Fürstenkrone 11 – Adelsroman. Viola Larsen
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Sie lachte leise auf, sah seinen erschreckten Blick und wurde sofort wieder ernst.
»Du bist doch nicht arm«, meinte sie und fasste nach seinem Arm. »Komm, ich werde dir das schönste Gästezimmer des Hauses zeigen! Dort machst du dich etwas frisch, und dann essen wir eine Kleinigkeit, ja?«
»Wo ist mein Vater aufgebahrt?«, fragte er dumpf.
»In der Friedhofskapelle natürlich. Dorthin fahren wir später. Ach, es war entsetzlich für mich! Ich war so allein. Nie hätte ich geglaubt, dass Stefan mich so früh verlassen würde.«
Graf Sandor sah seine Stiefmutter prüfend an. Sie war immer noch sehr hübsch, ja, beinahe auffallend reizvoll. Das Schwarz stand ihr gut, und ihr dunkles, schimmerndes Haar lag in weichen Wellen um den Kopf. Sie gefiel ihm besser als damals. Oder lag es daran, dass der Tod seines Vaters ihn versöhnlicher stimmte?
Sie schien wirklich sehr um den Vater zu trauern.
»Sie hätten bedenken müssen, dass mein Vater fünfundzwanzig Jahre älter war als Sie.«, sagte er sanft.
»Warum kannst du dich nicht an das Du gewöhnen«, entgegnete sie, während sie seinen Arm festhielt und ihn hinausführte. »Lass uns gute Freunde sein und den alten Hader vergessen.«
Ihre braunen Samtaugen flehten ihn an.
»Wenn du es willst«, murmelte er nachgebend.
Sie atmete sichtlich auf.
Das Gastzimmer war wirklich sehr gemütlich. Sein Koffer war bereits ausgepackt, Blumen standen auf dem kleinen Tisch, und einige ausgesuchte Bücher lagen zum Lesen bereit.
»Sehr aufmerksam von dir«, bemerkte er, und fast war er nahe daran, sich zu schämen, dass er sie nie gemocht hatte.
»Na siehst du«, schmeichelte sie. »Ich lasse dich ein Stündchen allein. Wir speisen dann unten im Esszimmer.«
»Wohnt ihr hier schon lange? Hat mein Vater dieses Palais erworben?«, fragte er, als sie schon an der Tür war.
»Seit einem Jahr etwa haben wir uns jeweils einige Monate hier aufgehalten. Dein Vater konnte es günstig erwerben. Natürlich musste eine Menge Geld hineingesteckt werden. Es war arg vernachlässigt.«
Sie winkte ihm noch kurz zu, und ehe er weitere Fragen an sie richten konnte, war sie hinausgeschlüpft.
Er brauchte nicht lange, um sich von den Strapazen der Reise zu erholen. Eine seltsame innere Unruhe hatte ihn erfasst. Wieso hatte sein Vater dieses Palais gekauft, da er doch Schloss Tihany und das etwa sieben Kilometer von diesem entfernte Jagdschloss Erlau besaß? Die Erhaltung von drei Schlössern musste doch riesige Summen verschlingen.
Graf Sandor verließ sein Gastzimmer. Er schlenderte die Gänge entlang, durchmaß eine langgestreckte Zimmerflucht und stellte immer wieder mit Betroffenheit fest, dass wertvolle Gemälde, kostbare Porzellane und Teppiche aus Schloss Tihany jetzt dieses Haus hier schmückten.
Die Gräfin erwartete ihn im Esszimmer, das mit dunklen Mahagonimöbeln ausgestattet war.
Auf seine Bitte hin erzählte sie ihm von den letzten Stunden seines Vaters.
»Die Trauerfeier wird doch sicher in Tihany stattfinden, nicht wahr?«, fragte Graf Sandor.
Seine Stiefmutter schüttelte den Kopf und sagte: »Nein! Sie findet hier statt. Wir haben hier eine Menge guter Freunde. Die kleine Kapelle in Tihany würde die Trauergemeinde nicht fassen. Erst die Urne wird im Erbbegräbnis von Tihany beigesetzt. Dein Vater wollte es so, und ich werde seinen letzten Wunsch getreulich erfüllen. Verstehst du das?«
»Ja, natürlich«, murmelte er tonlos.
»Tihany wird dir allein gehören, Sandor. Das weißt du doch, nicht wahr? Da aus meiner Ehe mit deinem Vater leider keine Kinder entsprossen sind, fällt Tihany an dich.«
Graf Sandor verfärbte sich.
»Daran habe ich nie mehr gedacht. Ich nahm an, dass du dort leben würdest und dass es dir auch so lange gehört.«
»Nein! An diesem Erbfolgerecht konnte niemand etwas ändern.«
»Das tut mir leid«, sagte er hastig, »ich habe auf keinen Fall die Absicht, dich dort zu verdrängen.«
Gräfin Coletta lachte leise auf.
»Habe keine Angst, ich werde nicht dort leben. Ich habe hier mein Palais, das mir dein Vater zum Geschenk gemacht hat. Es gefällt mir. Für mich wäre die Einsamkeit in Tihany jetzt besonders bedrückend. Hier habe ich Menschen um mich, die mich in meinem großen Schmerz aufrichten. Ich werde dich öfter besuchen kommen, wenn du magst.«
»Du bist jederzeit willkommen«, sagte er offen.
»Wie lieb von dir.« Sie fuhr zart über seine Hand. »Ich bedaure sehr, dass wir all die Jahre so wenig voneinander gehört haben. Aber du warst ein großer Trotzkopf, Sandor. Dein Vater war einfach noch zu jung, um allein zu bleiben. Du bist jetzt älter geworden und wirst das nötige Verständnis dafür aufbringen.«
»Ja, natürlich«, sagte er knapp.
Sie lächelte ihn gewinnend an.
»Ich vermute, du wirst auch nicht immer auf Tihany leben wollen und es höchstens zu deiner Sommerresidenz machen. Oder hast du die Absicht, deinen Beruf in Kanada aufzugeben.«
»Ich weiß nicht«, gestand er. »Der Tod meines Vaters kam so überraschend für mich, dass ich bisher keine Zeit fand, über meine Zukunft nachzudenken.«
»Das braucht auch seine Zeit. Überstürze nichts. Und wenn du Rat suchst, lieber Sandor, so stehe ich ganz zu deiner Verfügung. Ich bin zwar nur ein paar Jährchen älter als du, aber eine Frau sieht manchmal weiter als ein Mann.«
Wieder fuhr sie sanft liebkosend über seinen Handrücken.
*
Die nächsten beiden Tage vergingen für Graf Sandor wie ein unangenehmer Traum. Er empfand wohl echte Trauer um den Vater, aber diese Gefühle hielten nicht allzu lange an, denn er hatte seinen Vater Jahre hindurch nicht gesehen und zu wenig Liebe von ihm erfahren.
Die Trauerfeier war für seine Begriffe viel zu pompös. Manchmal hatte er während der Zeremonie das Gefühl, als ginge es seiner schönen Stiefmutter nur darum, eine allseits bewunderte Rolle zu spielen. Sie stand neben ihm und stützte sich auf seinen Arm, als müsse sie jeden Moment befürchten umzufallen.
Sie bat ihn nach der Feier inständig, doch noch ein bis zwei Tage bei ihr zu bleiben, und er willigte notgedrungen ein, obwohl es ihn mit Macht nach Tihany zog.
Sie war rührend um ihn bemüht und versuchte, ihm jeden Wunsch von den Augen abzulesen, sodass er im Stillen Abbitte leistete, dass er sie bisher so ungerecht behandelt hatte.
Graf Sandor hatte etwa hundert Kilometer zu fahren, bis er den kleinen Ort Neuburg erreichte, der etwa vier Kilometer von Schloss Tihany entfernt lag und die einzige Bahnstation weit und breit war.
Als