Vorträge über das Johannes-Evangelium, Band 1. Augustinus von Hippo

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Vorträge über das Johannes-Evangelium, Band 1 - Augustinus von Hippo Die Schriften der Kirchenväter

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nähren sich von Leichen. Gott ist mächtig; beten wir, daß die wieder aufleben, die von ihnen verschlungen werden und es nicht einmal merken. Viele erkennen es, weil sie wieder aufleben; denn bei ihrer Ankunft wünschen wir uns täglich Glück im Namen Christi. Seid nur ihr so einfältig, daß ihr glühend seid, und eure Glut sei auf der Zunge. Schweiget nicht, redet mit feurigen Zungen, entzündet die Kalten.

       5.

      Denn wie, Brüder? Wer sollte nicht sehen, was jene nicht sehen? Es ist auch kein Wunder (daß sie es nicht sehen), weil sie167 von dort nicht zurückkehren wollen, wie der Rabe, der aus der Arche entlassen wurde. Denn wer sollte nicht sehen, was jene nicht sehen? Sie sind auch dem Heiligen Geiste undankbar. Siehe, die Taube stieg auf den Herrn herab, und zwar auf den Herrn, nachdem er getauft worden war, und es erschien dort die heilige und wahre Dreifaltigkeit, die uns der eine Gott ist. Es stieg nämlich der Herr aus dem Wasser, wie wir im Evangelium lesen: „Und siehe, es öffneten sich die Himmel, und er sah den Geist herabsteigen wie eine Taube, und er blieb über ihm; und gleich darauf ließ sich eine Stimme vernehmen: Du bist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe“168. Es erscheint ganz deutlich die Dreifaltigkeit, der Vater in der Stimme, der Sohn im Menschen, der Geist in der Taube. Wohin wurden im Namen dieser Dreifaltigkeit die Apostel gesandt? Laßt uns sehen, was wir sehen, und was zu unserer Verwunderung jene nicht sehen; denn nicht in Wahrheit sehen sie es nicht, sondern sie schließen gegen das, was ihnen ins Gesicht springt, ihre Augen. Wohin wurden die Jünger gesandt im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes von demjenigen, von welchem es heißt: „Dieser ist es, welcher tauft“169? Denn es wurde zu den Dienern von dem gesagt, der für sich selbst die Macht (zu taufen) behielt.

       6.

      Denn dies sah an ihm Johannes und lernte so erkennen, was er (noch) nicht wußte; nicht als ob er ihn nicht als den Sohn Gottes erkannt hätte, oder ihn nicht als Herrn erkannt hätte, oder Christus nicht erkannt hätte, oder aber auch das nicht gewußt hätte, daß er im Vater und Heiligen Geiste taufen werde; denn auch dies wußte er; sondern daß er so taufen werde, daß er für sich selbst die Macht (zu taufen) behielt und sie auf keinen Diener übertrug; dies ist es, was er an der Taube lernte. Auf dieser Macht nämlich, welche Christus für sich allein behielt und auf keinen Diener übergehen ließ, obwohl er sich würdigte, die Taufe durch seine Diener vornehmen zu lassen, auf dieser Macht beruht die Einheit der Kirche, welche in der Taube dargestellt wird, von der es heißt: „Eine ist meine Taube, die einzige ihrer Mutter“170. Denn wenn, wie ich schon sagte, meine Brüder, die Macht vom Herrn auf den Diener übertragen würde, dann gäbe es so viele (verschiedene) Taufen, als es Diener gäbe, und die Einheit der Taufe würde nicht mehr bestehen.

       7.

      Gebet acht, Brüder: Bevor unser Herr Jesus Christus zur Taufe kam (denn nach der Taufe stieg die Taube herab, an der Johannes etwas Besonderes erkannte, als zu ihm gesagt worden war: „Über welchen du den Geist herabsteigen siehst wie eine Taube, und auf ihm bleiben, der ist es, welcher im Heiligen Geiste tauft“), da wußte er schon, daß er im Heiligen Geiste taufe, aber in der besonderen Art, daß die Macht nicht von ihm auf einen andern übergehen sollte, obwohl er den Dienst zu taufen andern verlieh171; das lernte er dort. Und wie beweisen wir, daß Johannes auch dies schon wußte, der Herr werde im Heiligen Geiste taufen, um einzusehen, daß er* dies* an der Taube gelernt habe, der Herr werde so im Heiligen Geiste taufen, daß jene Gewalt auf keinen andern übergehen sollte? Wie beweisen wir das? Die Taube stieg erst nach der Taufe des Herrn herab; bevor aber der Herr kam, um sich von Johannes im Jordan taufen zu lassen, hat er ihn, wie gesagt, bereits gekannt gemäß den Worten, wo er sagt: „Du kommst zu mir“, um Dich taufen zu lassen, „ich muß von Dir getauft werden“. Also sag’ ich, er kannte den Herrn, er kannte den Sohn Gottes. Wie beweisen wir, daß er auch schon wußte, daß er im Heiligen Geiste taufen werde? Bevor er an den Fluß kam, als viele zu Johannes eilten, um sich taufen zu lassen, sprach er zu ihnen: „Ich taufe euch im Wasser, der aber nach mir kommt, ist größer als ich, dessen Schuhriemen aufzulösen ich nicht würdig bin; dieser wird euch taufen im Heiligen Geiste und mit Feuer“172; auch das wußte er schon. Was also lernte er durch die Taube kennen, damit er nicht nachher als Lügner erfunden werde (was zu meinen, Gott von uns abwenden möge), wenn nicht eben dies, daß eine besondere Eigentümlichkeit an Christus darin bestehen werde, daß, obwohl viele Diener taufen sollten, gerechte und ungerechte, die Heiligkeit der Taufe nur dem zuerteilt würde, auf den die Taube herabstieg, von dem es heißt: „Dieser ist es, welcher im Heiligen Geiste tauft“. Mag Petrus taufen, er ist es, der tauft; mag Paulus taufen, er ist es, der tauft; mag Judas taufen, er ist es, der tauft.

       8.

      Denn wenn die Heiligkeit der Taufe sich nach der Verschiedenheit der Verdienste richtet, so wird es, weil die Verdienste verschieden sind, verschiedene Taufen geben; und jeder hat dann ― so muß man annehmen ― etwas um so Besseres empfangen, je besser derjenige zu sein scheint, von dem er es empfangen hat. Selbst die Heiligen, verstehet es wohl, Brüder, die Guten, die zur Taube gehören, die zum Stande der Stadt Jerusalem gehören, selbst die Guten in der Kirche, von welchen der Apostel sagt: „Der Herr kennt die Seinigen“173, besitzen verschiedene Gnaden, haben nicht alle die gleichen Verdienste; die einen sind heiliger als die andern, die einen besser als die andern. Warum also ist, wenn einer z. B. von einem Gerechten und Heiligen getauft wird, der andere von einem, der von geringerem Verdienst ist vor Gott, von geringerem Range, von geringerer Enthaltsamkeit, von weniger gutem Lebenswandel, warum ist es dennoch eines und dasselbe, was sie empfangen, außer weil „dieser es ist, welcher tauft“? Wie also, wenn ein Guter und ein Besserer tauft, deshalb der eine nicht etwas Gutes, der andere etwas Besseres empfängt, sondern, obwohl von den Dienern der eine gut, der andere besser ist, beide eines und das nämliche empfingen und nicht dieser etwas Besseres, jener etwas Geringeres: so ist auch, wenn ein Böser aus Unkenntnis oder Nachsicht der Kirche tauft (denn entweder werden die Bösen nicht gekannt oder geduldet; man duldet die Spreu, bis am Ende die Tenne gereinigt wird), das, was gegeben ist, eines und nicht ungleich wegen der Ungleichheit der Diener, sondern gleich und dasselbe, weil „dieser es ist, welcher tauft“.

       9.

      Also, Geliebteste, laßt uns sehen, was jene nicht sehen wollen, nicht als ob sie es nicht sehen würden, sondern weil es ihnen leid tut, es zu sehen, gleich als wäre es gegen sie verschlossen. Wohin wurden die Jünger gesandt im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, um zu taufen als Diener? Wohin wurden sie gesandt? „Gehet hin“, sagte er, „taufet die Völker.“ Ihr habt gehört, Brüder, wie jenes Erbe gekommen ist: „Fordere von mir, und ich will dir die Völker zu deinem Erbe geben und zu deinem Besitztum die Grenzen der Erde“174. Ihr habt gehört, wie „von Sion das Gesetz ausging und das Wort des Herrn von Jerusalem“175; dort nämlich hörten die Jünger: „Gehet hin, taufet die Völker im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“176. Wir wurden gespannt, als wir hörten: „Gehet, taufet die Völker“. In wessen Namen? „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Dies ist* ein* Gott, weil es nicht heißt „ in den Namen“ des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, sondern „im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Wo du* einen* Namen hörst, da ist* ein* Gott, wie es vom Samen Abrahams heißt und der Apostel Paulus es erklärt: „In deinem Samen werden alle Völker gesegnet werden; er hat nicht gesagt: „In den Samen“, als in vielen, sondern als in einem, und in deinem Samen, welcher ist Christus“177. Wie also der Apostel, weil er dort nicht sagt: „in den Samen“ dich lehren wollte, daß Christus einer ist, so wird auch hier, wenn es heißt: „Im Namen“, nicht: in den Namen, wie dort: „In dem Samen“, nicht: in den Samen, als* ein* Gott erwiesen der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.

       10.

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