Perry Rhodan: Andromeda (Sammelband). Uwe Anton

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Perry Rhodan: Andromeda (Sammelband) - Uwe Anton Perry Rhodan-Taschenbuch

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Bedauern?

      Der Maahk ertappte sich dabei, dass ihm dieses bislang fremde Gefühl Unbehagen bereitete. Kein Wunder, dass unter solchen Voraussetzungen Menschen wie Tefroder oft schwer einzuschätzen waren. Grek-665½ begann zu verstehen, dass noch ein weiter Weg vor ihm lag und er eines Tages vielleicht bedauern würde, das Experiment mit dem LemurEmotio-Simulator überhaupt begonnen zu haben. Die Erkenntnis, eigene psychische Regungen zu entwickeln, die maahkscher Mentalität völlig fremd waren, erschreckte und faszinierte ihn gleichermaßen.

      Aber er hatte es so gewollt.

      Oder doch nicht?

      Eine solche Unsicherheit hatte er früher nicht gekannt. Woher sollte er noch wissen, was nützlich und richtig war?

      Er war nur ein paar Sekunden lang abgelenkt gewesen. Währenddessen hatten die Kastuns den zweiten Botschaftskreuzer in eine expandierende Glutwolke verwandelt. Nun gab es nur noch einen Hasen, den sie jagten.

      Grek-665½ entblößte das Gebiss mit den kräftigen Reißzähnen. Es war eine Geste der Unsicherheit und Verwirrung zugleich. Eben hatte er wie ein Mensch gedacht. Die letzte Hypnoschulung vor seinem Aufbruch nach Chemtenz hatte typisch terranische Redewendungen enthalten, die ohne das notwendige Hintergrundwissen unverständlich bleiben mussten. Grek-665½ hatte diese Begriffe verinnerlicht. Dass er selbst in diesen Parabeln denken würde, hätte er so schnell jedoch nicht für möglich gehalten. Indes lag die Erklärung nahe. Das Wort Hase bezeichnete ein vermehrungsfreudiges Lebewesen vom Planeten Terra, das Schulungsprogramm hatte in der Hinsicht eine Übereinstimmung mit den Maahks erkennen lassen. Einen Hasen jagen ... Grek-665½ fragte sich, was ihn an den Terranern wirklich faszinierte. Die Lemurer-Abkömmlinge waren ein respektloses Volk. Aber vielleicht begründete gerade das ihren evolutionären Erfolg.

      Das letzte Raumschiff stand kurz davor, in den Überlichtflug zu gehen. Die Ortungsanzeige wurde grafisch dargestellt, ein wachsender roter Balken, dessen Färbung bereits eine grüne Nuance erhielt. Nur noch Sekunden ...

      Die Kastun-Kriegsschiffe feuerten gleichzeitig. Rings um den letzten terranischen Kugelraumer schien der Weltraum aufzureißen, potenzierten sich tödliche Energien zu einem vernichtenden Chaos.

      Aus allen vier weit aufgerissenen Augen starrte Grek-665½ auf die Wiedergabe. Das Schiff war verschwunden, es musste in den Hyperraum gegangen sein, als die Salve der Kastuns in seinen Schutzschirmen getobt hatte. Der Maahk wusste nicht, welchem der drei Schiffe die Flucht gelungen war, aber er hoffte, dass Aldus Chamberlain überlebt hatte.

      Der Kurs der Angreifer zielte unverändert auf Chemtenz. Nicht einmal mehr zwei terranische Standard-Minuten Distanz. Der Maahk gab sich keinen Illusionen hin, was geschehen würde.

      Mit einer knappen Handbewegung desaktivierte er die Bildschirmwand. Es wurde Zeit für ihn, die Botschaft zu verlassen.

      »Der Letzte macht das Licht aus«, sagten die Terraner dazu. Grek-665½ reagierte zufrieden; er hatte schon viel gelernt, aber er würde noch sehr viel mehr lernen müssen.

      Falls es eine Zukunft für ihn gab. Das jedoch hing ausschließlich von den unbekannten Angreifern ab.

      Eine unheimliche Stille lastete über dem Gelände der terranischen Botschaft. Es war die Stille des bevorstehenden Todes.

      Die Konsequenz erschien Grek-665½ unausweichlich. Bislang hatten die fremden Kriegsschiffe jeden Kampf siegreich beendet, hatten ausgeglühte Wracks, verbranntes Land und Tausende von Toten hinterlassen, eine Spur aus Blut und Zerstörung. Nahezu jedes Volk verzeichnete Verluste. Weshalb sollten sie ausgerechnet Chemtenz verschonen, die einzige diplomatische Niederlassung der Terraner in Andromeda?

      Die Menschen hatten ihre Botschaft verlassen, doch die nahe Hauptstadt allein zählte rund fünf Millionen Einwohner. Für eine Evakuierung hatte es weder die nötige Kapazität gegeben, noch eine ausreichend lange Vorwarnzeit. Die Bevölkerung floh hinaus aufs Land, auf See oder zog sich in die unterirdischen Anlagen zurück.

      Diese Welt war seit dem Augenblick, in dem die Kastun-Kriegsschiffe im äußeren Sonnensystem aus dem Hyperraum gefallen waren, zum Sterben verurteilt.

      Grek-665½ suchte den Himmel ab, ohne bereits eine Spur der Angreifer entdecken zu können. Lediglich ein leichtes, kaum wahrnehmbares Flirren spannte sich über das Firmament: die Kuppel des Paratron-Schutzschirms. Lange würde das Schirmfeld den Waffen der Invasoren jedoch nicht widerstehen.

      Sie kamen. Vier Schiffe hingen plötzlich hoch im Zenit. Grek-665½ konnte sich ausrechnen, wo die anderen Einheiten verblieben waren. Chemtenz hatte drei Kontinente, nicht alle so dicht besiedelt wie der nördlichste, doch Tefroder, Terraner, Arkoniden und sogar Twonoser hatten sich in der Wildnis niedergelassen.

      Die Kastuns kamen aus der Sonne. Mittlerweile betrug ihre Höhe nur noch 100 Kilometer. Angespannt wartete Grek-665½ auf den grellen Lichtblitz, der alles Leben auslöschen würde.

      Er fragte sich, ob der Tod Schmerzen bereitete. Aber das waren nicht seine eigenen Gedanken, der LemurEmotio-Simulator gab sie ihm ein. Menschen fühlten so, sie stellten sich solche Fragen, die ihre Entschlusskraft lähmten und nicht zur Lösung von Problemen beitrugen.

      Noch 90 Kilometer ...

      Chemtenz hielt den Atem an. Kaum ein Gleiter war noch in der Luft.

      Sie wissen, was auf sie zukommt, aber sie wollen es nicht wahrhaben, dachte der Maahk. Sie ziehen sich zurück wie verwundete Tiere, fliehen in den trügerischen Schutz ihrer unterirdischen Anlagen oder in die Berge.

      Er näherte sich dem inneren Rand der Paratron-Kuppel. Das hochgespannte hyperenergetische Feld bot keinen wirklichen Schutz gegen die Intervallkanonen der Fremden. Deren Wirkung war ebenfalls fünfdimensionaler Natur und unterlief die Ableitungsfunktion des Schirmfeldes.

      Ein Blitz zuckte auf. Nur Millisekunden hatte er Bestand, und sein Ausgangspunkt war ohne Hilfsmittel nicht zu lokalisieren. Doch die Folgen des Einschlags blieben unübersehbar. Jenseits der Metropole, in der weit geschwungenen Bucht, kochte die See. Ein turmdicker Impulsstrahl hatte Millionen Kubikmeter Wasser verdampft und wirbelte eine apokalyptische Rauchsäule in die Atmosphäre. Die in das Vakuum zurückflutenden Wassermassen schossen in einer gewaltigen Eruption Hunderte von Metern empor, ehe sie nach allen Seiten abregneten. Und über allem hing flackernder Feuerschein.

      Der zweite Schuss aus mittlerweile nur noch 70 Kilometern Höhe zog eine glühende Spur der Vernichtung durch die Stadt und entfachte einen gewaltigen Feuersturm. Das war der Moment, in dem Grek-665½ den Paratronschirm durch eine Strukturlücke verließ. Sengende Hitze schlug ihm entgegen, aber er spürte sie nicht. Der Schutzanzug, den er gegen die giftige Sauerstoffatmosphäre trug, war weltraumtauglich. Auch der Sturm, der in Richtung Stadtzentrum fegte und Bäume wie dünne Hölzer knickte, konnte ihm nichts anhaben. Die Tornisteraggregate reagierten präzise auf alle äußeren Einflüsse.

      Grek-665½ regelte sein Flugaggregat hoch. Mit wachsender Geschwindigkeit entfernte er sich vom Botschaftsareal und gewann zugleich an Höhe, während hinter ihm vollends die Hölle losbrach. Die Kastuns feuerten im Sekundentakt, ihre Thermostrahlen pflügten das Land um, die Desintegratoren ließen selbst von widerstandsfähigem Baumaterial kaum mehr zurück als verwehende Staubschleier.

      Chemtenz starb. Zweifellos sah es in diesen Augenblicken auf den anderen Kontinenten ähnlich aus.

      Fünf Kilometer hoch flog Grek-665½ bereits über dem Land.

      Acht Kilometer ... New Dillingen verbarg sich unter

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