Gesammelte Werke (Über 150 Titel in einem Band). Rosa Luxemburg

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Gesammelte Werke (Über 150 Titel in einem Band) - Rosa Luxemburg

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Mitteln vermag solche wunderbaren Umwälzungen in so kurzer Frist hervorzuzaubern. Aber nur auf vorkapitalistischem Boden primitiverer sozialer Verhältnisse vermag es solche Kommandogewalt über sachliche und menschliche Produktivkräfte zu entfalten, die zu jenen Wundern gehören. Ein anderes Beispiel dieser Art ist die enorme Steigerung des Weltverbrauchs an Kautschuk, der gegenwärtig einer regelmäßigen Lieferung von Rohgummi im Werte von einer Milliarde Mark jährlich gleichkommt. Die wirtschaftliche Basis dieser Rohstofferzeugung sind die vom europäischen Kapital praktizierten primitiven Ausbeutungssysteme in den afrikanischen Kolonien sowie in Amerika, die verschiedene Kombinationen von Sklaverei und Fronverhältnis darstellen.197

      Wohlgemerkt muß hervorgehoben werden, daß, wenn wir oben annahmen, die erste oder die zweite Abteilung realisiere im nichtkapitalistischen Milieu nur ihr Mehrprodukt, wir dabei den für die Nachprüfung des Marxschen Schemas günstigsten Fall nahmen, der die Beziehungen der Reproduktion in ihrer Reinheit zeigt. In Wirklichkeit zwingt uns nichts zu der Annahme, daß nicht auch ein Teil des konstanten und variablen Kapitals im Produkt der entsprechenden Abteilung außerhalb der kapitalistischen Kreise realisiert wird. Hintennach mag sowohl die Erweiterung der Produktion wie auch zum Teil die Erneuerung der verbrauchten Produktionselemente in ihrer Sachgestalt durch Produkte nichtkapitalistischer Kreise vorgenommen werden. Was durch die obigen Beispiele klargemacht werden sollte, ist die Tatsache, daß zum mindesten der zu kapitalisierende Mehrwert und der ihm entsprechende Teil der kapitalistischen Produktenmasse unmöglich innerhalb der kapitalistischen Kreise realisiert werden kann und unbedingt außerhalb dieser Kreise, in nichtkapitalistisch produzierenden Gesellschaftsschichten und -formen, seine Abnehmer suchen muß.

      So liegen zwischen je einer Produktionsperiode, in der Mehrwert produziert, und der darauffolgenden Akkumulation, in der er kapitalisiert wird, zwei verschiedene Transaktionen - die Verwandlung des Mehrwerts in seine reine Wertform, die Realisierung, und die Verwandlung dieser reinen Wertgestalt in produktive Kapitalgestalt -, die beide zwischen der kapitalistischen Produktion und der sie umgebenden nichtkapitalistischen Welt vor sich gehen. So ist von beiden Standpunkten: der Realisierung des Mehrwerts wie der Beschaffung der Elemente des konstanten Kapitals, von vornherein der Weltverkehr eine historische Existenzbedingung des Kapitalismus, Weltverkehr der in den gegebenen konkreten Verhältnissen wesentlich ein Austausch zwischen der kapitalistischen und den nichtkapitalistischen Produktionsformen ist.

      Bis jetzt haben wir die Akkumulation nur vom Standpunkt des Mehrwerts und des konstanten Kapitals betrachtet. Das dritte grundlegende Moment der Akkumulation ist das variable Kapital. Die fortschreitende Akkumulation ist begleitet von zunehmendem variablem Kapital. Im Marxschen Schema erscheint als seine entsprechende sachliche Gestalt im gesellschaftlichen Produkt eine wachsende Menge von Lebensmitteln für die Arbeiter. Das wirkliche variable Kapital sind aber nicht die Lebensmittel der Arbeiter, sondern die lebendige Arbeitskraft, für deren Reproduktion die Lebensmittel notwendig sind. Zu den Grundbedingungen der Akkumulation gehört also eine ihren Bedürfnissen angepaßte Zufuhr lebendiger Arbeit, die vom Kapital in Bewegung gesetzt wird. Zum Teil wird die Vergrößerung dieser Menge - soweit die Verhältnisse erlauben - durch Verlängerung des Arbeitstages und Intensivierung der Arbeit erreicht. Allein in beiden Fällen äußert sich diese Vermehrung der lebendigen Arbeit nicht oder nur in geringem Maße (als Überstundenlohn) im Wachstum des variablen Kapitals. Beide Methoden linden außerdem teils in natürlichen, teils in sozialen Widerständen ihre bestimmten, ziemlich engen Schranken, über die sie nicht hinausgehen können. Das fortschreitende Wachstum des variablen Kapitals, das die Akkumulation begleitet, muß also in einer zunehmenden Zahl beschäftigter Arbeitskräfte Ausdruck finden. Wo kommen diese zuschüssigen Arbeitskräfte her?

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