Mut braucht eine Stimme. Peter Holzer

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Mut braucht eine Stimme - Peter Holzer Dein Erfolg

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Viele von ihnen führen genau das Leben, das sie immer führen wollten. Und wenn das so ist, finde ich das großartig. Aber das Leben in solchen Jobs ist kein Ponyhof. Und im Businesstornado verlieren auch sie immer wieder mal ihren Horizont aus den Augen. Und nein, bei diesem Taxifahrer gibt es nichts zu verklären. Er hat kein leichtes Leben, denn er ist einen verdammt harten Weg gegangen und geht ihn noch immer. Aber ein harter Weg ist kein Hindernis für Glück. Im Gegenteil!

      Nur wenn Sie Ihre Zeit selbstbestimmt nutzen, verschwenden Sie sie nicht sinnlos auf Ihrem Lebensweg. Und nur dann sind Sie in der Lage, subjektiv Glück, Erfolg und Reichtum selbst dort zu finden, wo andere nur – wie im obigen Beispiel – einen bettelarmen Taxifahrer mit hartem Los sehen würden. Und dann, nur dann, werden Ihnen die Menschen auch zuhören und glauben, wenn Sie selbst das Wort ergreifen und sich mit Ihrer Stimme in die Gespräche und Debatten einmischen. Wer hört schon gerne einem Weichei zu, dem man einen harten Weg und die Entschlossenheit, eigene Ziele zu verfolgen, nicht abkaufen mag? Ich bin sicher: Wenn dieser Taxifahrer die Gelegenheit bekäme, vor größerem Publikum von seinem Leben und seiner Lebenseinstellung zu erzählen, wäre es mucksmäuschenstill im Saal – so wie damals im Taxi, nachdem ich diese Worte gehört hatte und sie überhaupt nicht mehr aus dem Kopf bekam.

       Der neue Luxus

      Was ist so faszinierend an Menschen, die ihre Zeit selbstbestimmt nutzen? Warum werden sie bewundert und beneidet? Wegen ihres wahren Reichtums. Eines Reichtums, der vielen unerreichbar erscheint, mehr noch als alle materiellen Besitztümer und alle Machtpositionen. Ein Reichtum an selbstbestimmter Zeit ist kein Ergebnis einer noch so ehrgeizigen Karriere. Er kann nicht im Lotto gewonnen und nicht vererbt werden. Er ist das Ergebnis einer inneren Haltung, die Sie sich nur auf einem harten Weg erarbeiten können.

       Selbstbestimmte Zeit ist der neue Luxus.

      Selbstbestimmte Zeit ist der neue Luxus. Ein Luxus, der vielen Menschen heute erstrebenswerter erscheint als ein prall gefülltes Bankkonto. Und das Tolle ist: Dieser Reichtum ist in Wahrheit für alle Menschen viel leichter erreichbar als sein materielles Pendant. Denn so hart der Weg dahin auch ist und egal, in welcher Situation Sie gerade stecken – Sie können ihn gehen. Sie benötigen dafür keine besonderen materiellen Ressourcen. Genau wie der syrische Taxifahrer können Sie Ihre Möglichkeiten auf das ausrichten, was Ihnen wirklich wichtig ist.

      Ich benutze dafür gerne ein Bild aus dem Roman »Der Herr der Ringe« von J.R.R. Tolkien. Der alt und müde gewordene Bilbo Beutlin klagt dort beim Zauberer Gandalf, dass er sich fühlt wie Butter, die viel zu dünn auf zu viel Brot verstrichen worden ist: »Why, I feel all thin, sort of stretched, if you know what I mean: like butter that has been scraped over too much bread.«

      Als ich diesen Satz zum ersten Mal las, entstand sofort die Assoziation zu der großen Müdigkeit und Überforderung, die sich die Menschen in der heutigen Zeit permanent zumuten. Das Bild von zu wenig Butter auf zu viel Brot beschreibt ihre Lage recht treffend. Immerzu versuchen sie, mit ihren begrenzten Ressourcen – ihrer Zeit, ihrer Energie, ihrer Arbeitskraft – das ganz große Rad zu drehen und gleichzeitig mit einem Schlag all das zu erreichen, wovon sie glauben, dass es für sie erstrebenswert sein muss: Familie, Kinder, beruflicher Erfolg, ein schönes Haus, ein tolles Auto, viele nette Freunde, viele gute Beziehungen, gutes, gehaltvolles und zugleich genussreiches Essen, wertvolle kulturelle Impulse und, und, und.

      Alle möchten sie so schnell wie möglich ein möglichst großes Stück Brot. Ich weiß nicht, ob Sie all das, was ich soeben aufgezählt habe, wirklich im Einzelnen benötigen. Gut möglich, dass auch Sie das nicht so genau wissen. Aber der Wunschkatalog, den unsere Gesellschaft uns allen permanent wie Hunden das Leckerli vor die Nase hält, hat eine ungeheuer große Anziehungskraft. Und ehe Sie sichs versehen, ertappen Sie sich dabei, ebenfalls diesen Wünschen nachzulaufen und dafür die nächste Anstrengung und Überforderung in Kauf zu nehmen. Denn Ihre Ressourcen sind längst nicht so groß wie die immer länger werdende Liste Ihrer Wünsche.

       Passen Sie die Größe des Brotes Ihrer Buttermenge an.

      Genau dazu passt das Bild von Bilbo Beutlin: Das Brot Ihrer Wünsche ist so groß, dass die Butter, die darauf verteilt wird, immer dünner und dünner ausgestrichen werden muss. Sie reicht längst nicht mehr aus, und es wird deswegen trotz aller Bemühungen unweigerlich ein sehr trockenes, schwer genießbares Brot. Sie sind unglaublich beschäftigt, haben aber viel zu wenige Ressourcen, um das ganze Brot abzudecken. Wie viel sinnvoller wäre es, wenn Sie die Größe des Brotes Ihrer Buttermenge anpassten!

      Wenn Sie Ihre Butter auf ein zu großes Brot verstreichen, klagen Sie darüber, dass es so mühsam ist. In Wahrheit verstecken Sie sich. Sie verstecken sich vor der Verantwortung, sich zu entscheiden und Prioritäten zu setzen. Im Ergebnis sind Sie so zwar unglaublich beschäftigt, aber nicht wirklich wirkungsvoll. Kein guter Zustand!

      Warum nehmen Sie nicht nur die Hälfte des Brotes, also das, was Ihnen tatsächlich wichtig ist? Dazu müssten Sie den Mut haben, auszusondern. Also bestimmte Prioritäten zu setzen und den Rest bewusst abzuwählen. Dann reicht Ihre Butter, um diese Hälfte ordentlich zu bestreichen – Ihre Ressourcen und Ihre Energie passen zu Ihrer Aufgabe, die Sie sich gestellt haben. So sind Sie besonders wirkungsvoll. Und plötzlich werden Sie auch für andere sichtbar – und hörbar! Sie glänzen auf einmal, weil Sie bei wirklich wichtigen Dingen Erfolg haben. Dann dringt Ihre Stimme durch, weil Sie etwas zu sagen haben, was für Sie und für andere relevant ist.

      Wenn Sie erfolgreich werden wollen – egal, worin: viel Geld verdienen, ein Musikinstrument beherrschen, einen neuen Job erlernen –, dann müssen Sie zuerst die Größe des Brotes der Menge an Butter anpassen, die Sie zur Verfügung haben. Also ein kleines Stück Brot nehmen, aber das ordentlich mit Butter bestreichen. Das bedeutet, mit Ihren begrenzten Ressourcen einen super Job zu machen – ob privat oder im Büro –, richtig gute Qualität abzuliefern, richtig viel Wirkung zu produzieren. Wenn Sie das tun, werden Sie Schritt für Schritt besser. Sie können schwerere Musikstücke spielen oder flüssiger mit Ihrem britischen Nachbarn plaudern. Oder Kunden sind zufrieden und Sie bekommen Folgeaufträge oder Empfehlungen. So sind Sie auf dem Weg, dass Ihnen das Leben die Chance gibt, noch etwas mehr Butter zu bekommen, um damit auch größere Brotstücke zu bestreichen. So wächst Ihr Brotstück und Sie wachsen mit – Schritt für Schritt.

       Große Bilder können inspirieren, aber auch lähmen.

      Ein Paradoxon, das ich Ihnen nicht ersparen kann: Groß denken ist gut, denn es spornt Sie an, große Dinge in Ihrem Leben zu bewirken. Doch Vorsicht: Wenn Sie auf das Große blicken, könnte es Sie auch erschlagen! Mal angenommen, Ihre Frau wünscht sich schon lange, dass Sie mit ihr tanzen gehen, aber Sie haben noch nie tanzen können und sich immer nur wie ein Storch im Salat bewegt. Eines Abends schauen Sie ihr zuliebe zusammen »Dirty Dancing« an und machen das, was Sie da sehen, zu Ihrem Maßstab: »Oje, das kann ja nichts werden, dann lass ich’s gleich. So wie Patrick Swayze werde ich nie tanzen!« Große Bilder können inspirieren, aber auch lähmen.

      Deswegen: Denken Sie in großen Bildern, seien Sie anspruchsvoll. Aber wählen Sie das Stück Brot, das Sie bestreichen wollen, so, dass Sie es auch mit Butter abdecken können. Gehen Sie mit Ihrer Frau noch einmal in den Anfängerkurs. Und dann lassen Sie das Stück Brot und sich selbst langsam wachsen, gehen Sie nach und nach in die Fortgeschrittenenkurse, und irgendwann sehen Sie sich staunend auf dem Video einer Party und denken: »Wow, ich wusste gar nicht, dass ich so gut tanzen kann!« Sie werden sich reich fühlen – und Ihre Frau wird Sie dafür noch mehr lieben. Welch ein Luxus, dass Sie Ihre gemeinsame Zeit dafür genutzt haben!

      

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