Der Bergpfarrer Staffel 20 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Staffel 20 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 38

Der Bergpfarrer Staffel 20 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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waren alle Beamten beim Rettungseinsatz an der Unglücksstelle.

      »Wir können jetzt nix mehr machen«, meinte Max resigniert. »Vermutlich ist es das beste, wenn wir jetzt heimfahren. Ich geb dir sofort Bescheid, Klaus, wenn ich was erfahre. Macht euch net zu viele Sorgen. Es bringt nix«, sagte er noch zum Abschied.

      Pfarrer Trenker schaute den beiden jungen Leuten forschend ins Gesicht. »Kann ich euch allein lassen, oder wäre es euch lieber, wenn ich bleib?«, fragte er, und man konnte ihm ansehen, wie sehr er mit ihnen fühlte.

      Klaus schüttelte den Kopf. »Danke, Hochwürden, wir kommen schon zurecht. Wenn wir Ihre Hilfe brauchen, rufen wir sie an.« Er begleitete die beiden Männer noch zur Tür und wartete, bis sie abgefahren waren. Dann ging er zu Martina zurück.

      »Wir sollten auch ins Bett gehen«, meinte die junge Frau, machte aber keine Anstalten aufzustehen. Sie spürte grenzenlose Müdigkeit im ganzen Körper, die sie am klaren Denken hinderte. Gleichzeitig spürte sie wieder diese entsetzliche Panik, wenn sie daran dachte, allein in ihrem Bett liegen und immer nur nachdenken zu müssen. Die Gedanken waren wie wilde Tiere, die man nicht vertreiben konnte.

      »Ich will dir net zu nahe treten, aber was meinst du, wenn wir uns beide Decken nehmen und jeder schläft auf einem Sofa. Groß genug sind die beiden, dass wir uns ausstrecken können. So sind wir net allein und haben auch das Telefon in unserer Mitte.« Klaus war ein wenig verlegen, als er diesen Vorschlag machte, aber insgeheim musste auch er sich eingestehen, dass er vor dem Schreckgespenst Einsamkeit Angst hatte.

      Als von ihr kein Widerspruch kam, holte er aus dem Schrank einige Wolldecken und reichte zwei davon Martina. »Wir sollten versuchen, etwas zu schlafen. Morgen werden wir vielleicht unsere ganze Kraft brauchen.« Er streckte sich auf dem Sofa aus, das dem anderen Sofa gegenüberstand.

      Martina wickelte sich in die weichen Decken ein und schloss die Augen. Sie war überzeugt davon, dass sie keinen Moment würde schlafen können. Klaus machte die Deckenlampe aus, es war ziemlich dunkel im Zimmer. Irgendwann glitt die junge Frau trotz aller Ängste, trotz allen Kummers doch hinüber in das Reich der Träume. Es nahm sie gefangen und schenkte ihr für ein paar Stunden Vergessen.

      Klaus hatte dagegen mehr Schwierigkeiten. Zu viele Gedanken gingen ihm durch den Kopf, und trotz aller Sorgen, die er sich um den Vater und dessen Frau machte, empfand er Martinas Nähe nicht nur als angenehm, sondern als ausgesprochen beruhigend.

      Viele Dinge gingen ihm durch den Kopf, auch sein wechselhaftes Verhalten, über das er sich bis jetzt kaum Gedanken gemacht hatte. Jetzt jedoch suchte er nach Antworten auf seine vielen Fragen. Vor allem den Grund suchte er dafür, dass er an einem Tag besonders liebenswürdig zu Martina gewesen war, am nächsten Tag jedoch abweisend, fast bösartig ihr das Leben auf dem Hof schwer gemacht hatte.

      Jetzt dämmerte ihm langsam, woran das lag. Seine bittere Erfahrung mit Carola, die der Vater so überstürzt auf den Hof geholt und die es wirklich nur auf ein bequemes Leben abgesehen hatte, steckte ihm noch in den Knochen. Aber Martina und ihre Mutter waren anders. Sie waren offen und ehrlich, und sie wollten sich nicht nur verwöhnen lassen und das Leben genießen. Sie waren beide bereit, auch mit anzupacken, damit kein Stillstand eintrat.

      Am liebsten hätte Klaus Martina jetzt noch einmal geweckt, um ihr zu sagen, wie leid ihm sein Verhalten der letzten Wochen tat, wie sehr er bereute, ihr das Leben so schwer gemacht zu haben, dass sie bereits zweimal von hier verschwinden wollte, ohne ihm etwas davon zu sagen.

      Wie furchtbar musste es für Martina gewesen sein, dass ausgerechnet sie, die Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit in Person, wie eine Schwerverbrecherin behandelt wurde, der man nur nichts nachweisen konnte. Und das alles war aus dem Gefühl der Eifersucht geschehen, aus der Angst, die Liebe des Vaters zu verlieren. Dabei hätte er wissen müssen, dass dies gar nicht möglich war, dass er immer sein Vater sein würde, ein Band, das nur der Tod trennen konnte.

      Jetzt fiel ihm der Unfall wieder ein, und die Angst um seinen Vater und auch um Monika wurde immer größer. In diesem Moment tat er einen Schwur, den er niemals brechen würde. Wenn der Vater und seine Frau wohlbehalten zurückkehrten, würde er mit Martina und auch mit Monika sprechen und ihnen alles erklären, selbst wenn er damit das Risiko einging, deren Freundschaft damit vollends zu verlieren.

      Die Gewissensbisse wurden immer schlimmer. Klaus drehte sich auf seinem Sofa von einer Seite auf die andere, aber er wurde immer wacher. Schließlich war er so nervös, dass er aufstand und sich aus der Küche ein Glas Wasser und eine leichte Schlaftablette holte. Immerhin musste er am nächsten Morgen wieder fit sein. Nur nachdenken wollte er nicht, denn inzwischen konnte er sich selbst nicht mehr verstehen.

      Nach einer guten halben Stunde endlich tat die Tablette ihre Wirkung. Klaus fielen die Augen zu, und die drückenden Gedanken kamen immer langsamer, zögernder. Schließlich war auch er eingeschlafen.

      Das gnadenlose Schrillen des Telefons, das sie in die Mitte zwischen sich auf den Tisch gelegt hatten, holte beide aus ihren Träumen. Martina öffnete erschrocken die Augen und wusste im ersten Moment gar nicht, wo sie war und weshalb sie die Nacht nicht in ihrem eigenen Bett verbracht hatte, sondern in der Stube.

      Klaus drehte sich brummend auf die andere Seite und zog sich die blaue Wolldecke über den Kopf. Die Wirkung der Tablette hatte noch kaum nachgelassen.

      So war es Martina, die sich als Erste wieder erinnerte und den Hörer von der Gabel riss. Sie meldete sich mit Namen und lauschte. »Sind Sie ganz sicher? Ich meine…« Ihre Hand zitterte heftig, mit dem sie den Hörer ans Ohr presste.

      Jetzt war auch Klaus ganz wach. Sofort standen auch die Ereignisse des gestrigen Nachmittags wieder vor seinem geistigen Auge. »Wer ist es?«, fragte er aufgeregt. »So red doch. Was ist mit den Eltern?«

      Martina schwieg. Ihre Lippen zitterten. Sie bedankte sich und legte den Hörer auf die Gabel zurück. Dann schaute sie Klaus an, ohne etwas zu sagen.

      »Ist es…. sind sie… tot?«

      Martina schüttelte den Kopf. »Sie leben beide, und es geht ihnen gut.« Sie wirkte wie erstarrt, als könnte sie diese wundervolle Nachricht noch gar nicht glauben.

      Klaus schüttelte den Kopf. Noch immer schien er nichts zu begreifen. Langsam erhob er sich und trat ans Fenster, starrte blicklos nach draußen.

      Verwundert schaute Martina ihm nach. Sie wusste nicht, was sie von seinem Verhalten denken sollte. Eigentlich hatte sie erwartet, dass er in Jubel ausbrechen würde. Und nun kam gar nichts.

      Da sah sie, dass seine Schultern zuckten. Er weinte. Die Anspannung der letzten Stunden fiel von ihm ab, und er hatte plötzlich keine Kontrolle mehr über seine Reaktion. Erst als er eine sanfte Hand auf seiner Schulter spürte, zuckte er zusammen, wischte sich hastig das Gesicht ab. »Es ist nix«, murmelte er und wandte sich ab.

      »Ich weiß«, antwortete Martina leise. »Ich weiß…«

      *

      Zwei Tage später kamen Paul und seine Frau um eine Woche früher als geplant nach Hause zurück. Sie sahen glücklich aus, doch auch, wenn der Unfall keine Verletzungen verursacht hatte, so sah man ihnen die Anspannung der letzten Tage doch an.

      Martina hatte zur Begrüßung eine Torte gebacken und den Ess­tisch schön mit Blumen dekoriert, und Klaus hatte sich beeilt, damit er mit der täglichen Arbeit auf dem Hof heute etwas früher fertig wurde, um Zeit für Vater und Stiefmutter zu haben.

      Beide freuten sich sehr, die Eltern bald wieder um sich zu haben.

      Endlich

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