Die Odyssee eines Outlaw-Journalisten. Hunter S. Thompson
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Bei Dir, McGarr, ist es inzwischen genauso, du bist abgestumpfter, wirst allmählich ein Poser, bist viel zu leicht durchschaubar. Irgendwo dahinter, glaube ich, lugt bei Dir der noch ungebändigte Schatten eines echten Menschen hervor. Das hoffe ich zumindest. Wenn Du auch das noch verlierst, ist es vorbei.
Deine Theorien über mein Leben hier habe ich in etwa so erwartet und will deshalb nicht viel Zeit damit verschwenden. Es genügt zu sagen, dass Du richtig liegst – was meine Art von Sadismus angeht, in Big Sur alles einfach nur laufen zu lassen. Das ist wiederum so wahr, dass es mir umso leichter fällt, dies aus meinem System zu eliminieren, und so kann ich mich inzwischen abreagieren, indem ich mich zwei Stunden in den Hügeln herumtreibe, anstatt meine Energie mit der idiotischen Suche nach aufregenden Dingen zu verschwenden, und den Rest des Tages lasse ich in einer ruhigen Gemütsverfassung auf mich zukommen. Wenn mir davon »übel« wird, sei es drum. Begrifflichkeiten wie diese haben ohnehin ihre Bedeutung verloren, außer bei Leuten, die glauben, ein Wort sei ein Faktum.
Wie ich schon in meinem letzten Brief schrieb, war Semonin hier, eine Dokumentation seines Besuchs findest Du beiliegend. Du solltest ihn bald treffen, und zeig ihm doch dieses Foto, mal sehen, was er dazu sagt. Ich schreibe ihm, sobald er in Spanien ist. Derartige Ausflüge können ja die seltsamsten Wendungen nehmen. Deine Ausführungen über Europa lassen das Ganze nun schrecklich öde erscheinen; so öde, dass mein anfängliches Interesse, mit ihm mitzufahren, ziemlich abgekühlt ist. In meinen Augen ist Europa ein überfülltes Museum, ein hübscher alter Schaukasten, der eine Welt von früher zeigt. Den Deutschen, mit ihren gottverdammt billigen kriegerischen Herzen, wünsche ich nur das Beste. Wenn es zum Krieg und zu Bomben und dieser Art von Business kommt, hoffe ich, dass ein paar Deutsche in meiner Nähe sind. Bei den Russen spüre ich Wohlanständigkeit, die Deutschen aber erscheinen mir wie eine Spezies zweibeiniger Haie – clever, effektiv und auf gefährliche Weise dumm.
Jetzt zu den Neuigkeiten – Maxine ist was Schlimmes passiert, sie hatte unzählige Stiche am Kopf. Ich habe sie selbst nicht gesehen, Clancy hat davon erzählt, der übrigens aus seiner Bruchbude in San Francisco rausgeflogen ist. Das ist alles, was mir gerade einfällt. Maxine macht sich Richtung Osten auf, sie sagt, es könnte für immer sein. Weiß der Himmel, was aus ihr wird; besser, ich denke erst gar nicht darüber nach.
Soviel zu unserem Schlagabtausch, McGarr. Ich werde hier bleiben, bis sie mich heraustragen. Sende mir doch ein paar Beschimpfungen, wenn Du dazu kommst. Ich denke gerade darüber nach, nach Hawaii zu segeln und eine Jagdreise nach Vancouver zu unternehmen, dann Mexiko und Südamerika. Chile wäre vielleicht auch nicht ohne, was immer das heißen mag. Mal überlegen. Nicht ohne – was aber dann? Ich schätze, einige von uns finden das noch heraus. Und damit bist Du jetzt entlassen.
Neugierig, HST
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