Mit Diplomatie zum Ziel. Stéphane Etrillard

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eigenen Blickwinkel bewusst zu erleben und sich gleichzeitig in die Perspektive eines anderen hineinzuversetzen. Das ist die Voraussetzung dafür, sich bewusst in sein Gegenüber einfühlen zu können. Und dafür braucht es Empathie, eine Fähigkeit, über die jeder Mensch verfügt, die allerdings viel zu selten bewusst und gezielt zum Einsatz kommt.

       Empathie, also der Wille und die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen, ist ein entscheidender Faktor für den Aufbau von Beziehungen.

      Empathie gilt als ein unverzichtbarer Baustein des menschlichen Zusammenlebens. Erst durch einen Perspektivenwechsel können wir die Tragweite des eigenen Handelns abschätzen, Handlungen und Interessen anderer Menschen verstehen und nachvollziehen und somit Konsequenzen einschätzen. Empathie ist die Grundvoraussetzung dafür, vorausschauend zu agieren. Der Begriff umfasst die Fähigkeit und gleichzeitige Bereitschaft, sich in die Gedankenwelt und das Empfinden anderer Menschen einzufühlen. Obwohl Empathie eine ganz natürliche Gabe ist, setzen viele Menschen sie nicht ein. Dies liegt wohl weniger an den unterschiedlichen Ausprägungen der Empathiefähigkeit. Es liegt vielmehr daran, dass sich manche Menschen einfach nicht in andere hineinversetzen wollen. Und das kann zur Gewohnheit werden. Zu oft ist der Mensch auf seine subjektive Betrachtungsweise der Dinge fixiert und bleibt so in seiner eigenen Gedankenwelt verhaftet. Nahezu jedes Handeln und auch jedes Gespräch verliert jedoch an Wert, wenn wir immer nur von unserer eigenen Perspektive ausgehen. Sobald wir mit anderen Menschen Kontakt aufnehmen, brauchen wir ein gewisses Einfühlungsvermögen, wenn wir mit- statt gegeneinander agieren und stabile Beziehungen aufbauen wollen.

      Selbst bei flüchtigen Kontakten hilft Empathie uns, die Handlungen anderer Menschen, ihre Interessen und Absichten zu verstehen. Ein Beispiel dafür ist ein guter Verkäufer: Für ihn ist die Empathie ein wichtiges Instrument, das er in seinen Verkaufsgesprächen erfolgreich einsetzt. Ohne Einfühlungsvermögen würde er seine Kunden und ihre Bedürfnisse nicht verstehen und folglich an ihnen vorbeireden. Seine Verkaufsargumente wären wertlos, da er nicht in der Lage wäre, sie gezielt auf die Welt und die spezifische Situation der Kunden abzustimmen. Einfühlungsvermögen hat also auch ganz praktische Vorzüge und spielt in alltäglichen und vielen beruflichen Situationen eine große Rolle.

      Das gilt zum Beispiel für alle Gespräche: Zweifellos macht es im Gespräch mit einem Freund einen Unterschied, ob der andere gerade eine satte Gehaltserhöhung oder seine Kündigung bekommen hat. Darauf muss man sich einstellen – alles andere wäre auch taktlos, gefühllos und rücksichtslos und könnte die Freundschaft leicht gefährden. Ein angemessenes Verhalten hängt also erheblich von der Gefühlslage des Gegenübers ab. Wenn wir seine Gefühle nicht kennen oder falsch interpretieren, ist eine reibungslose Verständigung kaum möglich: Ein Mensch, der unter Stress steht, reagiert völlig anders als jemand, der ruhig und ausgeglichen ist. Wer gerade absolut nicht zu Späßen aufgelegt ist, reagiert empfindlicher als ein anderer mit guter Laune, und wer niedergeschlagen ist, ist dünnhäutiger als jemand, der rundum zufrieden ist.

       Menschen mit ausgeprägtem Einfühlungsvermögen sind die besseren Gesprächspartner.

      Wer im Gespräch seine Antennen nicht weit ausfährt, dem fehlt das nötige Fingerspitzengefühl und er kann leicht ins Fettnäpfchen treten, ungewollt einen Konflikt heraufbeschwören und dem anderen unbeabsichtigt auf die Füße treten. Je nach Gesprächsthema kann die Stimmung mehrfach, mitunter innerhalb von Sekunden, umschlagen. Der Einfühlsame, der weiß oder wenigstens ahnt, was gerade im anderen vorgeht und womit er ihm zu nahe treten könnte, wird in wohl allen Fällen der bessere Gesprächspartner sein. Nur mit ihm ist auch in heiklen Situationen eine reibungslose Verständigung möglich. Ein empathischer Mensch ist im Gegensatz zum weniger feinfühligen in der Lage, sich in die Situation und Gefühlswelt seines Gesprächspartners einzufühlen. Er kann daher seine Argumente gezielter auf den anderen abstimmen, wird ihn besser verstehen und, wenn nötig, leichter überzeugen.

      Eines der elementaren Ziele aller Gespräche ist das gegenseitige Verstehen. Wo es an Verständnis mangelt, ist ein lösungsorientiertes Vorgehen nicht möglich. Es wird nicht einmal zu einem befriedigenden Gespräch kommen, wenn sich zwei Gesprächspartner buchstäblich nicht verstehen. Mittels praktizierter Empathie lässt sich jede Verständigung effektiver und reibungsloser gestalten, weil wir viel schneller auf das Wesentliche einer Sache kommen können, ohne uns in Missverständnissen, Fehlinterpretationen und Nebensächlichkeiten zu verlieren. Wer sich in sein Gegenüber hineinversetzt, wird seine Gedanken besser nachvollziehen und die Person selbst (und nicht nur seine Worte) verstehen können.

      Ein gutes Einfühlungsvermögen hilft zudem dabei, mit einer grundsätzlichen Schwierigkeit in der Kommunikation umzugehen: Emotionen werden ja selten in Worte gefasst und in den meisten Fällen nonverbal zum Ausdruck gebracht. Wer in der Lage ist, diese Signale zu »lesen«, hat einen großen Vorteil. Der empathische Mensch ist viel eher dazu fähig, auch körpersprachliche Signale – die Körperhaltung, die Mimik, die Gestik und die vielen kleinen Nuancen – richtig zu interpretieren. In wichtigen Gesprächen, beispielsweise in Verhandlungen, kann das entscheidend sein. Was es dafür braucht, ist erhöhte Aufmerksamkeit und die Bereitschaft, sich auf den Gesprächspartner wirklich einzulassen.

      Auf den EQ kommt es an

      Der Begriff »emotionale Intelligenz« ist vor allem durch den Psychologen Daniel Goleman bekannt geworden. Gemeint ist damit eine Art Metafähigkeit, deren Ausprägung darüber entscheidet, wie gut ein Mensch seine übrigen Fähigkeiten nutzen kann. Die emotionale Intelligenz umfasst fünf wesentliche Punkte:

      1. Selbstwahrnehmung: erkennen können, was man selbst fühlt und denkt

      2. Selbstregulierung: mit seinen Gefühlen und Gedanken umgehen und sie gezielt verändern können, sodass sie angemessen sind und uns nicht unkontrolliert überfallen

      3. Selbstbeherrschung und Selbstmotivation: mit seinen Gefühlen so umgehen können, dass man Impulse unterdrücken, Belohnungen hinausschieben und sich selbst motivieren kann

      4. Empathie: sich in die Emotionen und Beweggründe anderer Menschen einfühlen können

      5. Soziale Fähigkeiten: Sie machen es den Menschen möglich, Beziehungen erfolgreich zu handhaben und zu gestalten

      Bei allen Beziehungen und dem gesamten sozialen Miteinander spielt die emotionale Intelligenz eine wesentliche Rolle. Es besteht übrigens kein direkter Zusammenhang zwischen der herkömmlichen Intelligenz, dem IQ, und der emotionalen Intelligenz, dem EQ. Das hat einen entscheidenden Vorteil: Die emotionale Intelligenz ist, anders als der IQ, der nicht oder kaum mehr verändert werden kann, durchaus ausbaufähig. Über den Grad unserer emotionalen Intelligenz entscheiden wir also selbst.

      Wie du mir, so ich dir …

      Einem Menschen unvoreingenommen und vorurteilsfrei gegenüberzutreten ist keine ganz leichte Aufgabe und wird in einer angespannten Situation noch schwieriger sein. Es ist ohnehin kaum möglich, einen völlig objektiven, neutralen Standpunkt einzunehmen: Gewohnheiten, Verhaltensmuster, mangelnde Toleranz, Vorurteile und vorgefasste Meinungen, von denen sich niemand völlig freisprechen kann, hindern uns daran. Hinzu kommt ein fest in uns verankerter Verhaltenskodex, der sich indirekt aus der verbreiteten Redensart Was du nicht willst, dass man dir tut, das füg auch keinem andern zu ableitet. Weltweit ist dieser Grundsatz als Golden Rule verbreitet. Diese auf Toleranz und Nächstenliebe abzielende goldene Regel findet sich in ähnlichen Formulierungen sowohl bei Kant als auch in der Bibel und etlichen anderen Quellen. Sie ist zu einer Grundlage des menschlichen Miteinanders geworden, hat allerdings auch eine Schattenseite: Einen Schritt weiter gedacht ergibt sich daraus: Wie du mir, so ich dir. Und tatsächlich handeln wir im Rahmen unserer beruflichen und privaten Beziehungen durchaus häufig auf dieser Grundlage.

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