Perry Rhodan Neo 238: Die neun Türme. Rainer Schorm
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Читать онлайн книгу Perry Rhodan Neo 238: Die neun Türme - Rainer Schorm страница 4
Quispe lachte. »Die Hyperphysiker bombardieren alle Abteilungen mit Memos. Die Zwillinge drehen völlig durch – warum auch immer. Die sind in Sphären zu Hause, die wir nicht mal erkennen würden, wenn wir davorstünden.«
Sie sprach von den Brüdern Sianuk und Bumipol na Ayutthaya, dem getrennten, siamesischen Zwillingspaar aus Bangkok. Sie waren wahrscheinlich die fähigsten irdischen Hyperphysiker seit Eric Leyden.
Faulkner deutete auf ein Datenholo, das ein wenig abseits schwebte. »Die Space-Disk hat jede Menge Messwerte gesammelt. Ihre Datenspeicher sind wohl nicht beschädigt, oder die Informationen wurden bereits während des katastrophalen Einflugs übermittelt. Vielleicht hilft das den Hyperphysikern weiter.«
Lamondt starrte abwechselnd auf die Zahlenkolonnen und das Wrack, aus dem nun fetter, schwarzer Qualm ins Vakuum des Hangars wallte. Roboter hatten den gesamten Bereich abgesperrt. Dort hatten nun ausschließlich Spezialisten des Katastrophenschutzes Zugang.
Etwas flimmerte. Quispe trat überrascht einen Schritt zurück, als Gucky materialisierte.
Der Ilt hob die Hand. »Keine Panik. Das bin nur ich. Ich soll den großen Meister in die Zentrale bugsieren.«
Rhodan grinste. »Ich dachte, ich hätte Freischicht?«
Gucky pfiff. »Das könnte dir so passen. Deine Göttergattin will dich sehen. Und ich widerspreche Frauen in Führungspositionen grundsätzlich nicht. Bringt nur Ärger. Kommst du?«
Rhodan winkte Faulkner und den anderen zu. Der Ilt und er verschwanden. Draußen im Hangar erloschen die roten Warnleuchten.
Dann zuckten Quispe und die beiden Männer zusammen. In der Weite des Hangars entstand ... etwas.
Quispe stieß ein helles Kieksen aus. »Was ... Was ist das denn, bei Illap'u?«
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung«, murmelte Lamondt.
Direkt vor dem Großschott, durch das die Space-Disk ausgeflogen und wieder zurückgekehrt war und das sich längst wieder geschlossen hatte, schien es, als zöge sich Dunkelheit zusammen. Ein riesiger, finsterer Fleck formte sich und hing reglos in der Luft. Für einen Augenblick glaubte Faulkner, der fette, rußige Qualm aus dem Wrack balle sich dort zu einer Wolke, aber das war eine Täuschung.
Quispe löste manuell den Sicherheitsalarm aus. »Warum reagieren die Sensoren der Sicherheitssysteme nicht auf das verdammte Ding?«
Der schwarze Fleck bewegte sich leicht hin und her.
»Sprecht mit mir!«, forderte Lamondt. »Was zum Teufel ist das?«
»Schirmfeld steht!«, meldete Morena Quispe. »Was auch immer es ist ... Hier kommt es nicht rein!«
Faulkner fühlte sich nicht erleichtert. »Na, hoffen wir's. Immerhin ist es ohne Probleme schon ins Schiffsinnere eingedrungen.«
»Danke für die gute Nachricht«, fuhr Lamondt ihn an. »Ich hatte gerade beschlossen, mich zu entspannen.«
Faulkner kniff die Augen zusammen, aber er hatte sich nicht getäuscht. Das schwarze Ding bewegte sich langsam vorwärts, weg von der Außenwand des Hangars. Als es einen der Parkbäume erreichte, an dem einige Space-Disks hingen, glitt es durch die Beiboote hindurch.
»Substanzlos«, sagte Faulkner. »Wenigstens wird es keine Schäden anrichten. Ist das ebenfalls ein Zeitphänomen?« Er bemerkte ein Signal des Sicherheitsdienstes. Die Beobachtungskameras erfassten die Erscheinung.
»Sie haben's endlich mitgekriegt«, sagte Lamondt leise.
Faulkner spürte, wie sich die Haare auf seinen Armen aufrichteten. Die Gänsehaut war so stark, dass sie unangenehm war.
Es ist nicht das, was man sieht ... Es ist das, was es symbolisiert, dachte er. Alles, was es tut, bedeutet nur eins: Ihr könnt mich nicht aufhalten. Keine Wand kann das und kein Prallfeld. Wenn ich will, kriege ich euch! Ist es Zufall, dass es auftauchte, gerade als Rhodan verschwand?
Es war reine Spekulation, aber Faulkners Intuition ließ keinen Zweifel zu. Dieses Ding suchte nach etwas ... und das waren gewiss nicht er und seine Kollegen.
Der Fleck war riesig. Er veränderte sich ständig, wenn auch nicht stark. Er behielt im Wesentlichen die Form einer Halbkugel bei, die man etwas in die Länge gezogen hatte. Sie hatte eine kaum erkennbare Struktur.
Unten im Hangar öffneten sich zwei interne Personalschleusen, und Sicherheitskräfte stürmten heraus in die Halle. Eine der Gruppen bestand nur aus Boden- und Flugrobotern. Sie schwärmten sofort aus und bildeten einen Absperrriegel. Schüsse fielen keine. Für Faulkner sah es aus, als registriere das schwarze Etwas die Anwesenheit der Sicherheitsgruppen. Und es ignorierte sie.
Dann zuckte das Ding zusammen. Mit einem Ruck schob es sich in Richtung der Kontrollkabine, in der sich Faulkner und seine zwei Kollegen aufhielten.
Mist, es kommt auf uns zu!, dachte Faulkner alarmiert. Lamondt und Quispe hatten sichtlich Angst. Sie verkrampften sich. Wahrscheinlich sah er genauso aus.
»So ein verdammter Mist!«, flüsterte Lamondt mit leiser Panik in der Stimme. »Geh bloß weg ... weg ... weg. Hau ab!«
Sein Wunsch erfüllte sich nicht. Direkt vor den Beobachtungsscheiben aus dickem Glassit verharrte das unheimliche Ding.
Gerade so, als beobachte es uns!, dachte Faulkner. Er krallte sich an einer Strebe fest.
»Es sieht aus, als starre es genau an die Stelle, von der Rhodan gerade eben verschwunden ist«, bemerkte Lamondt krächzend. »Es ist hinter ihm her ...«
Im nächsten Augenblick war das Ding fort, als sei es niemals da gewesen. Die Roboter und die Männer des Sicherheitsdienstes waren erkennbar ebenso überrascht wie Halycon Faulkner, Morena Quispe und Connor Lamondt.
Letzterer holte tief und leicht zittrig Atem. »Ich würde sagen: Zumindest wir haben Glück gehabt.«
Faulkner wischte sich einige Schweißtropfen von der Stirn. Er war ein wissenschaftlich ausgebildeter Technospezialist und ein ausgezeichneter Pilot, aber diese Erfahrung hatte seine Nerven strapaziert. Zuerst ein Unfall, bei dem wir beinahe draufgegangen wären, dann dieser unheimliche Besuch. Der Tag fängt ja gut an.
»Ich frage mich allerdings«, sinnierte Faulkner. »Warum ist es hinter Perry Rhodan her, und wo ist das Ding jetzt?«
2.
Perry Rhodan: Der Wächter
In der Zentrale der CREST II war es ungewöhnlich still. Technische Geräusche hörte man nach wie vor, aber die Gespräche waren verstummt. Der Holodom war unverändert pechschwarz.
Perry Rhodan fühlte sich stärker irritiert, als das im Hangar der Fall gewesen war. Dort war die Schwärze dem Betrachter zwar näher, aber nur ein externes Panorama wie durch ein offenes Fenster. Der Holodom indes simulierte die Realität um das Raumschiff sehr überzeugend – und absolut. Es wirkte wie ein Blick in einen unheimlichen Abgrund, der einen zu verschlingen drohte.
Vor dem Einflug in das Schwarze Loch – das