Montenegro Reiseführer Michael Müller Verlag. Achim Wigand
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Der lebhafte Schiffsverkehr über Jahrhunderte hat Rose außerdem zu einer beliebten Tauchdestination gemacht: neben den großen Korallenfeldern lockt besonders das in 32 m Tiefe liegende Wrack der die Galja die Pressluftfraktion auf den Meeresgrund in der breiten Buchteinfahrt. Welch enorme strategische Bedeutung die Einfahrt in die Bucht einst hatte, lässt das große Geschützfort der Österreicher etwas außerhalb an der Zufahrtsstraße erkennen. Von hier konnte der gesamte Küstenbereich effektiv kontrolliert werden, zur Durchsetzung des Machtanspruchs lagen Kanonen mit dem gewaltigen Kaliber 520 auf den Lafetten.
Privatzimmer gibt es in Rose nur sehr wenige, die alteingesessenen Gäste sind gerne unter sich. Mit ein bisschen Spürsinn finden sich auf den einschlägigen Websites (airbnb, Tripadvisor) aber einige echte Pretiosen - das schnucklige Kapitänshaus ganz links an der Mole ist zu haben. Billig ist das aber eher nicht, 3000 € pro Woche muss man schon rechnen.
Forte Rose, die kleine Befestigungsanlage am Nordende des Hafens war bis vor Kurzem noch ein überdurchschnittlich komfortables Surfcamp, aber die Gäste in Neopren sind jetzt von einer eher behäbigen Klientel verdrängt worden. Nach eigenen Angaben freut man sich jetzt vor allem auf reiche Russen. Deshalb ist die Anlage auch zum Resort aufgewertet worden und man hat kräftig an- und umgebaut. Die kleinen Strohhütten sind durch Natursteinbauten ersetzt worden (ab 90 €) und für den gehobenen Schlafkomfort gibt es die neue Infinity Fortress (ab 230 €). Optisch ist alles schon noch sehr schnuckelig geblieben, aber in früheren Jahren habe ich mich deutlich mehr willkommen gefühlt. Tel. 067-377311, www.forterose.me.
Im Fort kann man natürlich auch schnieke essen, aber externe Gäste sind im Konzept nur so mittelmäßig vorgesehen. Deutlich billiger und auch recht gut sind die Konoba Aragosta und die Konoba Adriatic wenige Meter hinter der Anlegestelle.
Žanjice/Mirište
Hat man erst einmal hergefunden, weiß man beim Blick auf das kobaltblaue Wasser in dem flachen Meereseinschnitt, warum man sich die Tour über die kleinen Sträßchen samt Nutztierslalom um Kühe, Schafe und Ziegen angetan hat. Vor einem wilden Olivenhain streckt sich ein strahlend weißer Kieselstrand, und zwei vorgelagerte kleine Inseln bewachen den Zugang zur Bucht. Viele halten Žanjice für den schönsten aller Strände Montenegros, und entsprechend ist auch der Betrieb - aller idyllischen Abgelegenheit zum Trotz. Am flacheren östlichen Ufer hat sich eine beträchtliche Menge von Strandcafés und Bars angesiedelt, ein großer Teil der Liegeflächen ist mit - gebührenpflichtigen - Strandliegen und Süßwasserduschen bestückt. Weiter vorne zum offenen Meer wird das Ufer felsiger und die Belegungsdichte geringer.
Die blaue Bucht von Žanjice
In Mirište, einer Landzunge am Buchteingang, steht die monumentale Ruine eines österreichischen Verteidigungs- und Beobachtungspostens. Ein Teil des unteren Treppengangs fehlt, aber mit ein bisschen Klettergeschick kann man bis auf das Dach des Trutzbaus steigen. Das Gemäuer ist aber schon reichlich bröselig und die Tragfähigkeit der Stockwerke eher spekulativ, d. h. völlig gefahrlos ist die Kletterei nicht. Trotzdem: die Aussicht ist toll.
Manchmal (meist ist das Sperrgitter am Zugang verschlossen) dümpeln vor dem Strand Segeljachten, Offshore-Racer und Jet-Skis - Hauptsache geringer Tiefgang: Auf dem Grund der Bucht ist von unachtsamen Kapitänen schon so einiges an Tonnage versenkt worden, unter anderem zwei Patrouillenboote sind wunderbare Ziele für Taucher, das nötige Equipment verleiht der Tauchclub vor Ort.
Žanjice ist ein Pflichtstopp auf der Route aller Tagesausflugsboote aus Budva und der Bucht von Kotor, eine weitere spektakuläre Haltestelle ist die ca. eine Seemeile weiter östlich liegende Plava Špilja (Blaue Grotte). Durch den unterirdischen Lichteinfall leuchtet das Wasser hier noch einmal blauer als in der ohnehin schon schwer postkartenverdächtigen Bucht. Die geräumige Ausspülung im Fels soll früher Küstenpiraten nicht nur romantische Illumination, sondern vor allem Deckung geboten haben.
Ein Trip zu den Tintenfischen
Montenegro sieht auch unter Wasser klasse aus, ganz besonders gilt das für die Tauchspots rund um die Einfahrt in die Bucht von Kotor. Žanjice hat sich als guter Standort etabliert, der Anfahrtsweg zu den Wracks und Höhlen ist einfach schön kurz, allerdings ist das Tauchcenter dort nur in den Monaten der Hauptsaison geöffnet. Betrieben wird es von Adriatic Blue mit Hauptstandort im Hafen Herceg Novis. Der Zustand der Leihausrüstungen bewegt sich irgendwo zwischen neu und leicht gebraucht, und natürlich kann man auch seine eigenen Flaschen auf der zertifizierten Anlage aufpumpen lassen. Für den hohen professionellen Standard sorgt Danijel, der als Militär-, Forschungs- und Rettungstaucher schon so ziemlich alles unter der Wasserlinie gesehen und gemacht hat und auch mit einem dicken Reisebuchautor bei dessen Tauchdebüt sehr geduldig war. Erfahrene Scuba-Jünger fanden sich ebenfalls gut betreut, und auch die Preise bewegen sich auf absolut konkurrenzfähigem Niveau: 80 € für die Tagesexkursion mit zwei Tauchgängen, Anfänger ohne die allfälligen Zertifikate (PADMI, CMAS etc.) können sich für 60 € die Tintenfische im natürlichen Habitat zeigen lassen. Anfängerkurse liegen bei ca. 300 €, erweiterte Touren gibt’s auf Anfrage. Die Sicht unter Wasser ist meistens hervorragend, aber in stürmischen Frühsommern und nach dem Einsetzen der Bura im Herbst können Sedimente und Mikroorganismen das Adriawasser auch kräftig eintrüben - besser vorher nachfragen.
♦ Setalište Pet Danica (unter dem Wasserballstadion), Tel. 069-833043 (Danijel spricht wacker Englisch), www.divingmontenegro.com.
Baden Auf den verpachteten Strandabschnitten stehen Strandliegen und Sonnenschirme (3 bzw. 1,50 €/Tag), eigenes Strandmobiliar darf hier nicht benutzt werden. Die Süßwasserduschen arbeiten mit einem Münzzähler (0,50 €). Am hinteren Ende und im Bereich Mirište darf gebührenfrei gebadet werden. Am schönsten ist es auf den bizarren Terrassenfelsen zum offenen Meer unter dem Turmfort. Das Wasser ist gleich sehr tief - Angeber können also auch von den Klippen springen (sollten sich diese aber vorher aus der Wasserperspektive ansehen, die Steine sind scharf!). Distanzschwimmer mögen Mamula ins Auge fassen, aber das ist sehr weit und die Strömung und der Bootsverkehr sind auch nicht ohne.
Übernachten Der kleine Campingplatz unter den Olivenbäumen hinter den Strandcafés ist vor allem von Tauchern bevölkert. Die Ausstattung ist sehr elementar, der Zeltplatz mit 5 € pro Nacht dafür sehr günstig. Ob ein großes Wohnmobil durch die enge Zufahrt passt, ist allerdings zweifelhaft. Ein kleiner Minimarkt auf dem Parkplatz (Gebühr für Tagesgäste 2 €) erspart weite Besorgungsfahrten, führt aber wirklich nur das Allernötigste.
Lange hat es gedauert, aber nach über einem Jahrzehnt als abgelegener Geheimtipp gibt es in Žanjice jetzt auch ein Hotel. Das Art Media offeriert 14 Studios und Appartements mit Blick auf die blaue Bucht. Die Nacht im Idyll kostet ab 148 €, aber die 158 € für ein Zimmer