Die Odyssee eines Outlaw-Journalisten. Hunter S. Thompson

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Die Odyssee eines Outlaw-Journalisten - Hunter S. Thompson

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… Und keine Drohungen mehr! In New Orleans hab ich mir irgendwas eingefangen, und nicht Mal zum Arzt kann ich gehen! Jeder meint, das sei alles zum Totlachen, aber ich brauche unbedingt einen Job. Vielleicht werde ich sehr bald zum Assistenten des Redakteurs für religiöse Belange bei der Gainesville Sun … Ich bin dort nächste Woche, um zu sehen, was sich machen lässt. Den Wagen, der mir mal gehörte, hat sich jemand in New Orleans geschnappt. Mein Güte, was läuft da die ganze Zeit? Jeder ist auf Diebstahl und Trinken und Sex aus und nimmt noch denen, die nicht Mal irgendwas zu verkaufen haben, ihr Geld weg, und überall atomarer Fallout und Krieg im Anmarsch. Die ganze Welt spielt verrückt, und ich hab nicht Mal einen Job. Hören Sie endlich auf, mich zu bedrohen! Es geht mir nicht gut – auf meinem Bein haben sich Bläschen gebildet, und dann noch diese Infektion, die meinem Magen so zusetzt. Ich kann nicht einmal mehr denken, was ich noch zu sagen hätte … die Sorgen bringen mich um den Verstand.

      Ich habe versucht, in New Orleans eine Stelle zu bekommen, aber Sie haben mich fortgeschickt. Wenn diese Sache mit Gainesville klappt, werde ich Redakteur für religiöse Belange und veröffentliche bei denen mein erstes eigenes Buch. Dann werde ich auch einen Job haben, und es wird mir ganz ausgezeichnet gehen.

      Mit besten Empfehlungen,

      Hunter S. Thompson

      AN SUSAN HASELDEN:

       Schließlich zieht Thompson doch noch in seine eigene »Junggesellenbude« – ein kleines schwarz gestrichenes Kellerapartment in Greenwich Village. Seine freie Zeit verbringt er vor allem damit, sich in der Umgebung der Columbia University herumzutreiben.

      13. April 1958

      57, Perry Street

      New York City

      Liebe Susan,

      was soll das heißen, wenn Du schreibst, Du hättest uns »wahrscheinlich beide umgelegt«? Würde man meine Irrwege der letzten drei Jahre zusammenzählen, würde es vermutlich reichen, um von hier bis Cape Town zu kommen; ich würde nichts als einen Lendenschurz tragen, und es gäbe nicht den klitzekleinsten Ärger. Und was den Kongo angeht, weiß ich genau, dass ich einen kompletten Harem sicher durchs ganze Land geleiten könnte. Tatsächlich bin ich überzeugt, dass ich alles und jeden geleiten könnte; außer vielleicht einer Gruppe kichernder Jungfrauen.

      Mit Deinen Briefen – wie jungfräulich und kichernd sie auch daherkommen mögen – gelingt es Dir jedenfalls immer, mich ein wenig aufzuheitern. Und, seltsam genug, scheine ich gerade jetzt, wo die Dinge besser laufen als erwartet, das Bedürfnis nach einer Aufmunterung durch andere umso stärker zu spüren. Ich glaube, der Grund dafür ist die Erkenntnis, dass ich für einen relativ langen Zeitraum ein Bewohner New Yorks sein werde. Nicht dass ich mich für eine bestimmte Anzahl von Monaten dazu verpflichtet hätte; doch es erscheint mir notwendig, eine Weile hier zu bleiben. New York ist alles zugleich – Erziehung, Initiation, Stimulans. Die Stadt gibt einem eine Perspektive, die man, glaube ich, unmöglich irgendwo sonst auf der Welt bekommen kann. Aber Gott erbarme sich derer, die dann mit dieser Perspektive tatsächlich zu leben vermögen.

      Ganz im Ernst, dieser verdammte Ort ist wie aus einer frühen Erzählung von William Saroyan: die einsamen verwelkten kleinen Mauerblümchen aus Hattiesburg, Mississippi; frustrierte, Hymnen singende Mädchen aus China; wilde Mischlinge aus der ganzen gottverdammten Welt; das Mädchen von nebenan aus Dayton, Ohio; schüchterne Neo-Intellektuelle aus Parsons, Kansas (die mich ein bisschen an Dich erinnern); und wer alles sonst noch. Um jemanden zu zitieren: »Ich sehe jetzt alles mit neuen Augen!« Das Zentrum Manhattans ist ein Irrenhaus, Harlem die Hölle auf Erden, die Bronx, Queens und Brooklyn sind Gräber, und das gottverdammte Village reicht völlig, um jeden unerschrockenen Strandräuber vor Angst erstarren zu lassen. Hast Du bemerkt, dass die Sonne NIEMALS IN MEIN APARTMENT REINSCHEINT? Kannst Du Dir vorstellen, was das bedeutet – wie sich diese ständige Dunkelheit auf einen Menschen auswirkt? Kannst Du Dir vorstellen, dass ich Leute kenne, die in einer Bar LEBEN – und dorthin auch ihre Post bekommen? Es gibt Menschen hier, die so einsam sind, dass ich es selbst nicht aushalte, mit ihnen zu reden. Gott, was für ein tragisches Paradox.

      Ich bin jetzt auf eine Antwort gestoßen – natürlich eine sehr allgemeine, aber immerhin eine Antwort. Ich habe entweder großes Glück oder ich bin sehr verrückt, dass ich sie in jungen Jahren gefunden habe, wie auch immer, ich hab sie. Ich werde Dir das alles genauer erklären, wenn ich mehr Zeit habe.

      Dieses Apartment, nebenbei bemerkt, scheint direkt aus einem »Low Bohemia«-Film zu stammen. Ich hab es von einem arbeitslosen Liedermacher übernommen, der ohne Tageslicht schon halb verkümmert war. Der offizielle Mietvertrag läuft immer noch über einen Drogenabhängigen, der vor zweieinhalb Jahren aus der Stadt gezogen ist, und der jederzeit zurückkehren und wieder einziehen könnte – wer weiß, was dann los wäre. Vielleicht sollte ich mich besser auf den Weg machen und im Swimming Pool des Owl Creek wohnen. Geldsorgen – Schulden, wie üblich.

      Das wär’s. Du hast noch gar nicht gesagt, wann Du herkommst, fällt mir gerade ein, dann beim nächsten Mal.

      Bis dann,

      Hunter

      AN HUME LOGAN:

      Thompson ist gerade dabei, sich mit der existenzialistischen Philosophie von Jean-Paul Sartre auseinanderzusetzen, als sich ein Freund aus Louisville und ehemaliger Mitstreiter bei der Athenaeum Literary Association zu Wort meldet, der sich von Thompson Ratschläge für sein Leben und seine Laufbahn erhofft.

      22. April 1958

      Lieber Hume,

      Du fragst mich um Rat: Ach, das ist nur menschlich, aber auch gefährlich – und eine zweischneidige Angelegenheit! Einem anderen Menschen Ratschläge zu erteilen, der fragt, was er mit seinem Leben anstellen soll, rührt an Dinge, die fast schon etwas Egomanisches an sich haben. Wer glaubt zu wissen, was für einen anderen das Richtige und einzig Wahre ist und mit zitterndem Finger den rechten Weg zu weisen versucht – sowas würde nur ein Verrückter tun.

      Verrückt bin ich nicht, und ich schätze Deine Aufrichtigkeit, mit der Du Dich an mich wendest. Ich bitte Dich nur, Dir bewusst zu machen, dass jeder Rat gleichzeitig immer etwas über den Menschen erzählt, von dem er stammt. Was für den einen die Wahrheit ist, mag für den anderen den Untergang bedeuten. Ich sehe das Leben nicht mit Deinen Augen, so wie Du es auch nicht mit meinen siehst. Wollte ich versuchen, Dir einen persönlichen Rat zu geben, wäre das so, als würde ein Blinder einen Blinden führen.

       Sein oder Nichtsein; das ist hier die Frage:

       Ob’s edler im Gemüt, die Pfeil und Schleudern

       Des wütenden Geschicks erdulden oder, sich

       Waffnend gegen eine See von Plagen …

      (Hamlet, Shakespeare)

      Ja, das IST die Frage: sich mit der Strömung treiben zu lassen – oder zu schwimmen und ein Ziel vor Augen zu haben. Es ist eine Entscheidung, die wir alle, ob bewusst oder unbewusst, einmal in unserem Leben treffen müssen. Wie wenige Menschen es gibt, die das begreifen! Denk an irgendeine Entscheidung, die Du einmal getroffen hast und die sich auf Dein späteres Leben ausgewirkt hat: Ich mag falsch liegen, doch es ist für mich kaum vorstellbar, dass es nicht auch hier am Ende eine Entscheidung zwischen den beiden Grundhaltungen ist, die ich vorhin genannt habe: sich treiben lassen oder schwimmen.

      Doch wenn man kein Ziel hat – lässt man

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