Die Odyssee eines Outlaw-Journalisten. Hunter S. Thompson
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Also gut, auf Wiedersehen. Ich habe hier übrigens noch eine Packung Cottage Cheese.
Bis dahin ...... Hunty
AN KAY MENYERS:
Menyers studiert Literatur am Goucher College in Baltimore. Sie vergöttert Jack Kerouac geradezu und empfiehlt Thompson die Lektüre von Unterwegs und von Be-Bop, Bars und weißes Pulver.
17. März 1958
562 West 113th, Apt. 5E5
New York, New York
Liebe Kay,
so leid’s mir tut, aber um Standardbriefpapier komme ich gerade nicht herum … und woher hast Du überhaupt den »Stoff«, den Du mir vor einiger Zeit geschickt hast? Am Ende stellt sich noch heraus, dass Du selbst für MEINEN Geschmack zu abgedreht bist … dabei ist mein Spektrum schon sehr, sehr groß. Vielleicht bist Du ja so etwas wie eine weiße Mardou Fox5 – die nur sehnsüchtig darauf wartet, dass ich kleine erotische Schweinereien mit ihr veranstalte. Abgefahren.
Ich mag mich zwar ein wenig finster anhören, aber eigentlich bin ich gut in Form. Vielleicht rede ich auch zu viel davon, ein »Individualist« sein zu wollen; doch ich sage das nur, weil ich beliebt sein und respektiert werden will: als »Cocktail-Intellektueller«, wenn Du so willst. Gut möglich, dass ich die Kritik in Daily News über Endgame nicht teile; würde ich es tun, würde man mich für »bourgeois« halten: Und in diesen Zeiten, in denen jeder, der etwas auf sich hält, ein »besserer Bohemien« sein will, sollte man sich davor hüten, bourgeois zu erscheinen. Wie jemand also, der seinen Konformismus hinter einem zynischen Lächeln versteckt, das bedeuten soll: »Ich bin ein smarter Typ, weil es nur so SCHEINT, als wäre ich angepasst – in Wirklichkeit bin ich ein Individualist im Verborgenen.« Doch was dieses Lächeln auch noch sagt: »Für meine Überzeugungen fehlt mir der Mut.« Und da muss man dann schon genau hinhören, wenn man DAS heraushören will. Doch irgendwann ist man es leid, genau hinzuhören.
In meinem Job bewege ich mich auf dünnem Eis: Neulich abends bei einer Cocktailparty, die zu Ehren neuer Mitarbeiter gegeben wurde, meinte ich zum Verleger der Time (und allen möglichen anderen um ihn herum), dass der Manager ein »gieriger Lustmolch« sei … und dann, ziemlich betrunken vor mich hin grinsend, wiederholte ich das noch mal im Beisein des Managers selbst … GIERIGER LUSTMOLCH … und er schaute ein wenig bestürzt drein. Auch der Verleger und seine Freunde waren sichtlich irritiert. Was für ein bizarrer Abend.
Zum Höhepunkt der letzten Nacht gehörte eine gewaltige Mülltonne, die mit fünf enormen Schlägen über die Marmortreppe des Apartments ratterte. Außerdem habe ich den Versuch gestartet, die Wohnungstür eines Mädchens hier im Haus einzutreten; habe dann einen Feuerlöscher auf die Bewohner eines Apartments weiter oben gerichtet und mehrmals hintereinander wilde animalische Schreie ausgestoßen, was die chinesische Nachbarin direkt neben mir fast zu Tode erschreckt hätte. Heute Morgen bin ich vor ihren Augen in Unterhosen aufgetaucht; sie sagte zu mir, dass ein Typ über ihr zu ihr gemeint habe, ich sei nicht ganz dicht, und besonders gut solle sie aufpassen, wenn ich betrunken sei. Es sind nicht gerade viele, die in diesem Haus zu meinen Freunden zählen.
Wann aber … kommst Du eigentlich nach New York City? Ist nicht gerade viel Platz zum Tanzen in meinem Schlösschen, aber es gibt SEHR WOHL ein Radio und ein paar Bücher … und wir können jederzeit nach draußen und Mülltonnen in den Marmorhallen herumwerfen: macht einen irre donnernden Krach. Oder ich könnte mich über die Chinesin hermachen, und Du könntest dabei zusehen … einverstanden?
Im Ernst, ich finde, es ist höchste Zeit für ein Wiedersehen. Mein »Wochenende« bei der Time fällt auf Montag und Dienstag … nicht gerade ideal für mich, um auf einen Sprung ans Gocher College zu kommen. Dann musst Du Dich also hierher bewegen … wann immer Du willst: Nur lass es mich rechtzeitig wissen.
Die Aussicht darauf euphorisiert mich, mehr bleibt mir jetzt nicht mehr zu schreiben. Die Chinesin klopft lüstern gegen die Wand. Ich werde eine Antwort auf den Ruf des Fleisches finden müssen. Und verbleibe bis dahin,
… undiszipliniert, Hunter
AN SALLY WILLIAMS:
Thompson hat ein einigermaßen exzentrisches Standardschreiben aufgesetzt, um Gläubiger loszuwerden; in nicht wenigen Fällen hat es funktioniert.
2. April 1958
562 West 113th, Apartment 5E5
New York City
Liebe Sally,
verwende bitte dieses Schreiben hier, ja? Wenn das nicht hilft, um die Bastarde abzuschrecken, dann weiß ich auch nicht. Ich glaube, ich sollte eine Kopie davon an die AMA [American Medical Association] schicken – als Dokument eines schizophrenen Menschen in Aktion. Es ist ein Riesending. Jeder, der versuchen würde, vom Verfasser eines Schreibens wie diesem Geld zu fordern, müsste ganz schön plemplem sein.
Sollten irgendwelche Gläubiger persönlich bei Dir auftauchen, sag ihnen, ich wäre vor ein paar Wochen nach Gainesville, Florida, abgereist, um mich dort für eine Stelle als Redakteur für religiöse Belange zu bewerben. Solange sie nicht herausfinden, dass ich in New York bin, ist alles bestens.
Danke,
Hunter
»SCHULDENBRIEF«
2. April 1958
Sagen Sie Mal, mein lieber Mann, was soll das eigentlich? Gerade eben komme ich aus New Orleans zurück, und das Erste, was mir in die Hände fällt, ist ein Drohbrief von Ihren Leuten – irgend so ein wildes Gekläffe von wegen Knast und Gericht und Anwälten und so was: Wer, glauben Sie, dass ich bin – ein Goldesel? Ich bin vollauf damit beschäftigt, meine Trilogie von Short Stories unterzubringen, und Sie und Ihre Leute verfolgen mich auf Schritt und Tritt – und stöhnen und heulen herum wegen ein paar idiotischen Schulden! Wer sind Sie überhaupt? Ich habe von Ihren Leuten nie auch nur irgendwas gekauft. Und in welch einer heruntergekommenen Branche sind Sie beschäftigt, dass Sie es nötig haben, Menschen durch das ganze Land zu jagen? Ich bekomme alle zwei, drei Monate eine größere Ladung Post, und jedes Mal ist auch ein neuer Drohbrief von Ihnen darunter!
Was soll das überhaupt werden, was Sie da veranstalten? Ist Ihnen nicht klar, dass ich mich auch so schon nicht auf meine Arbeit konzentrieren kann – bei einem Krieg von der Sorte, wie er gerade auf uns zukommt? Der atomare Fallout ist Gottes ZORN! Mit dem Ende der Welt vor Augen kann ich es mir gar nicht erlauben, auch noch einen Job anzunehmen. Und wenn ich mein Werk jetzt nicht publiziert kriege, wird es womöglich überhaupt nie mehr publiziert! Haben Sie noch nie davon gehört, dass man nicht zugleich Gott und dem Mammon dienen kann? Sex nimmt überhand, und die Menschen haben schon damit begonnen, Gott zu vergessen – wie können Sie da noch Jagd auf mich machen? Wir schütten immerzu Whiskey in unsere Körper, wir trinken Gottes BLUT! Jeder Arbeitsplatz ist ein Ding der Unmöglichkeit – ununterbrochen mach ich mir Sorgen und bin schon halb verrückt … Was machen Sie mit all dem Geld? Ich will nichts von Ihrem verdammten Geld … wir alle haben unser Zuhause im Himmel … was soll der ganze Unfug?
Sie haben ja gar keine Vorstellung von dem Druck, unter dem ich stehe: Ich bin nicht mehr der, der ich noch vor einem Jahr war. Sorge über mein Werk und über Geld und Jobs die ganze Zeit treiben mich in den Wahnsinn! Ich muss meine Sachen publiziert kriegen! Warum reden Sie nicht mal mit einigen der