Perry Rhodan Neo 238: Die neun Türme. Rainer Schorm
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Читать онлайн книгу Perry Rhodan Neo 238: Die neun Türme - Rainer Schorm страница 6
Bumipol verzog den Mund. »Sehr plakativ. Aber im Wesentlichen korrekt. Die strukturelle Basis des lokalen Isolationsfelds liefert unser Libraschirm. Das ist beeindruckend.«
Rhodan rief eine Aufzeichnung des Space-Disk-Unfalls ab. Alle sahen, wie die SD 64E von dem fremdartigen Medium in den Hangar der CREST II zurückgeschleudert wurde.
»Es war also keine aggressive Handlung«, stellte er fest. »Wir haben das Unglück selbst verursacht. Und an der Situation der CREST II hat sich nichts verändert.«
Bumipol hatte von dieser Havarie offenbar nichts mitbekommen. Ihn hatten lediglich die mitgebrachten Daten interessiert. Er wirkte bestürzt. »Bei allen Veden! Ist jemand verletzt worden? Sie waren im Hangar, Sir. Geht es Ihnen gut? Haben Sie eine quantenspezifische Aufladung beobachten können?«
Rhodan schmunzelte. »Nein, das war mir nicht möglich. Tut mir leid. Und es wurde niemand ernsthaft verletzt, soweit ich weiß.«
Bumipol schaltete einfach ab.
»Wir hängen also in einem Ballon aus Quantengummi fest«, kommentierte Kosum. »Ich kann etwas zur allgemeinen Depression beitragen, wenn jemand das möchte.«
Thora wedelte auffordernd mit der Hand. »Nur zu.«
»Ich habe mehrfach versucht, die CREST II zu bewegen. Es ist unmöglich. Mister na Ayutthayas Beschreibung des Mediums als ›viskos‹ ist dummerweise sehr exakt. Jeder Bewegungsimpuls wird sofort aufgezehrt oder verläuft sich. Das gilt sowohl für die Haupt- als auch für die Korrekturtriebwerke. Das Tor hat uns zwar eingelassen, aber nicht mehr freigegeben, sondern in diese Hülle gesteckt. Ganz so, als wolle es sicherstellen, dass wir keinen Unfug anrichten. Ich fühle mich wie ein Goldfisch in seiner Transporttüte.«
»Machen wir Löcher rein?« O'Sullivan blickte Thora erwartungsvoll an.
Die Kommandantin schüttelte den Kopf. »In dieser absurden Hülle? Das Risiko ist viel zu groß. Die Bewegungsenergie der Space-Disk ist nichts im Vergleich mit den Emissionen der Waffen. Ich will mir nicht vorstellen, was geschieht, wenn diese Energiefluten direkt auf das Schiff zurückschlagen. Über eine Rückkopplung des Libraschirms oder auf andere Weise.«
Gucky runzelte die Nase. »Das hätte sehr böse ausgehen können ...«, sinnierte er. »Aber da ist noch etwas anderes. Im Hangar ...«
Das primäre Kommunikationsholo flackerte wieder auf. Rhodan erkannte Halycon Faulkner.
»Mister Faulkner«, sagte er. »Ich wäre begeistert, wenn Sie ein paar positive Nachrichten hätten ...«
Faulkner war blass. Er warf einen unruhigen Blick über die Schulter. »Hier ist etwas aufgetaucht ...«
Er sprach nicht zu Ende. Ein tiefer, vibrierender Ton hallte plötzlich durch die Zentrale. Rhodan fühlte sich übergangslos unwohl. Das Geräusch kroch in ihn hinein wie ein schleichendes Gift. Gucky verzog das Gesicht ebenso wie alle anderen, die in seiner Nähe standen.
Unter dem Holodom formte sich etwas. Rhodan kniff die Augen zusammen, aber er konnte nichts erkennen. Vor der kompletten Finsternis des Doms zeichnete sich das Etwas kaum ab. Lediglich ein leichtes Flackern, wie über erhitztem Wüstenboden, waberte unter dem Kuppelzenit.
»Das haben die Jungs im Hangar gesehen!«, enthüllte Gucky ächzend.
Rhodan starrte die Erscheinung an. Sie erinnerte ihn diffus an etwas, das ihm partout nicht einfallen wollte.
Thora stand vor dem Sitz der Kommandantin. Sie hatte keinen Sicherheitsalarm ausgelöst. Das Ding hatte ein Prallfeld ignoriert und schwebte langsam nach unten, gemächlich wie eine Seifenblase. Dass Beschuss irgendeiner Art etwas ausrichten konnte, war damit unwahrscheinlich.
»Substanzlos«, murmelte Rhodan verblüfft. »Gucky?«
Der Ilt rümpfte die Nase. »Nichts. Da ist nichts, was sich beeinflussen ließe. Falls es denkt, habe ich keinen Zugang.« Er schüttelte sich. »Und ob ich die Gedanken von so etwas überhaupt lesen will, weiß ich nicht.«
Das summende Geräusch wurde schwächer, aber es verschwand nicht. Dafür bewegte sich das Ding auf Rhodan zu, um schließlich in drei Metern Abstand zu verharren. Der Fleck durchmaß selbst etwa drei Meter.
Da ist etwas, rings um das Schwarz herum, dachte Rhodan.
Er fühlte sich beobachtet, nein: gemustert. Die Erscheinung schien ihn abzutasten. Das war mehr als nur eine Illusion, Rhodan glaubte beinahe, Finger zu fühlen, die über seine Haut glitten.
Gabrielle Montoya verkrampfte sich. »Als müsse man sich begrapschen lassen. Das ist widerwärtig!«
Den Gesichtern der anderen Anwesenden entnahm Rhodan, dass alle dasselbe empfanden.
Es schimmerte um den schwarzen Fleck herum. Der Effekt glich Lichtreflexen auf einer transparenten, polierten Oberfläche. Erst in diesem Moment erkannte Rhodan, um was oder wen es sich bei der Projektion handelte.
»Ein Omnit!«, murmelte er fasziniert.
Sich mit einem Omniten zu unterhalten, war immer eine Herausforderung. Nur das Gehirn und die Augen waren gut sichtbar. Pechschwarz, aber man konnte sie erkennen. Der Rest der humanoiden Gestalt indes war hochtransparent. Je näher man dem Omniten stand, desto schwieriger war der Körper wahrzunehmen. Nur ein leichtes Schimmern und Lichtreflexe meißelten die Körperform zuweilen aus dem scheinbaren Nichts. Stand der Omnit in einiger Entfernung, wurde die menschliche Wahrnehmung besser damit fertig, dann funktionierte die Mustererkennung zumindest ansatzweise.
Es war nur die Projektion von Kopf und Schulterbereich eines Omniten, und sie war zudem von mittelmäßiger Qualität. Die überdimensionierte Größe war ebenfalls keine Hilfe.
Kein Wunder, dass keiner das als einen Omniten erkannt hat, dachte Rhodan. Man sieht lediglich das schwarze Gehirn, und davor stehen zwei schwarze Augen, die man kaum davon trennen kann. Aber jetzt wissen wir, wem wir diesen Schlamassel zu verdanken haben.
Thora hatte sich neben Rhodan gestellt. Wenn es ihr unangenehm war, abgetastet zu werden, zeigte sie es nicht.
»Ein Omnit«, sagte sie laut und deutlich. »Willkommen an Bord. Es wäre überaus hilfreich gewesen, wenn Sie sich sofort identifiziert hätten. Von einer Anmeldung will ich gar nicht erst reden.«
Aus dem Augenwinkel bekam Rhodan mit, wie sich der Zugang zum Hauptlift öffnete. Zwei ebenfalls transparente Gestalten betraten eilig die Zentrale. Merkosh und Bingdu waren offenbar eine Art Wahrnehmungshilfe. Sogar Rhodan, der den fremden Omniten bereits als solchen erkannt hatte, registrierte, dass das Bild deutlicher wurde.
Menschliche Wahrnehmung, sinnierte er. So leicht zu verwirren ...
Merkosh und Bingdu näherten sich der Projektion sehr langsam, als empfänden sie Ehrfurcht. Nach den Geschehnissen auf Jad-Kantraja waren beide – auch mit dem Medorakt – in der Medostation der CREST II erfolgreich behandelt worden.
In den Körpern der beiden Omniten herrschte Chaos. Formen und Zeichen wie aus dunklem Rauch entstanden und verschwanden in schneller Folge. Vermutlich spiegelte dieses Wabern ihre Denktätigkeit wider. Wenn das zutraf, waren die Gedanken der beiden in hellem Aufruhr.
Die beiden Omniten sagten etwas in einer Sprache, die von den