Mit Diplomatie zum Ziel. Stéphane Etrillard

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Mit Diplomatie zum Ziel - Stéphane Etrillard Dein Erfolg

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deshalb auch selbst etwas zu bieten haben. Aktives Networking ist ein ausgewogenes Wechselspiel von Geben und Nehmen. Es geht darum, Beziehungen herzustellen und die Beziehungen zum beiderseitigen Vorteil aufrechtzuerhalten.

      Denken Sie einmal an die Beispiele aus dem privaten Umfeld zurück: Doch jetzt werden Sie um Hilfe gefragt. Ein Freund fragt Sie, ob Sie ihm Ihr Fahrzeug leihen können. Sie lehnen das ab, weil Sie Ihren Wagen wirklich nicht gern verleihen. Einige Wochen später fragt Sie derselbe Freund, ob Sie bei einem Geschäftspartner ein gutes Wort für ihn einlegen können. Das ist Ihnen jedoch unangenehm und wieder machen Sie einen Rückzieher. Wenn sich diese Kette in ähnlicher Weise fortsetzt, wird Ihr Freund Sie irgendwann nicht mehr zu den Menschen rechnen, auf die er zählen kann. Und natürlich wird er ebenfalls zurückhaltend sein, wenn Sie ihn zu Ihrem Vorteil einspannen wollen. Vermutlich werden Sie eine Absage kassieren – und schon hat das Netzwerk einen empfindlichen Riss bekommen.

      Betrachten Sie Netzwerke daher wie ein Konto, das Sie zwar vorübergehend belasten können – allerdings nur unter der Voraussetzung, dass Sie es bei nächster Gelegenheit wieder ausgleichen. Gerade wer sich neu in ein Netzwerk integrieren will, sollte auch bereit sein, seinerseits für ein gewisses Guthaben und damit für einen Bonus zu sorgen. Mit der Zeit stellt sich ohnehin heraus, wer tatsächlich ein zuverlässiger Partner ist.

       Netzwerke gelten in der Diplomatie als »Brücken in die Welt von morgen«.

      Ein kluger Netzwerker kann sich Diplomaten zum Vorbild nehmen: Er wird nicht nur darauf setzen, was die anderen für ihn tun könnten, sondern sich eben auch fragen, was er selbst zu bieten hat. Vielleicht verfügt er über interessante Informationen oder kennt jemanden, der solche Informationen haben könnte. Wer nicht in der Lage ist, seinen Netzwerkpartnern direkt weiterzuhelfen, kann zumindest darüber nachdenken, ob er seine eigenen Kontakte spielen lassen möchte. In vielen Fällen kennt man jemanden oder jemanden, der jemanden kennt – dies ist eines der wesentlichen Prinzipien aktiver Netzwerker. Auf diese Weise weitet sich ein Engpass erst gar nicht zum ernsthaften Problem aus. Und kommt es einmal doch zu Schwierigkeiten, wird sich meist schnell eine Lösung finden lassen. Man wird Ihnen bereitwillig und sogar mit Freude zur Seite stehen, wenn man sich im Gegenzug auch auf Sie verlassen kann. Deshalb gelten gute Beziehungen und belastbare Netzwerke in der Diplomatie auch als »Brücken in die Welt von morgen«. Wir wissen heute noch nicht, welche Probleme auf uns zukommen werden. Wir wissen nur, dass es gerade bei größeren Vorhaben nicht völlig problemlos gehen wird. Wer über gute Beziehungen verfügt, ist auf alles vorbereitet und wird – beruflich und privat – selbst von größeren Hürden nicht aufgehalten. Deshalb brauchen wir gute Beziehungen.

      Kennen Sie Ihren »Klout-Wert«?

      Wenn wir über ein stabiles Netzwerk verfügen, kennen wir eine Menge Menschen, auf deren Hilfe wir im Notfall zurückgreifen können. Und auch wenn wir eine Person nicht selbst kennen, kennen wir jemanden, der jemanden kennt usw. Das ist ein Grund, warum Netzwerke so wertvoll sind. In den USA geht man inzwischen sogar noch einen Schritt weiter. Wer sich dort um eine Führungsposition bewirbt, wird häufig danach bewertet, wie viele Freunde und Follower er in den sozialen Netzwerken im Internet hat und mit wem er dort befreundet ist. Über diesen »Klout-Wert« stellen die potenziellen Arbeitgeber fest, ob der Bewerber Einfluss besitzt. Ist der »Klout-Wert« hoch, steigen die Jobchancen. Mit der Größe und Qualität des Netzwerkes steigt damit der Marktwert des Bewerbers. Diese Trends aus den USA lösen bei uns eher noch Befremden aus und haben ja auch tatsächlich ihre Schattenseiten. Dennoch basiert der »Klout-Wert« auf einem ähnlichen Prinzip wie das herkömmliche Netzwerk: Mit der Anzahl und Qualität der Kontakte steigt der Einfluss des Netzwerkers. Die Sache selbst ist also nicht neu. Und jetzt werden dabei reale und virtuelle Welt verbunden.

      5. Die anderen und ich

      Leider sind gute Beziehungen alles andere als selbstverständlich. Dabei ist es gar nicht so schwierig, mit anderen gut auszukommen – wenn die persönlichen Voraussetzungen stimmen. Ein erstes Handicap ist die recht verbreitete, bequeme Ansicht, dass eine Beziehung von allein funktionieren muss. Dieser Irrtum führt jedoch schnell zu einer Abkühlung der Beziehung. Wer an guten Beziehungen interessiert ist, muss in jedem Fall daran arbeiten. Das erfordert vor allem Fähigkeiten, die ganz allgemein unter dem Stichwort »soziale Kompetenz« zusammengefasst werden.

       Wer verbindliche und dauerhafte Beziehungen aufbauen will, braucht soziale Kompetenz.

      Das Problem dabei: Die meisten Menschen, die über eine wenig ausgeprägte soziale Kompetenz verfügen, sind sich dieser Tatsache überhaupt nicht bewusst. Sie empfinden ihr Handeln und Verhalten als richtig oder geradezu beispielhaft. Wenn die Reaktionen auf ihr Tun nicht so ausfallen, wie erwartet, können sie sich das nur dadurch erklären, dass mit dem anderen etwas nicht stimmt. Der eigene Anteil an Spannungen in den persönlichen Beziehungen wird dabei komplett ausgeblendet.

      Der Begriff »soziale Kompetenz« meint all die persönlichen Fähigkeiten und Einstellungen, die dazu beitragen, das eigene Verhalten von einer individuellen auf eine gemeinschaftliche Handlungsorientierung hin auszurichten. Sozial kompetentes Verhalten verknüpft die eigenen Ziele und Interessen mit den Einstellungen und Werten anderer Menschen. Es ist erforderlich, um angemessen mit anderen Menschen umgehen zu können. Zur sozialen Kompetenz zählen insbesondere Empathie, Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit, Kooperationsfähigkeit, Konfliktfähigkeit und Toleranz. Jede dieser Kompetenzen ist erforderlich, um mit anderen Menschen verbindliche Beziehungen aufzubauen und sie dauerhaft zu erhalten.

      Es kommt auf den Blickwinkel an

       Was das soziale Miteinander so schwierig macht: Jeder Mensch nimmt die Welt auf seine ganz eigene Weise wahr.

      Ob es uns gefällt oder nicht: Jeder Mensch sieht die Welt mit anderen Augen und das macht ein sozial kompetentes Handeln für manchen so schwierig. Da sich die Perspektiven unterscheiden, kommt es zu völlig verschiedenen Wahrnehmungen ein und derselben Sache oder Situation. Dass sich Standpunkte und Betrachtungsweisen zum Teil erheblich unterscheiden, erschwert den Aufbau und Erhalt von Beziehungen ungemein. Wenn sich der eine über einen heißen Sommertag freut, während dem anderen eine Abkühlung lieber wäre, dürften zwar kaum Konflikte entstehen. Doch schon bei der Urlaubsplanung wird es schwieriger, wenn einer die Berge liebt, der andere jedoch das Meer. Spätestens bei politischen oder religiösen Themen und wenn es um Fragen der Weltanschauung und um Wertvorstellungen geht, wird es endgültig heikel. Wenn hier völlig abweichende Meinungen aufeinanderprallen, kann es schnell krachen – vor allem dann, wenn Vorurteile im Spiel sind und ein völliges Unverständnis für die Ansichten des anderen herrscht.

      Verschärft wird das Ganze noch durch eine spezielle Eigenart aller Menschen: Wir neigen dazu, die eigenen Interessen als dringlicher und wichtiger zu betrachten als die Interessen von anderen. Unsere Wahrnehmung ist auf Dinge fixiert, die uns selbst betreffen, wodurch uns die Belange anderer Personen als weniger bedeutsam erscheinen. Passend dazu werden im Allgemeinen die eigenen Fehler als weniger schwerwiegend eingestuft als die der anderen. Wer viel im Berufsverkehr Auto fährt, weiß, was gemeint ist: Die anderen können allesamt nicht Auto fahren und machen ständig etwas falsch – dass wir selbst gerade mehrfach den Blinker nicht gesetzt und dem anderen die Vorfahrt genommen haben, merken wir gar nicht oder denken uns: »Warum fährt der auch so langsam!«

      Wenn es jedoch darum geht, die Vorzüge und Talente anderer Menschen – ihre Vorgehensweisen, Methoden und Kenntnisse

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