Vorträge über das Johannes-Evangelium, Band 1. Augustinus von Hippo
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11.
Ihr wißt, daß gewisse Leute bisweilen sagen: Wir nehmen den Menschen die Sünden ab, die wir heilig sind. Denn wenn der, welcher tauft, nicht heilig ist, wie kann er dann die Sünde des andern tilgen, da er doch selbst voll der Sünde ist? Gegen solche Reden wollen wir* unsere* Worte nicht richten, diesen wollen wir uns auswählen: „Siehe das Lamm Gottes, siehe, das da hinwegnimmt die Sünde der Welt“. Nicht auf Menschen sollen Menschen vertrauen, nicht zu den Bergen soll der Sperling seine Zuflucht nehmen, auf den Herrn setze er sein Vertrauen113; und wenn er die Augen zu den Bergen erhebt, von wo die Hilfe ihm kommen wird, so erkenne er, daß seine Hilfe vom Herrn kommt, der Himmel und Erde gemacht hat114. Von so großer Würde war Johannes, daß er gefragt wird: Bist du Christus? Er antwortet: Nein. Bist du Elias? Er antwortet: Nein. Bist du ein Prophet? Er antwortet: Nein. Warum also taufst du? „Siehe das Lamm Gottes, siehe, das da hinwegnimmt die Sünde der Welt; dieser ist es, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der mir vorangegangen ist, weil er vor mir war.“ „Nach mir kommt er“, weil er später geboren ist; „vorangegangen ist er mir“, weil er mir vorgezogen worden ist; „vor mir war er, weil im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort“.
12.
„Und ich kannte ihn nicht“, sagte er, „aber damit er Israel kund würde, deshalb bin ich gekommen, taufend im Wasser. Und Johannes zeugte und sprach: Ich sah den Geist vom Himmel herabkommen wie eine Taube und auf ihm bleiben; und ich kannte ihn nicht; aber der mich sandte, im Wasser zu taufen, der sprach zu mir: Auf welchen du den Geist herabkommen siehst und auf ihm bleiben, dieser ist es, welcher im Heiligen Geiste tauft; und ich sah es und gab Zeugnis, daß dieser ist der Sohn Gottes“115. Gebe eure Liebe ein wenig acht: Wann hat Johannes Christus kennen gelernt? Er wurde nämlich gesandt, um im Wasser zu taufen. Es ist gefragt worden: Warum? „Damit er Israel kund würde“, sagte er. Was hat die Taufe des Johannes genützt? Meine Brüder, wenn sie etwas genützt hat, so würde sie jetzt noch fortbestehen und die Menschen mit der Taufe des Johannes getauft werden und so zur Taufe Christi kommen. Aber was sagt er? „Damit er Israel kund würde“, d. h. damit gerade Israel, dem Volke Israel Christus kund würde, kam er zu taufen im Wasser. Es empfing Johannes das Amt der Taufe, um im Wasser der Buße dem Herrn den Weg zu bereiten, da er nicht selbst der Herr war; allein nachdem der Herr erkannt war, war er überflüssig, ihm den Weg zu bereiten, weil er für die ihn Erkennenden selbst der Weg wurde; daher dauerte die Taufe des Johannes nicht lange. Aber wie wurde der Herr gezeigt? Als niedrig, so daß deshalb Johannes die Taufe116 empfing, damit in ihr der Herr selbst getauft würde.
13.
Und hatte der Herr nötig, getauft zu werden? Ich antworte schnell auch mit einer Frage: Hatte der Herr nötig, geboren zu werden? Hatte der Herr nötig, gekreuzigt zu werden? Hatte der Herr nötig, zu sterben? Hatte der Herr nötig, begraben zu werden? Wenn er also eine so große Erniedrigung für uns auf sich nahm, sollte er die Taufe nicht auf sich nehmen? Und was nützte es, daß er die Taufe des Dieners empfing? Daß du dich nicht weigertest, die Taufe des Herrn zu empfangen. Eure Liebe gebe acht. Es sollte in der Kirche einige höher begnadete Katechumenen geben. Denn du kannst bisweilen einen Katechumenen wahrnehmen, der sich allen geschlechtlichen Umgangs enthält, der Welt Lebewohl sagt, auf alles Besitztum verzichtet und es an die Armen verteilt, und er ist ein Katechumenus, vielleicht in der Heilslehre mehr als viele andere Gläubige unterrichtet. Für diesen steht zu befürchten, er möchte betreffs der heiligen Taufe, durch welche die Sünden nachgelassen werden, bei sich selbst sagen: Was kann ich noch mehr empfangen? Siehe, ich bin besser als dieser und jener Gläubige, wobei er an Gläubige denkt, die entweder verheiratet sind oder vielleicht unwissend oder noch ihre Güter im Besitz haben, die er selbst schon an die Armen verteilt hat, und sich für besser haltend als den, der bereits getauft ist, dürfte er sich weigern, zur Taufe zu kommen, indem er sagt: Ich soll das empfangen, was dieser und jener schon hat. Und er stellt sich wohl jene vor, die er verachtet, und es erscheint ihm, gleichsam unwürdig, das zu empfangen, was die Geringeren empfangen haben, weil er sich bereits besser vorkommt, und doch sind alle Sünden noch auf ihm, und wenn er nicht zur heilsamen Taufe kommt, wo die Sünden gelöst werden, so kann er trotz all seiner Vorzüge nicht in das Himmelreich eingehen. Aber damit der Herr jenen Hochstehenden zu seiner Taufe einlade, auf daß ihm die Sünden vergeben würden, kam er selbst zur Taufe seines Dieners, und obwohl er selbst nicht hatte, was ihm vergeben werden oder was an ihm abgewaschen werden sollte, so empfing er doch vom Diener die Taufe und redete den übermütigen und stolzen Sohn, der sich vielleicht weigert, mit den Unwissenden das zu empfangen, was ihm das Heil bringen kann, gleichsam mit den Worten an: Wie sehr machst du dich breit? Wie sehr erhebst du dich? Wie groß sind denn deine Vorzüge? Wie groß deine Gnade? Kann sie größer sein als die meinige? Wenn ich nun zum Diener kam, kannst du dich weigern, zum Herrn zu kommen? Wenn ich die Taufe des Dieners empfing, kannst du dich weigern, vom Herrn getauft zu werden?
14.
Denn damit ihr wisset, meine Brüder, daß der Herr nicht gezwungen wegen irgend eines Sündenbandes zu Johannes kam, so hat, wie die anderen Evangelisten berichten, als bei ihm der Herr zum Empfang der Taufe erschien, eben dieser Johannes gesagt: „Du kommst zu mir? Ich muß von dir getauft werden“. Und was entgegnete er ihm? „Laß es nur, es soll alle Gerechtigkeit erfüllt werden“117. Was heißt das: „Es soll alle Gerechtigkeit erfüllt werden“? Ich bin gekommen zu sterben für die Menschen, soll ich nicht getauft werden für die Menschen? Was heißt: „Es soll alle Gerechtigkeit erfüllt werden“? Es soll das Maß der Verdemütigung voll werden. Wie also? Sollte der nicht die Taufe empfangen von dem guten Diener, der das Leiden auf sich nahm von den bösen Dienern? Gebet also acht: Nach der Taufe des Herrn sollte wohl, wenn Johannes deshalb taufte, damit in seiner Taufe der Herr seine Demut offenbarte, sonst niemand mehr mit der Taufe des Johannes getauft werden? Viele sind nun aber (vorher) mit der Taufe des Johannes getauft worden; es wurde der Herr mit der Taufe des Johannes getauft, und die Taufe des Johannes hörte auf; gleich darauf wurde Johannes in den Kerker geworfen, und in der Folge ward niemand mehr mit jener Taufe getauft. Wenn also deshalb auch Johannes kam und taufte, damit die Demut des Herrn uns gezeigt würde, auf daß, weil dieser die Taufe vom Diener annahm, wir uns nicht weigern sollten, sie vom Herrn zu empfangen; sollte darum Johannes nur den Herrn taufen? Aber wenn Johannes nur den Herrn getauft hätte, so würde es nicht an solchen fehlen, die da meinen, die Taufe des Johannes sei heiliger gewesen als die Taufe Christi, als ob nämlich nur Christus verdient hätte, mit der Taufe des Johannes getauft zu werden, dagegen mit der Taufe Christi das Menschengeschlecht. Eure Liebe merke auf. Mit der Taufe Christi sind wir getauft worden, und nicht bloß wir, sondern auch der ganze Erdkreis, und es wird so getauft werden bis zum Ende. Wer von uns kann nun nach irgend einer Richtung hin mit Christus verglichen werden, dessen Schuhriemen aufzulösen Johannes sich für unwürdig erklärte? Wenn also Christus, der so erhabene Gottmensch, allein mit der Taufe des Johannes getauft worden wäre, was würden dann wohl die Menschen sagen? „Was für eine Taufe hatte doch Johannes! Eine hervorragende