Perry Rhodan Neo 117: Exodus der Liduuri. Susan Schwartz

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Perry Rhodan Neo 117: Exodus der Liduuri - Susan Schwartz Perry Rhodan Neo

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nachstand. Vermutlich die einzigen Gemeinsamkeiten der beiden. Es steckte viel von ihrer Mutter und ihrer Großmutter in Avandrina, deswegen war sie auch in die Politik gegangen, wohingegen Anathema mehr nach ihrem Vater geraten war.

      Was er nicht immer als vorteilhaft empfand. Wissenschaftlicher Verstand, ja. Aber Anathema war leider genauso ehrgeizig wie Dorain, sturköpfig und temperamentvoll, wenn es nicht so lief, wie sie es sich vorstellte. Im Grunde war sie eine extremere Ausgabe seiner selbst, und bedeutend kämpferischer. Sie würde niemals aufgeben, wohingegen Dorain sich irgendwann in Melancholie zurückzog. Das bewunderte und fürchtete er zugleich an ihr.

      »Vater, du bist ja noch nicht einmal angezogen!« Anathemas dunkle, klangvolle Stimme war streng. »Die Konferenz wird bald beginnen.«

      Dorain winkte ab. »Ich brauche diesen Hofstaat nicht.«

      »Doch, den brauchst du! Der Auftritt des Hutáat, selbst nur eines Teils davon, ist kein alltägliches Ereignis. Es ist sehr wichtig, die äußere Form zu wahren, damit Worte das nötige Gewicht bekommen. Niemand weiß das besser als du!«

      Dorain betrachtete seine Tochter und erkannte, dass sie recht hatte. Sie sah atemberaubend schön aus. Das war an sich keine Neuigkeit, selbst in einem schäbigen Sack würde Anathema noch eindrucksvoll erscheinen. Doch in dieser Aufmachung könnte niemand behaupten, sie nicht bemerkt zu haben. Anathema war hochgewachsen, nicht viel kleiner als ihr Vater, athletisch und trainiert, perfekt modelliert wie eine Holoskulptur ihrer Mutter. Ihr dichtes, schwarzes Haar war geflochten und kunstvoll zusammengesteckt, sie trug ein auffälliges Augen-Make-up, wodurch das intensive Grün ihrer Iriden umso mehr zur Geltung kam. Ohren, Arme, Finger und Hals trugen den traditionellen, mit Glyphen und Edelkristallen besetzten Schmuck der Familie, der den hohen Stand, das Ansehen und die lange Geschichte symbolisierte. Nicht viele Familien konnten auf eine derartig lange Tradition zurückblicken. Entsprechend umfangreich war der Familienschmuck auch – seit der ersten Anfertigung bescheidener Ohrstecker und Fingerringe von Jahrhundert zu Jahrhundert mit wachsender Bedeutung und Aufstieg erweitert. Allein der Anblick des Schmucks ließe das gemeine Volk schon in Ehrfurcht erstarren. Seit vielen Generationen lenkte die Familie di Cardelah die Geschicke der Liduuri, in politischer ebenso wie in wissenschaftlicher Hinsicht. Ihre Angehörigen waren manchmal gefürchtet, vorwiegend aber geschätzt und geachtet. Und Anathema trug nur knapp die Hälfte der bedeutendsten Stücke – die andere Hälfte würde sicherlich Avandrina tragen. Richtig aneinandergereiht, erzählten die Glyphen, Symbole und auf ganz bestimmte Weise geschliffenen Kristallzeichen des Schmucks wie ein Buch die Geschichte der di Cardelah und wiesen ihren Status aus.

      Ein solches Artefakt benötigte den entsprechenden Rahmen. Statt der gewohnten, eher schlichten weißen Kombination mit dem Symbol der Wissenschaft trug Anathema ein ärmelloses, blausilbernes, schmal plissiertes, knöchellanges Kleid mit breitem Gürtel, der ihre schlanke Taille zur Geltung brachte, dazu einen passenden Umhang mit ausladendem, hochgestelltem Kragen mit Federverzierungen am Rand. Die üblichen Multizweckstiefel, mit denen sie auch die unwirtliche Planetenoberfläche betreten konnte, hatte sie gegen dünne, silberne Riemensandalen getauscht, die langgliedrige, perfekt manikürte Füße umrahmten.

      »Genügst du denn nicht?«, brummte Dorain. Er gab nicht viel auf Äußerlichkeit, wobei er sich seines markanten Aussehens durchaus bewusst war. Doch er war kein Jungspund mehr, diese Zeiten waren vorüber. Er musste nichts mehr beweisen, da er alles erreicht hatte. Nun ja, fast.

      »Du bist der Herej. Niemand kann ohne deine Zustimmung auf Tiamur leben und arbeiten. Damit kannst du vor den Rat treten, auch ohne Mitglied zu sein, und deine Stimme wird gehört. Doch du musst deinen Rang deutlich machen.« Anathema verzog den Mund. »Präsentiere dich deines Status angemessen! Oder soll ich mich meines Vaters schämen müssen?«

      Er gab nach. »Schon gut, du hast gewonnen – wie immer. Ich bin gleich so weit. Sind sie schon eingetroffen?«

      »Sie landen bald.«

      Dorain strich glättend durch den kurz geschnittenen, dunklen Bart. »Ich verstehe es nicht. Warum kommt sie hierher? Sicher nicht, um sich von uns helfen zu lassen. Der Rat hätte ebenso gut auf Liduur tagen können.«

      »Das hat er ja«, versetzte Anathema. »Und sie verkündet uns den Beschluss. Die Hemneter entscheidet, wann und wo, und wir werden das nicht hinterfragen.«

      »Das hat sie gesagt?«

      »Zweifelst du daran?«

      Er lachte kurz. »Das klingt ganz nach Avayandra.« Dorain ging nach nebenan in den Ankleideraum. Von hier aus öffnete sich gegenüber eine weitere Tür in die großzügige Zimmerflucht, ein stilvoll und zugleich gemütlich eingerichteter Wohn- und Schlafbereich mit angrenzendem Arbeitszimmer für Studien. Die Räume waren ringsum ein kleines Arboretum mit echten Pflanzen und einen Fischteich herum angelegt, mit durchgehender Fensterfront.

      »Es ist meinetwegen, nicht wahr?«, rief er zu Anathema hinüber, während er die Verschlüsse seiner Kleidung öffnete. »Sie hat angenommen, dass ich nicht nach Liduur fliegen werde, weil ich keine Zeit habe und auch nicht Zeit haben will, und hat deshalb den Rat hierhergebracht.«

      »Großmutter kennt dich besser als jeder andere. So ist das nun einmal. Sie durchschaut uns alle. Und sie weiß genau, wann und wo sie ein Zeichen setzen muss. Es gibt niemanden wie sie, und es wird nie wieder jemanden geben wie sie.« Anathemas Stimme hatte einen zärtlichen Klang angenommen.

      Wenn sie überhaupt eine Schwäche hatte, war es Avayandra. Anathema liebte und verehrte ihre Großmutter über alles. Umso größer nagte der Kummer über deren Zustand an Anathema, den sie zumeist gut zu verbergen wusste. Dorain aber konnte sie nichts vormachen. Zum einen war sie seine Tochter, mit der er zudem schon sehr lange zusammenarbeitete, und zum anderen empfand er ebenso wie sie.

      Er aktivierte das nahezu lebensgroße Holo, das ihm nacheinander die Anzüge vorführte, die das Bekleidungsprogramm als für diesen Anlass angebracht hielt. Schon nach der vierten Anzeige wurde es ihm zu viel. Mit solchen dummen Entscheidungen wollte er sich nicht herumschlagen müssen und sinnlos Zeit vergeuden. Er projizierte eine Aufnahme von Anathemas aktueller Gewandung und wies an: »Dazu passend!«

      Nur wenige Augenblicke später brachte ihm ein schwebender Kleiderständer einen mattgrauen, mit silbernen Fäden verzierten Anzug, dazu ein weißes Hemd mit hohem, kurzem Kragen sowie aus den Jackenärmeln herausragenden, breiten Ärmelaufschlägen, um die auffälligen Manschetten mit dem Symbol der Familie und den ehrenvollen Stand als Herej aufzuzeigen. Ein weiterer Baustein des »Schmuckbuchs«. Damit brauchte er sich nicht mehr vorzustellen, jeder wusste sofort, wer er war. Schwarzgraue, glänzende Halbschuhe rundeten das Bild ab. Er korrigierte den Sitz der Manschetten und drehte sich langsam vor dem Holospiegel. Schlicht und doch elegant. Dorain war zufrieden. Da gab es schon ganz andere, vor allem unter den Henutu, die glaubten, sich aufputzen zu müssen, um Eindruck zu schinden.

      Aber das war eben der Unterschied zwischen den Politikern und ihm. Und sofort leistete er im Stillen seiner Mutter, der Familienmatriarchin, Abbitte für diesen respektlosen Gedanken.

      »Wo ist Mutter?«, erkundigte sich Anathema, während sie es sich auf der Chaiselongue gemütlich machte und sich von einem Dienstroboter kleine Genüsse reichen ließ.

      »Sie musste zum Empfang ihrer neuesten Ausstellung«, antwortete Dorain. Er war sich bewusst, wie hohl das klang.

      Seiner Tochter entging das nicht. »Verstehe. Sie weicht wieder einmal allem aus.«

      »Schlag nicht diesen Ton an«, ermahnte er sie streng.

      »Du nimmst sie immer noch in Schutz!«

      »Bis

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