77 versteckte Orte in Berlin. Johannes Wilkes

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77 versteckte Orte in Berlin - Johannes Wilkes

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als hätt der Himmel

      Die Erde still geküsst,

      Dass sie im Blütenschimmer

      Von ihm nun träumen müsst.

      Die Luft ging durch die Felder,

      Die Ähren wogten sacht,

      Es rauschten leis die Wälder,

      So sternklar war die Nacht.

      Und meine Seele spannte

      Weit ihre Flügel aus,

      Flog durch die stillen Lande,

      Als flöge sie nach Haus.

      Das wird dem König gefallen. Noch einige wohlklingende Widmungsworte, dann aber kommt der Taugenichts wieder an die Reihe!

      Der Taugenichts erschien 1826 in der Berliner Vereinsbuchhandlung. Eichendorff weilte erstmals im Winter 1809/10 in Berlin. Ab 1831 wohnte er mit seiner Frau und drei Kindern zunächst in der Potsdamer Straße 41 (heute 102), ab 1839 in der Bellevuestraße 7 und in einem Gartenhaus Am Karlsbad 4, nahe der heutigen Staatsbibliothek. 1841 ging es in die Tiergartenstraße 5. Die Häuser sind zerstört und überbaut, das Denkmal vor der Eichendorff-Schule ist frei zugänglich. Ein weiteres Kunstwerk findet sich im Treppenhaus West. Schülerinnen und Schüler haben Joseph Eichendorff viele hundert Mal mit dem Bleistift porträtiert, diese Zeichnungen wurden wie Mosaiksteine zu einem großen Porträt des Dichters zusammengesetzt. Unbedingt sehenswert!

      Eichendorff-Denkmal

      Goethestraße 19–24

      10623 Berlin

      10 Fabrik der Königlichen Porzellanmanufaktur (Charlottenburg, nahe Tiergarten)

      Als unsere Eltern Ende der 1960er-Jahre von einem Berlin-Wochenende zurückkamen, brachten sie uns einen gelben Doppeldeckeromnibus mit, der zum Stolz unserer Modelleisenbahnlandschaft avancierte. Über die grüne Rauhaarwiese beförderte er die Passagiere der kleinen Bahnstation zum Berggasthof und brachte echten Großstadtflair in das triste Landleben.

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      KPM-Porzellanschale

      Hat man Kinder zu beschenken, ist der Berliner Omnibus sicherlich immer noch eine gute Idee. Was aber bringt man jungen Leuten mit, die heute doch alles schon haben? Einen Berliner Stoffbären? Das Brandenburger Tor in der Schneekugel? Ein Brösel von der Berliner Mauer, in Gold gefasst?

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      KPM-Quartier

      Entscheiden Sie sich anders. Fahren Sie zum Charlottenburger Tor an der Straße des 17. Juni, in der Nachbarschaft befindet sich KPM, die Königliche Porzellan-Manufaktur. Edle Sachen gibt es hier zu kaufen, den Schinkelkorb zum Beispiel, farbig dekoriert schon für schlappe 15.000 Euro zu haben. Aber natürlich gibt es auch günstigere Porzellankunst, am witzigsten und originellsten die Currywurstschale. Über dieses Mitbringsel freut sich jeder Liebhaber der gehobenen Straßengastronomie. Gekonnt wurden die gewellten Ränder der Pappschachtel von den KPM-Designern nachgeformt, jede Currywurst wird vor Vergnügen platzen, in eine solch edle Schale gelegt zu werden. Natürlich könnte ein Purist einwenden, eine echte Currywurst gehöre in echte Pappe. Porzellan in Wellen zu legen, sei zudem ein Verstoß gegen jedes Formprinzip, die Wellen gäben nur gepappt einen Sinn, weil ungewellte Pappe nun mal nicht stabil sei, Porzellan hingegen schon. Diesen Einwand finde ich kleinlich, besonders zum Ende der Mahlzeit hin. Schon als Kinder habe ich es geliebt, mit den Fingern über die Wellen zu fahren, um auch noch die letzten Reste der von Hertha Heuwer am Stuttgarter Platz in Charlottenburg erfundenen Soße genießen zu können. Finger aber, die über gewelltes Porzellan streichen, wollen gar nicht mehr damit aufhören. Man schließt unwillkürlich die Augen, ein kontemplatives Lächeln umspielt die Lippen und man fühlt sich in den siebten Currywursthimmel gehoben. Einfach mal ausprobieren!

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      Wurstbude am Stutti

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      Erinnerungstafel Hertha Heuwer am Stuttgarter Platz

      KPM-Fabrik

      Wegelystraße 1

      10623 Berlin

      11 Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche (Charlottenburg)

      Ostfront. Stalingrad, eisiger Winter, Weihnachten 1942. Die Rote Armee hat die Deutschen eingekesselt, doch noch ergeben sie sich nicht. Im Lazarett steht Dr. Reuber, unaufhörlich werden neue Verletzte in die Zelte getragen, stöhnen und schreien. Dr. Reuber operiert zwölf Stunden am Tag, holt Kugeln und Granatsplitter aus den zerfetzten Körpern, stillt blutende Wunden, amputiert Arme und Beine, versorgt schwere Kopfverletzungen. Vielen ist nicht mehr zu helfen, die Verluste sind ungeheuer.

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      Stalingradmadonna

      Kurt Reuber stammt aus Kassel, wo er am 26. Mai 1906 geboren wurde, als Kind einer pietistischen Familie. Prägend wurde für den Heranwachsenden eine Begegnung mit Albert Schweitzer, der ihm zum Freund, zum Vorbild wurde. Nach dem Abitur entschloss sich Reuber, Theologie zu studieren, 1930 wurde er Vikar in Loshausen, dann in Marburg. Vielseitig interessiert und seit Kindheitstagen gerne zeichnend, besuchte er die nahe Willingshäuser Malerkolonie. Im Jahr 1933 promoviert er an der Marburger Universität zum Doktor der Theologie.

      Die Theologie ist ihm nicht genug. Als er im April 1933 Pfarrer in Wichmannshausen bei Eschwege wird, nimmt Kurt Reuber zugleich das Medizinstudium in Göttingen auf. Kein Zufall sicherlich, dass er sich 1938 auch für seine medizinische Promotionsarbeit ein besonderes Thema wählt, Die Ethik des heilenden Standes in den Ordnungen des hessischen Medizinalwesens von 1564 bis 1830.

      Dann bricht der Krieg aus. Im November 1942 wird Reuber nach Stalingrad geschickt, wo Ärzte dringend benötigt werden. Kälte und Hunger herrschen bei der Truppe, tief hat man sich in die harte Erde eingegraben, sucht Schutz vor dem ständigen Beschuss, ohne Unterlass steht Kurt Reuber am improvisierten Operationstisch, die Stimmung in der Truppe ist hoffungslos.

      Das Weihnachtsfest ist gekommen. Doch wie soll man Weihnachten feiern, hier im Kessel von Stalingrad? Wo nichts mehr durchkommt von der Heimat, keine Briefe, keine Pakete? Dennoch, Kurt Reuber beschließt, die Heilige Nacht zu feiern. Trotz allem, wegen dem allen. Er betritt den Bunker, einen schmucklosen, betonkalten Raum. Kurt Reuber schüttelt den Kopf. So geht das nicht. Ein religiöses Zentrum muss geschaffen werden, etwas, was die Herzen der Männer erreicht und tröstet. Wenn er wenigsten seine Malsachen hätte! Dann würde er ein Ölbild malen, ein Weihnachtsbild. Aber Ölfarben und Leinwand hier im Kessel von Stalingrad? Unmöglich!

      Und selbst wenn er was zum Malen findet, was soll er denn malen, was soll das Bild zeigen? Den Klassiker? Den Stall mit der Krippe, die heilige Familie,

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