Der Bergpfarrer Staffel 20 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 20 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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versuchen. Versprochen.«

      Martina dachte einen Moment lang nach. »Versprochen«, antwortete sie und wusste im nächs­ten Moment, dass sie dieses Versprechen noch bereuen würde.

      *

      Als am nächsten Vormittag das Auto von Paul und Monika mit all den Taschen beladen war, standen Martina und Klaus bereit, um sich von den Eltern zu verabschieden. Paul ergriff zuerst die Hand seines Sohnes, doch dann schloss er ihn zum Abschied noch einmal in die Arme. »Pass gut auf alles auf, vor allem auf dich«, flüsterte er ihm zu.

      »Mach ich, Vater. Erholt euch gut. Du kannst dich auf mich verlassen.« Ein wenig hilflos stand Klaus da und wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Einerseits konnte er es kaum erwarten, bis die beiden endlich verschwunden waren, denn er hasste nichts so sehr wie Abschiede, und gleichzeitig wünschte er sich, dass die fünf Wochen, die sie sich eine Auszeit von zu Hause und von der Arbeit genommen hatten, schon wieder vorbei waren.

      Auch Martina fiel der Abschied sichtlich schwer, genau wie ihrer Mutter. Beide kämpften mit den Tränen und konnten sich kaum voneinander trennen. Immer wieder umarmten sie sich, doch dann saßen Paul und Monika endlich im Auto. Paul startete und fuhr langsam los.

      Wie sehr gute Freunde standen Martina und Klaus nebeneinander und winkten, bis sie das Auto nicht mehr sehen konnten. Es herrschte Schweigen.

      Martina fasste sich als erste. »Sie sind wirklich glücklich«, meinte sie leise. »Man könnte sie fast beneiden.«

      »Nur fast?« Klaus warf ihr einen ironischen Seitenblick zu. »Ich hoffe nur, es bleibt so. Noch eine Enttäuschung würde mein Vater nimmer verkraften.« Er drehte sich um und ging mit weit ausgreifenden Schritten zum Stall, ohne sich noch um die junge Frau zu kümmern.

      »Oh Himmel, warum nur hab’ ich versprochen zu bleiben?« Martina starrte ihm hinterher. Was sollte sie von seinem Verhalten denken? Gestern noch war er die Liebenswürdigkeit in Person gewesen, und heute sah es aus, als hätte er ihr erneut den Kampf angesagt.

      Es dauerte eine ganze Weile, bis Martina sich gefasst hatte. Mit allem Möglichen hatte sie gerechnet, nur nicht mit diesem erneuten Stimmungsumschwung. So schnell konnte sie sich nicht da­rauf einstellen.

      Dann jedoch beschloss die junge Frau, den Stier bei den Hörnern zu packen. Eilig folgte sie Klaus zum Stall. Im Halbdunkel konnte sie den Mann erkennen, der vor dem Traktor stand und sich nicht rührte.

      »Klaus, magst net mit mir reden?«, fragte sie leise. »Hab’ ich was gesagt oder getan, das unser gutes Verhältnis der letzten Tage wieder zerstört hat?« Obwohl sie in ihrem Innern schon wieder heißen Zorn spürte, zwang sie sich doch, freundlich und verbindlich zu bleiben.

      Klaus drehte sich nicht einmal zu ihr um. »Wie kommst denn da drauf? So ein Unsinn, ich hatte lediglich keine Zeit, länger mit dir herumzustehen. Ich bin jetzt hier der Bauer und muss dafür sorgen, dass alles seinen gewohnten Gang geht.«

      »Um das geht es doch gar net«, widersprach sie. »Ich bin ja auch noch da, und ich hab’ versprochen zu helfen, wo immer ich gebraucht werde. Magst net mit mir reden? Immerhin sind wir jetzt eine Familie.« Martinas Gedanken folgten dem Klang der Worte, die sie eben zum ersten Mal laut ausgesprochen hatte.

      »Eine Familie?« Er lachte freudlos. »Ich wüsste net, wie das gehen sollte. Ich denke, wir sind beide schon zu erwachsen, um an so einen Unsinn zu glauben.«

      »Was ist passiert, Klaus? Bitte, red mit mir. Die letzten Tage waren ruhig und voller Frieden. Was hab’ ich getan, dass es jetzt wieder anders ist?« Sie brauchte all ihre Kraft, um nicht in Tränen auszubrechen.

      »Geh, das weißt doch längst.«

      »Nix weiß ich. Ich dachte, wir hätten uns zusammengerauft, aber du glaubst noch immer, wir wären hinter eurem Besitz her. Aber deinen Reichtum wollte ich nie.«

      »Wer sagt das denn?« Er war über diesen Ausspruch so erschrocken, dass er blass wurde. »Du weißt gar nix, machst dir net einmal die Mühe, es zu erkennen.«

      »Dann sag du es mir. Oder sag es mir net, ist mir inzwischen auch gleichgültig. Vermutlich ist es eh besser, wenn ich hier den Platz räume. Er war nie meiner und wird nie meiner sein. Wenn ich weg bin, dann bist du wieder der Platzhirsch.« Sie drehte sich um und wollte die Scheune wieder verlassen.

      Mit ein paar Schritten war Klaus bei ihr und hielt ihren Arm fest. »So einfach ist das net«, herrschte er sie an. »Du hast versprochen, dass du hierbleibst. Was soll ich deiner Mutter sagen, wenn sie anruft und dich sprechen will? Der schwarze Peter würde natürlich wieder an mir hängenbleiben. Das kommt ja gar net in Frage. Du bleibst die fünf Wochen noch hier, bis die beiden wieder zurück sind.«

      Martina riss sich zornig los. »Das hast dir schön ausgedacht«, fuhr sie ihn an. »Aber net mit mir.« Ihre sonst so sanften Augen sprühten Funken vor Zorn. »Ich soll mir dein unangenehmes Benehmen gefallen lassen, nur damit du gut dastehst. Nein, danke, lieber Stiefbruder, genau das werde ich net tun. Morgen früh verschwinde ich, wie eigentlich geplant, von hier.« Sie warf den Kopf zurück und marschierte stolz davon. Dass sie weinte, konnte er nicht mehr sehen.

      *

      Eine schlaflose Nacht lag hinter ihm, die er die meiste Zeit am Fenster verbracht hatte. Im Bett hielt er es nicht lange aus. Etwas war in ihm, das ihn nicht nur beunruhigte, sondern ihn sogar da­ran hinderte, einen klaren Gedanken zu fassen.

      Die letzten Wochen lagen hinter ihm, und eigentlich hätte er glücklich und stolz sein müssen, denn endlich hatte er erreicht, was er die ganze Zeit schon angestrebt hatte. Martina verließ den Kampfplatz und ging als Verlierer. Er, Klaus, hatte diese Schlacht gewonnen.

      Doch um was hatte er eigentlich gekämpft? Um den Besitz, den er glaubte, mit irgendwelchen Leuten aus der Stadt teilen zu müssen, mit Glücksrittern, die es nur auf sein Erbe abgesehen hatten?

      Immer wieder schüttelte Klaus über sich selbst den Kopf. Was hatte er nur all die Wochen gedacht? Hatte er wirklich geglaubt, die beiden Frauen hätten es auf den Hof abgesehen? In was für einen idiotischen Gedanken hatte er sich da nur verrannt?

      Die Nacht wollte einfach nicht vergehen. Es war schon weit nach Mitternacht, da hielt Klaus es nicht mehr aus in seinem Zimmer. Er rannte nach draußen, blieb im Flur stehen und überlegte, ob es schicklich war, wenn er an Martinas Tür klopfte und um ein Gespräch bat.

      Als er bereits die Hand gehoben hatte, um zu klopfen, merkte er, was er gerade tun wollte. Erschrocken zuckte er zurück. Jetzt hatte er endlich alles erreicht, und nun war er im Begriff, seinen Erfolg wieder zu zerstören.

      Entschlossen ging Klaus wieder in sein Zimmer zurück. In der Nachttischschublade hatte er noch Baldriantabletten. Zwei davon nahm er jetzt ein, und nach einer halben Stunde merkte er endlich eine Wirkung.

      Dennoch fühlte er sich wie gerädert, als er am nächsten Morgen erwachte. Albträume hatten ihn geplagt, die alle irgendwie mit Martina zu tun gehabt hatten. Einmal hatte er sogar verzweifelt versucht, sie aus Bergnot zu retten, und dann war sie ihm doch entglitten. Da hatte ihn eine unerträgliche Verzweiflung gepackt, die er mit in den Tag nahm.

      Noch immer verwirrt saß er an seinem Bettrand und versuchte, sich zu sammeln. Ein harter Arbeitstag lag vor ihm, denn das Heu von der großen Wiese am Weiher musste eingebracht werden. Für den heutigen Tag waren schwere Unwetter angesagt worden, und noch wusste er nicht, wie er alles rechtzeitig vor dem Regen schaffen sollte.

      Draußen

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