Mut braucht eine Stimme. Peter Holzer

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Mut braucht eine Stimme - Peter Holzer Dein Erfolg

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gilt auch umgekehrt: Ich sitze im Auto, quäle mich durch einen Stau und stelle mir vor, wie schön es wäre, mich jetzt mit meinem Sohn im Fitnessstudio zu verausgaben. In diesem Moment fühle ich mich gleich doppelt schlecht. Zum einen, weil ich nicht schwitzend Gewichte stemme, sondern genervt auf der Autobahn vor mich hin rolle. Zum anderen, weil sich der Stau durch mein Wunschdenken auch nicht auflöst.

       Entscheiden, welche Gedanken wir verfolgen und welche wir loslassen.

      Beide Male ist die Zeit verschwendet, weil ich nicht im Hier und Jetzt bin. Doch wie kann ich es besser machen? Ich muss meinen Geist kontrollieren. Und das ist eine der größten Herausforderungen des Menschen. Mit rund 60 000 Gedanken pro Tag plappert die Stimme in unserem Kopf von morgens bis abends. Das sind rund 40 Gedanken pro Minute. Diese Gedankenmaschine abzustellen, ist eine große Kunst. Mönche meditieren tagtäglich mehrere Stunden, um für Ruhe im Kopf zu sorgen. Für uns Nichtmönche ist es ein erster Schritt, dass wir zumindest entscheiden, welche Gedanken wir verfolgen. Und welche wir loslassen.

      Beobachten Sie sich: Haben Sie sich vielleicht schon daran gewöhnt, sich von Ihren Gedanken lenken zu lassen? Sie hätten stattdessen auch die Möglichkeit, Ihre Gedanken in eine andere, nämlich die gewünschte Richtung fließen zu lassen. Das kann man trainieren. Im Wort »trainieren« klingt schon an, dass das mit Energie und Aufwand verbunden ist – so wie alles, wofür Sie Verantwortung übernehmen: für die eigenen Kinder, für die eigene Firma und ihre Mitarbeiter, für ein übernommenes Projekt, für Ihr eigenes Leben. Das ist der Preis dafür, dass Sie Ihren eigenen Weg in Richtung Ihres eigenen Zieles beschreiten. Und Ihre Zeit nicht verschwenden, sondern nutzen. Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen ist eine Entscheidung!

       Rettungsanker im Tornado

      Die Beschäftigungswut ist zur Volkskrankheit geworden und die Liste der dagegen angebotenen Medikamente ist lang. Wenn Ihr Tag nicht reicht, um alle Aufgaben zu bearbeiten, sind Sie zum Beispiel vielleicht nur nicht gut genug organisiert. Ein übervoller Terminkalender müsste sich doch mit geschicktem Zeitmanagement so entschlacken lassen, dass genug Zeit für die wichtigen Dinge übrig bliebe. Besuchen Sie nur das richtige Seminar und schon sind Sie gegen den Input- und den Instant-Virus immun.

      Ein guter Gedanke. Aber leider falsch!

      Keine Frage: Gutes Zeitmanagement kann Wunder wirken bei der Steigerung der Effizienz. Für Menschen, die drauflosarbeiten, statt sich vorher zu sortieren, kann schon die Frage »Welche Aufgabe muss wirklich heute erledigt werden und welche kann bis morgen warten?« eine riesige Entlastung mit sich bringen. Sie kann die Produktivität am Arbeitsplatz, die persönliche Entspannung und den Stolz nach erledigtem Tagespensum spürbar und messbar steigern. Doch die Fragen, die Ihnen helfen, trotz Tornado gut durchs Leben zu kommen, klingen eher so:

      image Was fehlt, wenn es dich nicht mehr gibt?

      image Was willst du in deinem Leben bewirken?

      image Bei welchen Menschen möchtest du welche Spuren hinterlassen?

      image Willst du Kinder haben?

      image Was willst du ihnen mit auf ihren Weg geben?

      image Welche Welt möchtest du der nachfolgenden Generation hinterlassen? Und was tust du konkret, um einen Beitrag dafür zu leisten?

      image Mit welchem Lebenspartner willst du wie zusammenleben?

      image Welchen Job willst du leben?

      image Was willst du in deinem Leben noch lernen?

      image Was müsstest du ändern, damit du am Ende sagen kannst: »Ich habe mein eigenes Leben gelebt!«?

      image Wer willst du werden?

       Zeitmanagement macht einen sinnlosen Weg nicht sinnvoller.

      Auf keine dieser Fragen gibt das Zeitmanagement eine Antwort. Das Leben ist wie eine Leiter, die wir hinaufklettern. Techniken der Selbstorganisation helfen durchaus dabei, die Leiter schneller zu erklimmen. Aber was hilft Ihnen das, wenn Sie oben ankommen und feststellen: Die Leiter steht an der falschen Wand? Das effizientere Begehen eines Weges macht einen sinnlosen Weg nicht sinnvoller. Nur weil Sie schneller rennen, wird aus einem Hamsterrad keine Karriereleiter. Außerdem wissen Sie bereits aus Erfahrung: Die durch schnelleres Rennen gewonnenen Zeitfenster werden sofort wieder vom Tornado aufgefüllt. Die Input- und Instant-Viren sind immer noch da! Warum? Weil Ihr »Immunsystem« schwächelt.

      Ich erlebe immer wieder Vorstände, Manager, Topführungskräfte, die »es« geschafft haben. »Es« richtet sich nach dem Maßstab der Gesellschaft, der ein erfolgreiches Leben definiert: hohes Einkommen, Prestige, toller Firmenwagen, sozialer Status. Und trotzdem fehlt diesen Menschen etwas. Irgendwann meldet sich eine Leere und Unzufriedenheit, die schwer greifbar ist. Und für Außenstehende auch schwer nachvollziehbar. »Du hast doch alles erreicht. Was bist du denn so unzufrieden?« Die Antwort ist einfach: Sie sind unzufrieden, weil sie immer noch nicht genau wissen, was für sie die wirklich wichtigen Dinge im Leben sind.

      Wenn Sie sich das bewusst gemacht haben, brauchen Sie kein Zeitmanagementseminar. Steve Jobs1 wird das Zitat zugeschrieben: »Ich bin auf die Dinge, die wir nicht getan haben, genauso stolz wie auf die Dinge, die wir getan haben.« Im Leben geht es nicht darum, wie ich noch mehr in meinen Tag hineinpacke. Viel wichtiger ist die Frage: Was lasse ich alles draußen?

      Schauen Sie doch mal in die letzte Woche Ihres Kalenders. Welche der Termine, Telefonate und Treffen waren für die Katz? Welche würden Sie am liebsten streichen, weil sie nur Lärm, Ablenkung und ohne Output für Sie waren? Die gute Nachricht: Sie können das auch für diese Woche tun. Und für die nächste Woche. Sie können Ihr ganzes Leben vereinfachen. Sortieren Sie einfach Termine, Klubmitgliedschaften, Gremienzugehörigkeiten, Projektlisten, Rückrufbitten und – ja, auch Freundschaften – aus (es gibt einen großen Unterschied zwischen echten Freunden und Zeitabschnitts- und Zweckbekannten). Dazu braucht es nur Mut.

      Ja, es braucht Mut, um bestimmte Kundenanfragen nicht mehr anzunehmen, um die Teilnahme an Meetings abzulehnen, die Ihnen nichts bringen oder zu denen Sie nichts beitragen können, um nicht jedes geschäftliche Event und jede Weiterbildung zu besuchen, um die Einladung der Bekannten zum Geburtstag des jüngsten Sohnes auszuschlagen oder der Schwiegermutter klarzumachen, dass Sie sie nicht jedes Wochenende besuchen werden. Schließlich enttäuschen Sie in diesen Fällen die Erwartungen Ihrer Mitmenschen. Erst recht dann, wenn Sie die Bitten und Anfragen bisher immer angenommen und erfüllt

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