Der Bergpfarrer Staffel 20 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 20 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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      Hastig wischte sich Martina das Gesicht ab und stieg aus. »Ich…«

      »Wohin wolltest denn, Martina?«, fragte Pfarrer Trenker verwundert. »Du hast doch noch net gehört, was passiert ist.« Er schaute sich zu seinem Bruder um, der unmerklich den Kopf schüttelte. »Können wir hineingehen? Ist Klaus da?«

      Martina hatte plötzlich das Gefühl, als würde eine eisige Hand nach ihrem Herzen greifen und es ganz fest zusammendrücken. »Ist was passiert?«, fragte sie leise. »Bitte sagen Sie, was los ist, Hochwürden.«

      Der Pfarrer deutete auf das Haus. »Sag bitte Klaus Bescheid, dass ich ihn auch bei dem Gespräch dabeihaben will. Es geht ihn genauso an wie dich.«

      Als hätte er gespürt, dass er gebraucht wurde, fuhr er eben mit seinem Rover auf den Hof. Er stellte ihn einfach ab und sprang heraus. Verwundert schaute er von einem zum anderen, sah auch, dass Martinas Auto vollgepackt war mit Taschen. »Du wolltest schon wieder flüchten?«, fragte er mit einem Lächeln, das seine Augen nicht erreichte.

      »Wir haben euch etwas zu sagen«, begann der Pfarrer. »Mein Bruder hat vorhin einen Anruf bekommen von der Polizei in St. Vinzenz. Eure Eltern haben einen Busausflug mitgemacht. Auf einem Pass ist der Bus…«

      Martinas Hand suchte Halt bei Klaus, der ebenfalls zusammengezuckt war. »Was ist passiert? Sind sie…«

      »Gehen wir hinein«, meinte Sebastian. Er und sein Bruder folgten Klaus, dem es noch am bes­ten gelang, Fassung zu bewahren. »Man weiß noch nix Genaues«, sagte er, um der Situation ein wenig die Spannung zu nehmen. »Aber wir glauben, dass wir heute noch Nachricht bekommen.«

      Alle folgten Klaus in die Stube, die um diese Tageszeit noch abgedunkelt war wegen der Hitze. Klaus öffnete die Fensterläden und ließ angenehme Abendluft ins Zimmer. Dann setzte er sich zu den anderen auf einen der bequemen Sessel.

      »Was genau ist denn passiert?« Er warf Martina, die unter Schock stand und stumm dasaß, einen besorgten Seitenblick zu.

      »Der Ausflugsbus fuhr den Pass hinunter. Vermutlich waren die Bremsen heißgelaufen. Der Fahrer konnte nicht mehr bremsen, und in einer Kehre schoss der Reisebus dann über die Straße hinaus. Man weiß noch net, wie tief der Bus gestürzt ist und ob es Überlebende gibt.«

      Mit einem Schmerzenslaut legte Martina die Hände vors Gesicht. Im Geist sah sie die Mutter tödlich verletzt am Straßenrand liegen. Sie hatte das Gefühl, innerlich zu verbrennen vor Verzweiflung.

      Klaus erhob sich und setzte sich neben die junge Frau. Dann legte er einen Arm um sie und hielt sie ganz fest. »Wir können nix tun?«

      Max Trenker schüttelte den Kopf. »Nix«, wiederholte er leise. »Wir können nur darauf warten, dass genauere Meldungen vom Unglücksort kommen. Die Kollegen vor Ort werden mich benachrichtigen.«

      Zenz brachte einen großen Krug mit frischer Zitronenlimonade, die sie immer selbst zubereitete. Ein Blick in die versteinerten Gesichter sagte ihr, dass etwas Furchtbares geschehen sein musste. Aber sie wagte nicht zu fragen, sondern verließ eilig wieder das Zimmer.

      Einmal läutete das Handy des Polizisten. Alle zuckten zusammen. Max meldete sich, lauschte eine Weile, dann klappte er es wieder zusammen. »Man weiß noch net viel, außer, dass bis jetzt keine Toten gefunden worden sind.«

      »Und Überlebende?«, fragte Klaus. Jetzt klang auch seine Stimme nicht mehr sicher.

      »Über eure Angehörigen weiß man noch nix«, antwortete der Polizist wieder. »Wir werden warten müssen.«

      »Ich fahr nach St. Vinzenz.« Plötzlich sprang Martina auf. »Ich muss zu meiner Mutter. Sie würde das auch für mich tun.« Noch ehe einer der Männer reagieren konnte, war sie schon aus dem Zimmer. Wenig später fiel die Haustür ins Schloss.

      »Um Himmels willen, geh ihr nach, Klaus!«, rief der Pfarrer erschrocken. »Du kannst sie in dem Zustand net fahren lassen. Das ist lebensgefährlich. Oder soll ich…«

      »Nein, ich geh schon.« Klaus sprang auf. Er war im ersten Moment so überrascht gewesen, dass er gar nicht handeln konnte. Jetzt aber rannte er hinter Martina her, als gälte es, ihr Leben zu retten.

      Er erwischte Martina gerade, als sie den Motor starten wollte. Hastig, noch ehe sie begriff, was geschah, fasste er ins geöffnete Fenster und zog den Schlüssel aus dem Schloss. Der Motor verstummte, kaum dass er angefangen hatte zu brummen.

      »Was soll das?«

      »Du bleibst hier«, herrschte er sie an. »Bist denn ganz narrisch geworden? Bald ist es Nacht, und bis du in Südtirol bist, haben wir hier längst Nachricht von dort. Dann können wir immer noch entscheiden, was wir tun.«

      »Lass mich zufrieden. Ich bin alt genug.«

      »Steig aus.«

      »Das geht dich nix an. Es geht um meine Mutter. Wenn du dir

      um deinen Vater keine Sorgen machst, dann ist das deine Entscheidung. Ich liebe meine Mutter, und ich muss ihr helfen.«

      »Du kannst ihr am besten helfen, wennst hier abwartest, bis wir Nachricht bekommen haben. Ich versprech dir, wenn den Eltern wirklich was passiert ist, dann fahren wir sofort los.« Er öffnete gegen ihren Willen die Autotür und zog sie am Arm heraus.

      »Du bist gemein, Klaus. Hätte ich dich nur nie kennengelernt, hätte meine Mutter deinen Vater net wiedergesehen, dann könnte sie jetzt noch leben.« Sie schluckte das Schluchzen hinunter, das ihr in der Kehle steckte.

      »Wir wissen doch gar nix«, versuchte er, sie zu beruhigen. »Vielleicht ist alles gar net so schlimm, wie es jetzt noch ausschaut, und wir machen uns unnötig verrückt. Komm mit ins Haus und lass uns zusammen warten. Ich… möchte jetzt auch net allein sein.«

      »Bist du doch net. Der Pfarrer ist da und der Polizist, alles Leute, mit denen du befreundet bist. Ich bin ein Fremdkörper hier, mich hast die ganzen Tage net angeschaut, bist mir aus dem Weg gegangen. Warum? Ich weiß es net, hab’ dir nix getan. Ich dachte, es wäre jetzt alles irgendwie in Ordnung zwischen uns beiden, aber da hab’ ich mich wohl geirrt. Nix ist in Ordnung. Und jetzt hab’ ich den einzigen Menschen verloren, den ich noch hatte. Bist jetzt zufrieden, Klaus Anstätter?« Verzweifelt schlug sie die Hände vors Gesicht.

      Klaus machte einen großen Schritt auf sie zu, dann nahm er sie einfach in die Arme und hielt sie fest. Wie einem kleinen Kind redete er ihr zu, streichelte ihr Haar und ließ sie nicht mehr los, bis sie sich wieder ein wenig beruhigt hatte.

      »Entschuldige«, murmelte Mar­tina verlegen und wischte sich über das Gesicht. »Ich darf mich net so gehen lassen. Du hast recht, ich kann niemandem helfen, wenn ich einfach so kopflos in die Nacht fahre.« Sie machte sich von ihm los und ging zum Haus zurück.

      Klaus folgte ihr etwas verwirrt. Trotz der großen Sorgen, die er sich um den Vater und dessen Frau machte, hatte er die kurze Zeit, in der er die verzweifelt weinende Martina im Arm gehalten hatte, irgendwie genossen. Es war ein warmes Gefühl gewesen, vertraut und voller Träume. Trotz allem.

      Jetzt war dieser Zauber wieder vorbei, und die grausame Wirklichkeit hatte ihn eingeholt.

      Pfarrer Trenker und sein Bruder Max blieben noch bis gegen Mitternacht, aber es kam keine weitere Nachricht mehr. Max versuchte sein Glück noch einmal beim Polizeirevier

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