Die Odyssee eines Outlaw-Journalisten. Hunter S. Thompson

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Die Odyssee eines Outlaw-Journalisten - Hunter S. Thompson

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ich würde auf meine coole und kluge Art antworten: »Na gut, mein Freund, dann fangen wir doch am besten gleich mal mit den wichtigsten Fakten an: Ich brauche Minimum hundert Dollar die Woche, allein schon für Jack Daniel’s; kriegen Sie das hin?«

      Kann aber auch sein, dass der Setzer bei der Times ein Hipster ist, und was Sie eigentlich sagen wollten, ist: »Journalisten (2), die Fakten auswerten«; oder »Journalisten (2), die Fakten aufbereiten«.

      Egal, in der Anzeige steht »Journalisten (2), die nach Fakten graben«, und das war der einzige Grund, warum ich mich bei Ihnen mal genauer erkundigen wollte.

      Für einen kompetenten Journalisten wie mich gehört es zum Berufsalltag, »nach Fakten zu graben«. Ebenso grabe ich nach Geld, Jack Daniel’s und einem rasanten Job. Wenn Sie der Meinung sind, dass wir ins Geschäft kommen könnten, dann schießen Sie los – per Brief, Telex oder Telefon, und Sie werden von mir all den Kram bekommen, der sonst in einem ordentlichen Lebenslauf drin steht. Lebensläufe lehne ich prinzipiell ab, ich habe seit drei Jahren keinen mehr geschrieben.

      So weit, so gut. Melden Sie sich am besten bis 16. September, denn ich habe ein Jobangebot an der Westküste und muss denen bis dahin Bescheid geben. Wenn ich bis zum Mittag des besagten Datums nichts von Ihnen gehört habe, gehe ich davon aus, dass Sie dieser Brief mehr geärgert hat als angesichts des Charakters der Anzeige zu vermuten gewesen wäre.

      Schicken Sie mir aber bitte auf alle Fälle meine Unterlagen zurück.

      Besten Dank,

      Hunter S. Thompson

      AN SANDY CONKLIN:

      28. Oktober 1960

      San Francisco

      Liebe Prinzessin,

      der heutige Tag ist ein Wendepunkt auf der großen Jagd nach einem Job in San Francisco; es hat sich herausgestellt, dass ich in dieser Stadt vor Januar nichts Vernünftiges bekommen werde. Wenn Du wissen willst, warum das so ist, frag mich das nochmal in Deinem nächsten Brief. Wenn nicht, dann mach Dir einfach nichts weiter draus.

      Am Montag werde ich meinen Daumen Richtung Süden ausstrecken – Carmel, Monterey, Big Sur – und vielleicht schaffe ich es sogar bis nach Los Angeles. Was immer auch passiert, es wird in Ordnung gehen. Ich mach mir darum keine Sorgen, denn ich habe keinerlei Pläne. Ich will es nur bis an die Küste schaffen und jenes Kalifornien sehen, von dem immer alle reden. Ich versuche so weit zu kommen, wie mich jemand mitnimmt, werde am Strand schlafen (Schlafsack) und schlimmstenfalls um Essen betteln. Deine fünfzehn Dollar sind mein Glücksbringer, und Gott allein weiß, wo das alles enden wird; es ist, in dieser elenden Phase von Frustrationen, immerhin ein Aufbruch – was könnte da besser sein.

      Zuletzt habe ich mehr Interviews geführt, als es jeder halbwegs vernünftige Mensch aushalten würde. Und musste dermaßen viel Unsinn über mich ergehen lassen, dass ich spüre, wie das alles meinen Hals wieder hinaufsteigt; ich brauche jetzt einfach ein bisschen frische Luft. Jetzt kann ich auch die Selbstmorde an der Golden Gate Bridge verstehen; ich verstehe die Betrunkenen und die Nutten und die geistlosen Hedonisten, die die Bars und die Wohnungen im traurigen Telegraph Hill bevölkern. Diese Stadt hier ist nur eine Erweiterung von Alcatraz; wer einmal hier gelandet ist, steckt fest und kommt nicht mehr weg; denn die Menschen, die nach San Francisco fliehen, haben entweder nicht den Mut oder nicht die Zeit, noch mal neu anzufangen. Also versuchen sie, aus einer falschen Entscheidung irgendwie das Beste zu machen; und sie stehen das so lange wie möglich durch, indem sie so viel trinken, dass Schmerz und Enttäuschung und Frustration gedämpft werden – und wenn es dann immer noch weh tut, springen sie.

      Ich dagegen werde nur einen kleinen entspannten Ausflug machen. Wenn mir das Geld ausgeht, komme ich wieder zurück und schau mich nach einem Job als Parkwächter um. Sollte sich auch das als unrealistisch erweisen, werde ich durch die Wüste wandern, bis nach Glenwood Springs. Paul ist schon dort und hat vor, in Aspen bis Januar auf dem Bau zu arbeiten. Ich habe so meine Zweifel, dass ich es da länger als eine Woche aushalten würde, aber mal sehen. Mehr dazu nach meiner Rückkehr aus dem Süden.

      Bone & McGarr wollen beide bis 1. Dezember aus der Wohnung ausziehen. Bis dahin müssen wir irgendwas unternehmen. Mir ist klar, dass das meine Sache ist, stell Dich also darauf ein, wieder loszuziehen – in jede mögliche Himmelsrichtung.

      Im Moment sind es nur zwei Dinge, die ich mir wirklich wünsche – Dich und Zeit zum Schreiben. Den Leuten hier tue ich leid; sie können sich nicht vorstellen, was aus mir werden soll, und begreifen erst recht nicht, warum mir das nichts ausmacht. Das ist so traurig, dass es mich schon wieder zum Lachen bringt. Ich komme mir vor wie der Mann mit dem großen Geheimnis. Man sagt mir, dass ich Liebe brauche, und ich lächle still. Man sagt mir, dass ich ein Ziel brauche, und wieder muss ich lächeln. Nie würde ich ihnen verraten, wie glücklich ich bin, weil ich weiß, dass wir beide bald wieder zusammen sein werden – und dann könnten die Leute kein Mitleid mehr mit mir haben und würden sich noch schlechter fühlen als sonst. Wirklich, ich wünsche mir nichts sehnlicher, als mit Dir im Bett zu liegen, so lange, wie wir wollen, ein Dach über unseren Köpfen zu haben, was zu essen in unseren Mündern und in Ruhe gelassen zu werden. Das große Ding, das sind wir selbst, alles andere sind Belanglosigkeiten. Nur noch drei Wochen; leg Deine Yankee-Dollars auf die Seite; sie könnten den entscheidenden Unterschied ausmachen.

      Love, H

       1961

      »Jetzt, wo er dreiunddreißig war und wie fünfzig aussah, sein Geist gebrochen und sein Körper vom Alkohol aufgedunsen, zog er von einem Land ins nächste, verdingte sich als Reporter und machte jedes Mal so lange weiter, bis er gefeuert wurde. Normalerweise wirkte er abstoßend, doch in seltenen Momenten blitzte seine ins Stocken geratene Intelligenz auf. Sein Denken jedoch war vom Trinken und von seinem ausschweifenden Lebenswandel schon so im Verfall begriffen, dass es sich, wenn er es anwarf, wie eine alte Maschine verhielt, die in Fett schwamm und dabei kaputt gegangen war.«

      Hunter S. Thompson, The Rum Diary

      AN FRANK M. ROBINSON, ROGUE:

      Endlich bringt Thompson eine größere Geschichte in einem überregionalen Magazin unter: in Rogue, einem Männermagazin, das in seiner Ausrichtung mit dem Playboy vergleichbar ist. Er bekommt stattliche 350 Dollar für das folgende Porträt des wahren Big Sur, das mit seinen berühmten »Bädern« zum neuen In-Treffpunkt der Homosexuellen aus San Francisco geworden ist.

      »BIG SUR: DER GARTEN DER AGONIE«

      Wenn auch nur die Hälfte der Geschichten über Big Sur stimmt, hätte der Ort längst ins Meer abrutschen müssen; und es wären dabei so viele Wahnsinnige und Degenerierte ertrunken, dass eine Schiffsbrücke aus Körpern entstanden wäre, die bis nach Honolulu reichen würde. Die Vibrationen all der Orgien hätten die gesamte Bergkette von Santa Lucia zum Einsturz gebracht und die Zerstörung von Sodom und Gomorrha wie das kleinliche Werk eines Geizkragens aussehen lassen. An den westlichen Ausläufern würde das Land schlicht das Gewicht all der Sexfanatiker und Kriminellen, die hier angeblich leben, nicht tragen können. Die Erde selbst würde sich auftun und vor Ekel würgen – und über die langen steinigen Böschungen würde eine gespenstische Armada aus Nudisten, Schwulen, Junkies, Vergewaltigern, Künstlern, Flüchtlingen, Vagabunden, Dieben, Verrückten, Sadisten, Eremiten und jedem erdenklichen menschlichen Abschaum herabsteigen.

      Sie alle würden samt und sonders sterben – und, wenn es gerecht zuginge, würde es einer Armee von Touristen und Schaulustigen genauso ergehen. All die Leute, die hierher

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