Perry Rhodan: Andromeda (Sammelband). Uwe Anton

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Perry Rhodan: Andromeda (Sammelband) - Uwe Anton Perry Rhodan-Taschenbuch

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die eigenen Verluste hatten sich mehr als nur in Grenzen gehalten. Die Gy Enäi hatten beim Angriff auf die primitive Kolonialwelt nur einen einzigen aus ihren Reihen verloren. Jeden Tag starben mehr Besatzungsmitglieder der KHOME TAZ, weil ihre körpereigenen Vitalenergiespeicher nicht aufgeladen wurden.

      Der Kommandant kannte nicht einmal den Namen des Opfers, das es durch eigene Schuld nicht zurück an Bord geschafft hatte. Der Überfall hatte die Bewohner des Planeten zwar völlig überrascht, doch es war nur eine Frage der Zeit, bis sie ihre Gegenwehr vernünftig organisieren würden. Und der gefallene Gy Enäi hatte einfach zu lange an der zerstörten Kuppel ausgeharrt. Irgendwann waren gepanzerte Kampfgleiter gekommen, gegen die selbst ein Kopfjäger der KHOME TAZ keine Chance hatte.

      Selbstverständlich hatten sie ihren Gefährten geborgen. Aber nicht mehr rechtzeitig, wie AMBULANZ gerade feststellte.

      »Unbrauchbares Material«, sagte die Cyberklinik. »Zu schwere Schäden, um biotechnologische Hilfe zu leisten, von rein medizinischer ganz zu schweigen. Und ich kann nur noch ein paar nachrangige Ersatzteile für mich ausschlachten.« Ihre Stimme klang einerseits unbeteiligt, andererseits aber auch ein wenig ... enttäuscht.

      Wie immer, wenn Takegath AMBULANZ betreten musste, verspürte er Unbehagen. In all den Ewigkeiten hatte er nicht gelernt, mit der Cyberklinik umzugehen, und er würde es auch nie lernen, ganz gleich, wie lange er noch leben würde. Sein Unbehagen war sogar so groß, dass er die AMBULANZ der KHOME TAZ seit Jahrtausenden nicht mehr betreten hatte, jedenfalls nicht, um sich von ihr behandeln zu lassen. Er redete sich ein, er habe seine Idealform schon vor Jahrtausenden gefunden und könne sich damit zufrieden geben, doch wenn er ganz ehrlich zu sich selbst war, gestand er sich ein, dass es auch noch einen anderen Grund dafür gab.

      Am liebsten hätte er seine Emotionen einfach gänzlich ausgeschaltet, der Taktik-KI die Kontrolle über seinen Körper überlassen, doch er befürchtete, dass AMBULANZ dieses Manöver durchschauen und als Eingeständnis seiner Schwäche bewerten würde. AMBULANZ wusste natürlich, dass er neben seinem organischen Gehirn über diese leistungsstarke Rechnereinheit verfügte und die beiden Gehirne mit seinen beiden Gesichtshälften kreuzweise verschaltet waren. Wenn das biologische Gehirn die Oberhand hatte, bewegte sich nur der rechte, robotische Teil des Kopfes, und zwar mit fast übertrieben starker Mimik. Die linke Seite hingegen blieb vollkommen starr, wie eine Maske. Handelte jedoch die KI des Taktikhirns, blieb das rechte, mechanische Gesicht eingefroren, und nur die natürliche Hälfte regte sich – allerdings emotionslos ruckartig und puppenhaft.

      Manchmal fragte Takegath sich, ob AMBULANZ das absichtlich so eingerichtet hatte, um ihn besser durchschauen zu können. Andererseits hatte AMBULANZ es nicht nötig, auf so billige Tricks zurückzugreifen. Sie kannte ihn im wahrsten Sinne des Wortes besser als er selbst. AMBULANZ hatte ihn geschaffen, ihn zu dem gemacht, was er war.

      Die Cyberklinik der KHOME TAZ kannte all seine Geheimnisse, er aber nicht ein einziges der ihren. Er vermochte nicht einmal zu sagen, ob es sich bei ihr um eine künstlich-syntronische Existenz oder um eine auch im herkömmlichen Sinn intelligente Lebensform, also eine Person, handelte. Er wusste nur, dass AMBULANZ immer wieder biologische Komponenten in sich integrierte und schon seit undenklichen Zeiten integriert hatte.

      Zwei-, dreimal war er dabei gewesen. Er hatte mit eigenen, unbestechlichen Augen gesehen, wie AMBULANZ Gehirne aufgenommen hatte, die zum Zeitpunkt der Assimilation nachweislich noch durchblutet wurden.

      Bis auf weiteres ging er also, schon aus reinem Selbstschutz und nicht zuletzt wegen gewisser Eigenheiten in der Kommunikation mit ihr, davon aus, dass die Kliniksektion des Jägerschiffs einen gewissen Charakter besaß. Und zwar nicht den allerbesten ...

      So gesehen fügte sie sich wieder hervorragend in die Reihen der Besatzungsmitglieder der KHOME TAZ ein.

      Takegath wandte sich von den spärlichen Resten der Leiche ab und verließ die Bordklinik, die sich über mehrere Decks der KHOME TAZ erstreckte. Er war erleichtert, als die aseptische, blitzblanke, metallene Sterilität des Vor- und Sezierraums hinter ihm zurückblieb.

      Und wurde sofort zornig, als er Aph Kismati sah. Er musste zweimal hinschauen, um sich zu vergewissern, dass es sich wirklich um ihn handelte.

      Zur Zeit bestand er aus einem Mini-Panzer von ellipsenförmigem Grundriss, der etwa 1,20 Meter lang, halb so breit und hoch war und sowohl gravomechanisch als auch mittels Luftkissen schweben konnte, nötigenfalls aber auch Räder und Panzerketten auszubilden imstande war. Die Außenhaut des Unterteils konnte sekundenschnell jede beliebige Farbe und Musterung annehmen, was eine Identifizierung zusätzlich erschwerte.

      Aus dieser Wanne wuchs ein Büschel von Dutzenden, ebenfalls farbvariablen, doch meist blassgelben, je etwa ein Zentimeter dicken und bis zu zweieinhalb Meter langen Tentakeln, die ständig in alle Richtungen schwankten, wie die Blätter eines Polypengewächses in sich permanent ändernder Strömung. Diese Greifarme waren als Sinnesorgane, Werkzeuge und Waffen aller Art ausgebildet und extrem widerstandsfähig. Sollte Aph dennoch einen oder mehrere verlieren, wuchsen sie je nach Komplexität innerhalb weniger Sekunden oder Minuten nach. Er konnte auch einen etwa zwei Meter durchmessenden Schutzschirm um sich errichten, doch wurde dadurch die Wirkungsweise mancher Tentakelwaffen eingeschränkt.

      Takegaths durchschlagender Erfolg in den Rängen des Gelben Meisters beruhte nicht zuletzt darauf, dass er über die Eigenarten seiner gefährlichsten Konkurrenten genau informiert war.

      Und Kismati hatte die Angewohnheit, in jeder freien Minute in der AMBULANZ an sich herumzubasteln. Manchmal vergrößerte sich seine Gestalt von einem Tag zum anderen um das Dreifache – nur, um sich kurz darauf wieder um zwei Drittel zu reduzieren.

      »Du hast das Kommando«, fuhr er seinen Stellvertreter an.

      Der Waffenmeister der KHOME TAZ antwortete nicht, starrte nur auf Takegaths Gesicht, versuchte anhand irgendeiner Mimik herauszufinden, welche der beiden Hälften sich bewegte, ein gehässiges Grinsen zeigte oder die Werkzeugzähne fletschte. Er hoffte natürlich darauf, das Puppengesicht dominant zu sehen. Die Taktik-KI war, da gefühllos, bei weitem nicht so unberechenbar wie Takegaths eigenes Bewusstsein.

      Der Kommandant hatte für seinen Stellvertreter nur Verachtung übrig. Der Gelbe Meister hatte Kismati viel, viel früher als Takegath rekrutiert, doch nun war Takegath Kommandant der KHOME TAZ und nicht Kismati. Diese Schmach hatte der wesentlich Dienstältere niemals überwinden können. Und dass es ihm trotz unzähliger Versuche in all den Jahrhunderten nie gelungen war, Takegath vom Kommandosessel zu stoßen, führte er trotzig nicht auf seine geistige Unterlegenheit zurück, sondern allein darauf, dass es ihm bis jetzt noch nicht gelungen war, sich optimal zu konfigurieren.

      In dem Bemühen, sich endlich in die absolut perfekte Kampfmaschine zu verwandeln, hatte Kismati schon so viele Designs ausprobiert, dass niemand mehr wusste, wie er ursprünglich ausgesehen hatte, angeblich nicht einmal er selbst.

      Aph Kismati erkannte immerhin, dass das biologische Gehirn die Kontrolle über den Kommandanten hatte. »Ich habe Diwva das Kommando übergeben«, sagte er schnell. »Oder Bahpi. Wer kann das schon sagen ...« Er wandte den Blick ab, als bedauerte er diese Aussage, kaum dass er sie gemacht hatte.

      »Du hast das Kommando«, wiederholte Takegath. »Ich kehre jetzt in die Zentrale zurück. Und wenn ich dort eintreffe, will ich dich auf deinem Posten sehen.«

      Sein Stellvertreter warf einen sehnsüchtigen Blick zu den Türen hinüber, die ihm AMBULANZ' Experimentiermöglichkeiten verhießen.

      Aber nur einen ganz kurzen.

      Dann wandte er sich wortlos um und schwebte in die Richtung zurück, aus der er gekommen war.

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