Perry Rhodan Neo Paket 24. Perry Rhodan

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Perry Rhodan Neo Paket 24 - Perry Rhodan Perry Rhodan Neo

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Sohn hat recht, meldete sich ihr Logiksektor zu Wort. Es ist nicht deine Schuld, dass Nathalie geworden ist, was sie ist – und seine auch nicht. Deine Wut an ihm auszulassen, bringt niemanden weiter.

      Es fühlt sich aber gut an!, erwiderte sie trotzig.

      »Bitte verzeih uns unser Schweigen«, sagte Farouq. »Wir wissen, dass wir euch wehgetan haben ...«

      »Und wieso habt ihr es dann getan?«

      Wenn du Antworten willst, musst du Nathalie fragen, mahnte ihr Logiksektor.

      Ihr Mann blickte sie abwartend an. Sie wusste, dass Rhodan diese Unterhaltung mit ihren Söhnen längst geführt hatte. Er hatte den beiden verziehen – nun waren sie gekommen, auch ihre Mutter erneut um Verzeihung zu bitten.

      »Kommt her«, sagte sie und drückte ihre Familie an sich. Spürte ihre Wärme und ihre Kraft und wie sehr sie alle unter der Lüge gelitten hatten, die sie zehn Jahre lang begleitet hatte.

      »Ich bin so froh«, sagte Tom. »Ich bin so froh, dass es vorbei ist.«

      »Ja. Ich bin auch froh.« Thora ließ ihren Mann und ihre Söhne los, holte tief Luft und lockerte die Schultern, als mache sie sich für einen Kampf bereit. »Und eure Schwester wird ebenfalls froh sein, wenn dieser Tag vorüber ist.«

      Die Korvette setzte zur Landung an. Sie fanden sich in der ihnen vom Kommandanten genannten Schleuse ein und verabschiedeten sich von der Besatzung. Ein privater Gleiter des Kaisers holte sie ab.

      Ein privater Gleiter von Nathalie, korrigierte Thora in Gedanken.

      Der Pilot war so wortkarg, ausdruckslos und präzise in seinen Bewegungen, dass Thora beinahe Zweifel hatte, ob er ein Mensch war und keine Maschine. Schweigend nahmen die vier Passagiere hinter ihm unter dem getönten Glasdach Platz und blickten während des Flugs aus dem Fenster auf Trade City hinaus.

      Thora sah das Labyrinth der Depotstadt, in der ungezählte, für den Transmittertransport bestimmte Container auf ihre Entstofflichung warteten. Sah die Stahl- und Glaskreationen neureicher Architekten wie gleißende Blumen in dieser Wüste durcheinandergewürfelter Industriebauten aufragen. Sie sah Einflüsse von Arkon, dem untergegangenen Archetz, von Aralon und der Erde. Alles sah genau so aus, wie man sich eine Großstadt vorstellte, die binnen weniger Jahrzehnte mit dem Geld ganzer Sternenreiche erbaut worden war – und im Stil eines jeden einzelnen dieser Reiche. Hätte es in Terrania keine Baubehörde und keine Vorschriften gegeben, würde es dort vielleicht ähnlich aussehen.

      Nathalie war schon immer schlecht darin, bei sich aufzuräumen.

      Thora musste sich daran erinnern, dass ihre kleine Tochter mittlerweile eine Frau von vierzig Jahren war – und sie musste sich eingestehen, dass sie keine Ahnung hatte, wer diese Frau eigentlich war.

      Wenn Thora die Augen schloss, sah sie noch immer Nathalie das Kind vor sich, das einen Wutanfall nach dem nächsten durchlitt, weil die Welt einfach nicht begriff, was Nathalie von ihr wollte. Die Schülerin, die mit wehenden Fahnen Klasse für Klasse übersprang und allerorten Ratlosigkeit, manchmal Angst hinterließ. Die junge Frau, die vor zehn Jahren von ihrer Reise nach Olymp einfach nicht wiederkam und spurlos verschwand. Wahrscheinlich fiel es leicht, unterzutauchen, wenn man ein Genie mit fast unbegrenzten Ressourcen und nur wenigen Freunden war. Eins war in jedem Fall gewiss: Nathalie hatte sich dieses Schicksal selbst ausgesucht, und sie musste es von langer Hand geplant und vorbereitet haben.

      »Sie hat auch mich getäuscht, weißt du«, murmelte Perry Rhodan, gleichermaßen in den Anblick der wild wuchernden Märchenstadt vor dem Fenster versunken.

      »Ich weiß.« Er war nicht das erste Mal auf Olymp. Er hatte sogar schon Audienzen bei Anson Argyris absolviert. Und mochte ihr Mann noch so besonnen wirken im Vergleich mit ihr selbst, mochte er seine Tochter gleichfalls über alles lieben – Thora kannte seinen Stolz, und sein Stolz war verletzt. Vielleicht wahrte er nur deshalb besser die Fassung, weil er länger als sie Gelegenheit zum Gespräch mit Nathalie gehabt hatte.

      »Es hat Nat keine Freude bereitet«, beteuerte Farouq, der mit seinem Bruder auf der mittleren Sitzbank saß.

      »Red keinen Schwachsinn!«, erwiderte Thora scharf. »Natürlich hat es ihr Spaß gemacht. Genau wie euch. Sich verkleiden, die Leute täuschen und hinters Licht führen? Ihr seid doch alle gleich.«

      »Mom!«, protestierte Tom.

      »Heute seid ihr erwachsen und könnt tun und lassen, was ihr wollt«, sagte Thora bestimmt. »Aber erzählt mir nichts über meine Kinder. Die kenne ich besser als ihr!«

      Dann kam vor ihnen der Kaiserpalast in Sicht – der »Taj Argyris«, wie manche ihn mit leichtem Spott nannten. Eine alabasterfarbene Hybride aus terranischer Mogularchitektur und arkonidischem Khasurn, zeitlos, zwischen den Welten gefangen wie seine Erbauerin. Ein Traumschloss. Ein Elfenbeinturm.

      Thora konnte nicht anders: Sie war stolz auf ihre Tochter. Ihre kleine Nat, die einen ganzen verdammten Planeten regierte – und bloß eine Handvoll Leute wusste davon. Sie hätte es im Spiel der Kelche weit gebracht.

      Deine Tochter braucht Arkon ebenso wenig, wie sie die Erde braucht, konstatierte der Logiksektor. Sie passte in keine der beiden Welten – also hat sie sich ihre eigene geschaffen.

      Der Gleiter ging innerhalb der Palastmauern auf einem kleinen, von Gärten umgebenen Landefeld nieder. Das Glasdach hob sich, Blütenduft und der Klang von Wasserspielen schmeichelten Thoras Sinne. Mit stoischer Miene wartete der Pilot, bis sie ausgestiegen waren, dann schloss er das getönte Dach ohne ein Wort.

      »Und jetzt?«, fragte Thora herausfordernd, denn sie wurde das Gefühl nicht los, dass Nathalie sogar in diesem Moment noch mit ihnen spielte. Dass sie das Treffen herauszögerte, ihren Reichtum zur Schau stellte. Vögel sangen in den Bäumen, und irgendwo wurde eine echte oder virtuelle Leier geschlagen.

      »Herzlich willkommen!«, erklang eine Stimme vom Kopf einer Treppe. Dort stand ein hagerer Mann in höfischer Tracht, wie er vor drei- oder vierhundert Jahren in den Schlössern und Burgen Europas gelebt haben mochte. Konterkariert wurde der historische Eindruck lediglich von der huschenden Schar kleiner Robotwesen, die wie Ungeziefer seine Knöchel umspielten und seinen Rocksaum erklommen. »Mein Name ist Jerome Fascal. Bitte folgen Sie mir – der Kaiser empfängt Sie jetzt.«

      Der Kaiser?, dachte Thora irritiert. Kennt er tatsächlich die Identität seines Herrn nicht – oder ist es ihm nur verboten, die Maskerade zu brechen?

      Ihr Mann und ihre Söhne nickten ihr stumm zu. Allem Anschein nach kannten sie den bizarren Lakaien bereits.

      Thora hob stolz das Kinn und ließ sich von Fascal führen, über marmorne Treppen und durch farbenprächtige Säulengänge, vorbei an mechanischen Skulpturen sowie Dienerschaft und Wachen in samtenen Uniformen. Unwillkürlich musste sie daran denken, wie Nathalie damals im Lakeside Institute Passagen aus Tschaikowskis »Nussknacker« nach Gehör nachgespielt hatte. Diese Gänge schienen ihr wie eine Kulisse aus diesem Ballett zu sein. Ein Nussknackerpalast.

      Dann schwang eine schwere, zweiflügelige, mit Messing beschlagene Holztür vor ihnen auf, und aus einer weiten, goldglänzenden Halle kam ihnen ein großer Mann mit langem, dunklem Haar entgegen. Sein imposanter Bart war zu zwei Zöpfen geflochten, die an den Epauletten seines roten Rocks befestigt waren. Seine Beine steckten in Seidenhosen und Lederstiefeln, an seinen Fingern gleißten juwelenbesetzte Ringe. Er sah aus wie ein Feldherr, ein Superverbrecher, ein Freibeuter. Er sah aus wie alles, was Nathalie als Kind gern gespielt hatte.

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