Montenegro Reiseführer Michael Müller Verlag. Achim Wigand

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Montenegro Reiseführer Michael Müller Verlag - Achim Wigand MM-Reiseführer

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bestenfalls un­ge­wiss. Der große Hotelkasten hinter dem Strand ist abgerissen worden (an­ge­sichts seiner Hässlichkeit muss man sa­gen: endlich), doch hinter blick­dich­ten Bauzäunen, auf denen in ge­schwun­genen Arabesken das Wort „Qatar“ zu lesen war, wurde hier im Som­mer 2019 schon an einem neuen gebuddelt. Das alles stimmt nur mäßig op­timistisch, aber als Badeoption blei­ben immer noch die glatt geschliffenen Felsplatten etwas weiter westlich zwischen der Bucht und dem nahe gelegenen Radoviči.

      Nachdem seit Jahren die Gerüchte über ein massives fi­nan­ziel­les Engagement einer russischen Investorengruppe die Run­de machten (immer wie­der fiel der Name Juryi Lushkov, Bürgermeister von Moskau 1992-2010) und auch des Öf­teren überaus robuste Bodyguards den Zugang zu Teilen der Insel ver­sperr­ten, zeigt sich jetzt, dass an dem ganzen Gemunkel wohl etwas dran ge­wesen sein­ muss. In der bis vor Kurzem völlig unbesiedelten Bucht von Trašte hat der Projektentwickler Orascom (auch verantwortlich für die Marina in Tivat und das Projekt Mamula) in beeindruckend kurzer Zeit ein fun­kel­nagelneues Küstendorf, Ge­schmacks­muster „idyllischer Fi­scher­ort“, in den Hang gerammt. Das klingt jetzt furcht­ba­rer, als es tat­säch­lich aussieht - mö­gen muss man diese Idee der ar­ti­fi­ziel­len Tradition aber auch nicht. Natürlich ist alles ganz edel, und wer sich an der Im­mo­bi­lien­sause beteiligen möchte, ist der­zeit noch mit fünfstelligen Summen da­bei. Dazu gibt’s dann auch noch ei­nen Golfplatz, angesichts der furz­tro­cke­nen Bodenverhältnisse und der zah­lenstarken Schlangenpopulation der Luštica vielleicht nur so ein halbguter Einfall, aber für eine Driving Range hat es schon mal gereicht.

      ♦ Natürlich gehört zu dem Komplex auch ein Lu­xus­hotel, im Chedi schläft man in der Hauptsaison ab erheblichen 350 € pro Nacht. Alles Weitere zur natursteinverkleideten Plas­ti­k­romantik in der Bucht von Trašte unter www.lusticabay.com.

      Der etwas deprimierende Ort liegt auf dem Hügelkamm unterhalb einer gro­ßen Kaserne. Auf dem Weg zum Strand kann man sich hier aber noch mit Kek­sen, Obst und Getränken im Minimarkt ver­sorgen. Auf den Hügeln um Ra­do­vi­ći wa­chen zwei Kirchen über die Grbalj-Ebene: Auf der flacheren Er­he­bung west­lich steht seit 1594 Sv. Go­s­pode (die heu­tige Gestalt hat das ortho­doxe Got­tes­haus aber erst seit 1843), um­ge­ben von einem mit auffällig ho­hen Mauern ein­gefassten Fried­hof. Sv. Luke, ziem­lich genau ober­halb von Pla­vi Ho­ri­zont, be­setzt den stra­tegisch wich­tigs­ten Punkt der Luštica mit frei­em Blick nach allen Seiten. Die Illyrer nut­z­ten die­se Po­sition vor 2000 Jahren noch mil­i­t­ä­risch mit einer befestigten Ver­tei­di­gungs­stellung, auf deren Fun­da­men­ten Mit­te des 14. Jh. (genaue Bau­zeit un­be­kannt) ein Be­ne­diktiner­klos­ter er­baut wur­de; heute ist Sv. Luke ort­ho­dox. Wert­volls­ter Ge­gen­stand des Kir­chen­schat­zes ist ein prächtiges Phe­lo­ni­on (Ge­bets­hemd) des Fürstbi­schofs Petar I. Petrović.

Sonnenuntergang in Bigovo

      Sonnenuntergang in Bigovo

      Man erreicht den kleinen Fischerort, wenn man Richtung Bud­va kurz vor der zweiten Tankstelle von Tivat dem Abzweig nach Bigovo folgt (un­auf­fälliges Schild). Dann geht’s ziem­lich lang bergauf und bergab durch un­be­wohn­tes Ge­län­de. Auf der kringeligen Asphalt­stra­ße kann man sich eigent­lich nicht ver­fah­ren, alle an­deren Wege nach Bigovo sind nicht asphaltiert. Die ei­ni­ge­rmaßen umständli­che Fahrt lohnt aber, vor al­lem wegen der Kom­bi­na­tion aus kuli­na­rischem Genuss und dra­mati­schem Sonnen­untergang, die einen in Bigovo er­war­tet. Der lang ge­streckte Ein­schnitt ist genau westlich aus­ge­rich­tet, so­dass auch noch die letzten Son­nen­strah­len die satten und zufriedenen Ge­sichter auf der Terrasse des gemütli­chen Fisch­re­stau­rants gol­den strahlen lassen. Der Fang des Tages ist meistens noch kurz vor­her aus den klei­nen Fischerbooten auf den Pier ge­wuchtet worden und er­füllt auch wirk­lich avan­cierte Frischekriterien.

      Sicher kann man in Bigovo auch ins Wasser steigen, aber für einen ganzen Strand­tag­ ist der Ort nicht erste Wahl. Die Militärs sahen das freilich anders und bauten auf der Bigovo ge­gen­übe­r­lie­genden Seite ein Erholungsheim für Luft­waffenoffi­zie­re; die Anlage wurde mittlerweile an einen In­ves­tor vertickt und soll zu einem - was sonst? - World Class Resort umgebaut wer­den.

      Mein Tipp Konoba Grispolis, unmittel­bar am Hafen. Tol­ler Fisch, toller Blick, tol­les Licht - eigent­lich alles da für ei­nen schö­nen Abend. Leider hat viel russi­sches Geld­ die Preise und auch den Ser­vice et­was verdor­ben; trotz­dem im­mer noch ein Tipp. Etwa 30 €/Person. Tel. 032-363617. Etwas günstiger ist es gleich daneben im Pod Volat. Der Fisch ist genauso frisch, bloß der Sonnenuntergang ist nicht so ma­le­risch. Tel. 069-868882

      Alcatraz in der Adria

      Die Insel Mamula, benannt nach einem serbischen General in Diens­ten der k. u. k. Armee, ist - außer für sehr konditionsstarke Schwim­mer - nur mit dem Boot zu er­reichen. Von 1853 bis zu Be­ginn des 20. Jh. war der Militär­kom­p­lex auf einem klei­nen Fels­ei­land Teil der südlichen Verteidigungslinie der Österreicher, und ge­wal­tige Geschütze standen in den zur Seeseite aus­ge­richteten Ka­sematten. Eine Granate wurde aus ihnen jedoch niemals ab­ge­feuert, und so wurde die Anlage kur­zerhand umgenutzt. Nur we­ni­ge Mo­di­f­i­kationen waren nötig, um aus dem dickwan­digen Mau­erwerk ein Hoch­si­cher­heitsgefängnis zu machen. In beiden Welt­kriegen wurden hier Häft­lin­ge mit besonderem Iso­la­tions­be­darf inhaftiert und nicht eben gut behandelt: Im­ Zweiten Welt­krieg wurden 100 Insassen exekutiert und weitere 50 ver­hun­ger­ten, sodass die Bezeichnung „KZ in der Adria“ nicht abwegig klingt.

      Der Besuch der dramatischen Vollzugsanstalt war lange der etwas ma­kabre Höhe­punkt einer jeden Ausflugsdampferrunde um die Luštica-Halbinsel, aber mit dem wohligen Gruselschauer an­ge­sichts der Haftbedingungen aus der Zeit vor den Genfer Kon­ven­tio­nen ist jetzt Schluss. Die muffigen Zel­len in dem massiven Stein­haufen einen Kilometer vor der Küste werden jetzt­ Hotel­zim­mer der Luxusklasse. Auch wenn die montenegrinischen Behör­den wegen der erheblichen denkmalschützerischen und ökolo­gi­schen Bedenken einen Baustopp verordnet haben, rollen munter die Planierraupen, das ägyptische Venture-Kapital schert sich eher we­nig um rechtliche Petitessen. Ohne jeden Zweifel wird das 15-Mil­lionen-Euro-Projekt eine der spektakulärsten Herbergen der Welt werden, aber die Nachkommen von über 2000 ehemaligen Häft­lingen des Insel-KZ sind von dem Vorhaben doch eini­ger­ma­ßen angeekelt. Luxus finden wir schon auch super, aber Dance­floor, Spa und Sterneküche auf dem Grab von weit über hundert Opfern des Kerkerfelsens sind schon ein sehr gewöh­nungs­be­dürf­ti­ges Hotelkonzept.

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