Verdienst aufzuweisen gehabt als der, von welchem es heißt: „Unter den von Weibern Geborenen ist kein Größerer aufgestanden als Johannes der Täufer“157. Nicht ihm also wird irgend ein Diener, sondern die Taufe des Herrn wird, auch wenn sie ein schlechter Diener spendet, der Taufe selbst des dienenden Freundes vorgezogen. Höre, wie der Apostel von falschen Brüdern redet, die aus Neid das Wort Gottes predigten, und was er von ihnen sagt: „Ich freue mich darüber und werde mich auch ferner freuen“. Denn sie verkündeten Christus, aus Neid zwar, aber doch Christus158. Nicht wie, sondern wen, betrachte. Wird dir aus Neid Christus gepredigt? Siehe auf Christus, meide den Neid. Ahme nicht dem schlechten Prediger nach, ahme dem guten nach, der dir gepredigt wird. Christus also wurde von einigen aus Neid gepredigt. Und was ist der Neid? Ein verabscheuungswürdiges Laster. Gerade durch dieses Laster wurde der Teufel zu Fall gebracht, ihn stürzte tief hinab die verderbliche Pest; und an dieser litten gewisse Prediger Christi, und doch läßt sie der Apostel predigen. Warum? Weil sie Christus predigten. Wer aber neidig ist, haßt, und wer haßt, wie heißt es von dem? Höre den Apostel Johannes: „Wer seinen Bruder haßt, ist ein Menschenmörder“159. Siehe, nach Johannes wurde getauft, nach einem Mörder wurde nicht getauft, weil Johannes seine Taufe gab, der Mörder aber die Taufe Christi gab. Dieses Sakrament ist so heilig, daß es nicht befleckt wird, auch wenn es ein Mörder spendet.

       20.

      Ich verwerfe nicht den Johannes, sondern ich glaube vielmehr dem Johannes. Was glaube ich dem Johannes? Was er durch die Taube gelernt hat. Was hat er durch die Taube gelernt? „Dieser ist es, welcher tauft im Heiligen Geiste.“ Wohlan also, Brüder, haltet dies fest, präget es euren Herzen ein. Denn wenn ich heute eingehender darlegen wollte, warum durch die Taube, so reicht die Zeit nicht aus. Denn daß die zu erlernende Sache, welche Johannes an Christus nicht kannte, obwohl er Christus bereits kannte, dem Johannes durch die Taube mitgeteilt wurde, dies habe ich, wie ich glaube, eurer Heiligkeit dargelegt; aber warum diese Sache durch die Taube angezeigt werden mußte, würde ich, wenn es kurz erklärt werden könnte, gerne sagen. Allein weil noch lange

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